Hallo!
Ich habe mich hier im Forum angemeldet, weil ich momentan eine wirklich schwere Zeit durchmache und mir einfach mal was von der Seele schreiben will. Ich möchte nicht dauernd Freunde und Familie behelligen und vielleicht würde es mir sowieso gut tun, mal ein paar außenstehende Meinungen zu hören.
Ich bin 25. Vor drei Wochen hat sich meine Freundin von mir getrennt. Wir waren drei Jahre zusammen und auch davor schon sehr eng befreundet. Wir sind praktisch ein bisschen miteinander aufgewachsen, wir haben so unglaublich viele Dinge miteinander geteilt, wahnsinnig schöne Augenblicke erlebt, wir waren uns total vertraut und nah. Wir hatten gleiche Interessen, gemeinsame Träume, wollten zusammen noch so viel von der Welt sehen und erleben .. Wir konnten immer offen über alles sprechen, nie gab es einen Vertrauensbruch, nie eine Sache, die man nicht wenigstens bereden konnte. Wir haben eine reflektierte Partnerschaft geführt, uns Gedanken um uns selbst und unsere Zukunft gemacht und nicht einfach so in den Tag hineingelebt, das habe ich sehr geschätzt. Ich liebe sie aus ganzem Herzen, und.. ich glaube zu wissen, dass ich ihr auch noch sehr viel bedeute.
Und dennoch ist diese Beziehung nun zerbrochen, weil sie in manchen Punkten so verfahren war, dass es einfach keinen anderen Weg mehr gab. Ich muss mir eingestehen, dass ich viel dazu beigetragen habe, wenn ich mir auch nicht selbst für alles die Schuld geben will - Die Schuldfrage ist sowieso kontraproduktiv denke ich..
Ich habe eine schwere Zeit durchgemacht, kam lange nicht mit meinem Studium zurecht, hatte aber auch nicht die Kraft und den Mut abzuspringen. Ich hatte es nicht leicht, mich von meinen Eltern zu lösen und mir ein eigenes Leben aufzubauen .. Dazu kommt, dass ich schon immer ein bisschen ein Problem damit hatte, unvoreingenommen auf andere Menschen zuzugehen und neue Leute kennen zu lernen. Ich habe zwar alte Freunde aus meiner Schulzeit, mit denen ich auch öfters was unternommen habe, aber das hat sich im Laufe der Zeit auseinander gelebt und neue Kontakte in meinem neuen Umfeld habe ich nicht gefunden oder vorschnell abgewiesen.
Ich habe den Fehler gemacht, mich zu sehr auf diese Partnerschaft zu stützen, sie dadurch zu sehr zu belasten. Und obwohl meine Freundin immer verständnisvoll reagiert hat, immer da war.. wurde es einfach irgendwann zu viel Verantwortung, die ich auf ihre Schultern geladen hatte und ich habe sie mehr gebraucht als es für einen Menschen zu verkraften ist. Wenn ich heute etwas ändern oder rückgängig machen könnte dann würde ich mir wünschen, dass ich mehr darauf geachtet hätte, auch mal alleine klar zu kommen, nicht jedes Problem bis zur völligen Erschöpfung mit ihr auszudiskutieren. Dass ich auch mal etwas Abstand erlaubt hätte, ihr nicht immer, wenn es eine Krise gab hinterher zu telefonieren .. aber in diesen Augenblicken war das einfach furchtbar schwer für mich
Sie hat ihren Teil dazu beigetragen, sie hatte und hat nämlich große Schwierigkeiten, zu wissen was sie will/nicht will und das klar zu artikulieren. Obwohl ich alles dafür gegeben hätte, sie glücklich zu machen und meine letzte Kraft darein investiert habe, dass sie sich bei mir wohl fühlt muss ich mir doch eingestehen, dass ich oft auch zuerst an mich selbst gedacht habe, gerade bei alltäglichen Dingen.. Die Trennung hat sie u.a. damit begründet, dass sie sich nie richtig gegen mich durchsetzen konnte, dass sie das Gefühl hat, dass wir uns in dieser Beziehung im Kreis drehen und nicht zusammen weiter kommen.
Ein weiteren Punkt, den ich noch ansprechen will ist die S.. Wir hatten vor unserer Beziehung eine sehr gute Freundschaft, kannten uns schon lange, und so war von Anfang an zwar viel Vertrauen aber leider auch weniger Anziehung und Prickeln da. Wir fanden uns gegenseitig immer sehr attraktiv, der S. war schön .. Aber wir beide haben uns doch auch immer wieder gefragt, ob es da nicht noch mehr geben muss, gerade ich hatte oft das Gefühl mich noch mal ausprobieren zu wollen.
Vor drei Monaten bin ich schließlich berufsbedingt in ein anderes Bundesland gezogen (wir hatten vorher schon eine Wochenendbeziehung, in sofern war das keine so große Umstellung für uns), ich habe einen Job gefunden, in dem ich mich nun endlich wohl fühle und hatte den Eindruck, dass sich etwas bewegt in meinem Leben und dadurch eben auch in der Beziehung.
Dennoch blieb das Gefühl, dass wir vielleicht einfach 10 Jahre zu früh zusammen gekommen sind, dass unser Leben noch aus großen Baustellen besteht, die nur jeder für sich alleine anpacken kann, und deshalb nun die Trennung. Ich verstehe dies alles rational, ich kann es ihr überhaupt nicht übel nehmen, im Gegenteil .. sie möchte auch einfach nur glücklich werden, und das wünsche ich ihr aus ganzem Herzen.
Trotzdem geht es mir furchtbar elend. Mein bisheriger Lebensentwurf liegt in Trümmern, ich weiß überhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf steht, was noch von mir übrig ist. Es scheint, als wäre alles irgendwie mit ihr verbunden. Es fühlt sich an, als würde all die Wärme und Geborgenheit, die ich in den letzten Jahren an ihrer Seite empfinden durfte langsam aus mir sickern.. und nur Leere zurückbleiben.
Manchmal bin ich ganz kalt und klar im Kopf und kann das alles rational sehen, kann meiner Arbeit nachgehen, meinen Tagesablauf erledigen. Und manchmal bricht eine Erinnerung hervor und ich weiß nicht, wie ich diesen Schmerz aushalten soll. Ich vermisse sie wahnsinnig, ich vermisse die Berührung ihrer Hände, ihre Stimme, ich vermisse all die kleinen Eigenheiten und auch die kleinen Fehler, die ich so an ihr geliebt habe. Ich denke ständig an die vielen wunderschönen Dinge, die wir zusammen erlebt haben und all die einzigartigen Erfahrungen, die wir geteilt haben. Ich fühle mich oft sehr alleine, als würde die Hälfte von mir fehlen ..
Ich habe furchtbare Angst, sie ganz zu verlieren, einen Menschen zu verlieren, der mir näher stand als je ein anderer zuvor. Ich träume sehr davon, dass dies nur eine Phase ist, dass wir beide uns nun um uns selbst kümmern, dazu lernen, uns mit unseren Problemen auseinander setzen und an uns arbeiten .. vielleicht neue Erfahrungen sammeln .. aber eines Tages wieder zueinander finden - eigentlich war das alles viel zu wertvoll und zu schön, um es zu verlieren, nur weil wir noch nicht so weit sind. Ich weiß, dass es ihr ganz genauso geht, dass sie den selben Wunsch hat (wir haben darüber gesprochen)...
Vielleicht hört sich das alles furchtbar naiv an, vielleicht ist es das auch aber.. ich weiß im Moment einfach nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Ich würde so gerne darauf vertrauen, dass alles seinen Weg nimmt, dass alles so kommt, wie es kommen soll und dass eines Tages ein Zustand erreicht wird, mit dem wir beide wieder glücklich sein können, sei es als Freunde oder wieder in einer Beziehung..
Danke fürs Zuhören.
27.10.2011 14:13 •
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