@gastpro
Warum verzichtet man(n) auf die Liebe?
Vielleicht weil es DIE Liebe gar nicht gibt, wovon wir immer so träumen.
Was ist Liebe? Ist das, was wir als Liebe definieren nicht oft ein unglaubliches Begehren, eine Magie, die wir uns einreden, gesteuert von einem Hormoncocktail?
Ein Leben, in dem alles seinen Gang läuft. Die Ehefrau kein heisser Feger mehr, zusammen 2 Kinder, der Beruf schal und langweilig. Man chattet in einer Partnerbörse oder bei Tinder. Und plötzlich, oh je da steht sie (oder auch er) vor einem. Die absolute Traumfrau (die bei näherem Hinsehen aber die gleichen Defizite hat wie die Ehefrau). Sie macht Komplimente, gibt ihm das Gefühl, wieder begehrt zu sein.
Ein Déja vu an die wunderbare Zeit zwischen 25 und 30 kommt wieder hoch. Ach, könnte man doch das Rad zurückdrehen. Es wird geflirtet, gebalzt, die Welt ist rosarot und das Leben hat wieder einen Sinn. Ups, mist es gibt ja noch die Familie, das Haus, den Garten, die Schwiegermutter etc. Es wird ausgeblendet in den heißen Nächten, wo man sich sooo nahe ist, das Gefühl von kompletter Verschmelzung hat. Er/Sie verspricht ALLES. Der S. ist unglaublich.
Wie konnte man nur seine Ehefrau damals heiraten, wenn es doch eine so tolle andere Frau auf der Welt gibt. Das ganze geht Wochen, Monate (in seltenen Fällen vielleicht auch Jahre). Es liegt in der Natur des Menschen, dass er MEHR möchte. Meist geht das dann von einem aus, der mehr liebt.
Einer wird jetzt vor die Wahl gestellt. Entscheide DICH. Für MICH. Wir lieben uns doch.
Jetzt beginnt die Problemphase. Er/Sie kann sich NICHT entscheiden. Warum auch? Vom fast abbezahlten Haus, die Kinder sind groß, man hat eine Ehe, wo man weiß, was man hat und jetzt soll man in eine 2-3 Zimmer Wohnung ziehen. Mit 50 wirklich nochmals neu anfangen? Und was wenn sie mich verlässt?
Jetzt kommt die ANGST durch. Was wenn die denkt, dass der S. immer so toll bleiben soll? Passen wir überhaupt im Alltag zusammen?
Und jetzt der größte Faktor: GELD. Der erledigt sich natürlich, wenn die AF oder AM um einiges wohlhabender ist, als der EM oder EF. Denn dann fällt man weich und dann ist die Chance einer Trennung größer.
Denn sind wir mal ehrlich, um was geht es in dieser Welt wirklich? Um S. und GELD. Wobei das Geld die stärkste Antriebsfeder ist. Bei Männern wohlgemerkt!
Jetzt hat sich der arme Mann krumm gearbeitet für die Familie. Und jetzt soll er sich vom liebsten trennen was er hat? Ich spreche hier vom GELD, nicht von der Familie. (Ausnahmen mag es geben). Plötzlich setzt der Verstand wieder ein, der vorher an einer anderen Stelle war. Dieses dumme Geschwätz von wegen ich liebe meine Kinder, ich kann meiner Frau nicht wehtun, alles bla-bla-bla. Es geht ihm ums liebe Geld. Davon kann und will er sich nicht trennen.
Und dann passiert das, was wir hier in tausendfacher Variation lesen können. Es geht um Schmerz. Sie merkt, dass er zwar sagt, dass er sie liebe, aber sie fühlt es NICHT. Und damit liegt sie richtig.
Er geht also zur Familie zurück. Glück (vielleicht) wenn die Ehefrau nichts mitbekommen hat. Dann kann er so tun als ob und irgendwann geht er wieder (wie ein Kater) nach draussen und erweitert wieder sein Gebiet. So fängt ein Kreislauf wieder von vorne an.
Die meisten Männer bleiben lieber im großen Unglück, als sich auf die Suche nach der Liebe, dem großen Glück zu machen. Sie suhlen sich in ihrem Bewundertwerden von 2 Frauen, aber am Ende haben sie keine Eier in der Hose und lieben ihre SICHERHEIT und Bequemlichkeit. Und das schlimmste ist, dass sie noch zu feige sind, das klar zu kommunizieren.
Viel weniger Drama gäbe es, wenn ER klar sagt, du ich begehre dich, ich liebe dich auch auf eine Art und weise, aber ich möchte meine Sicherheit nicht aufgeben. Ich möchte abends auf dem Sofa weiterhin furzen und mich in Jogging Hose gehen lassen, und mir dir gelänge mir das nicht, da habe ich Angst, dass du mich verlässt.
Damit wäre wohl dann auch die Anziehung und ero. flöten, aber auch das jahrelange Leid und hinterherlieben der AF.
Ganz schwierig ist es bei Variante 2, wenn die EF alles mitbekommt, ihn zurücknimmt.
Dann beginnt Drama 2. Denn diese Ehe wird nie mehr das sein, was sie zuvor war. Eine Bindung voller Vertrauen und Zuneigung. Denn die EF (wenn sie denn klug ist) weiß, dass sie eigentlich ein Platzhalter ist. Ein Platzhalter, die ihm seine Wäsche bügelt, dafür sorgt, dass die Buchsbäume geschnitten sind und abends das Essen auf dem Tisch steht.
Sie muss gute Miene machen, wenn die Kinder samt Enkelkinder kommen, muss heile Welt spielen und hat den Betrüger doch täglich an ihrer Seite. Spätestens mit Anfang 60 wird sie feststellen, dass ihr Leben mit ihm eigentlich sch. war.
Die Ehe geht täglich mehr den Bach herunter. An seinem Grab wird sie dann nicht weinen, sondern vielleicht erleichtert sein.
Und die AF? Die träumt dann immer noch, dass es mit ihm die große Liebe war. Denn sowas hat sie nie mehr erlebt wie mit ihm. Klar, sie hat ja auch nie den wirklichen Mann erlebt mit all seinen Fehlern und Problemen. Sie hat ein Phantom geliebt. Den herrlichen Liebhaber und Charmeur.
Und kein anderer kann an ihn herankommen, denn die anderen sind ja reale Männer und die sind nunmal keine Prinzen, sondern Menschen und keine Phantasiegestalten.
Aber wir alle lieben Märchen und wir lieben Phantasiegestalten und deshalb wird es dieses Forum noch in 1000 Jahren geben.
Wenn wir aber - alle - lernen und verstehen können, dass das, was uns gerade passiert, zu unserer Entwicklung dient und der Schmerz gar nicht so schlimm ist, sondern zum Leben dazugehört. Und wenn wir dann noch irgendwann akzeptieren, dass das alles auch so sein darf, dann können wir vielleicht wieder schneller lächeln, dankbar sein dass es gewesen ist und einfach über uns selbst - nachsichtig und milde - lächeln.
Wir sind nicht krank, wir sind normal, aber wir sind auch Träumerchen. Und auch das dürfen wir sein.
Ich möchte klar betonen, dass auch wenn ich jetzt hauptsächlich hier die Ehe-Männer etwas auf die Schippe genommen habe, es genauso auch für Ehe-Frauen gilt. Es ist aber meist so, dass die Männer viel weniger Konsequenzen ziehen als die Frauen.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass für eine Frau die Liebe (fast) immer Priorität 1 hat, für Männer ist es das GELD. Ausnahmen bestätigen hier die Regel.
Es geht mir nicht darum, zu richten. Wir alle sind Menschen. Und Menschen dürfen Fehler machen. Es geht mir darum, aus der Liebessehnsucht etwas in die reale Welt zu kommen. Denn man kann sich hier in einem Dschungel der Gefühle verirren, und das tut niemandem gut.
Ich wünsche euch für 2019 ganz viele Träume, aber wenn es ernst wird, schaltet den Verstand ein. Auch die LIEBE verträgt ein bisschen Realismus, die Schmetterlinge dürfen trotzdem zahlreich fliegen.
28.12.2018 12:11 •
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