Manchmal geraten wir in Situationen, die Einfluss auf unser gesamtes Leben nehmen und dennoch nicht von uns (allein) entschieden werden können. Wenn eine Frau schwanger wird, dann hat der Mann zwar im besten Falle ein Mitspracherecht, zu aller Letzt ist es aber ihre Entscheidung.
Ich denke nicht, dass Du dich damals dafür entschieden hast, sie zu lieben. Du hast dich für Euer gemeinsames Kind entschieden, das ist ein großer Unterschied. Vielleicht sogar nur, weil Du wusstest, dass Du keinen Einfluss auf diese Entscheidung nehmen konntest.
Du formulierst sehr klar und deutlich, dass Du sie nicht mehr liebst, dass Du ihr keine Zuneigung mehr zeigst oder zeigen kannst. Warum, habe ich nicht rauslesen können, aber spielt auch in diesem Problem keine Rolle. Du bist dir deiner Gefühle ziemlich klar und fragst dich letztendlich: Kann ich Sie verlassen, wenn wir doch ein Kind gemeinsam haben? Wie oft werde ich meine Tochter dann noch sehen? Und setzt sie unser Kind vielleicht sogar als Druckmittel gegen mich ein?
Was Du nicht tun kannst, ist einfach zu gehen, aber das weißt du.
Man möchte meinen, dass die glücklichsten Kinder die sind, die in einem intakten Elternhaus aufwachsen, genügend zu essen, Kleidung und Spaß haben und geliebt werden. Nirgends in dieser Beschreibung steht, dass in diesem Elternhaus zwei verheiratete oder zusammenlebende Elternteile existieren müssen. Kinder sind sehr aufmerksam, sie bemerken, wenn Mama und Papa ein großes Problem miteinander haben und sie definieren dadurch ihre eigenen Vorstellungen von Liebe, Beziehung, erwachsen und Eltern sein. Irgendwann stellen sie vielleicht für sich fest: Ich habe immer gewusst, dass Papa Mama nicht geliebt hat, dass Papa immer alles ausgehalten hat und deswegen so viel Last auf sich trug. Und weil ich gelernt habe, dass die Liebe so funktioniert, halte ich heute auch alles aus.
Wenn Du das verfolgst, was für Dich richtig und gut ist, aber dabei immer das Wohl der anderen, das deiner Tochter und ihrer Mutter, im Auge behältst, wird es nicht nur Dir besser gehen, deine Tochter wird in dem Bewusstsein aufwachsen, dass es wichtig ist, auf sich selbst zu hören. Nur musst Du es vermitteln können. Du musst da sein, Dich kümmern, aufrichtig und ehrlich zu ihrer Mutter sein, ihr eines Tages erklären, warum Du nicht mehr mit ihrer Mutter zusammen sein konntest. Bis dahin tue alles in Liebe zu deinem Kind, sei ehrlich zu deiner Freundin, denn sie weiß es in ihrem Innern garantiert auch schon lange...