Hallo Peter S.,
du schreibst, es sei für dich zunächst verwirrend gewesen, dass deine Frau mit dir über ihren Wunsch nach S ex gesprochen hat, und dass ihr nicht weiter darüber gesprochen habt.
Es ist schade, dass du deine Frau bei diesem Thema nicht ernst genommen hast. Und es ist schade, dass sie ihre Bedürfnisse einfach hinter deinem Rücken erfüllt. Hinterher ist man immer schlauer, aber für eure Zukunft erscheint es mir essentiell, dass ihr lernt, miteinander über eure Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen bzw. den anderen mit ebenjenen ernst zu nehmen. Nun ist das Kind im Brunnen - aber wer sagt eigentlich, dass deine Frau diese Affäre nicht angefangen hätte, wenn in eurem Bett alles prima laufen würde? Einfache Ursache-Wirkung-Theorien gehen oft nicht auf.
Du sagst, du liebst deine Frau und möchtest sie nicht verlieren, es ist verständlich, dass die aktuelle Situation dir Angst macht. Andererseits sagst du, deine Frau habe das Verhältnis bereits seit einigen Monaten.
Woran hast du gemerkt, dass sie eine Affäre hat? Gibt es für dich außer deiner eigenen Verunsicherung Anzeichen dafür, dass sie plant, dich zu verlassen? In diesem Fall hättest du wahrscheinlich unabhängig von deinem weiteren Vorgehen eher schlechte Karten.
Die Tipps, mit ihr auf erektionsfreie Befriedigungsvarianten auszuweichen, sind sicher schön um zwischen euch wieder Nähe herzustellen, als Mittel, sie dadurch von ihrer Affäre abzuhalten, halte ich sie jedoch nur bedingt für tauglich. Fremdgehen besteht meist aus mehreren Faktoren und geschieht nicht unbedingt nur aus dem reinen Wunsch nach (penetrativem) S ex. Mit einer Affäre geht ja auch das Gefühl eines Abenteuers, das Begehrtwerden und Begehren einher, das man so intensiv innerhalb einer langjährigen Beziehung nur sehr selten verspürt. Dies könnte nach einigen Monaten allerdings auch schon wieder abgeflaut sein. Aber das ist eh alles reine Spekulation und kann nur von deiner Frau beantwortet werden.
Bevor du entscheidest, wie du weiter vorgehst, kannst du die Zeit, in der sie noch nicht weiß, dass du es weißt, dazu nutzen dich innerlich zu der Angelegenheit zu positionieren. Damit hast du ja schon angefangen, indem du hier Meinungen einholst.
Ist eine außereheliche Beziehung deiner Frau für dich grundsätzlich inakzeptabel? Dann fallen mir zwei Möglichkeiten ein, die beide beinhalten, sie mit deinem Wissen zu konfrontieren:
- Du erklärst ihr, dass ihr heimliches Fremdgehen inakzeptabel und aufgrund des Vertrauensbruchs unverzeihlich für dich sei und trennst dich von ihr, mit allen entsprechenden Konsequenzen.
- Du kannst von ihr verlangen, die Affäre zu beenden, und im Gegenzug anbieten, ihr die Lüge zu verzeihen, sodass ihr eure Ehe weiter führen könnt. Auf euch wartet dann die Aufgabe, eine Versöhnung erfolgreich zu gestalten sowie die s exuelle Schieflage zu bewältigen, die deiner Vermutung nach die jetzige Situation ausgelöst hat. Auch läufst du Gefahr, dass deine Frau, vor eine solche Wahl gestellt, sich gegen dich entscheiden könnte.
Ist ein außereheliches Verhältnis deiner Frau für dich eine abzuwägende Alternative für eure gemeinsame Zukunft? Dann fallen mir drei Möglichkeiten ein, mit der Situation umzugehen:
- Du kannst dein Wissen für dich behalten und die Existenz der Affäre verdrängen und ignorieren. Dazu musst du in der Lage und willens sein, möglicherweise auftretende negative Gefühle wie Angst, Misstrauen, Scham und Selbstzweifel allein zu bewältigen.
- Du kannst dein Wissen vorerst für dich behalten und die Affäre tolerieren, so lange du nicht das Gefühl hast, dir dadurch zu schaden. Nebenbei könntest du den Schrecken, den deine Frau dir ungewollt eingejagt hat, als Antrieb dazu nutzen, eurer Ehe durch frisches Engagement neue Substanz zu verleihen, in der Hoffnung, damit ihre Bindung an dich zu stärken.
- Du kannst die Aussprache mit deiner Frau suchen, herausfinden, was ihre Affäre ihr tatsächlich bedeutet und ob bzw. wie sie zu dir steht. Dies nimmt der Heimlichkeit, die zur Zeit zwischen euch ist, die Schärfe, und könnte mehr Nähe ermöglichen, vielleicht sogar mit der Folge, dass deine Frau sich wieder mehr auf dich besinnt und freiwillig ihre Affäre beendet, vor allem wenn ihr eure gemeinsame S. wieder aufleben lasst (falls sie dazu bereit ist).
- Du kannst die Aussprache mit ihr suchen, und wenn dabei herauskommt, dass sie dich liebt und auf keinen Fall verlassen möchte, aber eben auch bei ihrer Affäre findet, was ihr wichtig ist, habt ihr die Möglichkeit, gemeinsam zu überlegen, ob sie diese mit deinem Einverständnis forführen kann und wenn ja, welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind, damit du ihr das vertrauensvoll und angstfrei gewähren kannst.
Es gibt sicher noch einige Möglichkeiten mehr, aber die fallen mir gerade nicht ein. Deutlich ist aber, dass in fast allen Varianten ein Gespräch vorkommt - eine möglichst unaufgeregte, vorwurfsfreie, aufrichtige Gesprächsführung deinerseits ist dabei eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ihr tatsächlich einen gegenseitigen Erkenntnis- und Verständnisgewinn erzielen könnt.
Nun bist am Ende des Tages du selbst derjenige, der am besten weiß, wie du über diese Dinge denkst und wie deine Frau tickt. Was glaubst DU denn, in welche Richtung dein Denken, Fühlen und in der Folge Handeln am ehesten tendiert?
18.10.2012 01:30 •
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