Zitat von Eremit:Ich gebe einfach gerne in einer Beziehung, mich voll reinzuhängen, die Belange meiner Partnerin noch vor meine eigenen zu stellen, meine Partnerin auf Händen zu tragen und zu versuchen ihr so viel Last von den Schultern zu nehmen wo immer ich kann, Jederzeit zur Seite zu eilen wenn es irgendwo brennt ... das bin ich.
Ich mache das nicht weil ich glaube ich müsste das tun um von ihr geliebt zu werden, ich mache das weil ich es gerne mache, weil ich mich wohl dabei fühle und es mir ein gutes Gefühl gibt.
Ich will damit nicht aufhören ... ich will mich nicht zurücknehmen um Spielchen zu spielen oder mich rar zu machen .... ich will damit nicht aufhören damit ein Gleichgewicht aus Geben und Nehmen entsteht denn das würde bedeuten ich würde mich verbiegen für diese Beziehung ...
das bin ich, so bin ich und so bleibe ich und zwar mit allen Konsequenzen ... zu diesem Entschluss bin ich seit letzter Woche für mich gekommen.
Meine Erfahrung dazu ist, dass man in diesem Leben so lange seine Runden dreht, bis man lernt, was man lernen muss. Und wenn es eine Erkenntnis gibt, zu der ich in den letzten 20 Jahren kommen durfte, dann ist es die, dass es keinen Menschen auf dieser Welt geben darf, der dir wichtiger ist, als du selbst. Du selbst solltest dir der wichtigste Mensch auf dieser Welt sein. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich das Wohl meiner Kinder über meines gestellt und das endete in einem Zusammenbruch - das hat meinen Kindern dann auch nichts geholfen. Und Kinder sind nun wirklich schutzbedürftige Wesen, die absolut abhängig von uns sind und sogar da ging es nicht gut, als ich ihr Wohl über meines gestellt habe. Das heißt nun nicht, dass ich im Falle einer Katastrophe nicht mein Leben für sie geben würde. Aber das Leben spielt sich ja in der Regel nicht in diesen Extremen ab, sondern (in unseren Breitengraden) im normalen Alltag.
Das ist also meine Erfahrung: Solange du dich selbst nicht als den wichtigsten Menschen in deinem Leben ansiehst, wirst du immer und immer wieder ähnliche Beziehungen führen und ähnliche Erfahrungen machen. Wenn dir das Wohl deiner Partnerin wichtiger ist, als dein eigenes, wirst du auf Dauer gegen dich selbst arbeiten und deine Integrität verraten. Du wirst wahrscheinlich sehr viel geben und trotzdem wenig bekommen, denn wenn du dich selbst nicht achtest, warum sollten das andere tun? Und wie soll man sich seine Bedürfnisse erfüllen, wenn einem fremde Bedürfnisse wichtiger sind? Wie soll man sich abgrenzen, wenn man umsichtiger mit fremden als den eigenen Grenzen umgeht?
Du hast jedes Recht der Welt genau so weiterzumachen wie bisher, aber ob du dann bekommst, was du dir erhoffst? Ob dein Bedürfnis erfüllt wird, eine liebevolle und achtsame Beziehung auf Augenhöhe zu führen?
Vieles von dem, was du schreibst, ist nämlich alles andere als liebevoll und achtsam. Es ist nicht liebevoll, wenn dich deine Freundin mehrfach hintereinander antanzen lässt, damit du ihr ihren Sohn abnimmst. Das kann man MAL machen, dagegen ist mit Sicherheit nichts zu sagen. Aber, dass du sie wieder und wieder besuchst und dann noch bei der Begrüßung mit schlechter Laune empfangen wirst, das ist traurig. Wenn ich weiß, dass ich gerade keine Zeit oder Lust habe, dann lasse ich meinen Partner gar nicht erst losfahren. Dann sage ich höflich ab. Und WENN du ihr schon so unfassbar oft hilfst und sie über die Maßen entlastest, dann würden mir aber spontan 1000 Dinge einfallen, wie ich dir etwas zurückgeben könnte. Mit Sicherheit gehört es da nicht dazu, dass ich mich an einem der sehr wenigen gemeinsamen Wochenende, an dem es zig erwachsene Babysitter gibt, so kalt und unnahbar meinem Partner gegenüber zeige. Das wäre doch DIE Gelegenheit gewesen, für (mindestens) einen ausgedehnten gemeinsamen Spaziergang ganz alleine. Da sind mir doch nicht die Schwestern wichtiger! Aber auch da nimmst du dich vollkommen zurück. Du hast nichts erwartet, nichts angemeldet, dich nicht beklagt...und hast auch nichts bekommen. Und der Knaller ist, dass du dafür auch noch Verständnis aufbringst. Ich kenne dich nicht, aber alleine das zu lesen, dass du das schulterzuckend akzeptiert hast, hat mich sehr betroffen gemacht. Was bist du dir eigentlich wert?
Und, was heißt...sie ist so erzogen. Wer von uns hatte schon eine glückliche Kindheit bei glücklichen Eltern, in glücklicher Beziehung? Die meisten von uns haben doch einen Knacks ab und sind gelinde gesagt nicht wirklich optimal ins Leben begleitet worden. Die allermeisten Erwachsenen tragen ihre verletzte Kinderseele noch in sich. Wenn das anders wäre, wäre unsere Welt wohl in einem etwas besseren Zustand.
Und auch da muss man sich entscheiden, ob man einen Partner möchte, der seine Verletzungen kultiviert und stehen bleibt oder der selbstbestimmt sagt:Nein, das will ich so nicht mehr, das will ich auch für meine Kinder nicht, das tut mir nicht gut. Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich die Dinge anders gestalten kann, aber ich werde es anders tun, irgendwie. Das nennt man Entwicklung. Auch deine Freundin hat diese Option. Wir sind doch inzwischen erwachsen und können neue Ideen entwickeln und neue Wege gehen.
Schade, dass deine Parterin sich gezwungen sieht, dieses Studium anzufangen. Es scheint ja kein selbstbestimmter Wunsch zu sein. Wenn es so wäre, dann würde sie das mit einer anderen Leidenschaft und vor allem mit Fröhlichkeit und Leichtigkeit tun. Nun, sie hat sich dafür entschieden und das ist ihr Recht. Dein Recht ist es aber, zu entscheiden, ob du das so auch für dich willst. Und da ist Ich habe ihr versprochen, dass...!, nicht wirklich ein stichhaltiges Argument. Du bist ein freier Mensch in einem freien Land. Du hast keinen Pakt geschlossen und auch keinen 20-Jahres all-inclusive- Vertrag unterschrieben. Du darfst deine Meinung ändern, kommt in den gesündesten Beziehungen vor.. Versprechen solltest du in Zukunft sowieso nichts mehr. Warum knebelst du dich so? Du darfst jederzeit deine Bedürfnisse anmelden und deine Grenzen aufzeigen, du darfst dich selbst wichtig nehmen. Du musst dich selbst wichtig nehmen. Aber dir fällt das schwer, weil dann die Fremdbestätigung ausbleibt und damit kannst du schwer umgehen. Ich frage dich nochmals: Was bist du dir selbst wert?