diver hier kommt Teil drei. Es hat mir geholfen alles für dich (und vielleicht auch für mich?)aufzuschreiben. Daher auch von mir danke dass du deine Geschichte geteilt hast. Ich habe daran gesehen was ich hätte anders und (vielleicht besser?) machen können wo ich bisher immer dachte 'ich konnte doch nicht anders' also so ging es weiter:
Mit meinem Freund hatte ich drei Monate eine wunderschöne Zeit in der er eine Aufdeckung fast schon provoziert hat. Wir haben den Verein nach vorne gebracht und uns dann zunehmend auf uns konzentriert. S. war erstaunlich selten alles dabei aber nichts ungewöhnliches irgendwie magisch aber nie die Hauptsache. Wir haben viele Ausflüge gemacht. Er hat mir sogar seine Kinder vorgestellt. Ich war sehr viel vorsichtiger aber sein Mut hat mich beeindruckt. Es ging mir super gut in dieser Zeit. Ich war hoch leistungsfähig und habe auch die Familiendinge gut hingekriegt und war die ganze Zeit mit meinem Freund in Kontakt von früh bis Mitternacht. Schlaf brauchte ich kaum.
Irgendwann war ich dann allerdings nur noch aufgedreht. Mein Freund hat angefangen zu rechnen wie wir uns einen Neustart leisten könnten, hat mich gefragt ob ich zu ihm stehen würde wenn seine Frau ihm die Koffer vor die Tür stellt. Ich sagte ja aber wäre kein guter Start so ad hoc. Und dann bin ich zurückgerudert weil ich keinen Plan hatte. Ich habe ihn gefragt wie es umgekehrt wäre und er sagte er könnte das nicht. Ich habe ihm gesagt dass ich mich meinem Mann durchaus verpflichtet fühle auch wenn ich ihn nicht mehr lieben würde wir sind eine Familie. Auch mal dass ich mir nicht vorstellen könnte das meinen Kindern zu erklæren. Das war kurz vor Weihnachten. Ich war auch sauer dass er von mir was erwartet was er umgekehrt nicht bieten kann oder will.
Jedenfalls hat er den Kontakt von jetzt auf gleich eingestellt mit Beginn der Weihnachtsferien. Die waren für mich stressig musste arbeiten und Familienprogramm. War sehr traurig. Mein Mann hat sein Ding gemacht und fand es doof dass ich gearbeitet habe. Ich dachte es ist besser meinen Freund in Ruhe zu lassen und nur geschrieben ich hoffe dass sich das nochmal ändert. Ich weiß bis heute nicht was passiert ist bei ihm und denke immer noch seine Frau hat ihre Karten wohl gut ausgespielt in dieser Zeit.
Jedenfalls hab ich ihn nach den Ferien im Verein wiedergetroffen und er sagte mir dass er mich noch liebe aber seine Frau auch und er das nicht mehr weiterführen könne. Ich habe nicht viel gesagt glaube ich. Ich war erst mal sogar erleichtert dass die Situation des hin und hergerissenseins ein Ende hatte und eine Entscheidung gefallen war.
Habe mich in die Arbeit gestürzt und immer mehr Erfolg gehabt. Mit meinem Freund gab es im Verein viel Stress viele Streitereien abwechselnd mit Liebesbekundungen er hat mich ignoriert und ich war darüber so böse dass ich verbal so scharf geschossen habe wie nich nie in meinem Leben. Tut mir heute noch leid. Es war böse aber wahr. Ich habe ihn aber nie gefragt was ich wirklich wissen wollte weil ich dachte er wird mir dann gar nicht mehr antworten. Mein Mann hat sich weiter beschwert dass ich mich nicht mehr um die Kinder kümmere.
Nach zwei Monaten war dann für meinen Freund die Gelegenheit sich aus dem Verein zurückzuziehen er hatte mir das auch angekündigt und dann kam er gar nicht mehr. Ich habe noch versucht ihn zu überreden weiter mitzuarbeiten aber er ist konsequent nicht mehr erschienen. Die wenigen Nachrichten die er mir dann auch alle umgehend beantwortet hat waren klar. Er habe damit abgeschlossen und wolle keine Neuauflage. Er wolle auch nicht mehr reden.
Mein Liebeskummer und meine Sehnsucht haben mich emotional fast zerfetzt. Mit niemand reden zu können war das Schlimmste. Der Abstand hat aber immerhin dazu geführt dass es sich beruhigt hat. Ich habe dann mit meinem Mann geredet aber nichts von der Affaire gesagt. Stattdessen die Verletzungen und die Entwicklung der letzten Jahre erzählt. Mein EM hat mir zum ersten mal seit langem wieder zugehört. Und sogar sein Verhalten mir gegenüber im Alltag verändert zum ersten Mal Dinge mitgemacht die mir Spaß machen z.B. Selbst meine Kinder haben bewusst oder unbewusst ihren Teil getan. z.B. durch Geburtstagsgeschenke die das treffen was ich seit Jahren wünsche. Und unbewusst glaube ich auch durch das Schaffen von Problemen z.B. in der Schule die das gemeinsame Eingreifen beider Eltern gemeinsam erfordern (vorher nie nötig).
Ich dachte wirklich ich sei dabei wieder da anzukommen. Mein Mann erklärte mir die Wertschätzung aller für die Jahre davor in denen ich zu oft gehört hatte was ich alles nicht gut genug gemacht habe und ich solle mir mal einen richtigen / anspruchsvolleren Job suchen dann könne ich erst mitreden etc. Und dann eben signalisiert dass ich ja jetzt mit meiner Selbstfindung mal aufhören könne und auf Teilzeit gehen. Ich habe ihm gesagt dass ich meinen Job liebe mir zwar alles etwas viel ist aber mir Erfolgserlebnisse gibt die ich nicht mehr missen will dass ich da nicht zurück will.
Manchmal denk ich er glaubt wohl dass ich midlifekrise hab und mir der Stress irgendwann doch zu groß wird. Dann dass ich ihm Zeit lasse zu merken dass mir ernst ist damit dass sich was ändern muss damit ich wieder glücklich bin. Dass ich nichts jetzt entscheiden muss da es ja jetzt keinen anderen Mann mehr gibt und damit keinen Zeitdruck. In der Zeit in der Affaire kommen ja neben der Frage einer möglichen freiwilligen oder unfreiwilligen Offenlegung ständig neue Gefühle und gegenseitige Verletzungen hinzu. Ich will also ganz sicher auch nicht mehr zurück in meine Affaire.
Nun ist mein Ex wieder im Verein aufgekreuzt nur ab und zu und da ich auch seltener hingehe haben wir uns 1x getroffen ich erfahre aber immer erst hinterher wenn er da war. Dieses Zusammentreffen nach 3 Monaten war ... nicht gut. Die meiste Zeit tun wir so als ob wir uns nicht kennen ab und zu Geplänkel mit den andern jedes persönliche Wort ist tabu. So wollte er es auch in einer der wenigen Nachrichten nach seinem kompletten Rückzug.
Für mich fühlt es sich jetzt wieder so an wie in der Zeit kurz vor und nach dem cut. Was absurd ist weil die Sache beendet ist und keiner der Beteiligten irgendwas tut. Ich fühle mich trotzdem hin und hergerissen und finde keine Ruhe in meinem Gedankenkarussell. Deshalb bin ich hier gelandet. Ich wollte bei meiner Familie bleiben aber ich merke dass ich da noch lange nicht entschieden habe und ich will meinen Freund zurück in meinem Leben aber es gibt nach wie vor keinen Weg dazu und er will oder kann es ja auch gar nicht. Ich weiß nicht ob seine Frau von uns weiß er sagte mal nein aber ich weiß nicht ob es die Wahrheit war. Ich kenn sie nur flüchtig, aber bei einem zufälligen Zusammentreffen hat sie mich so wütend angeschaut.
Mir ist klar dass ich ihm aus dem Weg gehen muss denn es verwirrt mich noch mehr in meiner Entscheidung was ich mit meiner Partnerschaft mache wenn ich ihn nur sehe. Manchmal denke ich er hat mir den Weg frei gemacht für eine unbeeinflusste Entscheidung, dann wieder er hatte seinen eigenen Ambivalenzkonflikt dann wieder er hat einfach kalte Füße gekriegt. Es kann und muss mir egal sein und meine Wut auf ihn ist verraucht. Aber er ist in meinen Gedanken und das ist nicht gut. Ich bin kein guter Partner im Moment egal für wen.
Wenn ich mit meinem Mann wieder glücklich werden will muss ich irgendwann mit ihm reden glaube ich - aber solange ich als erstes den Impuls habe mir das ok meines AP einzuholen und mich frage ob es dann illoyal ist sehe ich dass ich mir echt dauernd was vormache. Und was es bei meinem Mann auslöst kein Ahnung. Ich will in meiner Familie bleiben die wollte ich nie drangeben auch als ich noch in der Parallelbeziehung war. Aber in meiner Paarbeziehung wie sie vorher war bin ich nicht glücklich. Wenn ich das werden will und bleiben muss ich dann reinen Tisch machen? Mit dem Risiko dass er dann geht. Ich bin so zerrissen dass ich manchmal denke es wäre besser wenn er diese Entscheidung trifft und ich bin aus der Nummer raus sozusagen. Aber selbst wenn das Thema Affaire geklärt wäre zwischen uns heißt das ja nicht dass die davor bestehenden Probleme weg wären. Manchmal denke ich ich trenne mich eh dann brauch ichs ihm auch nicht sagen und ihn nicht unnötig verletzen.
Du hast einen großen Vorteil gegenüber meinem Mann wenn sie dir das gesagt hat. Aus meiner Sicht ist das ein großer Vertrauensbeweis in deine Fähigkeiten als Partner auch wenn hier vielleicht andere Meinungen vorherrschen. Ich kenne deine Frau nicht, ihren Chef (was die Sache echt unglaublich riskant macht *grmpf) auch nicht. Und ob dir das was in meiner Geschichte passiert ist wirklich ein tieferes Verständnis für dein Frau und deine Situation eröffnet, weiß ich nicht. Ich hoffe es für dich, denn ich halte es nicht für hoffnungslos und sie hat dir die Chance gegeben in dieser Sache zu handeln auch wenn der Ausgang ungewiss ist. Gefühle sind nicht verhandelbar. Ich habe meinem Mann diese Chance nicht eingeräumt und wenn ich ein schlechtes Gewissen habe dann erstmal nur deswegen.
Alles Gute Anna