Lieber Manfred55,
es fällt mir noch immer schwer, die passenden Worte für deine Geschichte zu finden. Dies hängt aber insbesondere damit zusammen, dass ich zu den Themen Kinder, Familie und Liebe eine ganz persönliche und wohl auch eine ganz spezielle Meinung habe. Ich möchte aber dennoch versuchen, dir ein paar hilfreiche Gedanken niederzuschreiben.
Erfahrungsgemäß befindest du dich momentan in einer sehr komplizierten Ausnahmesituation und deshalb wird es kaum Worte geben, die dich tatsächlich erreichen oder wirklich trösten können.
Du hast noch einen sehr schweren, steinigen und schmerzhaften Weg vor dir. Aber du solltest dir darüber bewusst sein, dass es in unserem Leben immer Ereignisse geben wird, die wir nicht beeinflussen, nicht ändern und schon gar nicht verhindern können. Es sind genau jene Ereignisse, wo wir nur noch versuchen können, letztendlich das Beste daraus zu machen. Das wirkt jetzt sehr einfach geschrieben, aber ich weiß natürlich, dass es nur sehr schwer umzusetzen ist.
Wenn jemand den Partner mit drei Kleinkindern sitzen lässt, dann erübrigt sich eigentlich jedes weitere Wort. Aber das wäre in diesem Fall zu einfach und auch nicht sehr hilfreich für dich.
In unserer modernen Gesellschaft ist es nicht erwünscht, dass die Position einer Mutter angegriffen oder die Mutterliebe hinterfragt wird. Die Mutterliebe gilt immer noch als unfehlbar und die meisten Menschen sehen es deshalb auch als völlig selbstverständlich an, dass eine Mutter ihre ganze Zeit, Fürsorge sowie Energie dem Kind zuwendet. Schließlich hat eine Mutter alles zum Wohle des Kindes zu tun und ihre eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen.
Aber ist dieser Meinung überhaupt noch zeitgerecht?
Nichts scheint verwerflicher und herzloser, als eine nicht liebende Mutter. Aber niemand kann irgendwelche Gefühle oder die Liebe erzwingen. Für den normal denkenden Menschen steht die Mutterliebe natürlich über allem, aber im realen Leben empfindet eben nicht jede Mutter so für ihr Kind und somit ist das wünschenswerte Mutter-Kind-Verhältnis nicht immer gegeben. Es gibt halt tatsächlich Frauen, die das eigene Kind nicht lieben können. Die Gründe hierfür liegen meist in der eigenen Entwicklung und in den persönlich gemachten Erfahrungen. Wenn man nicht genug elterliche Zuwendung und Aufmerksamket erfahren hat, dann kann man diese auch nicht an die Kinder weitergeben.
Was deine Frau betrifft, da kannst du eigentlich nur noch hoffen, dass sie sich irgendwann wieder besinnt und in den normalen Alltagsmodus zurückkehrt. Ansonsten kannst du garnix tun, denn auch hier gilt, dass niemand irgendwelche Gefühle oder die Liebe erzwingen kann.
Aktuell hat sich deine Frau für eine Beziehungspause bzw. für eine Trennung und somit für einen völlig neuen Lebensweg entschieden, wobei sie jegliche Annäherungsangebote ablehnt. Das du und die Kinder keine Rolle mehr spielen, dass ist wirklich eine krasse und echt schräge Hausnummer, aber so ist ihre aktuelle Entscheidung.
Ihr seid mittlerweile 13 Jahre zusammen, aber du darfst diesbezüglich keinesfalls vergessen, dass sie damals erst 16 Jahre und ihre persönliche Entwicklung noch nicht voll ausgereift war. Erschwerend kommt bei ihr noch hinzu, dass sie ein schwieriges Elternhaus hatte. Das Alles kann irgendwann zu einer absoluten Überforderung und Gleichgültigkeit führen. Plötzlich aufkommende Gedanken, die eigenen Bedürfnisse nicht ausgelebt und im Leben etwas verpasst zu haben, lassen irgendwann jede Liebe einmal sterben.
Egal was auch immer passiert ist und noch passieren wird, du solltest es dir jetzt zur obersten Pflicht machen, dass du immer für deine Kinder da sein und sie niemals im Stich lassen wirst. Mehr kannst und mehr musst du eigentlich nicht tun.
PS
Versuche die Kontakte vorerst auf das Notwendigste zu beschränken, nimm dir alle Zeit der Welt und gib auch ihr Zeit. Ich wünsche dir ganz viel Kraft !
VG Holzer60