dann überleg dir was anderes. Eine situation, in der du ganz bei dir warst und ganz mit dir im reinen.
oder ein bestimmter moment, nur die kinder oder eins der kinder. vielleicht wie ein foto, das du hervorholen kannst, wenn die anderen bilder kommen.
gedanken auszurasten hatte ich auch: soll ich seine internet-accounts löschen? ich könnte das.
soll ich mich in ihr kuhkaff stellen mit einem schild um den hals: diese frau hat eine familie zerstört. soll ich ihrem kind auflauern und ihm sagen, was für ein schlechter mensch seine mutter ist.
soll ich mal bei einem der arbeitskollegen anrufen und erzählen, wie ich es sehe, bzw. was wirklich war. soll, soll, soll
gemacht habe ich nichts davon - zum glück.
es wird dir jetzt nicht helfen, aber ich bin mittlerweile so weit, dass ich nicht mehr glaube ein neuanfang hätte wirklich sinn gehabt. und zwar nicht wegen des zerstörten vertrauens sondern einzig und allein wegen mir.
bis ans ende unserer tage hätte ich versucht, es ihm recht zu machen und hätte mich dabei immer weiter verloren.
kennst du das buch: wenn der partner geht von doris wolf? da hab ich auf anraten der therapeutin immer mal wieder reingeschaut. man muss das buch nicht von vorne nach hinten lesen, sondern kann einfach immer mal wieder ein bischen drin blättern oder es auch wieder weglegen, je nachdem zu was man in der lage ist. mir hat es sehr geholfen.
versuche dich darauf zu konzentrieren was heute ist und was morgen und vielleicht noch nächste woche. mehr musst du im moment nicht wissen.
so wie du es schilderst, warst es du, der sich in eurer ehe um vieles kümmern musstest. ich bei uns auch - auch um ihn. und als ich wegen eines burn-outs nicht mehr konnte, nur noch bei der arbeit, einigermaßen bei unseren kindern,m rudimentär im haushalt einigermaßen funktioniert habe, da hat er sich eben eine andere gesucht, die ihn betütelt. bezeichnenderweise hat er seine neue auf einer auslandsreise kennengelernt und am tag nach seinem geburtstag ist der das erste mal mit ih in die kiste gestiegen. Mann war gekränkt, weil wir es nicht geschafft hatten, ihn an seinem geburtstag anzurufen. ich weiß heute nicht mehr genau warum. aber ich erinnere, dass dieser tag voll mit alltäglichem und irgendwas anderm war, um das ich mich kümmern musste und bis wir soweit waren, ihn anrufen zu können, hat er im ausland am netten abendprogramm teilgenommen.
wenn das ein grund ist, eine ehe aufs spiel zu setzen, dann ist er für sich selbst so wichtig, dass er für mich komplett unwichtig geworden ist. bei mir geht es seit märz mit auf und abs. seit 1. september ist er weg, das sind jetzt bald vier monate, in denen ich hart an mir gearbeitet habe. aber mir geht es besser. ich bin viel stabiler und ich habe verdient, dass ich jetzt endlich mein leben lebe, nachdem ich mich doch immer sehr nach ihm gerrichtet habe. vielleicht findet sich auch noch mal eine liebe, vielleicht auch nicht. aber das wichtigste bin jetzt ich.
in vielem was du schilderst, erkenne ich mich noch vor ein paar wochen oder monaten. es sind auch die kleinen dinge, die einem zeigen, dass man trotz allem leiden vorwärts kommt. ich konnte über die ganzen monate z.b. nicht zum einkaufen gehen und ich hätte dringd mal was neues anzuziehen gebraucht. vor der therapie hatte ich meist ein paar momente zeit und bin durch einen laden gegangen. ich konnte mich nicht auf den kram konzentrieren und wenn ich mal was gesehen hatte, konnte ich es nicht anprobieren. ging einfach nicht. kürzlich bin ich da rein und hab innerhalb ein paar minuten zwei sachen gesehen, bin reingeschlüpft und hab es gekauft.
da war einfach kein platz, keine kraft, keine konzentration auf irgendwas, was nicht zum absolut notwendigsten gehört hat. du läufst noch auf notprogramm aber du kannst da rauskommen und bist wahrscheinlich schon dabei und kannst es nur nicht richtig erkennen.
29.12.2011 21:53 •
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