Hallo Petzybär,
du weißt gar nicht, wie gut ich deine Gedanken und deine Gefühle nachvollziehen kann.
Mir gruselt heute schon beim Gedanken, einen ganzen Abend mit meinem Mann an einem Tisch verbringen zu müssen - und der ist erst im April 2013. Um diesen Zeitraum wird der Abiball meiner Tochter sein und dazu wird er wohl auch eingeladen werden. Ich hab noch jede Menge Zeit, um mich darauf vorzubereiten. Die hast du leider nicht.
Besonders treffend fand ich, wie du beschrieben hast, dass du einerseits gerne stark und vernünftig ihr gegenübertreten magst, aber ihr gleichzeitig auch zeigen möchtest, wie schlecht es dir geht. Genau in diesem Zwiespalt bewege ich mich auch. Eigentlich geht es ihn nichts mehr an, was ich empfinde, aber er soll ruhig wissen, auf was sein neues Glück beruht.
Auch deine Emotionen beim Zusammentreffen mit deinem Schwiegervater sind normal. Er hat dir Hoffnung gemacht, nachdem gerade er zunächst nur sie unterstützt hat. Dass dich das beschäftigt ist in deiner Situation normal. Ich war vor einer Weile in unserer Hausarztpraxis, um meinen Kurantrag abzugeben und ein Gespräch darüber zu führen. In der Praxis wurden wir beide betreut. Der Arzt hat mich im 20 minütigen Gespräch bestimmt 10mal gefrat: Ja glauben Sie nicht, dass das nochmal was wird?. Ich bin heulend vor ihm gesessen, ein erschöpftes kaputtes Häufchen Elend nach Monaten des Hin und Hers. Ähnlich ging es mir in der Verwandschaft. Und das ist absolut anstrengend, weil es jedes Mal Erinnerungen, Schmerzen hervorruft und man gleichzeit überlegt, ob doch vielleicht noch Hoffnung besteht - obwohl man weiß, dass gerade auch das Hoffen einen zurückwirft, weil die Realität ganz anders aussieht.
Überleg dir, ob du dir beide Termine wirklich zumuten möchtest. Vielleicht kann auch nur deine Frau zur Weihnachtsfeier. Du hast so viel für deine Jungs getan. Vielleicht kannst du ihnen irgendwie vermitteln, dass du da einfach nicht hin kannst. Stell bei deinem Trennungsgespräch sicher, dass deine Frau diesen Termin auf jeden Fall wahrnimmt und du entscheidest kurzfristig, ob du hin kannst oder nicht.
Auch hier mußte ich lernen. Ich hatte kürzlich eine Woche mit Termin beim Anwalt, Psychotherapie, Bank. Hinterher war ich dermassen erledigt, weil zwar jeder Termin sinnvoll war und wichtig, aber jeder Termin mir sehr schwergefallen ist und unglaublich anstrengend war. Außerdem hast du auch noch den Alltag, wo du mittlerweile auch unheimlich viel umorganisieren musstest, du gehst arbeiten und das wichtigste du kümmerst dich unglaublich liebevoll um deine Jungs. Mehr schafft niemand.
Außer deiner Angst hast du wahrscheinlich auch eine Erschöpfungsdepression. Der ganze Stress der letzten Zeit wirkt sich natürlich auch körperlich aus. Leg dich mal in die Badewanne oder dusche heiß. Vielleicht kannst du auch mal in die Sauna gehen oder zum Schwimmen. Leg dich in den Whirlpool, damit dir wieder warm wird. Tu dir was Gutes - das hast du dir verdient. Überleg dir was Schönes für Samstag oder Sonntag, gönn dir was nach dieser Woche.
Mir geht es heute übrigens erstaunlicherweise das erste Mal seit mein Mann ausgezogen ist, irgendwie viel besser. Schon das Aufstehen heute morgen war irgendwie anders. Mal sehn wie es morgen ist, aber heute war wirklich o.k.
Auch bei dir werden wieder bessere Tage kommen.
Ganz liebe Grüße
Sabine