Hallo TraurigeSeele,
ja, ich hab das in ähnlicher Form hinter mir. Zwei Mal. Bin beide Male gegangen. Habe es den Männern vorher und während dessen genau so erklärt, wie oben beschrieben. Aber auch bei mir scheinen Männer erst dann zu verstehen, dass es ernst ist, wenn die Tür hinter mir zuklappt. Und dann interessiert mich auch alles Heulen und Zähneklappern nicht mehr. Denn um Wegzugehen, bedarf es sooo viel Energie und so viel Niederkämpfen aller Liebe und Hoffnung, dass da mit einem Blumenstrauß oder einem Kuchen oder einem Beschwören der alten Zeiten nichts mehr zu holen ist.
Da müsste schon ein ganz anderer Wind wehen, um mich dann nochmal zur Umkehr zu bewegen. Und beide Männer in meinem leben haben mir nur ein wieder so schön wie früher angeboten. Und das war mir zu wenig.
Ich gehe davon aus, dass auch Deine Frau sich auf ihre Art Dir geöffnet und Dir ganz viele Warnschüsse vor den Bug gesetzt hat. Aber vielleicht aus Rücksichtnahme auf Deine miese Laune und Deine Überlastung nur sehr zaghaft? Oder Du hast es nicht als Warnung sondern als Meckern/Kritik aufgefasst?
Diese Ideen, wie das Haus Deiner Mutter zu kaufen, waren Anstöße für Dich, auch mal in den 2. Gang zu schalten und zu kämpfen und etwas zurückzugeben. Ihr habt euch als Paar seit der Geburt nichts mehr gegeben. Da war kein gemeinsamer Plan mehr, kein großer Sprung nach vorne, sondern nur noch die Nickeligkeiten des Alltags und allgemeine Unzufriedenheit auf beiden Seiten. Obwohl deine Frau aus ihrer Sicht schon so viel zurückgesteckt hat, war sie da nochmal bereit, quasi mit einem weiteren großen Kraftakt, sich mit Dir zu verbinden, Dir einen positiven Anschub zu geben, etwas zu tun, was Dir Freude macht (ging schließlich um das Haus Deiner Mutter, nicht etwa um ein Traumhaus Deiner Frau!), damit Du dann auch an sie etwas Positives zurück geben kannst, ihr einen Gefallen tust, Dich um die Erfüllung ihrer Wünsche und die Sicherstellung ihres Wohlbefinden kümmerst. Sie wollte damit vermutlich einerseits DICH aus der Reserve zu locken, auch mal Gas zu geben. Und Dich zweitens damit aufbauen; Denn nur starke Männer können auch für ihre Frauen stark sein. Sie hat damit angeboten, noch ein weiteres Mal in Dich und eure Ehe zu investieren, in der Hoffnung, dass damit dann eure negative Paardynamik aufgebrochen wird und Du Dir im Gegenzug auch mal etwas ähnlich Großartiges einfallen lässt, mit dem DU IHR zeigst, wie sehr Du auf ihrer Seite stehst, ihre Wünsche und Träume siehst und unterstützt und versuchst, sie glücklich zu machen.
Aber am Ende hat sie dann die Reißleine gezogen und ist gegangen.
Und hat damit dann ja endlich in Dir den Knoten durchschlagen, der euch bislang daran gehindert hat, auch mit Kind glücklich zu sein. Jetzt endlich kommst Du in Bewegung.
Aber in der Zwischenzeit ist natürlich viel, viel vertrauen Deiner Frau in Dich verloren gegangen.
Jetzt kannst Du nicht (wie Du es die ganze zeit hättest tun können, als sie noch in euch als Paar ihre Kraft investierte) mit einer tollen Idee um die Ecke biegen. Jetzt musst Du ihr leider auf dem harten, langen Weg Schritt für Schritt beweisen, dass sie Dir wichtig ist und Du ihr Vertrauen verdienst. Und später vielleicht auch wieder verdienst, dass sie in Dich emotional und Kräfte investiert.
Ein erster Schritt dazu ist die Verlässlichkeit, was das Kind betrifft. Sag ihr, wie Du Dich einbringen kannst und möchtest und halt Dich dann auch daran. Es geht da nicht darum, wieviel Du ihr das Kind abnehmen kannst. Sondern darum, dass Deine Worte verlässlich sind und Du Dich nicht mehr wichtiger nimmst als sie und das Kind. Also bitte niemals abgemachte Termine mit irgendwas wie ich hab dann Therapie oder mit gehts heute nicht besonders oder mir ist was dazwischen gekommen absagen. Denn dann wird sie wissen, dass Dir auch in jeder gemeinsamen Zukunft immer wieder etwas dazwischen kommen wird, wenn sie sich auf Dich verlässt. Also lieber weniger versprechen als Du halten kannst und sie dann positiv überraschen, als jetzt weiß gott was versprechen und dann nicht verlässlich sein.
Was jetzt auch noch geht ist, Dich darum zu kümmern, dass Du wieder ganz groß und stark wirst. Für Dich und für Deine Tochter und in dritter Linie auch für Deine Frau. Das machst Du ja schon ganz großartig, indem Du Deine Hintergründe durchleuchtest, Dir eine Therapie gesucht hast.
Mein Rat: Sag ihr einfach, wo Du jetzt stehst und was Du vor hast. Aber ohne sie damit unter Druck zu setzen.
Sag ihr, dass Du jetzt weißt, wie schwer die letzte Zeit für sie war und es Dir sehr leid tut, dass Du es ihr nicht leichter gemacht hast. Dass es Dir furchtbar leid tut, dass sie erst gehen musste, damit Du kapierst was Sache ist. Dass Du mit Dir selber unzufrieden warst und bist und ein glücklicherer Mensch sein möchtest, um auch wieder mehr Positives an Deine Mitmenschen, Deine Tochter und auch sie abgeben zu können. Dass dieser Prozess aber eine ganze Weile dauern wird und Du nicht versprechen kannst, zwischendurch nicht wieder in alte Gewohnheiten zu verfallen, insbesondere weil Dir die Trennung von ihr natürlich wahnsinnig weh tut und da ganz sicher in Stresssituationen noch Worte von Dir kommen werden, die Du später gerne wieder zurücknehmen würdest. Dass Du Dich nur deswegen von ihr zurück ziehst und nicht etwa, weil Du nicht mit ihr befreundet oder mit ihr zusammen sein möchtest. Dass Du Dich in Zukunft ihr aber lieber nur dann zeigen möchtest, wenn Du der sein kannst, der Du gerne (für sie) sein möchtest. Und dass das noch dauert. Dass Du sie liebst und ihr für die wundervolle Tochter und für ihre Geduld in den letzten Jahren dankst. Und dass Du jetzt so langsam erkennst, wieviel Kraft sie für euch beide aufgebracht hat und es Dir sehr leid tut, dass Du das nicht gesehen hast und nicht mit genug eigener Kraft erwidern konntest.
Dass Du gerne, wenn Du Deine Angelegenheiten für Dich geklärt hast, wieder einen Neuanfang mit ihr versuchen möchtest, aber jetzt erstmal abtauchen musst, um Dich um Dich selbst zu kümmern. Dass sie aber in jedem Fall Dir schreiben soll, wenn sie was braucht, weil Du sie liebst und möchtest, dass es ihr gut geht. Und ihr zumindest ein sehr guter Freund werden und sein möchtest. Und Du Dir wünschst, dass der Kontakt zu Deiner Tochter so gut wie möglich erhalten bleibt. Obwohl Dir solche Treffen wie das am Wochenende natürlich sehr weh tun, weil Du daran erkennst, was Du alles verloren hast. Und dass Du das zwar nicht verlangen kannst, aber Dir ganz furchtbar wünschst, dass sie auf Dich warten möge. dass sie ihr Herz so lange, wie Du brauchst, um Dich zu einem vollständigeren Menschen weiterzuentwickeln, nicht an einen anderen Mann verschenken soll, sondern Du sie nach einer Phase der Aufarbeitung gerne als stärkerer, liebevollerer und fröhlicherer Mann wieder von Dir überzeugen möchtest, weil sie die einzige Frau ist, mit der Du Dir je eine Zukunft gewünscht hast und weiter wünschst.
Schreib ihr das und dann konzentrier Dich wieder ganz auf Dich selbst. Tu, was Dir gut tut und sei der Mensch, der Du gerne sein möchtest.
So wie Du von Deiner Frau erzählst, wird sie noch da sein, wenn Du Deinen Entwicklungs- und Verarbeitungsprozess abgeschlossen hast und Dich wieder mit Dir selbst wohl fühlst und Dich selbst (und sie dann besser) lieben kannst.
Alles Gute für Dich!
Bekannte
17.11.2016 15:29 •
x 1 #31