Hallo,
ich schreibe normalerweise nicht in Foren. Trotzdem versuche ich gerade alles, um ein paar Tipps für meine aktuelle Lebenssituation zu bekommen und evtl. Personen finde, die etwas ähnliches schon durchgemacht haben. Ich lebe nun schon seit einem Jahr mit einer unerträglichen Situation, wo es mal "Höhen" und mal "Tiefen" gibt.
Ich bin 52 Jahre alt, habe zwei erwachsene Kinder und eine Ehefrau (56), mit der ich seit 22 Jahren verheiratet bin. Wir haben ein Haus in Deutschland, in dem wir leben und ein Haus in Spanien.
Das Verhältnis zu meiner Frau war immer sehr gut. Wir haben viele gemeinsame Interessen, sind ein super Team. Die Intimität ist allerdings im Laufe der Jahre auf der Strecke geblieben, auch wenn man schon viele Dinge ausprobiert hat. Ich begehre meine Frau immer noch, sehne mich nach noch mehr Nähe. Sie aber eher nicht, S. ist ihr nicht mehr so wichtig. Wir gehen ehrlich miteinander um und verhalten uns auch loyal gegenüber dem anderen.
Das Haus in Spanien wird von einem befreundeten betreut. Diese helfen uns vor Ort bei allen möglichen Arbeiten (handwerklich, Haushalt, etc.). Fred und Carla sind schon seit Jahren unsere Hauptansprechpartner in Spanien und wir haben regelmäßig Kontakt zu ihnen. Sie selber haben auch zwei kleine Kinder. Letztes Jahr war meine Frau auch teilweise alleine unten, um bestimmte Arbeiten fertigzustellen und ich war zu Hause, um das nötige Geld dafür zu verdienen . Dort hat sie dann auch über Wochen alleine mit Fred zusammengearbeitet.
Nachdem sie im Juni 2021 aus Spanien zurückkam, war sie irgendwie verändert und hatte ein neues Körpergefühl für sich entdeckt und war viel anhänglicher als sonst. Durch die körperliche Arbeit hatte sie nochmal abgenommen und hat eine Top Figur. Zusätzlich kam die Idee wieder auf, sich die Brüste nochmal machen zu lassen (sind schon mal vor 15 Jahren gemacht worden). Sie meint, sie hätte in Spanien gemerkt, dass sie sich in ihrem Körper so nicht mehr wohl fühlt.
An irgendeinem Abend kam es dann zu einem Streit (leider im angetrunkenen Zustand), weil die Gesamtsituation in der Ehe mich schon seit Jahren stört, es sich aber nichts ändert. Dieser ist extrem eskaliert und ich habe sie an diesem Abend auch persönlich beleidigt, wofür ich mich später auch entschuldigt habe. Wir haben sehr selten Streit, doch dieser war heftig. Danach haben wir 14 Tage lang nicht miteinander gesprochen. Im August sind wir dann in diesem Streitzustand zusammen nach Spanien geflogen und haben erst dort ein klärendes Gespräch geführt. Es wurde über alles gesprochen, geweint und hinterfragt, ob die Ehe noch einen Sinn hat. Wir wollten aber nicht direkt die Flinte ins Korn schmeißen und haben gesagt, wir versuchen eine Art Neustart. Das hat auch gut geklappt. Wir hatten jede Menge S., Spaß, einfach eine intensive gemeinsame Zeit.
Am vorletzten Tag vor der Abreise bekomme ich abends spät zufällig ein Telefongespräch mit, welches meine Frau mit ihrer besten Freundin führt. Dort spricht sie von Fred, der so ein toller Freund geworden wäre und ihr so guttut. Dann höre ich irgendwas mit "S.” (weiß aber nicht in welchem Zusammenhang) und zum Schluss noch "sie würde mir aber nicht alles erzählen”. Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen.
Da ich immer erst alles in mich reinfresse und selten direkt Themen anspreche, habe ich dieses Thema mit nach Hause genommen. 3 Tage später ist meine Frau mit befreundeten Mädels in den Urlaub geflogen. Ich wollte das Thema aber vorher klären und habe ihr einen Brief geschrieben, wo ich das Thema anspreche. Sie hat darüber gelacht und gesagt, dass mit Fred sei nur eine tiefe Freundschaft und ich müsste mir keine Sorgen machen.
Sie hat mir schon früher mal gesagt, dass der Fred ein echt guter Freund geworden ist und sie auch gerne mal mit ihm Essen gehen würde, hat aber Angst, dass seine Freundin Carla das als "zu viel” empfindet. Damals habe ich mir nichts dabei gedacht.
Letztendlich streiten wir dann doch immer wieder über das Thema Fred und wie das alles zu verstehen ist mit "sie würde mir nicht alles erzählen", etc. Sie sagt irgendwann: "schaue doch in meinen WhatsApp-Verlauf, da ist nichts Verwerfliches". Ich gibt mir das Handy und ich fliege über die (Unmengen) an Nachrichten, sehe irgendein das Signalwort "S.", gebe ihr das Handy zurück, weil ich mir das in Ruhe anschauen will.
Das mache ich später dann auch. Im Nachhinein muss ich sagen, ich hätte besser niemals diesen Chatverlauf gelesen, damit habe ich wohl meine Beziehung beendet. Ich bekomme einen Schlag, aufgrund der Vielzahl von Nachrichten. Die haben sich ab unseren ersten Tag des Streits (2 Wochen vor dem Spanienurlaub im August) schon geschrieben. Ab da, ca. 700 Nachrichten innerhalb von 6 Wochen. Es gab täglichen Kontakt über Wochen.
Fred hat schon früher mal versaute Bilder / Filme an meine Frau weitergeleitet, das fand ich damals schon komisch, hat mich aber nicht weiter interessiert. Im Text finden sich immer wieder S. Anspielungen von Fred, aber nichts Ernstes. Z. B. fragt sie ihn, wann er noch vorbeikommt, um ein paar Bretter zu befestigen. Er schreibt "komme gerne heute Abend zum Nageln vorbei”. Sie schicken sich Grüße wie "Gute Nacht, träum was Schönes”, dahinter Kuss-Smileys. Meine Frau verschickt auch mehrmals das Armor-Herz Symbol, was mich komplett fertig macht. Sie redet offen über intime Probleme, die sie mit mir hat und sagt öfters, sie braucht ihn als männlichen Ansprechpartner. Kurz vorm Urlaubsende kommen Sachen wie, "wenn ich daran denke, wie lange wir uns nicht wiedersehen werden" und weinendes Smiley. Auch so Sachen wie, "mein Mann ist gleich mal weg, dann können wir in Ruhe telefonieren” gibt es und noch viele andere Dinge.
Was noch schlimmer ist, der Austausch von Nachrichten geht zu Hause weiter. Sie schickt ihm immer noch täglich Infos, auch von ihrem Italienurlaub mit den Mädels. "Sitze im Flugzeug, freue mich”, "sind gut angekommen”, etc. Das sind Dinge, die sie eigentlich mir schreibt und ich hatte gedacht, dass nach der Aussprache alles okay wäre, aber sie teilt ab dem Sommer ihr komplettes Leben mit Fred.
Grundsätzlich lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass meine Frau nicht fremd geht. Aber die Frage ist, was ist "fremdgehen"? Wenn Dein Partner hinter deinem Rücken über Monate Kontakt zu einem anderen hat und rumflirtet? Ich bin da sehr sensibel, weiß auch, dass man Frauen seinen Freiraum lassen muss, aber so eine Unehrlichkeit gab es bei uns noch nie.
Ich komme mit dieser neuen Situation nicht klar, vor allem, weil der Kontakt zu Fred mich meinen Leben lang begleiten wird, da er ja unser Haus in Spanien betreut. Kann ich einen neuen "besten männlichen Freund" akzeptieren, das ist echt schwer, vor allem wenn man selber vom eigenen Intimleben enttäuscht ist. Sie sagt, sie will sich aber nicht trennen und ich auch nicht. Sie sagt, ich muss an meinem Problem arbeiten, sie hat ja gar nichts gemacht. Und so arbeite ich nun seit Monaten an meinem "Eifersuchtsproblem”, oder was auch immer es ist. Hatte mehrere Sitzungen beim Psychologen. In einer Paartherapie sieht sie keinen Sinn, da sie ja keine Schuld an der Situation hat.
Sie sagt immer wieder, dass sie nichts Schlimmes gemacht habe, was eigentlich auch stimmt. Nur was ist "schlimm”? Für mich ist das eine Art "Nestbeschmutzung”, weil Spanien unser zweites zu Hause ist. Sie sagt, sie würde gerne nochmal mit ihm telefonieren, macht es mir zu Liebe aber nicht.
Immer wenn nun ihr Handy bimmelt, vermute ich, dass dort wieder ein Gespräch hinter meinem Rücken mit Fred stattfindet. Ich spinkse auf die WhatsApp-Liste des Handys und immer ist Fred unter den ersten sechs Einträgen zu finden. Er ruft auch schon mal abends an, um zu fragen, wie es ihr geht. Sie hütet ihr Handy nun wie den eigenen Augapfel, nimmt es sogar abends mit ins Bett unters Kopfkissen.
Das ist nun alles schon Monate her und teilweise konnte ich "Fred" aus meinen Gedanken verdrängen. Ich schaue auch seit Monaten nicht mehr auf ihr Handy, weil ich mittlerweile weiß, dass es mir danach schlecht geht. Ich versuche das nun immer zu ignorieren. Bei unserem letzten Urlaub vor 3 Wochen habe ich dann endlich das Gespräch mit Fred gesucht und ihm gesagt, wie mir das alles "auf den Sack" geht. Er konnte das teilweise verstehen, sagt aber, ich brauche mir keine Gedanken machen, meine Frau wäre wie eine "Schwester" für ihn. Wir sind dann im "Guten" auseinander und ich habe mich nach dem Gespräch echt gut gefühlt, meine Frau übrigens auch. Geglaubt habe ich ca. 70% von dem, was er erzählt hat.
Nun ist es wieder ein Monat vergangen und der Kontakt zwischen Fred und meiner Frau ist durch die Hausvermietung in Spanien zwangsläufig mehr geworden. Und es kommen immer wieder diese Gedanken hoch, warum ist damals dieser enge Kontakt zustande gekommen. Warum wurden so viele Liebesherzen hin und her geschickt. Wenn meine Frau mit mir WhatsApp schreibt, ist da nie etwas Emotionales zu finden. Keine Kuss-Smileys, keine Armorherzen, etc. . Ich mache mir halt einfach zu viele Gedanken über alles.
Ich kann dieses Ereignis einfach nicht vergessen. Ich denke nun fast wieder jeden Tag an den doofen Chatverlauf und mache mich damit selbst kaputt. Ich habe keinen Spaß mehr an irgendetwas, immer wieder Gedanken, Gedanken, Gedanken. Ich weine viel und regelmäßig, bin so enttäuscht vom Verhalten meiner Frau. Auf der anderen Seite liebe ich sie noch und will nicht alles verlieren, was wir uns über Jahre aufgebaut haben. Dann die Frage: "Liebe ich sie wirklich noch?", oder ist es eher die Angst vor der größten Veränderung in meinem Leben, die ich je erlebt habe? Alte Dinge soll man irgendwann ruhen lassen, nur wenn man ständig wieder an etwas erinnert wird, fällt es echt schwer etwas zu vergessen.
Mein Kopf sagt mir "eine Trennung ist unausweichlich", mein Bauch sagt "das wird schon wieder alles gut". Ich weiß nur, dass ich das nicht mehr lange durchhalten kann. Mein Job und mein Privatleben leiden extrem unter der Situation und ich habe das Gefühl, dass ich irgendwann eingewiesen werden muss, weil ich damit einfach nicht klarkomme.
LG, Stefan
03.08.2022 13:04 •
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