Hallo Michael!
Du fragtest, was aus meiner Ehe wurde.
Für mich war ausschlaggebend, dass wir in den letzten Jahren sehr viele schöne Momente hatten und uns als etwas besonderes fand. Wir haben so viele Höhen und Tiefen überlebt und immer zusammen gehalten, wenn es Hart auf Hart kam.
Es hört sich blöd an, aber obwohl er mir fremd ging, glaube ich, diesen Menschen zu kennen. Besser als er sich selbst - was ihm jetzt (denke ich) auch bewusst geworden ist.
Sein Fremdgehen traf mich unvorbereitet und mit voller Wucht. Obwohl ich gelegentlich merkte, dass etwas nicht stimmt und ich wusste, wie er beim anderen Geschlecht ankam, habe ich nicht gedacht, dass er dazu fähig ist, diese Grenze zu überschreiten. Wenn man so will, war ich zwar emphatisch und feinfühlig, aber auch blind.
Michael, du wirst hier sehr vieles lesen. Manche Dinge werden dich zum nachdenken anregen, weil sie zutreffen, wie die Faust aufs Auge. Andere werden dir Dinge oder gar Ratschläge geben, die zwar zu deiner momentanen Gefühlslage passen, aber nicht unbedingt auf die Partnerschaft zutreffen.
Ich weiß, dass du täglich, stündlich, minütlich mit dir haderst und zwischen Verlassen und Neuanfang schwankst.
Die Entscheidung kann dir hier niemand abnehmen, denn keiner hier kennt deine Frau persönlich. Niemand weiß, wie euer Leben bisher verlaufen ist, usw.
Aus deinen Postings konnte man einen kleinen Einblick gewinnen und der lässt darauf schließen, dass sie dir gegenüber in den letzten Jahren nicht ehrlich war und selbst jetzt noch nicht bereit ist, sich dir gegenüber zu öffnen.
Entweder denkt sie, du bist - weil du die letzten Jahre die Bälle flach gehalten und ihr vertraut hast - treudoof (mit der Betonung auf doof) und lässt es mit dir machen, oder aber, sie hat Angst.
Angst, dass alles auffliegen und sie dich verlieren könnte, wenn sich erklärt und alle Geschichten auf den Tisch kommen.
Ich habe ähnliche Erfahrungen wie kaum zu glauben gemacht und bekam nach Auffliegen der Affäre DURCH die Paartherapie in vielen Dingen die volle Wahrheit präsentiert. In anderen jedoch nur Scheibchenweise. Obwohl ich ihm mehrfach die Gelegenheit gab, mir alles zu erzählen.
Andererseits weiß ich - hätte er mir die Wahrheit zu diesem Zeitpunkt gesagt, hätte dies tatsächlich das Aus dieser Ehe bedeutet.
Derbe Sprüche wie der deiner Frau a la Ich habe bald keine Kraft mehr für deine Depressionen durfte ich mir (vor Auffliegen der Affäre) übrigens auch anhören. Nur war seine Art des Ausdrucks derber. Ich war in seinen Augen ein Psycho, weil ich glaubte, dass er eine andere hat und mich mit Freundinnen darüber austauschte.
Gott, was hat mich dieses Wort Psycho verletzt! So sehr, dass ich tatsächlich zum Psychologen gegangen bin, weil ich irgendwann glaubte, ich sei notorisch eifersüchtig und ich sei der Grund, warum alles den Bach runter gehe. Dabei lag ich vollkommen richtig....
Aber nun zu meiner Ehe:
Es flog am 23. September letzten Jahres auf. Die ersten Tage/Monate danach ging es mir sehr schlecht. Ich war gebeutelt und einem Wechselbad der Gefühle ausgeliefert. Verzweifelt, ohnmächtig und am Boden zerstört. Gleichzeitig auch unheimlich erleichtert. Weil ich doch kein Psycho war und diese vielen Streitereien endlich ein Ende hatten.
Ich habe für mich lange überlegt, ob ich wirklich bereit bin, unsere Ehe aufzugeben. Ob ich dazu fähig sein könnte, diesem Menschen zu verzeihen. Zu einem Ergebnis bin ich zunächst nicht gekommen.
Hier habe ich viele Dinge gelesen. Dinge, die mir halfen, aber auch Dinge, die mich negativ beeinflussten oder mich schlichtweg herunter zogen.
Wir sind dann in Paartherapie. Kampflos wollte ich nicht aufgeben. Außerdem wollte ich wissen, WARUM das alles passiert ist und damit umgehen können. Außerdem gab es nur zwei Alternativen. Entweder wir gehen danach freundschaftlich auseinander oder aber, wir packen es.
Wir sind ein halbes Jahr zur Therapie gegangen. Wöchentlich 1x. Es waren gute Gespräche dabei, aber auch sehr emotionale - in alle Richtungen emotional.
Wir sind noch immer zusammen und ich glaube, ehrlicher und respektvoller im Umgang miteinander.
Meinen letzten Tiefpunkt hatte ich vor zwei Monaten, weil er seinen Job wechseln wollte und ich mit dem Wohnort nicht einverstanden war. Früher hätte er sich ohne weiteres für den Job entschieden. Egal welche Einwände ich dagegen gehabt hätte. Diesmal war es anders. Er hat die Stelle - für ihn ein Traumjob - abgesagt. Mir zu liebe.
Vergessen kann ich diesen ganzen Mist nicht. Er gehört zu unserem Leben. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Er kann die Vergangenheit nicht ändern. Aber wir können gemeinsam an einer Zukunft arbeiten.
Vertrauen fällt mir noch schwer. D.h: ich vertraue ihm. Dann aber habe ich wieder Phasen, wo es mir unglaublich schwer fällt. Weil Erinnerungen oder Bilder in meinem Kopf auftauchen, etc. Er hilft mir da durch. Er ist offen und reagiert nicht mehr so wie früher (vor dem Auffliegen) auf solche Phasen. Er nimmt mich ernst und macht mir keine Vorwürfe, weil ich so empfinde. Das hilft mir.
Selbst wenn ich eines Tages wieder auf die Nase fliegen sollte, werde ich mir niemals vorwerfen können, es NICHT versucht zu haben.
LG
kk