Zitat von unbel-Leberwurst: Der einzige, der dann allerdings nicht mehr stören würde, wärest DU...
Ich schätze, dass es ihr gerade darum geht. Firelfy hat schon aufgrund seines höhreren Alters und größeren Erfahrungsschatzes die Rolle des Versorgers, Führenden und verantworungsvollen Familienvaters übernommen, der Struktur und Planung in den Ehealltag einbrachte. Bei dem Altersunterschied wäre das kein Wunder, sondern eher ein normaler Weg.
Sie war 24, hatte vermutich damals sehr wenig Lebenserfahrung und fiel womöglich vom geborgenen Nest daheim ins Ehenest, das Firefly organisierte.
Erst erschien es ihr normal, sie profitierte davon, aber irgendwann in fortgeschrittenem Alter stellte sich ihr die Frage, war das jetzt alles? Weitere 20 oder 30 Jahre so dahin dümpeln in der durchorganisierten Welt, die ihr mehr und mehr als Gefängnis erschien. Dass sie eher unstrukturiert ist, hat mit ihrer Empfindung nichts zu tun, denn das Denken und Fühlen kreisen nicht um ihre mangelnde Fähigkeit, das Leben strukturiert zu leben, sondern einzig und allein darum, aus dem gewohnten Rahmen auszubrechen. Sie will was anderes, was, weiß sie nicht, aber in erster Linie anders.
Sie war ein Mädchen zur Zeit der Heirat, jetzt ist sie erwachsen, zumindest in dem Sinn, dass sie spürt, dass ein weiter so nicht das ist, was sie will
Der erste Ausbruch war dann die Affäre, die endete, weil Affären irgendwann immer enden und ihr wohl auch nicht das gewünschte Maß an Freiheitsgefühlen und Eigenständigkeit gab. Ihre Art, Dir das mitzuteilen spricht für eine gewisse Schonungslosigkeit Dir gegenüber. Ich sag Dir jetzt, was ich gemacht hab, mach damit, was Du willst - so empfinde ich es.
Du als der gewohnt planerische Mensch hast ihr das sofort verziehen. Glaube ich nicht, denn unbewusst ist das Thema sicher nicht vom Tisch. Es ist eher der inneren Panik und Angst zuzuschreiben, dass Du aus der vermeintlichen Mücke keinen Elefanten machen wolltest. Je mehr ich ihr nachsehe, desto eher kriegt sie sich wieder ein.
Klappte aber nicht, denn die Wünsche nach einem anderen Leben wüten weiterhin in ihr. Ja, was liegt denn da näher, das gewohnte Leben abzustreifen und eigene Wege zu gehen, wo immer sie auch hinführen? Und das gewohnte Leben bist Du mit Anfang 50 und sie mit 40 und somit in einem Alter. in dem jeder Frau klar wird, dass die jugendlichen Lebensjahre zu Ende gehen oder gegangen sind.
Ich sehe im Moment auch nicht, was da eine Therapie bewirken soll außer Gerede von Dir und von ihr. Sie kapiert, dass sie Dich über ihr Leben bestimmen ließ, so als ob sie das Leben gelebt hat, das Du so schön eingetaktet hast. Aber dass sie es nicht selbst in die Hand genommen hat, das fühlt sie und ich schätze, darum geht es ihr. Der berühmte Selbstverwirklichungstripp, mit dem der anders lebende Partner, der das Gewohnte schätzt, nicht zurecht kommen kann.
Sie macht jetzt einen Entwicklungsschritt und Du bleibst im Altgewohnten hängen. Dass beide Partner zeitgleich in andere Lebensphasen gehen, ist eher selten.
Wie ihre Freiheit als allein lebende Frau mit 2 Kindern aussehen soll, weiß sie nicht. Es ist auch ziemlich dämlich zu glauben, dass sie dann Verantwortlichkeiten los wird. Aber sie will selbst entscheiden, wohin ihr Hase läuft. Wo Deiner hinläuft, spielt keine Rolle, denn jetzt mit etwas über 40 kommt der berühmte Egotripp.
Wo liegt die Lösung? Das weiß ich genauso wenig wie alle hier. Es könnte helfen, wenn Du ihr mehr überlässt, Dich vielleicht weniger einmischst und vor allem keinerlei Forderungen stellst. Denn das engt sie gefühlt noch mehr ein und komm ihr nicht mit von der Vernunft gesteuerten Argumenten, denn die braucht sie nicht. Lass sie machen, aber mach auch Du mehr Dein Ding. Lass sie einfach mal und dringe nicht in sie. Sag ihr, ich treff mich heute Abend mit Hans-Dieter, ich muss hier mal raus.
Hilft ihr das? Nein, aber es könnte ihr signalsieren, dass hier noch ein Mensch ist, der Bedürfnisse hat, die über das gewohnte Eheleben hinaus gehen. Einer, der auch mal sein Ding machen muss und will. Denn das übersieht sie in ihrem Egowahn, der nur um sie selbst kreist.
Ich kann ihr das irgendwo nachfühlen, denn mir ging es vor Jahren nicht anders. Die Lösung war dann eine Affäre, die mein neues Lebensglück, das mir doch schon längst zustand, werden sollte. Es kam anders, natürlich, denn es kommt immer anders als man denkt und vor allem fühlt. Die Affäre war eine riesige Enttäuschung über ihn, über mich und ich war wieder da, wo ich war. Enttäuscht, traurig, allein gelassen vom angeblichen Traummann und mit der Frage, was ich mir dadurch eigentlich erhofft hatte. Geht das so einfach, das normale Leben gegen ein anderes einzutauschen? Wenn man es sich einbildet, vielleicht schon, aber es geht ja auch um Verantwortlichkeiten, um das normale Leben mit Arbeit und Verpflichtungen, das weiter laufen musste.
Erst Monate später begriff ich, dass ich todunglücklich gewesen war, unzufrieden mit meinem Schmalspurleben und vor allem komplett unfähig, meinem Leben mehr Qualität zu geben. Das sollte ja die Affäre für mich erledigen, ganz einfach.
Mein Mann tat damals nicht viel, business at usual und das gab mir Zeit zum Nachdenken - vor allem über mich und meine Bequemlichkeit, die immer den einfachen Weg aus einer Misere suchte. Mein Leben hatte einen Knacks bekommen und irgendwann wurde es mir bewusst, dass ich meine gesammelten Probleme auf die Affäre gewälzt hatte, die diese jetzt alle lösen sollte. Es ging dabei viel um Selbstbestätigung, Selbstsicherheit und die Unfähigkeit mich selbst zu lieben. Also soll ein anderer mir vermitteln, dass das schlechte Selbstbild durch einen anderen Menschen oder ein anderes Leben sich bessern würde.
Das Leben ist weder bequem noch einfach. Es stellt uns vor Herausforderungen, die unbequem und beängstigend sind, denn keiner weiß, was hinterher dabei heraus kommt. Und der Weg zu einem besseren Leben mit höherer Lebensqualität führt immer über einen selbst und nicht über andere. Wer nicht fähig ist oder wird, mit sich klar zu kommen und sich anzunehmen mit allem Unvermögen, wird nicht glücklich. Da hilft ein Leben allein auch nicht unbedingt dabei, es kann aber helfen, weil man sich erst dann sich selbst stellen muss, wenn auf einmal die gewohnte Stütze in Gestalt des Ehemannes weg bricht. Dann erst zeigt sich wie groß die angeblich gewonnene Freiheit eigentlich ist - vermutlich kleiner als gewünscht. Denn der Mensch nimmt sich selbst mitsamt seinen Problemen mit und die hat man in Flensburg genauso wie in Bad Reichenhallt.
Sie, Deine Frau, hat das noch nicht erfahren, wie hoch die Verantwortung für das eigene Leben eigentlich ist. Denn da warst ja Du, die Kinder, das Heim usw. All das, was sie jetzt gefühlt einengt.
Sie wird ihre Erfahrungen machen und einen Reifeprozess durchmachen müssen. Ob sie das im gewohnten Rahmen tut oder aber allein lebend, wird sich zeigen. Das weiß keiner.
Aber hör Du auf, alles für den Erhalt des Status quo zu tun. Denn der ist vorbei, es wird was Neues kommen müssen. Also stell Dich darauf ein und vergiss nicht, wenn sie frei sein will, wie immer das auch aussehen soll, steht auch Dir mehr Freiheit zu, indem Du weniger Energie für eine ziemlich tote Ehe aufwendest.
Lass die Dinge laufen, lass sie laufen, aber mach Dich nicht zum Hampelmann oder zu demjenigen, der auch diesen Sturm beruhigen wird.
Reisende soll man nicht aufhalten. Zeig ihr das, dass sie tun kann was sie will. Aber es sind 2 Kinder da, die eigentlich beide Elternteile brauchen. Wer Kinder hat, dessen Freiheiten stossen an Grenzen. Das scheint ihr nicht klar zu sein, aber vielleicht lernt sie es. Aber zeig ihr auch, dass auch Dir Freiheiten zustehen.
Je mehr Druck Du (auch unbewusst) ausübst, desto störrischer wird sie. Also lass sie laufen - in ein Leben allein oder in die Arme eines anderes Mannes.
Sie hat die Orientierung verloren und wird Wege suchen, aber möglicherweise gar nicht beschreiten, weil dann die Angst kommt. Sie hat es ja derzeit noch bequem. Denn Du bist ja da, Du gibst Dir Mühe, Du strebst eine Ehethreapie an, die vermutlich nichts bringen wird. Denn der Therapeut kann ihr Leben auch nicht richten, genauso wenig wie Du. Du gibst ihr Sicherheit, aber ich glaube, das weiß sie nicht. Dann entlasse sie doch in die große weite Welt, wenn sie hier ihr Glück vermutet. Deine Einflussmöglichkeiten sind eher begrenzt, also bemühe Dich nicht um die Rettung der heilen Welt, denn Du allein kannst sie nicht retten. Das ginge nur gemeinsam, aber genau das törnt sie jetzt ab.
Ich war damals nach dem Affärenende bei einem Therapeuten. Ich wollte mal mit einem anderen, unbeteiligten Menschen sprechen. Worüber, wusste ich nicht so recht.
Und es kam auch hier anders als gedacht. Denn eigentlich wollte ich über ihn reden, diesen Affärenmann, der ja komplett bindungsunfähig war ganz im Gegenteil zu mir.
Auf einmal registrierte ich erstaunt, dass es nur um mich ging. Die Eltern, das Umfeld, das mich geprägt hatte und der Affärenmann rückte in weite Ferne, denn ich merkte, dass er nur das Symptom eines unbekannten, aber innerlich gefühlten inneren Leidens war und von daher unwichtig. Das baute mich einesteils auf, andererseits irritierte es mich, weil über die Affäre nicht weiter gesprochen wurde. Mein Hauptthema war wohl gar nicht so wichtig? Ja, mein Hauptthema war ich oder hätte ich sein sollen, aber der bequeme Weg sah anders aus und Problemlösungen wurden von mir bei einen anderen Menschen in einem anderen Leben gesucht.
Und dabei blieb ich die Gleiche, mit Unsicherheiten behaftet wir vorher auch. Was hielt mich bei meinem Mann? Angst spielte sicher eine Rolle und die dumpfe Ahnung, dass eine äußere Änderung der Lebensumstände nichts bringen würde. Auch Gewohnheit und Sicherheitsbestreben. Eine Änderung des Lebens führte allein über mich, über Nachdenken, manche mehr oder weniger schlaflose Nacht, aber das Leben ist auch gnädig.
Es kamen andere Dinge ins Leben. Auf einmal war ich Mitglied eines Frauenstammtisches, der sich zu der Zeit etablierte, als ich Liebeskummer hatte. Und es kamen berufliche Anforderungen, die ich gut meisterte und mir die Erkenntnis brachten, dass ich auch nicht schlechter als andere war. Ich ging mehr aus, auch allein, ins Theater, ins Konzert und fuhr nach Berlin auf einen Kongress zu einer Zeit, als ich alles andere als heil war. Und mit der Zeit wurde es besser, schrittweise lernte ich mehr Selbstständigkeit und mehr Selbstbewusstsein. Und das ermöglichte mir auch, in der Ehe zu bleiben. Ich konnte ein Leben führen, das ich innerlich anders und besser empfand als vorher, obwohl ich in der gewohnten Welt blieb, aber die Verantwortung für mein Wohlbefinden kann mir keiner abnehmen. Auch nicht mein Mann und erst recht nicht ein Fremder.
Wenn ich nicht dafür sorgen kann, dass ich mich gut fühle, tut es keiner für mich.
Ach ja, noch mal zurück zum Therapeuten. Ich war zweimal dort, es war nicht als Therapie gedacht, sondern mehr als eine Art objektiver Aussprache. Seine Neutralität tat mir gut, denn er urteilte nicht und verurteilte nicht. Affären beruhen immer auf einem Mangel war die einfache Wahrheit. Das stimmte, denn ich hatte etwas gesucht und nicht gefunden. Ich war nicht die Böse, Schlechte, aber ich hatte innerlich die Ehe aufgekündigt, das war mir klar.
Zu Ende des zweiten Gesprächs sagte ich: Irgendwie bin ich wie ein Schiff, das mal hierhin treibt, mal dorthin, aber das kein Ziel hat. Die Strömungen bringen das Schiff weiter, in unbekannte Gegenden. Das geht nicht ohne Blessuren ab und dann fahre ich wieder nach Hause in meinen Hafen, wo ich mich wieder auf Vordermann bringe.. Mein Mann ist der Fels in der Brandung, das habe ich lange Zeit nicht gesehen.
Da meinte der Therapeut: Wäre interessant zu wissen, was wäre, wenn der Fels weg wäre.
Uff, diese Frage hatte gesessen. Verdammt, er hatte Recht, ich war in See gestochen auf der Suche nach einem anderen Leben, aber der Fels war da. Unverrückbar, aber ganz losgelassen hatte ich den Felsen nie. Mir wurde bewusst, dass ich ihn behalten wollte, aber auch was dafür tun musste. Entweder verheiratet oder nicht, aber nur etwas verheiratet ist kein Weg. Es gelang uns, obwohl völlig unterschiedlich, wieder zueinander zu finden. Wir können jetzt zusammen leben, zusammen halten, sind aber zwei völlig utnterschieldiche Menschen.
Ich habe durch die Krise viel gelernt, vor allem über mich. Loslassen hilft dabei, verkrampfte Suche aber nicht. Ich kann ein ziemlich freies Leben führen auch in der Ehe und es wäre schade drum, das alles wegzuwerfen. Für was auch? Für mehr Freiheit? Die brauche ich nicht, denn ich fühle sie. ich bin frei und mein Mann ist auch frei,dennoch leben wir zusammen und Lösungsmöglichkeiten wie eine Affäre damals brauche ich nicht.
Lass einfach los und bemühe Dich nicht verkrampft um sie. Auch Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben genauso wie sie. Es kann aber sein, dass sie sich unter einem freieren Leben etwas anderes vorstellt als Du. Dann musst Du das akzeptieren.
Verlass die Rolle des Strukturierers, der alles managen kann und will. Oft krankt eine Ehe auch an eingefahrenen Mustern und bei dieser Erkenntnis könnte ein Therapeut wiederum doch hilfreich sein. Wenn er was taugt..
Vielleicht hilft Dir mein Erfahrungsbericht, vielleicht auch nicht. Aber Ihr seid in einer Lernphase - beide, aber das Ergebnis ist momentan offen.
Zitat von Firefly112: ich bin mir sicher das der typ nicht das problem ist. die ganze geschichte hat dazu geführt, daß sie zum therapeuten ist (wie ich auch) und das hat sie natürlich ins nachdenken gebracht und dieses nachdenken hat sie jetzt an diesen punkt geführt wo wir stehen.
Du hast schon viel begriffen. Die Affäre ist oder war nur das Symptom für die Schielfage, aber die wahren Probleme liegen ganz wo anders.