Ich hole noch mal ein paar Zitate aus dem Eröffnungsbeitrag hervor:
Zitat von Sven1980:Ich habe Sie mit meinem abrupten Weggang auch in eine wirtschaftlich prekäre Situation gebracht.
Zitat von Sven1980:Sie hat es in den letzten Jahren wohl sehr schwer gehabt. Hat sich einen Zweitjob gesucht und einen Mitbewohner um über die Runden zu kommen, Autounfall und diverse Schicksalsschläge.
Zitat von Sven1980:Im Laufe dieses Jahres erfuhr ich, dass sie sich immermehr von ihren Freunden und ihrer Familie zurückzog.
Letzte Woche hörte ich, dass es bei ihr einen Polizeieinsatz gab, wegen häuslicher Gewalt. Sie ist jetzt wohl im Krankenhaus.
Zitat von Sven1980:Hinzu kommen extreme schuldgefühle weil ihr Abstieg mit unserer Trennung begann.
Ich finde, Du solltest die
emotionale von der
finanziellen Seite Eurer Trennung klar unterscheiden.
Der Warmwechsel war
partnerschaftlich gesehen natürlich
nicht in Ordnung. Aber wenn es nun mal so war, daß Du Dich von ihr ent- und in Deine aktuelle Partner verliebt hast, so wäre eine Trennung in jedem Fall unausweichlich gewesen. Was Du Dir hier vorzuwerfen hast ist nicht, daß Deine Gefühle für die sich damals veränderten, sondern die Heimlichkeit, mit der Du Deinen Absprung vorbereitet hast. Das ist natürlich alles andere als partnerschaftlich und war entsprechend schockierend und verletztend für Deine Ex.
Fakt ist aber auch, daß sie kein Kind mehr ist und es jetzt zwei Jahre zurückliegt. Das war Zeit genug, die Sache halbwegs angemessen zu verarbeiten und offenbar hat sie ja auch wieder neue Beziehungen geführt, auch wenn die jetzt leider mehr als suboptimal verlaufen sind.
Nochmal: Ich finde es nicht o.k., sich auf so eine Weise zu trennen. Aber wenn das tatsächlich der Auslöser dafür gewesen sein soll, daß jetzt alles mögliche schiefläuft in ihrem Leben, so dürften die Gründe dafür weitaus tiefer liegen, nämlich in ihr selbst. Für sowas sind dann aber Therapeuten zuständig und nicht Du als Ex-Freund.
Ein reifer Erwachsener ist normalerweise sehr wohl in der Lage, auch mit sowas umzugehen.
Was das Finanzielle betrifft, so hat sie die Situation doch längst im Griff: Du selbst schreibst, sie habe jetzt einen zweiten Job und obendrein noch einen Mitbewohner. Insofern sollte das mit der Miete für sie tragbar sein. Wobei ich immer noch nicht verstehe, wieso sie nicht kurzerhand in die Nähe ihrer Arbeitsstelle gezogen ist, denn so könnte sie sich die KFZ-Kosten dauerhaft sparen.
Was die Beschaffung neuer Möbel betrifft, so ist dies eine Frage der Ansprüche. Man muß für sowas keinen Kredit aufnehmen, sondern kann sich auch erst mal auf dem Gebrauchtmöbelmarkt umschauen; es gibt auch Annoncen wo Menschen etwas verschenken, etc. - neue Möbel kauft man dann über die Jahre so, wie man sie zusammengespart bekommt. Ich weiß, daß das alles wenig hipp klingt - aber wer mehr will, der sollte dann auch nicht jammern, wenn ihm der Kredit um die Ohren fliegt, weil er seinen Job verloren hat oder sowas.
Alle übrigen Probleme sind erst nach Deinem Weggang entstanden: Was kannst Du bittschön dafür, wenn sie sich jetzt von Freunden und Familie selbst isoliert, und inwiefern ist es Deine Schuld, wenn ein völlig anderer Mann sie so dermaßen verprügelt, daß die Schupos anrücken müssen? Oder für die anderen Schicksalsschläge, die sich ausnahmslos erst nach Eurer Trennung ereignet haben? Du hattest darauf keinen Einfluß, also bist Du auch nicht dafür verantwortlich.
Um es klar zu sagen: Was das
Finanzielle betrifft, schuldest Du ihr
nichts:
Sie
hat die finanzielle Situation längst
selbst in den Griff
bekommen. Mag sein, daß ihr das nicht leicht fiel, aber das muß es auch nicht. Wer große Ansprüche an seinen Wohnraum stellt, der muß zusehen, wie er sie erfüllt bekommt. Andere Menschen sind da bescheidener und wohnen entweder länger im Elternhaus, bis sie eine Aussteuer zusammengespart haben, oder in einer WG, wenn sie sich eher davon losnabeln wollen (was auch in der Tat nicht völlig verkehrt ist).
Deine Ex wollte eben mehr, also mußte sie zusehen, wie sie sich das finanziert. Erst hast Du dafür hergehalten, jetzt eben ein Zweitjob und der/die Mitbewohner(in). Ich sehe da ehrlich gesagt nicht mal ein Problem, im Gegenteil: sie hat es doch geschafft, damit umzugehen und das auf ihre ganz eigene Art und Weise, die auch völlig akzeptabel ist.
Was Euren Deal betrifft, so hat er sie übervorteilt. Aber weder hast Du sie gezwungen, bei Dir einzuziehen, noch ihre Vollzeitstelle für Dich aufzugeben. Das hat sie doch wohl freiwillig getan, oder nicht? Es wäre ihre Aufgabe gewesen, hierbei Bedingungen für sich mit Dir auszuhandeln, die sie für den Trennungsfall absichern - so unwahrscheinlich er Euch beiden damals erschienen sein mag und so hipp es heutzutage ist, einen auf Carpe diem zu machen und nach dem Motto Sorge Dich nicht, lebe zu verfahren.
Und was ihre Eltern betrifft: Die hätten ihrer Tochter ruhig mal entsprechend beraten dürfen. Das hat nichts mit Bevormundung zu tun, sondern vielmehr mit fürsorglicher Anteilnahme - jedenfalls solange es nicht in ständige Einmischerei mündet.
Fazit:
Ja, Du hast Dich bei der Trennung damals daneben benommen. Aber das ist jetzt Vergangenheit - Du kannst es nicht mehr ändern. Was Du jetzt allenfalls noch tun kannst ist, ihr einen Brief zu schreiben, sie um Entschuldigung dafür zu bitten und ihr anzubieten, daß Du für eine letzte Aussprache jederzeit zur Verfügung stehst, sofern sie dies jetzt überhaupt noch wolle. Aber daß sie sich dann bitte bei Dir melden möge, da Du Dich ihr gegenüber sehr schämst und sie keinesfalls belästigen willst.
Nein, das Finanzielle war klar geregelt. Sie hätte da mehr auf sich achten müssen. Sofern Du sie also damals nicht knallhart niederverhandelt hast, sehe ich da nichts offen. Allerdings spricht natürlich nichts gegen späte Kulanz, aber bitte nicht auf eine Weise, die sie erneut demütigt.
Daher würde ich ihr erst mal schreiben und zusehen, das Emotionale geklärt zu bekommen. Sollte sie sich tatsächlich melden, dann sprecht Euch erst mal aus. In weiterer Folge kannst Du ihr dann immer noch anbieten, sie auch finanziell ein wenig zu unterestützen, aber bitte erst, wenn Du Dir sicher sein kannst, daß sie das nicht in den falschen Hals bekommt.