Hallo zusammen,
Vielleicht hat jemand von euch Lust auf einen langen Text?
Ich verstehe, wenn nicht, aber die Sache lässt sich leider nicht mit zwei bis drei Sätzen darstellen.
Es würde mich so sehr freuen, eine Meinung von außen zu bekommen. Gern auch mehrere
Ich bin fix und alle im Moment und wüsste gerne, ob das normal ist oder ob ich einfach nur bescheuert ticke.
Danke auf jeden Fall für eure Mühe.
Nach 28 Jahren mit meiner Frau ist etwas passiert, was ich einfach nicht einordnen kann.
Ich muss etwas weiter ausholen. Sonst wird der Zusammenhang nicht klar.
Also, wir kamen recht früh zusammen. 1987. Sie war 17, ich 19.
Es gab für uns beide, außer ein paar Jugendfreundschaften, keine weitere Beziehung in unserem Leben.
Gleich Voraussetzungen sozusagen. Alles gut. Keiner hatte dem anderen -sagen wir- 3 Partner voraus.
Unsere Beziehung lief immer gut.
Wir wussten schnell, dass das etwas Größeres mit uns ist. Klar, wenn man frisch verliebt ist, denkt das wahrscheinlich jeder.
Dennoch war es so. Wir hatten schöne Jahre. Immer etwas zu erzählen, wenig bis gar keinen Streit und wenn, dann haben wir ihn respektvoll ausdiskutiert und beendet, bevor wir ins Bett gingen. Also niemals böse aufstehen am nächsten Morgen.
Und -ganz wichtig- nie alte Kamellen aufwärmen. Was geklärt wurde, kam nicht mehr auf den Tisch. Auch nicht später mal.
Ich würde unsere Beziehung als klasse bezeichnen. Neugierig, abwechslungsreich, körperlich befriedigend und sehr harmonisch. Kein Gedanke an einen anderen Partner.
1994 zogen wir in unsere ETW. 1995 Heiratsantrag, 1996 Hochzeit und Geburt unserer Tochter.
1999 haben wir dann gebaut und unser Sohn kam auf die Welt.
Und in all diesen Jahren: Alles richtig klasse. Ein Team, dass jetzt einfach etwas größer war. Ne schöne Zeit, so im Nachhinein.
Meine Frau hat seit 1996 nicht mehr gearbeitet. Ich fand gut, dass sie Zuhause für die Kinder da war.
Ich habe es aber auch verstanden, dass sie 2007 wieder arbeiten wollte, weil ihr Leben aus mehr bestand, als dem Wunsch, Kinder, Haus und Mann zu hüten. Außerdem gabs ja auch Geld für ihren Einsatz. Mir gefiel, dass sie nun für Stefan arbeitete, mit dem auch ich privat zu tun hatte.
2013 hörte sie dort auf, da Stefan zwischenzeitlich eine Freundin hatte, die nun ihrerseits den einen Arbeitsplatz für sich beanspruchte.
Also fing meine Frau nun halbtags in einer etwas größeren Firma an, was ich für sehr positiv hielt, da meine Frau so ein typischer Mensch fürs Büro ist und die soziale Verbindung zu Kollegen auch braucht.
Sie läuft nicht hinterher, sonder geht vorweg. Sie motiviert und hilft, wo sie kann. Sie ist meistens prima drauf und auch montags gut gelaunt. Wohlgemerkt in der Firma. Leute mögen ihre Art.
Ich schreibe das so krass, weil sie -auch schon etwas länger- Zuhause auch anders sein kann. Sie weiß dann nichts mit sich anzufangen. Die Hausarbeit ist schon mal blöd und wird ignoriert. Eigentlich nachvollziehbar und dennoch anders als früher.
In diesem Zustand trägt sie auch schon mal so ne klein graue Regenwolke über sich.
Noch gelingt es mir, das zu erkennen und sie etwas aufzumuntern.
Ist aber nicht einfach und richtig, auch meine Laune ist nicht immer gleich. Vielleicht ist es so eine Art Mid-Life-Crisis. Das Alter hätten wir...
Mittlerweile weiß ich, das sie andere Leute beneidet, die Ideen haben und diese verwirklichen. Sie sucht also eine Aufgabe, die sie erfüllt.
Trotzdem ist gefühlt alles top. Wir verbringen viel Zeit miteinander und tauschen nach wie vor häufig Zärtlichkeiten und (hehe) Liebesbekundungen aus.
Nein, wie gehen nicht häufig weg. Haben wir früher auch nicht gemacht.
Wir gehen 2-3 Mal in der Wochen spazieren. Nebenher hat sie 2 Sportvereine, ebenso wie ich.
Glaube, wir waren 5x im Urlaub allein in 2015 (von Kreuzfahrt im Oman bis zur Rheinradtour).
Wochenenden sind meistens schön.
Und selbst an den Sporttagen sehen wir uns zum Abendessen. Klar, die Kinder sind noch mit am Start, wobei unsere Tochter studiert, einen festen Freund hat und somit nicht mehr ganz so häufig Zuhause ist.
Kurz: wir verbringen viel Zeit miteinander. Und alles war gut. Bis Freitag. Jetzt beginnt die Geschichte (naja, aber nur für die, die noch nicht eingeschlafen sind )
Meine Frau ist in ihrer Firma Frau Gute Laune. Ich sagte das bereits.
Und sie hat auch einen Chef. Das sagte ich noch nicht. Nennen wir ihn Uwe.
Uwe scheint ein Netter zu sein. Zumindest höre ich das hier und da aus ihren Erzählungen raus (zum Beispiel auf unseren Spaziergängen).
Und ich denke, meine Frau hat auch bei ihm eine Wirkung hinterlassen. Eben weil sie dort sehr fröhlich ist und einen verdammt guten Job macht. Welcher Chef sieht das nicht gerne.
Erwähnenswert wäre, dass meine Frau extrem locker rüberkommt, und charmante Sprüche mindestens mit einem Lächeln begegnet. Ihre Gürtellinie ist leicht nach unten versetzt Männer und Frauen mögen sie.
Alles gut soweit. Ich kenne sie ja.
Ende November war dann Weihnachtsfeier in dieser Firma.
Meine Frau erzählte mir (wir erzählen uns eigentlich immer alles) anschließend freudig, dass es ihr gelungen wäre, Uwe zu überreden, alle zu dutzen und, dass sie auch mit ihm getanzt hätte. Sonst hat glaub ich niemand getanzt. Egal.
Es gab auch Fotos. Kurz angeguckt, als normale Weihnachtsfeiernfotos bewertet und weggelegt.
Vor zwei Wochen erzählte sie, dass sie eine Einladung von einem Kunden zu einer Abendveranstaltung bekommen hat. Uwe natürlich auch.
Ich fand das irgendwas zwischen komisch und normal. Wie gesagt, volles Vertrauen. Sie darf mit allen tanzen und wenn sie möchte, darf sie sich auch noch ein Küsschen abholen. So wie ich. Aber eben nicht mehr.
Ich hab dann einen blöden Spruch gemacht. Habe die Anzahl Ihrer Firmen-Aktivitäten erwähnt.
Nicht gut.
Sie machte mir schnell klar, dass ihr der Abend beim Kunden wichtig wäre.
Okay, kein Problem.
Letzten Dienstag trafen sich die beiden und fuhren zu der Firma, die eingeladen hatte.
Ich war krank Zuhause.
Was dann folgte, war die peinlichste Zeit meines Lebens. Ich hab mir so geschämt. Und tue es noch.
Aber was war passiert.
Mittwochmorgen. Ich gebe zu, ich fühle Eifersucht in mir wachsen. Vorher schon ein bisschen und jetzt deutlich mehr. Kenne ich so nicht.
Treffe sie in der Dusche. Sie ist außergewühnlich redselig um 6:15 Uhr.
Sie war erst um halb eins zurück. Das Essen wurde eben spät geliefert.
Und duschen müsse sie jetzt, weil die Nacht so kurz war. Sie hatte am Vorabend noch geduscht.
Na gut. Komisch, aber ok.
Sie verließ das Haus als ich mich gerade anzog.
Als ich meine Klamotten in den Wäschekorb schmiss, kam mir ein undefinierbarer Geruch entgegen: Ihr Oberteil vom Vorabend.
Nicht gut, komisch und nicht ok.
Jetzt war ich misstrauisch. Meine Gedanken rasten.
Eigentlich wusste ich nichts über Uwe.
Also habe ich recherchiert, aber nichts von Bedeutung gefunden.
Es wird noch peinlicher.
Ich habe den Facebook und Email-Account meine Frau kontrolliert.
Nichts.
Ich war hin- und hergerissen zwischen Junge, lass das. Das ist nicht gut und da muss doch irgendwas sein.
Donnerstag tat sie ebenfalls komisch. Schrieb Weihnachtskarten im der Küche und spielte gegen mich Quizduell (ich im Wohnzimmer).
Als ich zu ihr kommen wollte, schien es ihr nicht recht zu sein. Gut dann eben das Handy.
Als sie im Bett war, guckte ich mir nochmal die Fotos an. Dieses Mal in großer Auflösung.
Wenn mir jemand vorher gesagt hätte such das Paar auf der Feier , ich hätte es gefunden.
Da war viel Zuneigung im Spiel. Hüben wie drüben.
Was erschwerend hinzukam: Uwe sieht nicht aus wie George Clooney. Nicht mal wie sein Bruder. Nicht mal wie ein entfernter Verwandter. Kurz: Ein bisschen naja, 9 Jahre älter, mehr Bauch, dafür weniger Haare.
Okay, okay, das war jetzt der frustrierte männliche Part in mir. Mir ist schon klar, dass sich niemand selber gemacht hat. Ich mich übrigens auch nicht. Allerdings hätte ich vielleicht noch Verständnis, wenn es sich um einen schönen, jungen oder reichen Mann handeln würde. Eindimensional gedacht. Aber so fühl ich mich gerade,
Da ich nunvöllig verunsichert war, schnappte ich mir Freitagmorgen ihr Handy. Sie war in der Dusche.
Quick-Check mit Puls 200
Nichts.
Ich war froh und zugleich ging es mir schlecht. Schlecht, weil ich sie verdächtigt hatte.
Freitagnachmittag. Gute Laune.
Machen wir einen Spaziergang?
Sie: Sehr gerne.
Dann draußen unterwegs:
Ich: Mir ist etwas passiert, was uns betrifft.
Sie:?
Ich: Und es tut mir so unendlich leid.
Sie: Was denn?
Ich: Ich bin eifersüchtig auf Uwe und habe dich kontrolliert.
Sie: Puh
Ich habe dann mit Händen und Füßen erklärt, wieso ich es gemacht habe. Also was mich veranlasst hatte. Und das ich so froh bin, mir Luft gemacht zu haben. Das fühlt sich so gut an.
Sie: Ich muss dir auch etwas beichten
Ich:? (Dachte jetzt kommt unser Spezialhumor a la ich hatte mit 3 Männern S.)
Sie: Ja, ich empfinde etwas für Uwe und finde, wenn Du mir so die Wahrheit sagst, sollte ich es auch tun.
Ich war nach außen cool und wollte mehr erfahren. Ich lobte ich Ehrlichkeit und lies sie erzählen.
In Wirklichkeit konnte ich kaum gehen, denken, atmen...
Alles war anders. Von jetzt auf gleich.
Sie sagte, dass nichts gelaufen wäre und dieses Gefühl erst seit 2-3 Wochen besteht (das glaube ich bis heute nicht so richtig)
Als sie merkte, wie es wirklich in mir aussah, ruderte sie zurück und sprach von einer einseitigen Schwärmerei und dass Uwe auch nichts von ihren Gefühlen wüsste.
Sie fing an zu weinen und sprach von ihrer Schuld und dass sie jetzt alles kaputt gemacht hätte und dass sie besser nichts gesagt hätte.
Das ist die Story.
Uns beiden geht es seit dem schlecht. Richtig schlecht.
Wir haben viel geredet (sie nicht so viel wie ich
Plötzlich ist alles wieder gut und sie deshalb glücklich. Ich natürlich auch.
Im nächsten Moment kommen mir Zweifel, Ängste und Sorgen.
Hat sie mir wirklich alles erzählt?
Wie kriegen wir unser Vertrauen zurück?
Sie sagt mittlerweile, dass sie das schon mehrfach hatte. Mit ihrem damaligen Chef ( Anfang der 90er) und auch mit Stefan. Sie sagt, sie braucht die Bestätigung. Das gute Gefühl.
Sie liebt mich 100% und den anderen 5% (okay, Mathematiker weggucken).
Dann sagt sie, dass sie das kann.
ICH KANN DAS NICHT.
Ich kann nur ganz oder gar nicht. Sie ist meine Frau 100% und ich will ihr 100%iger Mann sein, ohne das extra einzufordern zu müssen. Ganz selbstverständlich. Gefühlt wie immer.
Sie bereut es so sehr, es gesagt zu haben. Das schlechte Gewissen hat sie getrieben, klar.
Und sie betont so sehr, dass ich die unangefochtene Nummer eins bin und ich glaube ihr das.
Ist jetzt alles wieder ok?
DAS ist mein Problem.
Ich schreibe diese Zeilen mit einem hohen Puls.
Ich bin verletzt. Sehr verletzt. Aber auch zurecht? Oder ist es nur mein kranker Stolz, nicht Herr der Lage zu sein?
Was will ich?
Ich habe mir die Bilder von der Feier schon mehrfach angesehen. Selbstgeißelung. Das gefällt mir nicht.
Ich bin traurig wie noch nie.
Klar, das zeige ich ihr auch. Ein Teil von mir möchte sie leiden sehen. Der andere Teil möchte sie in die Arme nehmen.
Wir hatten auch schon wieder S.. Gestern. So eine Art Versöhnungss.? Soll ja gut sein. Unserer war nicht so klasse.
Heute war wieder Frust angesagt. Bei mir. Sie backt kleine Brötchen, leidet und bereut.
Wir möchten beide eine Basis finden. Mit Vertrauen. Mit Humor. Ja, der war oft zweideutig. Aber gut. Geht das jetzt noch oder erinnert das erste falsche Wort, die erste falsche Geste an das Geschehene?
Ich will mich nicht trennen. Sie auch nicht. Auf keinen Fall. Außer, wir kriegen das nicht hin.
Was sollen wir tun?
Habe ich die Wahrheit bereits ergründet?
Oder vermute ich mehr?
Ich weiß es nicht.
Ist so eine Verliebtheit nicht vielleicht sogar völlig normal? Bin ich neidisch, weil ich das in 28 Jahren nicht hatte?
Soll ich mein verletztes Ego ausblenden? Über meinen Schatten springen?
Ich würde so gerne.
Manches hält mich noch davon ab.
Zum Beispiel die Frage, warum so etwas überhaupt passieren kann. Natürlich, kann so etwas passieren. Aber nicht bei den Paaren, die sich so rege über alle Gefühle austauschen und ihre Liebe immer wieder bekunden.
Sie ist -auch das ist nur ein vielleicht kranker, falscher Eindruck von mir, weil ich eine mögliche Verbindung sehe – in den letzten Monaten s.uell viel aktiver. Absolut wow!
Ist ihre Zuneigung, Liebelei, Herzschmerzgefühl vielleicht ein Auslöser? Ein Seiteneffekt?
Ich stelle mir zur Zeit 100 Fragen pro Stunde und kann keine so richtig zufriedenstellend beantworten.
Ich habe ihr heute gesagt, dass ich noch 1-2 Tage brauche, um wieder gefestigt zu sein. Das hat sich gut angefühlt. Wie lagen innig im Bett (ohne S.). Das fand ich gut.
Jetzt ist es Montag, 04:40 Uhr, und ich bin aufgeregt und nicht müde.
Hat es wirklich jemand geschafft, bis hier zu lesen? Respekt
Ich würde mich so ungeheuer über ein paar Sichtweisen von euch freuen.
Ich liebe diese Frau so sehr.
Das ist der einzig schöne Nebeneffekt, der mir klar geworden ist.
Natürlich habe ich sie auch schon vorher geliebt. Immer und über alles. Aber das war der Normalzustand. Unangefochten und nicht hinterfragt, weil vorausgesetzt.
Danke für eure Zeit, Mühe und Einschätzung unserer Situation.
Lieben Gruß
Tom
21.12.2015 04:47 •
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