Hallo zusammen,
nun, ich bin den ersten Tag in diesem Forum und hoffe darauf, dass mir Gleichgesinnte helfen. Und... dass ich helfen kann. Dann hätte mein Leben wieder ein kleines bisschen Sinn. Ich vermute ich weiß, wie es Euch geht. Vermutlich so wie mir:
Es zerreißt mich, ich breche förmlich zusammen, weine, schreie. Tränen. Krämpfe. Zittern. Manchmal bin ich für einige Minuten ruhig und erschöpft. Dann grüble ich und kann an nichts anderes denken. Und dann kommt es plötzlich wieder auf mich zu. Mit Macht. Mit voller Wucht. Mit Schmerz. Verzweiflung. Chaos.
Und nichts hilft. Nichts, einfach gar nichts. Schmerzen. Überall Schmerzen. Der ganze Körper tut weh.
Die Gedanken fliegen. Die ganze Welt dreht sich. Alle Perspektiven sind weg. Alle Träume geplatzt. Alle Vorstellungen und Wünsche. Das ganze Leben liegt in Scherben. Es ist zerbrochen und es gibt nichts, was es wieder kitten könnte.
Es tut so unbeschreiblich weh. Manchmal kommt der Hass, die Wut. Ich würde sie am liebsten beschimpfen, es ihr heimzahlen. Ich verfluche sie. Obwohl ich sie doch so sehr liebe. Dann kommen die Schuldgefühle. Was ich alles falsch gemacht habe, wie ich sie hätte glücklich machen können und müssen. Und manchmal kommt die Angst. Werde ich je wieder so leidenschaftlich lieben können? Werde ich je wieder glücklich sein?
Ich kann nicht alleine sein, aber in Gesellschaft ist es auch nicht besser. Freunde nerven mich, sie können nicht ansatzweise verstehen, wie ich mich fühle. Ich frage mich, wie lange die Verzweiflung noch andauert und ich frage mich wozu? Selbst wenn sie eines Tages weg ist, wozu? Für die Leere? Die Sinnlosigkeit?
Nun. Ich werde es schaffen. So wie Du. So wie hoffentlich alle hier. Jedenfalls lohnt es sich. Was ist die Alternative? Verbitterung? Suizid? Hass auf die Welt und Vereinsamung? Hoffentlich nicht. Wir müssen es schaffen und wir werden es. Wir sind nicht hilflos. Wir kämpfen. Deswegen sind wir hier. Deswegen haben wir uns angemeldet!
Und jetzt komme ich endlich zur Sache. Ich habe in den letzten 10 Monaten viel rumprobiert, habe viel gelesen, recherchiert und vor allem gelitten, geweint, getrauert, geflucht, gebettelt, bin wahnsinnig geworden und hab mich wieder beruhigt, habe aufgegeben, habe mich wieder gesammelt,....
Die drei wichtigsten Dinge sind meiner Ansicht nach:
1) Trennung akzeptieren
2) Kontaktsperre
3) Trauern
Im Einzelnen:
1) Ich bin bereit, die Trennung zu akzeptieren. Ich gebe alle Hoffnung auf. Ich schreibe das, obwohl ich es noch nicht geschafft habe. Ja, die Hoffnung ist ein verdammt zähes Biest. Sie stirbt ja bekanntermaßen zuletzt. Aber Hoffnung zu haben ist falsch. Es verhindert überhaupt, dass man mit der Trennung überhaupt weiterkommt. Logisch. Warum machen wir dann überhaupt Hoffnung? Um den lauernden Schmerz zu vermeiden. Um nicht loszulassen. Um nicht vorm Scherbenhaufen zu stehen. Um nicht alle Träume platzen zu lassen. Aber es gibt keine Hoffnung. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Ich habe 4 Monate versucht, die Trennung zu akzeptieren. Es war die Hölle. Dann habe ich mir wieder Hoffnungen gemacht und angefangen zu kämpfen. Plötzlich hatte mein Leben wieder einen Sinn. 3 Monate schien es zu funktionieren, 3 Monate ging es wieder bergab. Jetzt ist es ganz aus. Ich habe 10 Monate verplempert und stehe wieder bei Null. Nochmal hoffen? Nochmal kämpfen? Es tut jetzt nicht weniger weh, als beim ersten Mal. Die Trennung zu akzeptieren ist der erste Schritt, den Liebeskummer zu überwinden. Auch wenn das unmöglich erscheint.
2) Ich nehme keinen Kontakt auf. Kein Kontakt heißt gar kein Kontakt. Kein Anruf, keine SMS, keine Nachricht, keinen Brief, kein Vorbeifahren, kein zufällig treffen, keine Nachfrage bei gemeinsamen Bekannten. Gar nichts. Nichts.
Warum? Weil es aus ist. Es gibt drei grundsätzliche Möglichkeiten, wie sie reagieren kann. Erstens, sie geht irgendwie auf mich ein und versucht nett zu sein. Weil sie mir gegenüber ein schlechtes Gewissen hat. Sie will einfach ihr Gewissen beruhigen. Als letzten Schritt der Trennung. Und ich? Ich mach mir wieder Hoffnung. Und gehe wieder auf Null. Wie viele Jahre will ich das machen? Mein ganzes Leben lang?
Zweitens, sie ignoriert mich oder gibt mir eine klare Abfuhr. Vielleicht hilft mir das, bei Punkt 1) aber zu welchem Preis? Demütigung. Das Selbstwertgefühl ist eh am Boden. Da soll ich sie gleich nochmal nachtreten lassen? Ich habe es in den allerersten Wochen der Trennung gemacht. Als wenn ich gegen ein Schwergewichtsboxer gekämpft hätte. Ich bin aufgestanden und habe auf die Fresse gekriegt. Ich bin wieder aufgestanden und habe wieder auf die Fresse gekriegt. Wieder und wieder und wieder. Wenn ich mir nicht das letzte Quäntchen Stolz aus dem Leib prügeln lassen will, höre ich besser damit auf.
Drittens, sie reagiert genervt und unbestimmt. Weil sie eigentlich gar nicht mehr an mich, an die ekelhafte Trennung (die ihr ja auch schwer gefallen ist und ihr noch in den Knochen sitzt) und an ihr schlechtes Gewissen erinnert werden will. Bums. Wieder KO. Also keinen Kontakt. Wie lange? Für immer! Es ist aus. Lass uns das endlich einsehen!
Noch was. Sie ist kein Heilmittel gegen den Schmerz. Nein, höchstens der Grund für den Schmerz. Der Virus - nicht die Medizin. Sie wäre höchstens ein Heilmittel, käme sie zurück. Kommt sie aber nicht. Und wenn doch? Dann wäre es eine wahrlich ungleichberechtigte Beziehung. Ich will, sie ist unsicher. Ich mache Zugeständnisse und Kompromisse, sie nicht. Ich bettele, sie hadert. Selbst wenn ich den Verlust meiner Selbstachtung akzeptieren würde... wie lange sollte das gut gehen? Sie wünscht sich doch einen starken Partner! Einen Fels in der Brandung! Ein Fels in der Brandung, der um eine zweite Chance bettelt? Nein. Es ist hart. Es ist unfair. Es ist brutal. Es hätte vielleicht nicht sein müssen. Es ist so unfassbar tragisch. Es ist das schlimmste auf der ganzen Welt. Aber es ist eben auch eine Tatsache. Es ist vorbei. Also auch keinen Kontakt.
3) Die Hoffnung ist weg. Der Partner kein Heilmittel. Überhaupt gibt es nichts, was so einfach hilft. Also kommt der Schmerz. Die Verzweiflung. Mit Wucht. Mit voller Härte. Unvorstellbar. Wie ein Sandkorn in der Sturmflut. Völlig ausgeliefert. Ja, so ist das. Das ist mein Schicksal.
Aber ich bin nicht ganz hilflos. Denn ich kann eine Sache tun. Eine sehr, sehr wichtige Sache. Ich kann eine Entscheidung treffen. Nämlich das Schicksal anzunehmen. Und das tue ich. Ich werde ohne sie leben. Und ich werde nicht mehr damit hadern. Dies ist meine Entscheidung.
Und dazu hilft nur eines. Ich akzeptiere den Schmerz. Ich trauere und ich nehme Abschied.
Wenn der Schmerz kommt, nehme ich ihn an. Ich lass mich von ihm zerreißen. Ich falle. Ich falle. Falle und falle. Immer weiter und weiter und immer schneller und schneller. Ich fange an mich zu drehen. Halte mich am Bett fest. Ich strampele. Ich weine. Ich zappele. Ich löse mich auf. Ich leide. Die ganze Welt hört auf zu existieren und verwandelt sich in ein Universum aus Schmerz. Chaos. Das Ende.
Doch Körper und Geist sind nicht dazu geschaffen, unendlich lang ein Gefühl zu empfinden. Das geht rein biologisch einfach nicht. Also hört es auf. Auch wenn es (gefühlt) sehr, sehr lange dauert (tatsächlich sind es nur ein paar Minuten). Irgendwann hört es auf. Und ich bin noch da. Ich habe es überlebt. Ich bin etwas ruhiger. Ich lebe. Irgendwann wird sich mein Geist daran gewöhnen und ich werde Abschied nehmen. Ich zähle nicht, wie oft es kommt. So funktioniert es nicht. Erst wenn ich alles akzeptiert habe wartet irgendwann die Erlösung...
Ich wünsche Euch alles Gute von Herzen. Chris
14.05.2015 18:19 •
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