Hallo zusammen,
Ich bin schon länger inaktiver Mitleser und bin immer wieder verwundert, was so alles in der Welt (und in den Menschen) vor sich geht. Vieles ist unvorstellbar. bis man selbst in so einer unglaubwürdigen Situation landet.
Ich bin 36 und hatte über die Jahre hin weg immer mal wieder Beziehungen, habe geliebt, gehofft, Träume gehabt (wer kennt es nicht). irgendwann kam die Trennung, wie das eben so läuft im Leben. So hat man über die Beziehungen hinweg immer mal wieder geliebt, gelitten, gehofft und doch erkannt es ist sinnlos. Die Gründe waren mehr oder weniger immer nachvollziehbar, wenn auch erst nach einiger Zeit. Immer hat es irgendwie wieder mit einem selbst funktioniert, alles wurde wieder in normale Bahnen gelenkt. Das Leben ging weiter.
Ich bin eigentlich niemand der seine Sorgen niederschreibt oder wenn, dann nur selten sie mit anderen teilt. Ich habe gelernt vieles mit mir selbst auszumachen. Bisher hat das alles ganz gut funktioniert. Bis zum heutigen Tag.
Ich kenne meine (ex)Freundin (gleiches Alter) schon sehr sehr lange (fast 20 Jahre), fand sie schon immer anziehend ohne Ende, aber es hat sich nie etwas ergeben. Keine großen Treffen, mal hatte sie nen Partner, mal ich eine Partnerin. Es sollte nie sein.
Die letzten 17 Jahre hatten wir dann schlußendlich gar keinen Kontakt.
Bis zum letzten Sommer. Mehr aus einer Laune heraus dachte ich hey komm, schreib ihr doch mal.
Gesagt getan, kurze Zeit darauf eine Antwort - wir müssen uns unbedingt mal treffen - sie meldet sich.
Nach über einer Woche Funkstille hatte ich schon fast die Hoffnung aufgegeben, als auf einmal eine Nachricht kam. Siehe da - das erste Date stand.
Was soll ich sagen. das zweite und dritte Date kamen , wir haben zueinander gefunden.
Es gab innerhalb kürzester Zeit eine Vertrautheit die ich so noch nie erlebt habe. Wolke sieben ist ein Witz dagegen.
Wir waren ein Herz und eine Seele. Es gab niemals Streit, es gab gemeinsame Interessen, wir hatten Spaß, die Eltern mochten die anderen, alles schien perfekt.
Relativ früh in unserer Kennenlernphase erzählte sie mir bereits, dass sie ab und an mal eine depressive Phase hat in der sie sich zurück ziehen wird. Sie entschuldigte sich schon damals und redete mir ein, dass es nichts mit mir zu tun haben wird. Sie brauche einige Zeit um sich zu heilen, dann kommt sie wieder. Sie werde mich nie wieder hergeben, da kann ich mir sicher sein.
Wir schmiedeten Pläne, wir wussten beide was wir wollen, alles schien perfekt.
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Da ihr Job sie zu dieser Zeit sehr belastet und der Tag stressig und auf Grund ewig langer Fahrtzeiten kräftezehrend, ja fast schon zerstörend war (16 Std außer Haus) musste dringend etwas an Ihrem Wohnort geändert werden. Das schob sie schon lange Zeit vor sich her. Heute weiß ich warum - zu viel psychische Belastung .
Zusammen ziehen wollte sie noch nicht, da es noch zu früh war. Das Stand für später auf unserem Plan. Es war für mich auch in Ordnung soweit, ich wollte sie unterstützen, ich sah eine endlose Zukunft für uns.
Nach langer Suche hat sie endlich eine neue Bleibe gefunden. Dann gingen die Ängste bei ihr los, Zweifel, Unsicherheiten. Ich sprach ihr Mut zu diesen Schritt zu gehen. Es war richtig für sie.
Da wir beide sehr eingespannt sind haben uns ohnehin nur zwei Tage die Woche gesehen.
Dies reduzierte sich ab dem Zeitpunkt Mietvertrag radikal auf einmal die Woche ein paar Stunden.
Sie musste immer wieder nach Hause, blieb nicht mehr über Nacht.
Wie sie selbst sagte die Wand anstarren. Immer und immer wieder beteuerte sie es hat nichts mit mir zu tun, ich brauche keine Angst haben. Wir wissen beide was wir wollen, sie braucht Zeit um klar zu kommen.
Sie zog sich immer weiter zurück, dennoch jeden Tag ein Anruf, WA Nachrichten, Herzchen, usw.
In der neuen Wohnung gab es viel zu tun, Ihre Stimmung wurde mit jedem Tag sichtlich immer schlechter. Ich musste dabei zu sehen wie sie an dieser für sie großen Hürde langsam kaputt geht.
Kurz vor dem Umzug wieder die gleiche Situation. sie muss Heim, es hat nichts mit mir zu tun, keine Sorge.
Das zog sich nun schon fast acht Wochen. An diesem Tag kam zum Abschied von ihr ein Satz, der mich zu tiefst berührt hat. Mach dir keine Sorgen, wir sind doch eigentlich schon verheiratet. uns fehlen doch nur die Ringe.
Bumm. ich war geflasht, sprachlos, gerührt, hatte Tränen in den Augen vor Freude auf die Zukunft.
Es gab mir einen Schub, endlich diesen sch. hinter uns zu kriegen und in die Zukunft zu starten.
Kurz darauf war es dann auch soweit. Der Umzug, ein Tag voller Katastrophen, wie das eben so ist bei Umzügen. Mit jedem Vorkomniss ist sichtlich eine kleine Welt für sie zusammen gebrochen, es war einfach alles zu viel.
Direkt am Tag nach dem Umzug kam dann das womit ich niemals gerechnet hatte.
Absolute Funkstille. Quälende sechs Wochen.
Keine Antwort mehr auf WA Nachrichten, nichts, sie ist komplett abgetaucht.
Immer wieder musste ich an Ihre Worte denken. und Ich gab ihr die Zeit um die sie mich gebeten hat, habe dennoch ein mal die Woche geschrieben, dass ich immer für sie da bin. Kein Zwang, kein Druck.
Mit Ihren Eltern habe ich in dieser Zeit zwei mal gesprochen, sie bekräftigten mich durchzuhalten, ihr liegt so viel an mir.
Ich musste mich an ihre Depressionen erinnern und habe in Folge dessen viel darüber gelesen. immer und immer wieder.
Da war sie also. die immer wieder beschriebene Distanz, das zurück ziehen, das abblocken und weg schieben von geliebten Menschen um sie nicht zu verletzen.Die Gefühle sind betäubt.
Das ging bis vor circa vier Wochen. Sie meldete sich bei mir, wollte vorbei kommen. Kein Schatz, keine Herzchen in der Nachricht. Ich ahnte schlimmes . und es kam schlimm.
Da stand sie also vor mir. Ihr Blick war leer, verstörend. Sie wollte mich nicht in den Arm nehmen, sie war sichtlich zerstört.
Sie entschuldigte sich für das nicht melden, sie brauche alle Zeit für sich um wieder gesund zu werden.Sie hat zu niemandem Kontakt, sie mag mich, es hat nichts mit mir zu tun, beteuerte immer wieder das es keinen anderen gibt, sie braucht Zeit um gesund zu werden, sie wollte mich nie verletzten. . aber so macht das keinen Sinn, so funktioniert das nicht mit uns.
Dann nahm sie mich doch noch in den Arm und hat für eine halbe Minute nicht los gelassen.
Mir liefen die Tränen. Sie war emotionslos (wie ich es so oft gelesen habe ein typisches Symptom für Depression).
Schließlich ging sie von mir.
Da war er also , der große Knall.
Meine Welt ist zusammen gebrochen wie ein Kartenhaus. Nun war auch ich zerstört.
Ich kann nur schlecht schlafen, wache nachts immer wieder auf. Unkontrolliertes Weinen den Tag über, das volle Programm.
Die Gedanken quälen mich, Tag ein Tag aus. Ich habe meinen Herzensmenschen an eine Krankheit verloren. Der absolute Horror.
In meinem Freundeskreis konnte ich das natürlich nicht lange verstecken, also erzählte ich meinen engsten Freunden was passiert war.
Sie sind sprachlos, so wie ich auch. Aber anstatt es mir auszureden (was man zwar nicht hören will, aber i.d.R. dennoch passiert) redeten Sie mir sogar gut zu.
Ich solle Ihr Zeit geben, sie haben sie erlebt, sie sind sich sicher, dass sie sich wieder melden wird.
Dennoch versuche ich aus Selbstschutz es mir auszureden, das ganze zu verdrängen, es kann ja nicht ewig so mit mir weiter gehen.
Gestern Abend verbrachte ich mit einem sehr guten Freund den Abend. Essen, ein paar B..
Trotz mehrfacher Aufforderung nicht mit dem Thema anzufangen und es einfach ruhen zu lassen fing er an und legte dann wieder Erwarten richtig los:
Ich solle den Kopf nicht hängen lassen, er kennt sie, sie meldet sich, er ist sich 1000% sicher.
Er wurde immer lauter , hat mich schon fast angeschrien. Ich solle an ihr festhalten, er hat uns gesehen, Sowas wie uns hat er noch nie zuvor gesehen, diese Frau würde mich über alles lieben.
Ich bat ihn immer wieder damit aufzuhören, mir liefen die Tränen. aber es ging immer weiter.
Bis ich vor lauter weinen zusammen gebrochen bin und mich in mein Bett verkrochen habe.
Das ist er also, der Status quo - Totalschaden.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich weiß nicht was ich glauben soll, mir einreden soll.
Erwartungen habe ich aus Selbstschutz keine, dennoch gibt es irgendwo ein Fünkchen Hoffnung.
Sie ist krank, das muss man akzeptieren. Ich kann nicht helfen, kann nur da sein, falls sie sich meldet.
Sie ist jetzt seit dieser Zeit in Therapie (Diagnose Schwere Depression), ein guter und richtiger Schritt.
Aber. Sind die Gefühle betäubt , kommen sie wirklich wieder zurück?
Dauert es noch 4 Tage, 4 Woche, 4 jahre , oder wird es doch nie wieder ?
Ich weiß , dass jeder Fall und jeder Mensch anders ist, dennoch wäre ich um einige Meinungen oder Erfahrungen sehr dankbar.
Vielleicht kann ich daraus wieder etwas Kraft schöpfen.
Auf jeden Fall bleibt eine Erkenntnis. Depressionen sind Sc. und kein Spaß !
18.05.2022 23:37 •
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