Also ich schreibe hier ja selten und lese mehr, aber jetzt muss ich auch mal meinen Senf dazu geben. Ich versuche sachlich und wohlwollend zu klingen und mehr die Sozialarbeiterin schreiben zu lassen, als die selbst betroffene... mal sehen ob mir das gelingt...
Also zuersteinmal, ich wurde auch von meinem Mann betrogen und gehöre zu den Frauen die vorher immer gesagt haben, dass sie so etwas niemals verzeihen würden! NIEMALS würde ich mich so behandeln lassen! Naja, zu so einer Situation gehören ja immer zwei und obwohl mein Mann die Verantwortung für die Affäre trägt, habe auch ich die Verantwortung für die Zeit davor, damals als es zwischen und nicht gut lief und ich es nicht sehen wollte und mich zu sehr mit mir selbst beschäftigt habe.
Im Nachhinein war es mein Mann der mich überzeugt hat weiter zu machen, denn er hat nicht nur gesagt wie sehr er bereut mir so weh getan zu haben, er hat es mir jeden Tag, jede Stunde, ja jede Minute immer und immer wieder gezeigt. Er hat die Affäre sofort beendet (ich war dabei). Er hat an sich gearbeitet und mich überzeugt, dass wir gemeinsam unsere Beziehung wieder aufbauen. Er hat mich über Wochen dazu gebracht, ihm wieder zu glauben! Das war ein harter Weg! Ich habe gelitten, auch körperlich. Er hielt es aus, er war für mich da, er fing mich auf und zeigte mir immer wieder wie ernst er es meinte und wie sehr er mich liebte.
Ausschlaggebende Taten die dazu führten, dass ich Hoffnung für uns sah. All das, sehe ich bei deinem Mann überhaupt nicht!
Ein weiterer Punkt der mich damals dazu zwang, wieder aufzustehen, mich wieder aufzurichten und neue Kraft in mir selbst zu finden, waren unsere Kinder. Sie haben, obwohl wir ihnen nichts sagten, ebenfalls darunter gelitten. Denn mal ehrlich, die sind doch nicht doof. Nur weil Mama und Papa sich mühe geben gut zu schauspielern sind sie noch lange nicht überzeugend und Kinder merken, dass etwas nicht stimmt!
Wir haben uns ebenfalls wochenlang nur um uns und unsere Beziehung gedreht und ich war mir lange nicht sicher, das schlug auf meine Stimmung, meine Rolle als Mutter litt darunter, ebenfalls meine Arbeit. Wobei mir meine Kinder wichtiger waren und ich nicht wollte, dass sie wegen den Fehlern ihrer Eltern vernachlässigt wurden. Aber genau so war es. Sie wurden immer öfter vor dem Fernseher geparkt weil wir in der Küche diskutierten. Ich stieg mitten auf dem Weg zum Ausflug aus dem Auto aus weil ich es nicht mehr aushielt, so leid es mir im Nachhinein tut, aber sie spielten die zweite Geige zu dieser Zeit. Das wollte ich nicht mehr! In erster Linie mussten sie kommen und danach mein Mann und ich. Wir genossen also wieder die Zeit als Familie und erst danach gaben wir uns den Diskussionen hin. Seitdem ging es bergauf.
Bei euch hält das nun schon ein halbes Jahr an. Deine Kinder werden es merken! Sie werden darunter leiden. Was der Sozialarbeiter da sagte, sehe ich als schwachsinnig an (sorry Herr Kollege Sozialarbeiter). Ihr solltet ehrlich sein und den Kindern erst einmal mitteilen, dass ihr euch momentan nicht besonders gut versteht. Was eine mögliche Trennung angeht, ich denke da sollten sie die zweiten sein, die davon erfahren. Nach euch. Aber nach so einer Geschichte wird es wohl etwas länger emotional sein zwischen euch.
Und nun zur eigentlichen Geschichte. Ich sehe und lese heraus, dass du kaputt gehst. Aber du solltest dir die Frage stellen, ob du dich so behandeln lassen MÖCHTEST? Wieso gibst du ihm das Recht dazu?
Ist eine mögliche offene Beziehung für dich eine Option? Denn selbst da gibt es grenzen. Denn eine offene Beziehung bedeutet nicht gleich, dass sie auch polyamor sein darf. Also dass es ok ist, wenn der Partner auch Gefühle für jemanden anderen hat. Oft geht es ja nur um den S. außerhalb. Aber wenn es eine Option ist, bedeutet das auch, dass es genauso für dich gilt. Ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass dein Mann damit einverstanden wäre!? Vielleicht solltest du ihm das mal vorschlagen... was meinst du wie er reagiert?
Dein Mann sieht, wie du leidest und wie du und seine Familie ganz offensichtlich zerbricht. Und er tut NICHTS. Stellt sich selbst als Opfer da und beteuert, wie sehr er darunter leidet dich so zu sehen... Aber er hat die Möglichkeit es zu beenden, er könnte reinen Tisch machen, wie auch immer der aussehen würde. Aber er macht nichts, wie ein Käfer liegt er auf dem Rücken und schaut zu wie schlecht es dir geht. Ist das Liebe?
Oder ist das Abhängigkeit, Selbstbetrug, Egoismus?
Ist das noch der Mann in den du dich verliebt hast? Und wenn nicht, ist es dann noch Liebe die du für diesen Mann empfindest? Oder vielleicht nur die Erinnerung an sie für den Mann der er mal war?
Warum tust du dir das an? Du bist eine starke Frau, sieh dir an, was du geschafft hast in deinem Leben. Das warst DU. Lass dir das doch von so jemanden, der so wenig Respekt für dich hat, nicht kaputt machen! Sei ein Vorbild für deine Töchter und frage dich, was würdest du ihnen raten, wenn eine von ihnen mit einer ähnlichen Geschichte in ein paar Jahren zu dir kommt und nicht weiß was sie tun soll? Würdest du wollen, dass sie diesem Typen weiter hinter her weint? An der Idee der heilen Familie festhält und sich selbst darüber vergisst?
Oder würdest du ihr dazu raten, ihn mit allen Konsequenzen raus zu schmeißen, sich selbst wieder aufzurichten, sich selbst etwas gutes zu tun, zu merken, dass sie es alleine schafft. Hoffnung auf ein Leben ohne diesen Schmerz zu spüren und dem Mann so zu zeigen, dass sie ihn nicht braucht zum Glücklich sein?