Hallo Melydia, ich schüttel Dich mal, es ist Zeit für Dich!
Kurz umrissen, ich bin auch ein Scheidungskind, mein Exmann hat mich jahrelang betrogen, ich hab mich ähnlich zerfleischt, drei Kinder.
Ich denke, Dein Problem steckt genau dort, die vielen verlorenen Bezugspersonen, der Wille nicht selbst so zu Enden, geschieden mit Kindern. Du wolltest alles besser machen. Nicht straucheln, daran arbeiten usw. Das alles nutzt aber nichts, wenn der Partner nicht mitspielt. Aber der Zeitpunkt ist gekommen, den Kampf anders zu gestalten.
Ich bin gegangen. Und sehr schnell ging es mit mir bergauf.
Jetzt zu Deiner Situation.
Geh zum Anwalt, Trennungsunterhalt, Kindsunterhalt.
Prozesskostenhilfe beim Amtsgericht beantragen um einen Antrag auf Überlassung der gemeinsamen Wohnung (ein Teil der Miete wird dir dann beim Unterhalt abgezogen) und einen Antrag das Aufenthaltbestimmungsrecht für die Kinder zu bekommen. Nach der Zuweisung der Familienwohnung kannst Du ein neues Schloss einsetzen. Vom Anwalt erhälst Du ein Schreiben, womit Du dann Sozialgeld beantragen kannst, falls der errechnete Unterhalts- und Trennungsbetrag nicht ausreicht.
Hilfe: Geh zur Frauenberatung, dort kannst Du zusätzliche Einzelgespräche zur Entlastung führen, auch dort sind ausbegebildete Kräfte. Außerdem erhälst Du Tipps und Adressen von weiteren Anlaufstellen. Sie bieten auch Treffen und Seminare an, abends, wo Du gute Kontakte knüpfen kannst.
Awo bietet auch Gesprächsangebote an. Auch dann für die Kinder Trennungsgruppen. Oder eben die Caritas. Weitere Anlaufpunkte, der Soziale Dienst der Stadt. Erziehungsberatungs- u. Familienberatungsstellen der Stadt. Hole Dir alles ins Boot was geht.
Ich habe diese Stellen alle genutzt, weil auch ich damals nicht mal eben in die Klinik konnte. Gerade auch die Mitarbeiter an den Brennpunkten kennen eben die Fallstricke und Lösungsmöglichkeiten.
Es hat mir sehr geholfen einen anderen Blickwinkel zu bekommen, besonders eben auch der Austausch mit anderen Müttern und Vätern in ähnlicher Lage. Und Du hast dort die Chance Dir ein Netzwerk für Notsituationen aufzubauen.
Wenn der Unterhalt läuft kannst Du zum Amt, für die Dauer der Ausbildung könntest Du Zuschuss bekommen, entweder Wohngeld oder Sozialgeld. Da ja noch nicht geklärt ist, wo Du nach der Ausbildung arbeiten kannst, wäre ein Umzug wahrscheinlich Unsinn. Allerdings für Dein Wohlbefinden gerade sehr wichtig. Vielleicht kannst Du Dich doch für einen Umzug entscheiden, es muss ja nicht so weit aus dem Umfeld sein.
Und Sozialgeld für begrenzte Zeit zu beziehen macht Dich ja nicht zum absoluten Sozialfall. Ich musste es auch, da mein Ex eine ganze Weile nicht gezahlt hat, und die Konten geräumt waren, aber von meinem Konto alle Verpflichtungen bezahlt wurden. So schnell wie ich damals auf unter Null war...ein Traum.
Das Kindergeld läuft schon auf Dich und Dein Konto? Wenn nicht stelle bitte einen Antrag bei der Familienkasse. Hast Du ein eigenes Konto? Wenn nicht sofort eröffnen und die Kontonummer der Familienkasse mitteilen.
Du musst Dir jetzt Freiraum schaffen, um wieder Stärke zu spüren.
Selbst wenn Du noch unsicher bist, ob Du die Scheidung willst, es ist für Dich der einzige Weg raus aus dem Martyrium. Die räumliche Trennung einleiten. Das Trennungsjahr einleiten kann man dann auch zu einem anderen Zeitpunkt (Versöhnung wäre dann noch immer möglich).
Eine Entscheidung wird er nie fällen. Das kannst jetzt nur Du (quasi für Euch beide), sonst bist Du sehr schnell am Ende.
Was dann geschieht wird sich zeigen. Aber sicherlich wird es Dir wesentlich besser gehen.
Vielleicht ist das wirklich der einzige Weg, der ihn weckt, und wenn nicht, ist er Dich und die Kinder eh nicht mehr wert. Die Kids brauchen keinen ständig abwesenden Vater, aber eine glückliche Mutter. Meine Kinder sind regelrecht aufgeblüht. Weise ihn in seine Schranken.
Wenn er wirklich leiden würde, könnte er sich dort nicht vergnügen. Halte Dir das vor Augen.
Ihn plagt höchstens ab und an die Anstrengung, sein Verhalten euch gegenüber selbst zu ertragen. Das ist aber nicht Dein Problem. Und das er sich mies fühlt, wird er immer auf Dich übertragen.
Noch einmal zu mir, als kleiner Einblick. Nein, ich lebe nicht in Armut! Trotz Sozialgeld (weil Arbeitgeber Mütter mit drei Kinder nicht sonderlich interessant finden und ich gesundheitlich Vollzeit nicht mehr arbeiten kann) nagen wir nicht am Hungertuch, ich komme mit dem Unterhalt, Kindergeld und einem Minirest Sozialgeld hin. Am Monatsende ist sogar noch Geld da. Ich muss nicht zur Tafel. Und selbst wenn, würde ich sogar das vorziehen, als weiter von meinem Exmann seelisch demontiert zu werden.
Mit Verlaub, das ist grausam am langem Arm verrecken lassen.
Thema Urlaub, ich gehe jetzt mindestens einmal im Jahr mit meinen Kids zelten. Meist an Zeltplätzen mit See in der Nähe. Wenn auch nicht weit und in die Ferne und keine drei Wochen, aber zusammen mit Spaß. Und irgendwann reicht das Geld auch mal für den Süden, und wenn wir nur zelten. Bisher hatten wir immer tolle Kontakte knüpfen können und für nächstes Jahr musste ich versprechen wieder mit ihnen zu zelten.
So und nun pack seine Klamotten in Kartons, und ab in den Keller damit. Setzt Dir und besonders ihm ein Zeichen.