Liebe trixi-77,
die zu unterschiedlichen Zeiten auftauchenden unterschiedlichen Gefühle und Gedanken kann ich gut mitschneiden: diese Dichotomie eines einzigen Menschen, auf der einen Seite das Weichgezeichnete und auch so empfundene Liebevolle, Würdige, das Du wertschätzt, auf der anderen Seite die harten Konturen oder das tief Eingemeißelte, das Dich erschreckt oder ablehnend werden lässt.
Weil die Sicht auf die Dinge nicht so stetig ist wie die Gezeiten (die Stoiker waren schon ganz schön schön schlau^), Idealbild und Echtbild mithin öfter Veränderungen erfahren oder sogar neu gezeichnet werden, erscheint all das für die so wichtige Entscheidung Richtung Beziehungsende/-fortsetzung nicht zuträglich.
Ich, als erwachsener Mensch, weiß darum, dass ich selbst im Denken über meine Beziehung komplex und ambivalent bin: auch ich romantisiere, katastrophisiere, illusioniere, bewerte, nehme auf eine besondere, dem Menschen wohl ureigene Art wahr, auf eine Art, die meine Bedürfnisse nach Identität und Bindung befriedigt und eine eindeutig unzweideutige Sprache zum Inhalt hat.
Diese vermeintliche Eindeutigkeit, die sich im gesprochenen Wort, im Handeln, in Gesten und Verhalten äußert, beheimatet auch einen menschlichen Irrtum in der Einschätzung von Wirklichkeit, wenn ich die Beziehungswelt nur durch die eigene Brille meiner Erwartungen, Wünsche und Ängste betrachte und die so geschaffene Illusion mit dem verwechsle, was ist. Und das, was ist, nämlich mein inneres Kind, das geliebt werden will und mein liebevolles erwachsenes Ich, verwundet und leidend, beide bitten mich, dem Leben zu vertrauen, mir selbst würdevoll zu begegnen, sodass hieraus Verbundenheit mit dem anderen (welche Beziehungsqualität auch immer daraus künftig erwachsen möge), mit all seinen hart- und weichgezeichneten Konturen des Wesens entstehen kann.
Ja, Vertrauen, das ist, was ich Dir von Herzen wünsche.
22.01.2020 19:34 •
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