Oh, lieber @leuchtturm65 , das freut mich wirklich sehr, wieder von dir zu hören. Auch über Barnylillys Antworten habe ich mich schon sehr gefreut. Ja ich bin heute tatsächlich schon viel weiter als noch Anfang diesen Jahres aber noch lange nicht am Ziel. Gerne würde ich weitere Tipps und Ratschläge von dir lesen. Du warst einer der wenigen, die nicht gleich mit dem Holzhammer auf mich losgegangen sind. Ihr habt einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass es mir heute wieder gut geht und ich jetzt neuen Mut und Kraft für den Rest des Weges habe. Auch stimmt es, dass es hilft, sich mit anderen Schicksalen zu befassen. Gerne gebe ich mein Wissen und meine Erfahrung hier weiter. Allerdings maße ich mir nicht an, hier immer den Königsweg beschreiben zu können. Gerade Affärengeschichten haben zwar sehr viele Gemeinsamkeiten aber auch immer sehr individuelle Komponenten, die das ganze in ein völlig anderes Licht rücken können.
Ich bin aus meiner Erfahrung und meiner Überzeugung jemand, der eher immer dazu raten würde, in der Ehe zu bleiben und daran zu arbeiten. So wie du bin auch ich der festen Überzeugung, dass das möglich und erfolgversprechend ist, egal in welchem Alter das Paar ist. Aber natürlich gibt es Grenzen. Jeder legt letztlich diese Grenzen für sich selbst fest aber ich finde es Schade um jede Ehe, die dann doch noch scheitert. Ich glaube, dass die betroffenen Menschen dadurch die Chancen auf eine weitere individuelle und gemeinsame Entwicklung verlieren. Jede neue Beziehung - und sei sie zunächst auch noch so frisch und erfüllend - wird die Partner irgendwann wieder an den Punkt bringen, wo es ums Durchhalten geht. Ums Tragen und Ertragen - in guten wie in schlechten Tagen.
Soviel dazu nun aber zu @unbelLeberwurst und seine Fragen:
Seit wann wohnst Du wieder zu Hause?
Seit wann ist die Affäre beendet?
Die ersten Fragen beziehen sich auf den zeitlichen Ablauf. Inzwischen verschwimmt sehr vieles in meiner Erinnerung, ich versuche aber mal es in eine Chronologie zu bringen:
Im Mai 2013 begann ich meine neue Stelle bei dem Kollegen, der mein AM werden sollte.
Anfang 2014 begannen erste zaghafte Flirtversuche von seiner Seite, die ich da noch als Nettigkeiten und Motivationsversuche ansah. Immerhin aber begann, ich mich noch mehr als sonst auf die Arbeit zu freuen und vermisste ihn, wenn er im Urlaub oder im freien Tag war.
Im Juni 2014 starb seine Frau, von deren Krankheit ich bis dahin nur von Kollegen gehört hatte. Dass es Krebs im Endstadium war, wusste ich nicht und hätte ich nie für möglich gehalten. Der Kollege wirkte doch immer so fröhlich!
Nach einigen Wochen Krankenschein kam er zurück zur Arbeit. Nach weiteren 3 Wochen begann das Flirten wieder und wurde schnell konkret. Er fragte nach meiner privaten Telefonnummer und nach einem Treffen. Ich sagte zu. Zum ersten Termin erschien er aber nicht und ich war sehr enttäuscht. Da musste ich mir eingestehen, dass ich mich verliebt hatte.
Im Oktober 2014 gestand ich meinem Mann meine Fremdverliebtheit. Dem Kollegen hatte ich dies vorher angekündigt. Er freute sich und plante mit mir einen gemeinsamen Urlaub. Wir wollten seine Familie in Polen besuchen.
Einen Tag nach meiner Beichte fuhr mein Mann mit Sohn und Mutter in Urlaub. Wir verabschiedeten uns unter Tränen am Bahnhof. Für mein Verständnis war ich ab da getrennt.
In der gleichen Woche kam es zum ersten Mal zum Sechs mit dem Kollegen, der aber bei weitem nicht so schön war, wie ich es erhofft hatte. Fast direkt anschließend ergriff er zum ersten Mal die Flucht vor mir.
Dennoch suchte ich unverdrossen weiter nach einer Wohnung, die ich sehr schnell fand.
Im Dezember 2014 zog ich aus. Der Kollege zog sich reflexartig zurück mit der Begründung ich sei ja nun sehr belastet und müsse erstmal klar kommen.
Anfang 2014 gab es den Wasserschaden und völlig fertig bat ich den AM doch wenigstens einmal zu mir zu kommen, um mir eine Schulter zum Anlehnen zu bieten. Er sagte zu, kam aber nicht.
Ende Januar 2014 war ich am Ende, psychisch und physisch. Mein Mann holte mich zurück in das gemeinsame Haus.
Die Affäre beendete ich, bzw. eigentlich hatte mir der AM mit seinem Nichterscheinen dies schon im Voraus abgenommen. Dennoch arbeiteten wir weiter zusammen. Mein Mann wollte ausdrücklich nicht, dass ich kündige, denn er wusste ja, wie hart ich um diese Arbeit gekämpft hatte und wie sehr ich sie mochte. Auch war er der Ansicht, dass sollte die Affäre wieder aufflackern, dies auch unabhängig von unserer gemeinsamen Arbeit geschehen könnte.
So gingen einige Monate ins Land und es wurde wieder Juni. Der Todestag der Ehefrau des AM. Wir sprachen darüber in der Wäschekammer und es wurde erneut körperlich. Als ich spürte, dass alles von vorne zu beginnen drohte, zog ich die Reißleine und kündigte. Zeitgleich erschien eine ehemalige Praktikantin wieder als Auszubildende auf der Bildfläche. Sie wollte unbedingt von meinem AM ausgebildet werden und er willigte gerne ein. Ich erwischte die beiden in der Besenkammer. Er rannte hinter mir her und sagte, dass sei alles nicht so, wie es aussah...!
Dann ging er in Urlaub und direkt danach in den Krankenschein. Er wollte meine letzten Tage in der gemeinsamen Arbeit nicht miterleben. Privat wurde ich blockiert und ignoriert. Keine Chance, irgendetwas mit ihm aufzuarbeiten. Dabei war ich zwar zurück in der Ehe, diese lief aber zunächst alles andere als harmonisch und ich war noch total ambivalent.
Dann kam die Auszubildende zu mir und steckte mir, dass sie den Herrn mit einer anderen Kollegin Hand in Hand und sehr fröhlich auf dem Wochenmarkt getroffen habe. Ich fuhr zu ihm und konfrontierte ihn damit. Er leugnete, log mir ins Gesicht.
Nicht dass ich da noch ernsthaftes Interesse gehabt hätte, aber diese Information wäre wichtig für meine Aufarbeitung gewesen.
In meinen letzten Tagen auf der alten Stelle machte ich aus Wut und Rache unsere Affäre öffentlich. Meine Chefin reagierte sehr verständnisvoll und bat mich doch trotz allem zu bleiben. Sie hatte bisher nichts über meinen Kündigungsgrund gewusst und war sehr traurig darüber. Eine andere Kollegin aber bekam davon Wind und trat mit ihrer Indiskretion eine Lawine los. Darüber war der AM nun so erbost, dass er mich beschimpfte und mir befahl, jeglichen Kontakt zu allen Kollegen abzubrechen. Ich tat ihm den Gefallen, denn ich war selbst total überfordert von all dem.
September 2015 begann ich die neue Stelle. Mit dem AM hielt ich Funkstille und litt. Aber es wurde besser.
Ende 2016 meldete er sich wieder. Berichtete mir von seiner neuen Wohnung und lud mich zum Kaffee ein. Er wollte mit mir alles besprechen und Frieden schließen, der guten alten Zeiten wegen.
Auch mir war das ein Anliegen und ich fuhr hin. Leider! Es kam wieder zum S.. Diesmal allerdings in einer absolut traumatischen Art und Weise. Ich erspare euch Details.
Erneut konnte ich mit meinem schlechten Gewissen nicht umgehen. Wieder bat ich meinen Mann um die Trennung und wir machten sogar einen Anwaltstermin. Eine Wohnung hatte ich auch in Aussicht und so schien diesmal alles unumkehrbar zu sein.
Ich begann eine Weiterqualifizierung, um mehr Geld verdienen zu können. Diese überforderte mich allerdings diesmal derart, dass ich zusammen brach.
Mein Mann erschien schon wieder als mein rettender Engel und wir krempelten gemeinsam die Ärmel hoch um es doch noch zu schaffen. Es sah zum ersten mal richtig gut aus!
Allerdings fehlte mir nach wie vor die Aufarbeitung der Affäre. Ich begann, den ExAm zu beobachten und stieß dabei auf seine Freundin. Es war die Kollegin, mit der er schon vor vielen Monaten fröhlich über den Markt marschiert war und deren Rolle als seine Neue er bis dahin konsequent geleugnet hatte. Auch sie hatte da ja schon unter mysteriösen Umständen gekündigt, obwohl ihr eine gute neue Aufgabe in unserem Haus angeboten worden war. Es kam zu einem unschönen Zwischenfall in dem sie mich beschimpfte und bedrohte. Erschrocken stellte ich meine Beobachtungen ein und hielt Abstand! Sehr großen Abstand!
Anfang 2018 dann meldete er sich plötzlich wieder bei mir. Er erzählte mir vom tragischen Ende seiner Beziehung und gab mir indirekt die Schuld daran. Völlig von den Socken entschuldigte ich mich bei ihm, schickte ihm sogar ein großzügiges Geschenk. Einen Gutschein für ein Candlelight Dinner in einem Restaurant seiner Stadt. Ich bat ihn, seine Freundin doch noch einmal dazu einzuladen und alles mit ihr zu klären. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass unser Zwischenfall tatsächlich die Ursache für sein Unglück war und ich wollte daran keine Schuld tragen. Ich wollte mich loskaufen von diesem Mann. Er nutzte mein schlechtes Gewissen und lud mich wieder zu sich ein, um alles noch einmal zu bequatschen. Diesmal fand ich die Kraft, abzulehnen. Gott sei Dank!
Aber ich fiel psychisch in ein noch tieferes Loch und landete hier im Forum. Psychiatrische Hilfe hatte ich schon zuvor gesucht und gefunden, diese half aber nicht wirklich. Ich fand einfach nicht die Kraft, mich abzugrenzen. Erst durch die Anregungen hier im Forum, wechselte ich den Arzt und fand meine jetzige Therapeutin. Ein Glücksgriff und hoffentlich unsere Rettung! Ich habe wieder Hoffnung, auch wenn noch ein weiter Weg vor uns liegt. Den ExAm meide ich inzwischen wie der Teufel das Weihwasser. Es mag ja sein, dass der Mann selbst sehr schwer an seinem Schicksal zu tragen hat. Es mag auch sein, dass für ihn unsere Begegnung ebenso traumatisch und schicksalhaft war, wie für mich. Daran will und werde ich aber keinen Gedanken mehr verschwenden. Jetzt geht es um meinen Mann, unsere Familie und um mich. Ich habe ihm oft genug Gelegenheit geboten, Frieden mit mir zu schließen. Jedes Mal ist es durch seine Ignoranz und seine Feigheit schief gegangen. Jetzt brauche ich keinen Frieden mehr mit ihm zu schließen, jedenfalls nicht real. Diesen Frieden habe ich nun aus mir selbst heraus gefunden. Ob er ihn auch hat, ist mir egal.
Puuuh, jetzt muss ich erstmal eine Pause einlegen und mich erholen.
Krass, dass alles nochmal so aufzuschreiben.
Krass, wie dumm, verblendet und hilflos ich war.
Krass, was für eine große Schuld ich auf mich geladen habe!
LG
16.10.2018 17:44 •
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