Irgendwie geht es wieder bergab. Ich vermisse meinen Ex wieder häufiger. So vieles erinnert mich an ihn.
Man, ich hoffe dieses Auf und Ab ist bald vorbei und es geht nur noch aufwärts.
Dabei
weiss ich, dass wir keine Zukunft gehabt hätten. Dass er Schluss gemacht hat, war absolut richtig.
Mein Kopf weiss das, mein Herz (noch) nicht. Ich zwinge mich momentan einfach, die Gedanken an ihn so schnell wie möglich zu stoppen. Ich idealisiere ihn, denke nur an unsere schönsten Momente - das war nicht die Realität. Auch wenn wir nicht gestritten hatten, gab es doch viele Dinge, die mich nach der Verliebtheitsphase enorm gestört hätten. Er hat mich gebremst, wäre zum Klotz am Bein geworden. Ich hätte mich beruflich nicht verwirklichen können, die Welt nicht bereisen dürfen. Hätte mein Umfeld verlassen und in seine Stadt ziehen müssen, wäre über zwei Stunden zur Uni gependelt. Nein, das wäre nicht meine Welt gewesen. Seine Umgebung war zu ländlich, ich bin wild, weltoffen und will mich frei bewegen. Bei ihm habe ich mich immer beobachtet gefühlt, jeder kannte jeden. Nicht einmal in Ruhe zum Bahnhof konnten wir laufen.
Jemand, der bereits so jung sicher ist, für immer in derselben Wohnung leben zu wollen kann nicht zu mir passen. Zumal die Wohnung nicht besonders gross ist und Chaos herrschte.
Er wusste, dass ich später sehr wahrscheinlich besser verdienen würde als er. Ich glaube, das hat ihn unglaublich belastet. Mir ist so etwas egal. Aber er hätte wohl nicht zugelassen, dass ich weiterhin arbeite auch mit Kindern. Obwohl wir das Geld gebraucht hätten. Und mit meinem Einkommen hätten wir eine grössere Wohnung und schöne Reisen machen können. Aber das hätte er ja nicht gewollt.
Und eigentlich habe ich mir immer geschworen, keinen Mann zu daten, der mich einschränkt. Und er hat mich eingeschränkt. Vielleicht nicht einmal bewusst. Er hat immer Dinge gesagt wie: Was ist wenn du noch den Master anhängen willst? Was ist wenn du einen Job in einer anderen Stadt findest? Was wenn du eine Reise unternehmen willst? Was wenn du erst mit 30 Kinder willst? Ich habe vor lauter Verliebtheit gedacht, dass ich auf all das verzichten könnte.
Aber heute weiss ich es besser, ich sehe wieder klarer. Natürlich will ich einmal länger ins Ausland - villeicht ein Semester, vielleicht noch länger! Und ich will niemanden nach Erlaubnis fragen. Wenn ich mein Studium beende, bin ich 25. Ja, vielleicht will ich vor 30 keine Kinder, vielleicht will ich auch gar nie Kinder. Und ja, ich kann mir gut vorstellen den Master zu machen. Vielleicht auch einen Doktor. Vielleicht noch eine ganz andere Ausbildung. Ich liebe meinen Beruf. Und ich liebe es, ganz viele neue, aufregende Dinge zu lernen. Meine Güte, wie konnte ich mir so etwas verwerfen lassen?
Er hat nie verstanden, dass ich studiere. Eine Büroausbildung muss doch reichen, dachte er immer. Hauptsache man kommt irgendwie über die Runden. Dass ein Job auch Spass und Sinn machen kann, ist ihm nicht in den Sinn gekommen.
Und wöhrend ich das schreibe, merke ich immer mehr, dass ich schon einen ganzen Schritt weiter bin in der Verarbeitung. Immerhin sehe ich klar und deutlich, dass wir nicht zusammengepasst haben. Aber es kratzt an meinem Ego, dass er mich verlassen hat und nicht umgekehrt. Ich weiss, dass ich einfach von allem ein wenig zu viel war - zu offen, zu wild, zu selbstständig. wurde immer mehr bewusst, dass auch andere Mönner Interesse an mir haben. Anfangs war er stolz auf mich, hat gesagt, dass ich seine Freundin bin. Mit der Zeit ist das gekippt und er hat in Frage gestellt, ob er genügt.
Dabei hat er mir immer genügt. Ich hatte nur Augen für ihn. Aber eben
hatte.
Ich gebe alles daran, mein Selbstbewusstsein wieder zu erlangen. Ich war zwar nicht die Richtige für ihn, aber ich werde es für jemand anderes sein - eines Tages. Und dann wird der Mann kommen, der mit all meinen Seiten umgehen kann. Der mich unterstützt, vollkommen egal, welchen Beruf ich ausüben moechte. Und auch wenn ich schlussendlich eine Habilitation schreibe - der Richtige für mich wird mich immer unterstützen und mich nicht moeglichst klein halten wollen.
Und ich merke gerade, nachdem alles raus ist: Es geht wieder Berg auf.