Hallo zusammen,
Nachdem ich nun seit Monaten in diesem Forum lese fühle ich mich nun bereit meine Geschichte zu teilen. Es gibt hier nur wenige Beiträge von meiner Seite.
Mein Freund und ich sind seit 10 Jahren zusammen, wir kennen uns seit 12 Jahren. Seit wir uns kennen wusste ich, dass ich mit ihm zusammen sein will und dass wir immer in dem Leben des anderen sein möchten. Wir hatten einige Höhen und leider auch Tiefen, die wir sehr gut gemeistert haben und in den Jahren sehr vertraut geworden sind. Die Liebe und der Zusammenhalt war immer sehr groß, wir wussten wir gehören zusammen.
Leider führte unser Zusammenleben schleichend in einen Alltag bei dem beide etwas bequem wurden, sich der Ganzen Sache sehr sicher und wir nebeneinander her gelebt haben. Da wir beide noch relativ jung sind war für mich aber immer klar ich möchte mit ihm Familie in ein paar Jahren. Ich ging davon aus er ebenfalls.
Als das Thema Familienplanung eines Tages zur Sprache kam in einem beiläufigen Gespräch eskalierte die Situation sehr stark. Da ich mir sicher war, ich möchte das in ein paar Jahren, war ich sehr geschockt als er das überhaupt nicht verstehen konnte das schon in ein paar Jahren zu planen. Ich war sehr am Boden zerstört, da mir das Ganze sehr nahe gegangen ist. Mein Traum ist es unbedingt eine eigene Familie zu haben, da ich es als Kind schwer hatte.
Er entschuldigte sich zwar für das Gesagte, aber in mir hatte das wie eine Art Angst ausgelöst. Das Thema wurde in den nächsten Wochen nicht mehr angesprochen.
Etwa zur gleichen Zeit hatte ich mit einem Kollegen mehr Kontakt wir verstanden uns vom ersten Moment an sehr gut. Hier fing es leider an, dass mein Verhalten falsch lief. Ich besprach meine Probleme in der Beziehung nun mit diesem Kollegen statt mit meinem Freund. Er (Single) verhielt sich sehr verständnisvoll und meinte Dinge wie du kannst mit mir über alles reden und ich bin immer für dich da.
Diese Situation ging ca. 2 Monate bis er mir gestand, dass er Gefühle für mich hat. Da ich ihn sehr gern hatte als guten Freund fühlte ich mich in diesem Moment extrem geschmeichelt und es tat dem Ego gut. Ich dankte ihm für die Ehrlichkeit und sagte, dass er ja sehr gut weiß wie es bei mir aktuell aussieht und ich nicht weiß wie es weiter geht.
Daraufhin folgten Wochen in denen wir uns trafen und darüber sprachen wie schlecht es mir geht und er meinte er helfe mir möchte gerne für mich da sein. Mit meinem Freund sprach ich darüber, dass etwas nicht stimmt in unserer Beziehung, ich meinen Gefühlen nicht sicher bin. Aber leider geschah das viel zu oberflächlich. Nichts wurde tiefer besprochen oder direkt angepackt. Ich war nicht mit ganzem Herzen dabei und er wollte mir Freiraum geben über mich selbst klar zu werden. Leider einer seiner größten Fehler im Nachhinein, wie er gestand. Auch ich habe mich hier absolut falsch verhalten, kann das kaum nachvollziehen warum ich so handelte.
Nochmal 2 Monate später plante ich meinen Auszug von meinem Freund. Ich wollte Abstand zu meinem alten vertrauten Umfeld, da ich nicht wusste, ob ich es noch wirklich wollte. Er fand es gut auch ein bisschen Abstand zu haben, um an den Wochenenden sich besser auf uns zu konzentrieren.
Leider haben wir unsere Probleme somit immer noch nicht angegangen sondern nur die äußeren Umstände verändert. An einem sehr schwachen Tag, an dem ich glaubte die Situation mit meinem Freund sei aussichtslos fing ich an mit dem Kollegen auch körperlich nahe zu sein. Ich spreche hier von anfangs Küssen, Umarmungen und später ein paar Mal s. Kontakt. Ab hier wurde der AM immer fordernder, dass er eine Beziehung möchte.
Zu dieser Zeit wusste ich nicht was am nächsten Tag passieren würde. Ich lebte in meinem Gefühlsrausch, ohne auf irgendetwas zu achten. irgendwie beide Welten zusammen zu halten, nicht zu wissen was kommt. Der AM drängte nun immer mehr zu einer Entscheidung, da er eine Beziehung wollte. Ich in meinem Gefühlschaos sagte immer wieder wie gern ich ihn hatte aber das einfach nicht könnte. Ich verbrachte sehr gerne Zeit mit ihm weil er mir die Aufmerksamkeit gab die ich wohl unbedingt wollte. Ich versuchte dann nach ein paar Wochen das Ganze zu beenden weil ich spürte das Konstrukt überfordert mich. Ich hielt den Entzug der einsetzte nicht durch. Ich machte mit dem AM weiter nach ein paar Tagen. Trotz allem verbrachte ich gerne Zeit mit meinem Freund war froh ihn zu haben und zu sehen, er erdete mich immer, gab mir das Gefühl für mich da zu sein in dieser Phase.
Nochmal 2 Monate später beendete ich völlig unüberlegt die Beziehung mit meinem Freund, da ich nun langsam begriff was ich alles angerichtet hatte und keinen Ausweg mehr sah. Für den AM war es schön das zu hören, er meinte länger würde er es nicht mehr mitmachen. Für meinen Freund ein Weltuntergang, da er mich nicht verlieren wollte. Ich war bereit ihn für den AM aufzugeben und sagte das auch. Er begann hier sehr stark um mich zu kämpfen. Auf einmal führten wir die Gespräche die so nötig gewesen wären Monate zuvor. Innerlich wurde es nun eine Zerreißprobe. Mir wurde schlagartig bewusst selbst wenn ich eine neue Beziehung beginnen würde, wäre das alte nicht abgeschlossen. Ich würde die Schuld nicht vergessen können und mein Herz gehörte trotz allem meinem Freund.
Ich spürte auch wie wichtig mir mein Freund doch ist wie stark wir verbunden sind und dass es wirkliche Liebe ist. Somit war klar ich musste ihm erzählen was passiert war. Alle Konsequenzen waren mir dann egal, ich erzählte ihm von der Affäre. Das war vermutlich der zweite Weltuntergang innerhalb weniger Tage für ihn. Nach einem sehr langem tränenreichen Gespräch beschlossen wir gemeinsam für uns zu kämpfen. Ich schrieb dem AM dass ich meinen Freund liebe, ich darum Kämpfe und er mich komplett vergessen muss, ich blockierte ihn überall kein Kontakt mehr, das war meinem Freund sehr wichtig. Ich hatte auch erstmal Urlaub also keine Gefahr dem AM zu begegnen.
Den Urlaub nutzten mein Freund und ich über alles zu reden. Inklusive den Auslöser Streit über Familienplanung was dort falsch lief, wir beide zu wenig darüber gesprochen hatten und klärten das nun.
Mir ging es sehr schlecht. Unendliche Schuldgefühle, Angst, einen Riesen Berg an Problemen und gleichzeitig die Hoffnung irgendwie schaffen wir das, ich will das schaffen. Ich glaube er war noch im Schockzustand, konnte alles gar nicht realisieren. Ich kämpfte dagegen mit Panikattacken. Ich versuchte es so gut es ging zu vermeiden da ich selbst schuld war. Aber diese Schuld zusammen mit meiner Reue setzte mir sehr zu.
Ich hatte mir Bücher gekauft und selbst zu verstehen weshalb ich so handeln könnte da ich seit der Beichte es überhaupt nicht verstehen konnte. Und arbeitete sämtliche Traumata aus meiner Kindheit durch. Ich verstand nun, dass ich schwer damit zurecht komme allein zu sein und dass das Erlebnis mit der Familienplanung mich völlig aus der Bahn geworfen hatte. Einerseits wollte ich unbedingt eine Familie andererseits machte mir das alles doch Angst. Angst es niemals zu bekommen und Angst vor der Verantwortung. Dazu kam ich redete mit der falschen Person darüber. Ich bin nach dem Urlaub direkt wieder zu meinem Freund zurückgezogen um ihm Nah zu sein.
Seitdem versuchen mein Freund und ich über alles zu reden. Die Zeit ist wahnsinnig schwer. Immer wieder Angst auf beiden Seiten, ob wir es schaffen. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Nun sind auf einmal Kleinigkeiten extrem wichtig. Die Nähe zueinander bewusst suchen und auch fordern. Der Alltag kommt langsam zurück und doch ist alles anders. Wir unternehmen wahnsinnig viel für die Ablenkung (gegen das Kopfkino bei meinem Freund) aber verbringen auch mal Zeit zu Hause ohne Iwas zu tun einfach die Ruhe genießen. Mir hilft es hier im Forum zu lesen wie andere in meiner Situation sich fühlten oder über Paare die es tatsächlich geschafft haben und zu verstehen was in ihm vorgeht.
Mein Freund konzentriert sich mehr auf Ablenkung und ab und zu kommt bei ihm dann die ganze Wut hoch. Ich weiß nicht wie ich ihm besser helfen kann. Ich habe das Gefühl er verdrängt es mehr als ich. Ich fordere jedoch immer wieder Gespräche wenn ich merke wir haben ein Problem um ja nicht wieder in alte Muster zu fallen. Gespräche über die Affäre vermiede ich inzwischen wenn es nicht von ihm kommt. Ich kämpfe sehr um uns um ihn um die Beziehung. Was ich wohl die Monate zuvor versäumt habe. Es sind viele sehr gute Tage, die seltenen schlechten werden hoffentlich bald weniger.
Wir lieben uns das weiß ich. Ich hoffe wir schaffen es das Ganze zu überstehen. Das braucht wohl noch einige Zeit.
Ich würde mich freuen von Betroffenen zu hören, wie ich meinem Freund helfen kann die Situation zu meistern und optimistisch zu bleiben. Vielleicht hilft es auch anderen die auf der anderen Seite stehen das Handeln ihres Partners zu verstehen.
Bitte keine Verurteilung über das was ich falsch gemacht habe. Ich habe viel über meine Fehler nachgedacht und bin mir dessen bewusst. Für mich ein Erlebnis, dass ich egal was passiert in meinem ganzen Leben niemals wiederholen will und kann.
Vielen Dank fürs Lesen
27.11.2018 16:10 •
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