Hallo hier im Forum,
ich bin Ariane, 34 und Mutter von 2 Kindern. Seit 5 Jahren bin ich sehr glücklich mit meinem Mann verheiratet, zusammen sind wir schon seit 11 Jahren. Eigentlich stimmt alles in unserer Ehe, wir streiten uns zwar mal, aber nie über grundsätzliche Dinge. Ich würde sagen, wir sind da nicht schlimmer oder besser als andere Paar um uns herum. In unserer ganzen Beziehung hatte ich nie einen Zweifel daran, in ihm den Mann meines Lebens gefunden zu haben. Er macht mich einfach glücklich, genau so wie er ist.
Nur einmal hatte ich einen Ausrutscher. Das ist jetzt gut 9 Jahre her. Da besuchte ich einen gemeinsamen Freund von uns. Mein Mann (also damals noch Freund) war auf einer Schulung und so fuhr ich allein. Im Laufe des Nachmittags merkte ich, dass unser Bekannter mehr wollte als nur reden. Heute kann ich nicht mehr sagen warum, aber irgendwann ließ ich mich einfach drauf ein. Es war wirklich eine einmalige Sache, ich habe mich danach unheimlich elend gefühlt. Zum einen weil ich nicht mal wusste, wieso ich schwach geworden war (es gab keinen Streit, der S. mit meinem Mann war toll, er war aufmerksam, zuvorkommend, einfach perfekt), zum anderen weil ich mir 100%ig sicher war, dass das für meinen Mann ein unumstößlicher Trennungsgrund wäre. Es ist nicht mal so, dass unser Bekannter irgendwie mein Typ gewesen wäre. Ich konnte hinterher nicht sagen, warum ich es getan habe. Beim besten Willen nicht.
Ich ging also nach Hause und ließ mir nichts anmerken. Auch in der Gewissheit, dass ich niemals wieder so einen Fehler würde machen wollen. Und es gab auch bis heute nie wieder den Impuls bei mir, noch einmal schwach zu werden. Auch wenn die Möglichkeiten dazu sicher bestanden hätten in all den Jahren. Ich habe auch nie mit irgendjemandem darüber gesprochen. Ich habe es verdrängt und gehofft, dieses Gemeinmis würde irgendwann sterben. Auch zu unserem Bekannten hatte ich all die Jahre keinen Kontakt mehr.
Und dann kam der Abend vor 2 Monaten. Wir hatten gemeinsam den Keller entrümpelt und dabei tauchte mein altes Laptop wieder auf. Nun ist mein Mann einer von der Sorte, die nichts weg schmeißen kann. Alles kann man noch irgendwo irgendwie verwenden. Also hat er ein Foto davon an ein kleines Computer-Museeum hier in der Gegend geschickt und die waren total wild auf die alte Kiste. Naja, jedenfalls saß mein Mann am Abend vor diesem Laptop und löschte die letzten persönlichen Daten auf der Festplatte. Und irgendwann kam er auch zu dem Email-Programm. Zuerst haben wir sogar noch zusammen die ganzen Mails gelesen, die wir uns damals hin und her geschrieben haben. Bis zu dem Moment, als die Email unseres Bekannten auf dem Bildschirm erschien in der er sich danach erkundigte, ob wir unseren Nachmittag noch mal wiederholen wollten, untermalt mit einigen recht eindeutigen Umschreibungen. Ich hatte diese Mail völlig vergessen. Ich hätte schwören können, dass ich sie gelöscht habe damals.
Und da saß mein Mann nun und starrte auf den Bildschirm. Sein Gesicht war wie versteinert. Vollkommen blaß. Ich konnte nicht mal erkennen, ob er noch atmete. Ich konnte förmlich sehen, wie in diesem Moment alles in ihm zusammen gestürzt ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit stand er auf, zog seine Jacke, nahm den Hund an die Leine und ging. Er war nicht mehr ansprechbar und ließ sich auch nicht zum Bleiben bewegen. Wie ein Roboter. Nachts um drei kam er zurück und es waren die längsten Stunden meines Lebens.
Wir haben viel geredet seither. Und wir beide wollen wegen dieses Nachmittags nicht unsere sonst so glückliche Ehe wegwerfen. Es geht uns auch inzwischen schon besser, aber gerade er hat immer wieder (wie er es nennt) dunkle Momente, in denen er tief traurig ist.
Ich tue wirklich alles um ihm das Gefühl zu geben, dass er der einzige Mann für mich ist und dass er mir vertrauen kann. Ich melde mich öfter am Tag bei ihm, sage was ich mache, lasse ihn mein Handy durchsehen (was er nur einmal für eine Minute getan hat)... aber ich kann ihm nicht erklären, warum ich damals schwach geworden bin. Ich weiß es ja selbst nicht. Ich kann ihm keinen Grund nennen.
Es macht mich einfach fertig, ihn so traurig zu sehen. 90% der Zeit ist alles okay, aber diese 10% sind für ihn, genau so wie für mich, die Hölle. Ich weiß, was ich ihm angetan habe, aber ich weiß einfach nicht, wie ich seinen Schmerz lindern kann.
Vielleicht finde ich hier ja Rat? Ich würde mich über jeden Tipp und jede Erfahrung freuen.
Ariane
25.09.2014 10:38 •
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