Hallo!
Restless, es tät mir leid, wenn Du meinen Beitrag als persönlichen Angriff verstanden haben solltest. So war es nämlich durchaus nicht gemeint. Ich wollte nur versuchen, einmal einen etwas realistischeren und objektiveren Blick auf die Dinge zu werfen (was ich halt auch seit gut 30 Jahren berufsbedingt so gewöhnt bin; tut mir also leid, wenn ich hier nicht einfach in Deinem Sinne mitklatsche).
Allerdings sehe ich es eben so, daß es schwierig ist, mit jemanden eine Beziehung zu führen, der (bestimmte) Kontakte verbietet bzw. nicht aushält.
Denn in einem irrst Du ganz sicher: daß ausgerechnet der Kontakt mit einer Ex so gefährlich wäre. Wie Du ja selber schreibst, meinst Du, bei Exen seien Freundschaft und S. begriffsnotwendig miteinander vereinigt (deshalb hältst Du einen Kontak mit Ex ja sogar für ungesund). D. h., das, worum es, wie ja meistens, geht, ist S., nicht eigentlich der Kontakt. Nun ist es aber in aller Regel so, daß gerade die/der Ex se...uell völlig uninteressant geworden ist. Jede(r) andere ist weitaus gefährlicher. S. mit Ex gibt es vielleicht noch eine Zeitlang nach der Beziehung (aber auch kaum, weil gerade dieses Thema ausgelebt ist; auf eine(n) Ex greift man höchstens im äußersten Notfall zurück, vor allem Männer, wenn sie nicht so schnell etwas anderes finden - aber auch das kommt, wie gesagt, nur selten vor in der Realität).
Du hast ja selber, wie Du sagst, einige Exen - ich weiß ja nicht, aber hast Du erhöhte Lust, mit einem von ihnen wieder, solltest Du ihn treffen, in die Kiste zu hüpfen?
Die zweite ganz einfache Überlegung dazu ist: Ok, angenommen, es gelingt Dir, Deinem Partner alle Kontakte, die Dir ungesund erscheinen, zu verbieten. Was gewinnst Du dadurch gefühlsmäßig? Möchtest Du um Deiner selbst willen geliebt werden, oder ist es Dir lieber, den Vogel sicherheitshalber in den Käfig zu sperren? Das ist nicht nur völlig wertlos und letztlich auch sinnlos, sondern wird Dich auch nicht sicherer machen. Sondern Du mußt immer nur kontrollieren und zusehen, daß auch nicht irgendwo ein Stäbchen verbogen ist. Man sollte halt immer wissen: will man eine Beziehung, oder will man einen Gefangenen machen.
Und für mich ist das eben kein erwachsenes Verhalten. Um diese Erkenntnis kommt man nicht herum, wenn man sich einmal ernsthaft mit den Dingen auseinandersetzt.
Ich rede zwar nicht von in die Windel machen. Aber es gibt zwei Phasen im Leben, in denen der Mensch ein solches Verhalten zeigt. Die erste etwa zwischen 3 und 6 Jahren, die zweite in der Pubertät. In diesen Phasen gibt es kaum etwas anderes als die Selbstwahrnehmung. D. h. man ist aus emotionalen Gründen gar nicht in der Lage, über den eigenen Horizont hinauszublicken und die Dinge objektiv und lebensrealistisch zu sehen.
Und wenn einem das erhalten bleibt oder man später wieder auf diese Stufe zurückfällt oder in bestimmten Situationen zurückgeworfen wird, dann ist das eben nicht gut.
Dasselbe ist es mit dem Thema Lügen. Wenn Du Dich damit einmal auseinandergesetzt hättest, würdest Du wissen, daß die Fähigkeit zu lügen eine der wesentlichsten sozialen Kompetenzen ist, die der Mensch hat. Ansonsten wäre das Chaos perfekt.
Und ich finde diese Selbstgerechtigkeit halt immer als sehr hanebüchen, wenn man jemanden als Lügner hinstellt, von dem man immer nur belogen wurde, der alles nur verheimlicht und verdreht hat, sich selber aber als die Ehrlichkeit in Person ausgibt. Wenn jemand von sich behauptet, er lüge nie, dann ist das die gewisseste Lüge, die es nur geben kann.
Aber vielleicht wagst Du einmal einen Selbstversuch: Sage einmal einen Monat lang nichts als die Wahrheit, in jedem Fall, egal, worum es sich handelt. Und zudem: verheimliche auch nichts, sage alles, was Dir gerade einfällt, auch Dinge, die Du vielleicht über jemanden weißt, immer alles offen und frei heraus, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne jedes Taktgefühl, auch ohne darauf zu achten, ob sich dann vielleicht jemand aus dem Fenster stürzt oder irgendwelche Katstrophen ausbrechen.
Wenn nach diesem einen Monat noch irgend jemand auch nur das Geringste mit Dir zu tun haben will, dann bringe ich Dir eigenhändig eine Kiste B. oder einen Karton Sekt oder was immer vorbei.
Und welche Wahrheiten man zu hören bekommt, hängt eben durchaus davon ab, welche Wahrheiten man auch vertragen kann bzw. wie andere das einschätzen. Manche gehen ja auch fremd, erzählen sich davon und haben kein Problem damit. Dann kann man auch leicht in solchen Fällen die Wahrheit sagen. Nur ist das eben die Ausnahme.
Jedenfalls würde ich Dir empfehlen, einmal in Ruhe darüber nachzudenken, weshalb Dir diese Lüge Deines Freundes gar so zusetzt, wenn ansonsten offenbar alles gut läuft.
Und auch darüber solltest Du vielleicht nachdenken: Warum Du ihm nicht Deinerseits die Wahrheit gesagt hast, daß Du diesen Kontakt mit seiner Ex entdeckt hast und auch weißt, daß sie sich getroffen haben. Warum Du ihn ganz im Gegenteil sogar noch gefragt hast, ob er Kontakt mit seiner Ex hatte, obwohl Du davon ja wußtest. Kommt Dir das nicht etwas heimtückisch vor? Aber wahrscheinlich, nehme ich an, wolltest Du ihm nur die Chance geben, die Wahrheit zu sagen, oder wolltest ihn schonen.
Wie gesagt, das soll durchaus kein Angehen sein. Ich glaube nur, daß es Dir in Deiner Situation nicht viel helfen wird, wenn Dir applaudiert wird und Du vielleicht noch zusätzlich angestachelt wirst.
Besser wäre es, Du würdest einfach versuchen, die Realität zu sehen. Und die scheint ja nicht zu sein, daß Dein Freund noch scharf wäre auf seine Ex.
Liebe Grüße
22.06.2016 01:49 •
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