Mein Partner hat sich in der Klinik verliebt

Hallo zusammen,

ich weiss nicht wo ich anfangen soll. Mein Partner leidet unter schweren Depressionen, welche immer zum Streitthema wurden, da ich es nicht mit ansehen konnte hilflos zusehen zu müssen. Er versprach immer sich helfen zu lassen aber es passierte nichts. Bis dieses Jahr im März. Er schaffte zumindest den Weg zum HAusarzt, der ihm erst mal Citalopram verschrieb. Nach ca 3 Wochen machte sich die Wirkung bemerkbar. Zeitgleich suchte er nach einem stationären Platz. Wartezeit 6 Wochen. Ende April hatten wir wieder einen Streit aus einer Lapalie heruas. Er fuhr weg und am Abend schreib er mir, dass er jetzt Schluss MAchen würde.
Er trank wohl übermäßig viel Alk. und nahm Tabletten dazu. Dann kam er in eine Klinik. Die ersten 10 TAge war Funkstille, dann ein langsames Annähern. An den Wochenenden durfte er heim. Wir haben viel gesprochen. Er sagte ihm würde die Klinik gut tun. Ich bat ihn darum einen Termin zu machen wo ich auch mit dabei sein könne um zu lernen wie wir, besonders ich in den schlimmen Phasen reagieren soll. Dies wollte er erst mal nicht. Ich habe es soweit akzeptiert. Anfang Juni wurde er immer seltsamer. Er brach Streit vom Zaun, beschimpfte mich. Ging nicht ans Telefon. Dann wars wieder gut, so eine Woche. Ich habe ihm immer wieder gesagt wie sehr ich ihn liebe und wie stolz ich auf ihn bin, dass er diesen Weg geht. Es war soweit alles ok. Dann an einem Samstag er wollte wieder heim kommen. Freitagsabends war noch alles okay und wir freuten uns aufeinander. Samstag dann Eiszeit. Er maulte mich nur an, wüsste nicht wann er käme und überhaupt würde er sich fühlen wie ein dressiertes Haustier. Es war kein rankommen an ihn. Er ging nicht ans Telefon und wollte überhaupt nicht mit mir sprechen.

Montags wurde ich wieder beschimpft und ich schrieb ihm, das ich hilflos sei und nicht mehr wüsste was ich noch tun solle, da auch meine Kräfte am Ende seien. Erneut veruchte ich ihn anzurufen um mit ihm zu sprechen, aber er ging nicht ran. Dann schrieb ich ihm, dass ich am Ende sei in in Ruhe lassen würde und ihm viel Erfolg bei seiner Therapie wünsche. Er schickte mir tage später 2 absolut belanglose Nachrichten (Einen Link) und eine Info zu einer Todesmeldung. Ich habe nicht reagiert.

Vorgestern sah ich wie er seinen Beziehungsstatus auf Facebook geändert hat. Er ist nun mit einer Mitpatientin zusammen.

Mir zieht es den Boden weg und ich verstehe die Welt nicht mehr. Vor 4 Wochen war die Welt soweit noch in Ordnung und wir waren uns sicher dass wir das zusammen schaffen werden. Und jetzt hat er mich ausgetauscht? Wir haben so viel durchgemacht und ich habe ihn immer und immer wieder ermutigt ihm versichert den Weg mit ihm zu gehen.

Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht damit. Und es bricht mir das Herz.

Ich bin völlig am Boden

@Wollie ich habe mein Leben zu 80% auf ihn ausgerichtet, ihn immer wieder aufgefangen. Ihn ermutigt sich endlich Hilfe zu suchen, da die Schübe immer schlimmer wurden. Er sah es ein und kümmerte sich. Zusammen zuhause haben wir eine normale Beziehung geführt und nicht mehr oder weniger gestritten wie andere auch. Er hat auch seit der Klinik eine seltsame Eifersucht entwickelt, er unterstellte mir, dass ich mich mit anderen Männern treffen würde, was völlig absurd und vor allem nicht der Fall ist.
Ich kann mir dieses Verhalten absolut nicht erklären, da nichts vorgefallen ist. Reden wollte er aber auch nicht. Er schrieb einmal, dass er damit Überfordert sei warum ich all das für ihn mache.
Was er damit meint weiß ich nicht.
Ich beschäftige mich intensiv mit Depressionen, alternativen Therapiemöglichkeiten, mit Bipolaren Störungen (hat man ihm neben den Depressionen und ADHS diagnostiziert) und telefoniere regelmäßig mit der deutschen Depressionshilfe, die auch für Angehörige da ist. Ich muss ja selbst mit all dem klar kommen.

Wir haben gemeinsam Pläne gemacht wie es nach der Klinik für ihn weiter geht bis er in Reha kann. Und er sagte er freue sich auf zuhause. Und nun zieht er mit einer Frau los, die selbst psychisch nicht gesund ist. Was mich auch völlig stutzig macht ist, dass die Frau viel älter ist und so rein gar nicht in sein Beuteschema passt.

Er hat ein ganz großes Problem mit „alleine sein“ das hat er mir schon immer gesagt.

Ich verstehe das alles nicht. Auch nicht seine nichtssagenden Nachrichten. Wir reden hier über einen erwachsenen Mann von 50 Jahren, der sich aktuell wie ein Kleinkind verhält.

Das tut mir echt leid für dich. Ich kann mir vorstellen, wie du dich jetzt fühlst.
Aber sowas gemeines ! Einfach so dich austauschen, ohne vorher eine Silbe dazu gesagt zu haben ?
Das ist doch unglaublich fies von ihm. Du kümmerst dich und machst alles für ihn und er reagiert so ?
Da kommt doch null von ihm zurück. Ich glaube, ER hat ein ganz großes Problem. Aber nicht mit dir, sondern mit sich selbst. Und solange er das nicht in den Griff bekommt, wirst du immer daneben stehen, wirst nie an seinem Leben teilhaben können oder dürfen. Das sollte dir bewusst sein.
Da ist jetzt natürlich die Frage im Raum, ob du überhaupt noch weiter um ihn kämpfen willst ?
Würde ich mir gründlich überlegen. Ich würde es, ehrlich gesagt, nicht tun. Ich wäre jetzt sauer.

@Islantilla primär hätte ich gerne Antworten. Ich habe ihm nichts getan, abgesehen davon, dass ich ihm mitgeteilt habe, dass diese Art mich meine letzte Energie kostet und ich nicht mehr kann.

Wäre es zuviel verlangt mir zu sagen, dass er sich in jemand anderes verliebt hat? In der Regel halten solche Beziehungen nicht lange und ich kann mir gut vorstellen, dass er dann wieder vor der Tür steht. Ich liebe diesen Mann und entschuldige offensichtlich alles mit seiner Krankheit. Aber meine Kräfte sind am Ende. Ich habe so viel Hoffnung in die Klinik und die anschließende Therapie gesetzt. Gehofft, dass es ihm besser gehen wird und sich das auch auf uns auswirkt. Er selbst sagte noch, dass er mit der Therapeutin sprechen möchte, ob wir ein paar Sitzungen zu dritt machen könnten… All seine Worte und Gesten der letzten Wochen passen einfach nicht zu dem jetzigen Verhalten.

@Wollie ich habe gekämpft wie eine Löwin. Er sagte ich hätte ihm gezeigt wie schön das Leben sein kann und er wüsste nicht womit er das verdient habe. Alleine würde er die Therapie nicht durchstehen und der Halt den ich ihm geben würde wäre unbezahlbar.

Momentan fühlt es sich an wie eine Schockstarre. Würde er jetzt vor der Tür stehen wäre er wieder drin.

Mein eigentliches Problem ist wohl das loslassen.

@Wollie soweit ich weiß ist sie bereits entlassen, er geht noch weiter zur Tagesklinik und fährt abends zu ihr…
Sein Freundeskreis ist ebenfalls völlig irritiert und fragt ob er denn nichts gelernt hätte. Anstatt sich auf seine Baustellen zu konzentrieren sich an eine Frau zu hängen die selbst psychisch instabil ist. Das ist alles so absurd. Ich fühle mich wie in einem ganz schlechten Film.

@Wollie wir hatten Pläne und an diese hatte ich fest geglaubt. Ich habe ebenso fest daran geglaubt, dass die Therapie ihn vorwärts bringt. Mir war klar, dass das nicht von heute auf morgen passiert, sondern ein langer Prozess ist.
Ich erkläre mir das so, dass ich die Beziehung beendet habe und er sich gleich auf die nächste gestürzt hat um ja nicht alleine zu sein.

Ich werde allerdings nicht hier sitzen und warten, dass er zurück kommt. Krankheiten hin oder her, deswegen ist er ja nicht völlig plemplem und weiß wohl sehr genau was er tut.

Ich werde versuchen mich zu sortieren und das ganze bestmöglich zu verarbeiten, was wohl ein längerer Weg wird. Vor 4 Wochen noch große Pläne geschmiedet und jetzt liegt er in einem anderen Bett. Auch die Tatsache mich so zu demütigen mit diesem Facebook Eintrag. Er wusste ganz genau wie hart mich das treffen würde. Das ist abartig. Ich hoffe das bei mir zeitig die Wut kommt. Noch tut es einfach nur unsagbar weh.

Eine Frage:

Wie lange wart ihr denn zusammen? Habt ihr auch zusammen gewohnt?

Und war Dein Helfersyndrom schon immer so sehr ausgeprägt?

@Kummerkasten007 wir waren nur 2 Jahre zusammen. Irgendwann öffnete er sich, da ich der Meinung war er würde etwas viel trinken und ob er damit etwas kompensieren würde. Nach und nach fing er an zu erzählen. Schlimme Dinge aus der Kindheit, das Gefühl nie genügen zu können und halt diese Depressionen. Er hätte im Leben immer nur Scherben hinterlassen und jetzt das Gefühl angekommen zu sein. Nunja, da ist dann in mir Mutter Theresa wach geworden.