Hier bin ich wieder. Ich bin euch wirklich dankbar für euren Input und möchte euch bitten, mir nicht böse zu sein, wenn ich nicht auf jede einzelne Antwort eingehe. Das ist für mich der pure Stress, aber ich versuche mal, eine zufriedenstellende Antwort zu schreiben.
Eines kann ich euch versichern: Mein Partner ist definitiv kein Narzisst. Ich hatte schon mal einen narzisstischen Vorgesetzten und musste mich damals zwangsläufig mit dieser Störung befassen. Mein Partner ist ganz sicher kein boshafter Mensch. Außerdem sind wir schon über 7 Jahre zusammen, Narzissten lassen ihre Masken viel früher fallen. Die können nicht 6 Jahre den Netten spielen, das halten die gar nicht durch. Was mir aber klar ist, ist die Tatsache, dass wir beide in gewisser Hinsicht anders sind als Otto Normalverbraucher. Wir beide haben Eigenschaften von AD(H)S und Autismus/Asperger und vor allem kommunizieren wir sehr unterschiedlich.
Ich bin ein Mensch, der mündlich wie schriftlich sehr offen, klar und ausführlich kommuniziert. Wenn mein Gegenüber in dem Punkt ähnlich gestrickt ist, komme ich gut mit der Person klar. Wenn nicht, kommt es irgendwann zu Problemen. Gestern meinte ich, dass einige meiner zerbrochenen Freundschaften jahrelang entspannt, harmonisch und unkompliziert waren. Das waren sie, solange es keine Konfliktsituationen gab. Als ein Konflikt auftrat, wurde es schwierig, weil die andere Seite mit Konflikten anders umgegangen ist als ich.
Wenn mir etwas am Verhalten eines anderen Menschen nicht gefällt, suche ich das offene Gespräche
und versuche dem-/derjenigen ruhig und höflich beizubringen, was mich ärgert. Aber nicht jeder Mensch verhält sich in Konfliktsituationen so wie ich. Manche ziehen sich zurück, melden sich nicht mehr und reagieren nicht auf Kontaktversuche. Andere sind und lassen es ihren Gegenüber durch Verhaltenweisen wie Sarkasmus, böse Blicke, verletzende Sprüche und Anpampen spüren, dass sie sauer sind. Ich habe große Probleme damit, Konflikte zu lösen, wenn mein Gegenüber nicht mit mir darüber reden will und es mich stattdessen durch sein Verhalten spüren lässt, dass er sich tierisch über mich ärgert. Dann fühle ich nämlich respektlos behandelt und werde dann richtig böse.
Mein Partner sagt zwar immer wieder, dass er die tiefgründigen Gespräche mit mir sehr schätzt und er noch nie einen Menschen getroffen hat, mit dem er so gut reden kann wie mit mir. Aber wenn er sauer auf mich ist, kann er das nicht mit sachlichen Worten kommunizieren. Und er kann das nicht im ruhigen, höflichen Tonfall sagen. Er wird dann laut, wobei ich aber auch erwähnen sollte, dass er keine beleidigenden Worte gebraucht.
Wir hatten jetzt ein wirklich schönes Wochenende miteinander. Haben gestern zusammen gekocht, spter mit unseren Freunden ein Konzert besucht, heute früh miteinander geschlafen, danach gefrühstückt und die Stimmung ist entspannt. Als wir im Gespräch bzgl. Haushalt waren, erfuhr ich, dass er doch kein spezielles System für das Einräumen der Spülmaschine hat. Dass ich das Besteck nicht überall in den Besteckkorb einräumen darf, liegt daran, dass der Korb an einer Stelle ein größeres Loch hat. Mein Partner hat den Korb mal auf den Elektroherd gestellt und nicht bemerkt, dass eine Herdplatte eingeschaltet war. So kam es, dass ein Teil des Besteckkorbs abgebrannt ist. Auf meine Frage, warum er mir das nie gesagt hatte, kam von ihm: Aber das sieht man doch!
Für ist sowas klar wie Kloßbrühe, für mich aber nicht. Ich habe den Besteckkorb noch nie hochgenommen, wenn ich das Besteck eingeräumt habe. Und wenn der Korb auf der Platte steht (die eine ähnliche Farbe hat), fällt mir das nicht auf. Für ihn sind generell viele Dinge logisch und selbstverständlich, die es für mich nicht sind. Deshalb kommuniziert er manches nicht, weil er denkt, dass das auch für mich ganz klar ist und wundert sich dann, wenn ich es nicht verstehe. +
Ich habe schon viele Bücher zum Thema Kommunikation gelesen und auch Seminare zu dieser Thematik besucht. Trotzdem komme ich immer mal wieder in schwierige Situationen, weil mein Gegenüber anders denkt, fühlt und kommuniziert als ich. Auf jeden Fall möchte ich noch nicht aufgeben, denn ich liebe diesen Mann und spüre, dass er kein schlechter Mensch ist und mir nichts Böses möchte. Wenn er mal gut drauf ist, frage ich ihn, ob er mit mir gemeinsam ein Seminar besuchen möchte. Wenn kein Therapeut anwesend ist, fühlt er sich nicht zum Psycho abgestempelt und ist evtl. offener dafür.