Hallo,
Ich les schon ne Weile hier und empfinde es als hilfreich.
Nun versuch ich selbst mal was zu schreiben weil ich einfach nicht weiter komme emotional gesehen.
Leider ist die Geschichte wohl Klischee schlechthin aber leider fühlt es sich gar nicht so abgedroschen an wenn man es selber erlebt.
. man macht ja schon manchmal Sachen von denen man seiner engsten Freundin dringend und vehement abgeraten hätte.
Eigentlich dachte ich nicht, dass mir das mal passieren würde aber das denkt wohl auch jeder über sich und ist also auch nicht besonders originell dieser Gedanke. Ich befinde mich seid ca 8 Monaten in einem Ausnahmezustand. Mit Höhen und nun leider gerade eher Tiefen bzw innerer Leere.
Und dafür schäme ich mich auch, weil es sich nach Jammern auf Hohem Niveau anfühlt, aber so funktionieren Gefühle ja leider nicht und es hilft auch nicht wenn in
Afrika Kinder verhungern.
Jetzt zum Klischee:
Ich bin bald 10 Jahre verheiratet, die Beziehung besteht aber noch deutlich länger, ich habe meinen Mann also jung kennen gelernt.
Wir haben nun vier Kinder, Höhen und Tiefen und alles was dazu gehört. Stabilität, wenig Zeit zu zweit in einem eng getakteten Alltag.
Keine optimale Situation, was meinen Mann und mir klar ist und wir sind im Gespräch darüber.
Nach der letzten Elternzeit bin ich kürzlich wieder in meinen Beruf eingestiegen, mache aber jetzt was neues in meinem Bereich was viel Eigeninitiative fordert und ich mich noch recht unsicher und aufgeregt fühle. Diese Aufbruchsstimmung habe ich mit einem Kollegen geteilt den ich schon einige Jahre kenne. Wir hatten mal zusammen gearbeitet. Damals verstanden wir uns gut, es gab bereits eine sehr gemäßigte Flirtebene/ Schlagabtausch, fachlichen Austausch. Er hatte zu dem Zeitpunkt noch eine Freundin.
(Ich habe mich damals sogar gefragt was sie eigentlich an ihm findet.)
Was, ist mir dann leider kürzlich klar geworden.
Wir haben also diese aufregende Aufbruchsstimmung geteilt, Fragen dazu, Telefonate, Mittagspausen, Nachrichten.
Dieser Kontakt fühlte sich sehr stimmig an, vertraut, unkompliziert und aufregend. (Ich bin mir über den sogenannten Erregungstransfer bewusst, der sicher auch eine Rolle spielte)
Er und ich merkten bald dass es sich irgendwie nicht echt anfühlte, da es eigentlich zu exklusiv wurde für die äußeren Rahmenbedingungen.
Wir beschlossen, dass es so nicht weiter geht (wir hatten beide Gewissensprobleme). Körperlich wurde es nicht, wünsche diesbezüglich gab es von beiden Seiten.
Wir haben dann recht hölzern versucht, distanzierten Kontakt zu haben. Das fühlte sich extrem unauthentisch und sehr anstrengend an. Schließlich wollte ich mit ihm sprechen wie ich das empfinde, war aber leider sehr ambivalent ihm gegenüber eingestellt und er hat dann sehr deutlich gemacht dass er das nicht mehr möchte.
Seid dem gibt es keinen Kontakt mehr. Beruflich habe ich einen Wechsel vollzogen um ihn nicht mehr zu sehen. Seltene Begegnungen alle paar Monate kommen aber vor, im beruflichen Kontext begründet.
Mich belastet es sehr, dass ich diese vermeintliche Freundschaft so gegen die Wand gefahren habe und ich bedauere was ich verloren habe.
Das habe ich zum Anlass genommen mit meinem Mann zu sprechen. Er hat natürlich auch schon gemerkt dass was los war und wusste von dem Kollegen. Wir hatten mehrere Gespräche, die viel Nähe gebracht haben. Er hat eine sehr unkonventionelle Sichtweise angeboten was sehr entlastend war. Er meinte sowas passiere einem nicht so oft im Leben und solange der Lebensmittelpunkt die Familie sei, wäre er in bestimmten Grenzen durchaus tolerant. Insofern wurden Werte neu verhandelt.
Das rechne ich ihm hoch an, führte mich zurück zu den Eigenschaften aufgrund derer ich ihn geheiratet habe. Insgesamt hat es uns näher zusammengeführt und es war schön so offen sein zu können.
Nun kommt das verzwickte was ich gar nicht wollen will: ich wünschte Herr Mephisto würde sich melden.
Ich kann den anderen Mann nicht aus meinem Kopf bekommen, ich vermisse ihn (erste Besserung ist jedoch eingetreten) ich esse wieder und weine nicht mehr. (Liebeskummer)
Trotzdem habe ich jemanden der mir wichtig wahr verloren und ich kann auch nichts dagegen tun weil ich gar nicht in der Position bin, Erwartungen an diesen Mann zu richten. Ich möchte ja dass er glücklich wird und ich habe den Eindruck ich hindere ihn daran weil was will er mit einer verheirateten Frau? (Was er selber sich auch gefragt hat) Er hat sich also freigeschwommen und ich kann das verstehen ja sogar gut heißen und würde es ihm sogar raten aber es fällt mir so schwer so selbstlos zu sein, weil ich ihn einfach vermisse.
Ich weiß aber, dass ich und er nicht das füreinander sein können was wir zwischendurch vielleicht sein wollten. Und eine Freundschaft scheint es nicht zu sein, zumindest nicht mehr.
Also ist Entlieben das erklärte Ziel. Wenn das mal so einfach wäre.
Ich habe seine Kontakte gelöscht.
Aber aus meinem Kopf bekomme ich ihn bisher nicht. Bedauerlicher Weise halte ich nach wie vor recht viel von ihm.
Es verletzt mich dass er sich gar nicht mehr meldet obwohl ich genau weiß dass es richtig ist.
Mir hilft ein wenig , mir zu überlegen was ich an ihm so gut finde, wie ich das Gefühl der Autonomie, Leichtigkeit, Aufregung usw in meinem Alltag mehr mit meinen Mann teilen/erleben kann.
Aber das ist noch eher theoretisch bisher.
So das war's, das ist der Stand und ich habe Gefühlschaos.
Gretchen
24.05.2017 18:34 •
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