Zurück von meinen Eltern:
Spätestens seit ich zu meinem Therapeuten ging, aber vor allem als er fragte: warum sind sie nicht bei einer Frau? Ist mir klar, dass in der Beziehung zu meiner Mutter gewaltig was nicht stimmt.
Niemals würde ich ihre körperliche Nähe suchen, habe regelrecht einen Widerwillen als wolle man zwei Magnete gleicher Pole zueinander bringen. Mich von ihr trösten lassen oder gar zu weinen ist absolut undenkbar für mich.
Die kühle Seite die mein Mann an mir wahrnimmt und auch mein Therapeut mir etwas freundlicher rückgemeldet hat, die habe ich von ihr übernommen- und ich möchte nicht so sein.
Da war es so schön, als der Mephisto zu mir sagte: diese Masche, die kauf ich dir nicht ab- ich weiß dass du ein weiches Herz hast- das kannst du mir nicht erzählen- daraus entstand ein so schöner Spitzname- für den bin ich ihm sehr dankbar, dass er mich auf diese Seite von mir aufmerksam gemacht hat, die ich bisher eher als Schwäche ansehe. (Genau wie vermutlich meine Mutter)
Mir war klar, dass meine Eltern auch ein vorleben haben (nun 35 Jahre verheiratet)
Mein Vater ist ein kriegskind- hat wenig bis kaum Zuwendung erfahren- war auf sich selbst als Objekt zurückgeworfen was zu der narzisstischer Grundstruktur geführt hat. Er sehnte sich darum, dass jemand sich um ihn kümmerte- floh ins Ausland- war dort jahrelang tätig.
Er brach den Kontakt zu seinen Eltern völlig ab-
Eigentlich weil seine Frau nicht mit seiner Mutter klarkam.
Irgendwann fragte seine Mutter ihren Sohn: warum bist du nur so (abweisend) und seine Antwort war (gebrüllt) na wegen EUCH!
Vielleicht waren sich ja meine Oma väterlicherseits und meine Mutter ähnlicher als sie selber dachten?
Meine Mutter rät mir meinen Mann zu verführen- sie sagte: ihre Großmutter hätte gesagt: wenn du es nicht machst, macht es eine andere.
Das (schwache) Männerbild was da vermittelt wird spricht Bände.
Am besten ich nehme dann direkt Geld dafür.
Als ich mal eine Familienaufstellung machte, fragen mich die andern Teilnehmer, ob mein Vater im Rollstuhl säße-
Alles regelte und bestimmte stehts meine Mutter-
Wobei er durchaus ein sehr selbstbestimmtes und interessantes vorleben hatte.
Auch seinen eigenen Vater beschreibt er als eher schwach- SS Zugehörigkeit gratis.
So bekommen die Fotos mit dem Motorrad mit Beiwagen ( das erste damals in Wolfsburg) eine ganz neue bedeutung, wusste der kleine Junge der mal mein Vater werden würde und strahlte ja nicht, von welchem Geld das finanziert war.
(Das scham- Thema merke ich bis heute.)
Meine Großmutter hat im Krieg zwei sôhne bekommen- der eine ist bei einem Unglück mit sechs Jahren ums Leben gekommen- der andere ist kriminell- führt ein Leben am Rande der Gesellschaft- um eins seiner Kinder kümmerte sich seine Mutter. Am
Wochenende habe ich ihn getroffen- ein gebrochener Mann- schwer krank- schwer gestört- ein todtrauriger Anblick.
Diese Frau die meine Großmutter war, wurde im Krieg mit zwei kleinen Jungs vom Vater der Kinder schwanger von der Treppe gestoßen- sie verlor das Kind- der Mann kehrte nie wieder zurück- er lebte nur wenige Kilometer entfernt bei einer anderen Frau- den Söhnen wurde gesagt er sei gestorben. Erst bei der Beerdigung des Vaters erfuhren sie die Wahrheit.
Meine Großmutter heiratete meinen Großvater - eine Liebesheirat war das sicher nicht- er kam gerade aus dem krieg zurück- er war mit 16 zu den fallschirmjägern gekommen (übrigens genau wie mein Mann)
. in Kreta bei Sturm und bei regen-
Sie bekamen meine Mutter- ein Mädchen, dass mit einer schwer traumatisierten Frau aufwuchs (die pragmatische Entscheidungen treffen musste)
Im Alter hörte sie auf zu reden- sie sprach jahrelang kein Wort- schließlich hörte sie auf zu essen- und dann auf zu atmen.
Irgendwie beschleicht mich das Gefühl dass diese Frau eine große Bedeutung für mich hat- ohne dass ich je ein Wort mit mir gewechselt hätte.
Als ich bei meinen Großeltern übernachtete- da war da immer so eine schwere-niemals hätte ich es gewagt einen Blumenstrauß ins Haus zu bringen- etwas lebendiges konnte da nicht existieren- es war Lebensfeindlich.
Wenn sie meine Schwester und mich und Bett brachte, tat sie etwas, was ich mir so seltsam anmutete- ich wusste nicht, ob ich das mögen wollte- wohl aber dass ich es sollte: , sie strich uns über die augenlieder und die küsste diese- ihr zuliebe ließ ich es geschehen- aber mir war so traurig dabei- so traurig- als würde sie sich jedes Mal wenn sie uns ins Bett brachte aufs neue von ihrem verstorbenen Sohn verabschieden-als schließe sie seine Augen und küsste seine Lieder- aber es würde niemals helfen- es würde den Schmerz nicht lindern.
Manchmal dachte ich, sie glaube wir würden am nächsten morgen nichz mehr aufwachen- jeden Morgen war ich überascht, als ich meine Augen wieder aufschlug und ein ganz normaler Großvater Tag begann.
Meine Mutter wollte dem allen entfliehen- alles anders machen (ab mit den alten Zöpfen- der marsch durch die Institutionen- passender weise heißt Rudi dutschkes Frau Gretchen- das wusste ich gar nicht- sie hat gerade ein Buch geschrieben- ich muss das lesen!)
Doch wo fand sie sich wieder- in einer geht konventionellen Ehe mit einem Mann, der große Ähnlichkeit mit ihrem Bruder hat, dem sie obgleich sie die kleine Schwester ist, immer unterstützt hat- und das auch immer tun wird- so sagte: ich weiß- er ist ein A- aber- er ist mein Bruder.
Meine cousine, die Tochter von diesem Bruder meiner Mutter- (sie wurde von den eltern meiner Mutter aufgezogen) traf ich letztes wochenende- zu ihrer Ehe sagte sie : wir wohnen zusammen- ob wir auch zusammen leben, weiß ich nicht.
Sie deutete an, dass meine Mutter damals unbedingt ein Kind wollte-
Als Ehepartner war da mein Vater noch nicht im Gespräch- sie wohne mit einer Freundin zusammen- Kommune 1 lässt grüßen.
Die Cousine zeigte mir Fotos- auf einem war ein Mann- ein Freund meiner Mutter sagte sie- er hat große Ähnlichkeit mit meiner großen Schwester- (sie ist nur 11 Monate älter als ich)
Hat meine Mutter, als sie vermutlich ungeplant mit mir schwanger wurde ebenfalls pragmatisch entschieden?
Genau wie damals ihre Mutter?
Kann es sein, dass sie mich überzeugen will, in meiner Ehe zu bleiben, weil sie sich nicht eingestehen will, dass sie in ihrer unglücklich war und diese nur eingegangen war, weil sie sich zwei Kinder alleine zu erziehen nicht zutraute?
Mir kommt es so vor, als sei es meine Aufgabe ein Problem zu lösen, was meine Mutter hatte- es ihr aber nicht gelang- bzw sie noch nicht mal weiß, dass sie es hatte. ich weiß tief in mir ich muss es tun, ich weiß nur noch nicht wie- es ist als würde ich eine Schraube losdrehen wollen- und wüsste: es ist das richtige/ tu es, nur habe ich keine Ahnung dass es einen Schraubenschlüssel gibt.
Gretchen
Als meine Mutter und ich uns verabschiedeten, sagte sie mir: das beste was mir passiert ist, dass seid ihr/ du und deine Schwester.