Hallo Sternchen,
anscheinend schätzt du das Risiko des Verlustes höher ein als dein Mann, oder sogar den Einsatz - sollten eure Kinder bereits selbständig sein (die Existenz eines Enkelkindes deutet in diese Richtung), könnte dein Mann den Kontakt zu ihnen ja ungeachtet davon pflegen, ob eure Ehe weiter besteht oder nicht. Insofern riskiert er aus seiner Sicht vielleicht weniger als er aus deiner Sicht riskiert.
Was ich nicht übereinanderbringe ist seine Aussage, es ginge ihm um den S ex mit der anderen Frau, und deine Aussage in deinem anderen Thread, er sei körperlich kaum zu klassischer S exualität imstande.
Konntet ihr inzwischen über diesen Widerspruch sprechen? Was waren seine wahren Gründe, die Intimität mit dir zu scheuen? Vielleicht hilft es dir, etwas Klarheit in deine aufgewühlte und verletzte Gefühlswelt zu bringen, wenn er dir seine Gefühle und Motive offenbart. Wenn er ohne Verliebtheit im Bewusstsein eines Risikos eine Affäre eingegangen ist, muss er einen starken Motor dafür haben - möchtest du mehr über diesen Antrieb und damit über eure Gesamtsituation erfahren?
Angesichts der von dir geschilderten hormonellen Probleme deines Mannes könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, dass er sich tief in seinem Selbstverständnis als Mann verunsichert fühlte und Bestätigung brauchte - einen Selbstbewusstseinsschub, den du, das liegt in der Natur der Sache, als langjährige Partnerin nicht geben
konntest. Das ist nur eine Idee von mir und mag völlig unzutreffend sein, aber es zeigt, dass man auch ein stark schmerzendes Thema immer von möglichst vielen Seiten betrachten sollte, ehe man über den anderen urteilt. Die andere Sichtweise kann dir nur dein Mann geben, ich wünsche euch beiden, dass er dazu bereit und in der Lage ist.
Unterste Schublade-Bewertungen taugen nur für den ersten Schmerz, nicht als Dauerantwort. Beziehungen sind wechselbedingte Systeme und menschliches Handeln und Fühlen zu komplex um es auf simples Täter-Opfer-Denken zu reduzieren. Das gilt genauso für deinen Mann - seine Offenheit und Mitarbeit sind jetzt in ganz besonderen Maße gefragt! Kann und will er diese aufbringen? Wenn ja, red mit ihm, seid so aufrichtig und vorwurfsfrei wie möglich dabei zueinander und gönnt euch die Zeit herauszufinden, was
ihr beide langfristig von der Sache haltet. Wenn nein, frag dich, ob dir der äußere Rahmen (Familie, Auftreten im sozialen Umfeld als Paar nach außen) wichtig genug ist, auch ohne seine Mitarbeit an eurer Beziehung festzuhalten.