Mein Mann ist ohne Worte gegangen

Ajo und jeder, auch mit ADHS oder whatever, hat eine Handlungsoption. Sonst wäre man nicht mündig oder weg gesperrt, wenn man sich nicht im Griff haben würde. Gewalt gegen 1 Menschen ist eine Handlungsoption, die man natürlich wählen kann (oder eben nicht).

Zitat von 13_Hours:

Ajo und jeder, auch mit ADHS oder whatever, hat eine Handlungsoption. Sonst wäre man nicht mündig oder weg gesperrt, wenn man sich nicht im Griff ...

Nein man hat eben keine Handlungsoptionen deswegen ja auch die fehlende Impulskontrolle.
Das ist genau der Knackpunkt und das Problem dieser Gesellschaft, das nicht Betroffene immer der Meinung sind man hätte Möglichkeit und Option wenn man sich nur genug zusammen reißt und wirklich will.

Wenn die Bombe platzt dann ist einfach Feierabend. Dann hat man keine Kontrolle mehr über sich. Man empfindet jegliche Emotion hundert Fach so extrem wie neurologisch normal entwickelte Menschen weil der Reizfilter fehlt. Und diese Gefühle die einen Übermannen in dem Moment verursachen unerträglichen Druck und Schmerz in einem, sind kaum auszuhalten. Es gibt adhsler die rasten dann aus und es gibt welche die richten ihre Aggressionion innerlich gegen sich selbst.

Heuer erlebt mit einem Arbeitskollegen der auch ADHS hat, neu angefangen bei uns, seit einem halben Jahr dabei. Ist so ausgerastet weil er mit Kritik nicht zurecht kommt und hat Kollegen total zusammen geschrien. Sonst ein ganz feiner und freundlicher Mensch der morgens Kaffee und Frühstück für Kollegen mitbrachte etc...
Aber er war unter Druck und irgendwann ist die Bombe geplatzt.

Ich hingegen war so angepasst durch meine Kindheit das ich gelernt habe nach außen nicht aufzufallen, dafür habe ich alles in mich hinein gefressen und Burnout etc waren die Folge.

Ich bitte einfach die Menschen die nicht selbst betroffen sind, damit aufzuhören so zu tun als wissen sie Bescheid wie es mit so einer Erkrankung ist und was man damit kann oder nicht.
Hört betroffenen zu und seid offen aufgeklärt zu werden.


Diese Vorurteile müssen endlich aufhören. Mit ADHS in der heutigen Gesellschaft zu leben ist Horror. Es macht keinen Spaß. Jeder Tag ist anstrengend, man wird falsch verstanden und egal wie sehr man sich bemüht macht man alles falsch.

Und wenn man mal wieder solche Ausraster und Blackouts hatte fühlt man sich danach noch bescheidener sich wiedermal nicht unter Kontrolle gehabt zu haben.


aber das ändert natürlich nichts daran dass dieser Mensch in seinen ruhigen Phasen hätte sich Hilfe holen sollen und müssen. Und das er das nicht getan oder zu nachlässig getan hat ist natürlich nicht entschuldbar. Diese Option hat man das stimmt. Wenn nicht für sich dann für die Mitmenschen.

Zitat von Nostraventjo:

Ich bitte einfach die Menschen die nicht selbst betroffen sind, damit aufzuhören so zu tun als wissen sie Bescheid wie es mit so einer Erkrankung ...

Ist das bei ADHS eigentlich so : Kennst du einen, kennst du alle?
Oder gibt es die Möglichkeit, dass durch Komorbiditäten oder Teilleistungsstörungen o. a. die Ausprägungen höchst unterschiedlich sein können?

Zitat von MandyCohen:

Ist das bei ADHS eigentlich so : Kennst du einen, kennst du alle? Oder gibt es die Möglichkeit, dass durch Komorbiditäten oder ...

Kennst du einen kennst du einen die Härtegrade und Comorbitäten variieren. Asperger Autismus kann beispielsweise auch noch mit rein spielen, Angststörungen, Depressionen etc...

Mein Sohn beispielsweise hat ADHS und Asperger. Nachdem ADHS medikamentös im Griff war kam der Autismus raus. Der beispielsweise auch für bestimmte Aggressionen der Grund war.

Man kann keine zwei Fälle miteinander vergleichen weil Kindheit, Ausprägung, Therapie, Erfahrungen etc alles eine prägende Rolle spielen.

Zitat von Nostraventjo:

Ich bitte einfach die Menschen die nicht selbst betroffen sind, damit aufzuhören so zu tun als wissen sie Bescheid wie es mit so einer Erkrankung ...

Danke denn so ist es. Ich arbeite seit über 20 Jahren mit psychisch erkrankten Menschen. Jeder ist individuell zu betrachten. Familien Geschichte, wie aufgewachsen, welche weiteren Bezugspersonen und und und. Das ist so Komplex und unfassbar kräftezehrend Menschen dann zu begleiten. Jeder Fortschritt bedeutet auch mindestens 2 Rückschritte. Und das schlimme ist man kann vielen nicht Helfen. Sie bleiben gefangen. Denn nicht jeder Therapeut oder Pfleger oder oder oder... passt und kann die richtigen Knöpfe drücken.

Dann kommen falsch gestellte Diagnosen oder man sieht nicht das Doppeldiagnostik angesagt wäre. Es ist einfach sehr sehr traurig. Oft helfen auch nur paradoxe Sachen für die jeder Psychiater kein Verständnis hätte. Aber wir haben gute Erfahrungen gemacht damit.

Am Ende ist es ein wahnsinnig langer Weg, der einen selbst an die Belastungsgrenze bringt. Und so traurig es klingt, aus Selbstschutz empfehle ich irgendwann den Cut zu ziehen. Wenn die Kraft nicht mehr reicht.

Zitat von Nostraventjo:

Man kann keine zwei Fälle miteinander vergleichen weil Kindheit, Ausprägung, Therapie, Erfahrungen etc alles eine prägende Rolle spielen.

Die Aggressionen des Mannes können ursächlich also nicht vom ADHS sein. Was anderes hätte mich auch ziemlich überrascht.

@Neboolah Sind diese Menschen bei euch stationär untergebracht oder leben sie Zuhause und die Partner tragen das jahrelang mit? Ich rede von Gewalttätigkeit?

Zitat von MandyCohen:

Die Aggressionen des Mannes können ursächlich also nicht vom ADHS sein. Was anderes hätte mich auch ziemlich überrascht.

Die ADHS verstärkt die Gefühle und Aggressionen und hindert den Mann daran sich zu kontrollieren und reflektiert damit umzugehen.

Aber ADHS Ansich ist nichts was einfach so Aggressionen verursacht.

Ein Mensch ohne ADHS mit unschöner Kindheit hat ja auch seine Gefühle und Neurosen. Diese werden durch ADHS massiv intensiviert weil der Reizfilter fehlt und die Impulse nicht kontrolliert werden können.

Oder aber wie bei meinem Sohn Autismus dazu kommt welcher eine komplett andere Wahrnehmung der Umwelt bedeutet. Und falsche Worte und Reaktionen zu meltdowns führen.

Zitat von alleswirdbesser:

@Neboolah Sind diese Menschen bei euch stationär untergebracht oder leben sie Zuhause und die Partner tragen das jahrelang mit? Ich rede von ...

Wir haben eine Art WG. Sie leben bei uns und im besten Fall irgendwann in assistierten wohnen oder in der echten Welt

Mir war dieses Konzept lieber als stationär wobei ich nix gegen andere Modelle habe. Für mich persönlich ist es nix. Die Gewalt bekommen meist wir ab aber auch Familie etc. Aber in erster Linie wir da wir streng genommen 80 Prozent des Alltags abdecken.

Zitat von Neboolah:

Wir haben eine Art WG. Sie leben bei uns und im besten Fall irgendwann in assistierten wohnen oder in der echten Welt Mir war dieses ...

Wäre vielleicht für den Mann der TE auch ein Weg zu Besserung.

So , nun ist alles vorbei …
Ich sitze hier nun in unserer NOCH gemeinsamen Wohnung und alle Sachen von ihm sind weg.
Natürlich hat er mir alle Erinnerungen an die Hochzeit hier gelassen , alle Bilder , alles … nicht angerührt…
Was hab ich denn auch erwartet, das er alles mitnimmt ? Ich weiß nicht, evtl. habe ich gehofft das ihm das einräumen auch etwas weh tut und er traurig wäre…
Gut ich war nicht dabei , aber auf fragen die mein bester Freund stellte , hat wieder nur die Mutter geantwortet. Er stand wohl ab und zu daneben aber sagte kein Wort.
Er machte draußen noch Späße mit seinen Freunden aber drinnen wirkte es als wollte er alles schnell fertig haben…

Ich weiß nicht mal wie es ihm geht, und ja das würde ich gerne wissen… denn es tut gerade sehr weh

Er will wohl am Montag zum Anwalt und blockt alles was mich angeht komplett ab.

Die Vermutung von meinem Kumpel war das es ihm damit wohl auch nicht gut ginge und er sich mit den Gedanken nicht beschäftigen will weil es weh tun würde….

Ich weiß es nicht… ich weiß nur das es gerade unfassbar schmerzhaft ist.

Zitat von Torrance:

So , nun ist alles vorbei … Ich sitze hier nun in unserer NOCH gemeinsamen Wohnung und alle Sachen von ihm sind weg. Natürlich hat er mir alle Erinnerungen an die Hochzeit hier gelassen , alle Bilder , alles … nicht angerührt… Was hab ich denn auch erwartet, das er alles mitnimmt ? Ich weiß nicht, evtl. habe ...

Alles was dich an ihn erinnert in einer Kiste und auf den Dachboden bzw. Keller, weg aus dem Blickfeld !
Dann rufst Du ne Freundin an, lässt Sie zu dir kommen oder gehst zu ihr und Heul dich erstmal kräftig aus.
Gönn Dir auch ruhig einen Schluck Single Malt.
Ab jetzt kann es nur besser werden.

Zitat von Torrance:

Ich weiß nicht mal wie es ihm geht, und ja das würde ich gerne wissen… denn es tut gerade sehr weh

Wünschst du dir, dass es ihm auch schlecht geht? Würde dich das weiterbringen?

Wichtig bist jetzt nur du, versuche bei dir zu bleiben, was bedeutet dich in den Mittelpunkt deiner Welt zu stellen.

Zitat von Nostraventjo:

Ich war vor meiner Behandlung ähnlich drauf wie ihr Exmann,

Dein aktueller Partner kennst dich so nicht, oder? Hättest du dich nicht geändert, nicht an dir gearbeitet, wer weiß…

Außerdem war dein Ex auch kein einfacher Mensch, ihr habt euch damals gegenseitig nicht gut getan, so wie die TE und ihr Mann. Nicht umsonst hast du jetzt einen anderen Partner. Oder?

Die TE weiß vielleicht gar nicht wie es ist eine wirklich harmonische Beziehung zu führen, es fehlte der passende Partner.