Ich bin keine Betroffene, jedoch möchte ich trotzdem ein paar Gedanken loswerden.
Es stimmt schon, dass nach einer Affäre gerne im Kopf ein Schalter umgelegt wird.
Ein winziger Wandel der Moral, das passiert nicht mal großartig bewusst, es ist eine stille Veränderung, die einfach schleichend geschieht.
Zum Tragen kommt das erst, wenn die Beziehung erneut in eine Schieflage gerät.
Um diesen Wandel wissen die Partner instinktiv, deshalb ist die nächste Zeit nach einer Affäre eine des Bangens und der Unsicherheit.
Man muss aufpassen, dass das Bemühen und Kämpfen nicht zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird:
Entweder durch Misstrauen, durch ewiges Widerkäuen und Kontrollwahn, oder durch viel zu devote Anpassung, geprägt von Angst.
Beides bringt die Beziehung in besagte Schieflage.
Ein Drahtseil-Akt, denn selbstverständlich hast Du alles Recht der Welt, verletzt zu sein.
Der Verlust eines Wunschkindes ist schwer traumatisch, es gibt weder Leitfaden noch Patentrezepte für diese Trauer.
Dein Mann war, genau wie Du, emotional völlig neben der Spur.
Er hat sich Trost auf eine völlig falsche Art gesucht, da lese ich echtes Bedauern über eine schlimme Sache. Aus Trost und Gesprächen wurde etwas Körperliches, das wirkte wohl betäubend wie eine Dro..
Aber schlimm finde ich , dass das Ganze so schrecklich lange ging und erst durch einen Zufall thematisiert wurde.
So reflektiert, erwachsen und besonnen ihr auch jetzt damit umgehen mögt: es bleibt die Frage, ob und wann Dein Ehemann ein offenes Gespräch gesucht hätte?
Eine professionelle Verarbeitung durch Gesprächstherapie ist bestimmt, obwohl schmerzhaft, sinnvoll.
Ich frage mich, ob es nicht besser wäre, Deinen Mann hier abzuholen und das mit ihm gemeinsam zu tun?
Wenn ihr gemeinsam sowohl den Verlust eines Kindes als auch seine Affäre verarbeitet, dann sollte euch das stärker machen und wirklich zusammenführen.
Konkret zu Deinen Fragen:
Ja, man kann jemanden betrügen, den man liebt.
Das geschieht, ganz banal, durch Verdrängung. Das Echo ist jedoch gewaltig, damit meine ich nicht den Schmerz des Betrogenen, sondern den des Betrügers.
Die Bilder im Kopf kann man zunächst nicht löschen. Aber man kann sie durch bessere und schönere ersetzten und verblassen lassen.
Das kostet Zeit und Nerven.
Du klingst so liebevoll und engagiert, deshalb hoffe ich für Euch, dass ihr das zusammen (!) schafft.
30.11.2018 23:22 •
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