Mein Mann hat mich erneut betrogen

@Amaible

Zitat von Amaible:

Dadurch hättest du dich von einer Abhängigkeit in die nächste begeben. Das ist ja eben der Punkt, an dem du dringend arbeiten musst: Du kannst dir nicht vorstellen, dein Leben selbst zu bewältigen. Du brauchst einen (wenn auch nur gefühlten) Rückhalt im Hintergrund

Das ist genau wie du es schreibst. Danke fürs auf den Punkt bringen.
Werde das in meiner nächsten Therapiesitzung thematisieren.

Das Schlimme ist, dass ich das Thema schon in meiner Jugend hatte. Ich wollte immer einen Freund haben. Hauptsache ich kann sagen/habe das Gefühl, dass ich nicht alleine bin. Unabhängig davon, ob er da ist oder nicht. Und Hauptsache die Leute reden nicht: sie bleibt übrig! Das ist ganz tief in mir drin. Diese Angst übrig zu bleiben. Ganz ganz tief und schlimm.

Zitat von Giraffenmädchen:

Diese Angst übrig zu bleiben. Ganz ganz tief und schlimm.

Das kann man überwinden, wenn man daran arbeitet.
Wenn das einem bewusst wird, dann ist der erste Schritt schon getan.

@Saule1980

Zitat von Saule1980:

Das kann man überwinden, wenn man daran arbeitet.
Wenn das einem bewusst wird, dann ist der erste Schritt schon getan.

Das stimmt.
Bin wirklich dankbar, wie viel ich im letzten Jahr über mich - auch dank dieses Forums - erfahren habe.
Es ist interessant, wie korrekt ihr mich teilweise einschätzen könnt, ohne mich persönlich zu kennen.

Aber es stimmt, zu erkennen was los ist und warum man so reagiert, ist schon die halbe Miete

Ich komme aus einem überkritischen Elternhaus. Leide auch heute noch unter diversen Kommentaren meiner Eltern.
Auch das mit dem übrig bleiben kommt von Ihnen. Noch heute wird meine Kleidung kritisch beäugt, wenn ich ihr Haus betrete. Habe ich mir etwas Neues gekauft, werde ich als Luxusprinzessin hingestellt.
Ich bin unglaublich unsicher was mein Äußeres betrifft, obwohl ich schlank, sportlich und nicht unattraktiv bin. Jeder Makel von mir wird von mir selber überbewertet (zB ein schiefer Zahn, eine zu lange Nase, zu hängende Brüste).

Bei mir ist es aktuell so, dass ich mich wie im freien Fall befinde.

Mein Gefühlsleben ist so verstört, dass ich nicht einfach meinem Kopf sagen kann: küsse deinen Mann.

Ich kann meinen Mann nicht mehr küssen. Es geht nicht. Ich kann mit ihm schlafen, aber küssen geht nicht mehr.
Kennt das jemand?

Mein Herz weiß halt, was los ist...
Und ich will dennoch festhalten, kämpfen, bemühen,...
Aber ich fürchte, es wird sich niemals wieder gut anfühlen.

Ich bin verheiratet. Aber alleine. Schon lange.

@Giraffenmädchen

Zitat von Giraffenmädchen:

Ich habe das Eheversprechen sehr ernst gemeint.

Dein Mann offenbar weniger, wie seine wiederholten (!) Eskapaden deutlich demonstrieren. Und das sind ja nur die, mit denen er aufgeflogen ist. Ob und was da sonst noch über die vielen gemeinsamen Jahre war, weiss eh nur er. Freiwillig rausrücken wird er das nicht.

Zitat von Giraffenmädchen:

Aber ich fürchte, es wird sich niemals wieder gut anfühlen.

Hast Du Dir mal den bekannten Vortrag Rethinking infidelity der belgischen Paartherapeutin Esther Perel angehört? Er ist auf YT leicht auffindbar, auch mit deutschen Untertiteln. Sie schildert u.a. wie Paare eine Ehe reloaded schaffen - auch nach mehrjährigen Affären.

Grundsätzlich positive Aussichten also. Aber das ist an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt. Allen voran der unbedingte Wille, eben dies gemeinsam hinzubekommen. Dann auch die Bereitschaft, die alte Ehe hinter sich zu lassen, einen Schnitt zu machen und eine komplett neue Beziehung miteinander aufzubauen. Das bringt Änderungen mit sich - u.a. in der Paarkommunikation.

Bei sowas sollte man sich professionell begleiten lassen. Aber wie gesagt: Diese Voraussetzungen sollten schon erfüllt sein. Ansonsten gibt das nichts.

So wie sich das liest, ist Dein Mann nicht bereit dafür. Er nimmt sich kurzerhand, was er will und spricht gar nicht erst mit Dir darüber.

Verständlicherweise kommst Du wiederum überhaupt nicht klar damit:

Zitat von Giraffenmädchen:

Ich bin verheiratet. Aber alleine. Schon lange.

Das ist eine logische Folge, wenn jemand einfach nur noch sein Ding macht und der andere nicht mitziehen kann. So habt Ihr Euch voneinander entfremdet.

Diese Entwicklung wird sich vertiefen. Es gibt einen klasse französischen Spielfilm aus den 1970ern namens Die Katze, mit Jean Gabin und Simone Signoret.

Schau ihn Dir ruhig mal an: Das sind Du und Dein Mann in dreißig oder mehr Jahren.

Es ist an Dir, ob Du so weiterleben willst oder nicht. Denn Dein Mann nimmt sich, was er braucht. Daher wird er nichts ändern.

Da mußt Du schon selber ran.

Zitat von Giraffenmädchen:

Mein Gefühlsleben ist so verstört, dass ich nicht einfach meinem Kopf sagen kann: küsse deinen Mann.

Wer sagt dass du ihn denn küssen musst? Er selbst? Oder fühlst du dich in der Pflicht weil...

Zitat von Giraffenmädchen:

Ich bin verheiratet.

?

Küssen kann intimer sein, als purer S*x. Es ist eine ganz eigene innige Form des Miteinanders.

Zitat von Giraffenmädchen:

festhalten, kämpfen, bemühen,...

Je älter Du wirst, desto mehr wird Dich das erschöpfen. Bis am Ende nur noch Bitterkeit oder gar Hass übrig bleiben. Genau wie bei dem alten frz. Ehepaar in Le chat (Die Katze). Dabei hatten die sich mal wirklich geliebt.

Nochmal mein Prädikat: Sehenswert - zeitlos. Höchst wertvoll. Hat meine Sicht auf die Unauflösbarkeit der (kath.) Ehe nachhaltig geprägt. Bekommt man inzwischen sicher günstig auch als DVD in deutscher Fassung.

Schade, daß Du Dich so quälst. Die Ursachen hast Du ja treffend geschildert. Aber vielleicht reift ja noch die Erkenntnis in Dir, daß man Menschen weder festhalten, noch Liebe erkämpfen bzw. eine Ehe führen kann, in der nur einer sich bemüht.

Zitat von EineMitleserin:

Wer sagt dass du ihn denn küssen musst? Er selbst? Oder fühlst du dich in der Pflicht weil... ? Küssen kann intimer sein, als purer S*x. Es ist ...

Ich täte mich auch schwer damit, sobald ich wüßte, daß er das womöglich auch mit anderen macht.

Zitat von Giraffenmädchen:

Und Hauptsache die Leute reden nicht: sie bleibt übrig! Das ist ganz tief in mir drin. Diese Angst übrig zu bleiben. Ganz ganz tief und schlimm.

Denkst du das auch von anderen Singles?

@alleswirdbesser

Zitat von alleswirdbesser:

Denkst du das auch von anderen Singles?

Überhaupt nicht.
Nur von mir selbst. Ich fühle mich ohnehin minderwertiger als andere Menschen.

@Giraffenmädchen

Zitat von Giraffenmädchen:

Das ist ganz tief in mir drin. Diese Angst übrig zu bleiben

Oder ist es die Angst, nicht (hier: der Gesellschaft; früher: Deiner Herkunftsfamilie) zugehörig zu sein?

Schau mal in diesen alten Thread hinein:
singles-vom-leitbild-zum-sozialschmarotzer-t29591.html

Der geht u.a. auch auf diese Problematik ein.

Zitat von Giraffenmädchen:

@alleswirdbesser Überhaupt nicht. Nur von mir selbst. Ich fühle mich ohnehin minderwertiger als andere Menschen.

Vielleicht solltest du dir bewusst werden, dass auch andere niemals so über dich denken würden.

@EineMitleserin

Zitat von EineMitleserin:

Wer sagt dass du ihn denn küssen musst?

Das sagt niemand. Es fällt mir selbst auf, dass ich es nicht mehr kann bzw genießen kann. Seit er mich betrogen hat. Ich küssen in einer Beziehung oder beim S*ex aber schön finde.
Ich dachte, es läge vielleicht an mir und dass ich zu alt für Küssen geworden bin.

Was aber gar nicht stimmte. Da ich im Gegenzug die Küsse mit dem anderen Mann so sehr genossen habe wie selten etwas in meinem Leben. Es war das schönste Gefühl seit langem. Zärtlich und liebevoll und anziehend und verliebt.

Zitat von Giraffenmädchen:

Ich fühle mich ohnehin minderwertiger als andere Menschen.

Es tut mir sowas von leid, daß Deine Eltern Dir dieses Gefühl mitgaben.

Lass Dir eins gesagt sein: Vor Gott sind alle Menschen gleich und vor dem bundesdeutschen Gesetz übrigens auch. Wer das nicht respektiert, der sagt damit mehr über die eigene Monstrosität als über jene Menschen aus, gegenüber denen er das raushängen lässt.

Du bist als Mensch geboren.
Das ist ein Naturgesetz!
Mehr braucht man nicht zu tun, um als solcher gesehen zu werden.
Leider gibt es Menschen, die das nicht so sehen können - warum auch immer. Sie brauchen es, andere abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten. Arme Schweine!

Lass das deren Problem sein. Mit Dir ist alles ok. Du musst nichts beweisen. Solchen Leuten würdest Du es eh nie recht machen. Auch andere könnten das nicht.

Denn es ist ihre Wahrnehmung, die unmenschlich ist - nicht Deine.

(Glaubenssache EIN) Gott liebt Dich bedingungslos.
Dafür hat sein Sohn sich sogar ans Kreuz nageln lassen. Er hat uns alle erlöst. Ausnahmslos! (Glaubenssache AUS)
Anständige Menschen achten Dich anstandslos.
Den Rest lass Dir den Buckel runterrutschen.

Und ja - mir ist sehr bewusst, daß das leichter gesagt als getan ist, wenn man von klein auf was anderes suggeriert bekam. Deine Thera kann sich da hoffentlich noch sehr nützlich machen, das aufzulösen.