Nun habe ich endlich Zeit gehabt, mir eure Beitrage nochmal durch zulesen. Sehr viele kluge Gedanken, die ich sacken lassen musste.
Tatsächlich scheint mein Problem auch etwas mit der Angst zu tun zu haben, das wir nun wirklich alt bzw. noch älter werden. Mein Mann ist mir ein paar Jahre voraus und ist seit Anfang des Jahres in Rente. Ich habe mir darüber große Sorgen gemacht, denn ich konnte mir nicht vorstellen, ihn tag täglich zu Hause zu haben. Noch dazu war ja da Corona und so verbot es sich für ihn zunächst, sich nach neuen Hobbys umzuschauen oder alte Hobbys wieder aufleben zu lassen. Wahrscheinlich war er tatsächlich ganz zufrieden damit, denn wäre Corona nicht gewesen, hätte ich ihn sicher gescheucht. Er aber hat die ruhige Anfangszeit seiner Rente sichtlich genossen. Mir ging das gehörig auf den Wecker und ich war froh, täglich das Haus verlassen zu können. Kam ich dann nach Hause, war er oft noch garnicht angezogen. Inzwischen hat sich das normalisiert und er hilft auch tatkräftig im Haushalt mit. Den Sommer hat er genutzt, um das Haus und den Garten in Schuss zu bringen und so war seine Zeit auch wieder ausgefüllt.
Ich mache mir aber immernoch viele Sorgen darum, wie es weitergehen soll. Noch ein paar Jahre, dann werde auch ich in Rente gehen können. Davor graut es mir ehrlich gesagt, denn ich arbeite sehr gerne. Ich merke aber zunehmend auch, das ich nicht mehr so belastbar, agil und beweglich bin, wie früher. Sehr viele Umbrüche also, die das Alter einläuten. Kann sein, das ich darüber in eine Torschusspanik geraten bin, die ich auf den fehlenden S. projiziere.
Ich werde mich nun damit auseinander setzen müssen. Vielleicht werde ich mal eine Kur beantragen, die ich dummerweise direkt nach der Hysterektomie abgelehnt habe. Damals wollte meine Ärztin mich in eine Reha schicken, was ich aber nicht wollte. Ich wollte einfach, das alles so weitergeht wie vorher. Als mein Mann dann seine Schwierigkeiten mit meiner veränderten Anatomie äußerte, war ich sehr verletzt. Das war ein sehr wunder Punkt, den er da getroffen hatte.
Ich legte mich erneut unters Messer, um das überschießende Narbengewebe entfernen zu lassen. Mein Mann wollte das nicht, bemühte sich danach aber sehr, mir zu zeigen, das er mich noch begehrt und das sich der Eingriff gelohnt hat. Tatsächlich aber muss ihn der Gedanke an meine Verstümmelung sehr belastet haben. Das werden wir gemeinsam aufarbeiten müssen. Ich habe einen Termin bei meiner Gynäkologin gemacht und werde mich an einen Therapeuten überweisen lassen. Eine Paartherapie würde mein Mann niemals akzeptieren. Durch die Hintertür kann ich ihn aber vielleicht motivieren, mich ab und zu zu begleiten.
Inzwischen werde ich mich vermehrt um mich selbst kümmern, zum Sport gehen, abnehmen und meine Haare lasse ich zunächst einfach mal wachsen und dann vielleicht auch wieder färben. Ich habe eine starke Naturkrause und habe deshalb immer sehr kurze Haare getragen, die ich früher rot-braun färben ließ. Als ich einmal auf diese Farbe allergisch reagierte, habe ich das Färben sein gelassen. Immer schon träumte ich von einem Bob mit sanften Wellen. Jetzt hat sich meine Haarstruktur dank der Menopause stark verändert. Die Krause ist nicht mehr ganz so schlimm und die Haare sind nicht mehr so wiederspenstig. Ich hoffe, das es mir nun gelingt, sie wachsen zu lassen. Färben will ich dann, wenn die gewünschte Länge erreicht ist, denn ansonsten würden die Spitzen wohl viel zu sehr austrocknen und möglicherweise vorzeitig abbrechen. Ich habe mir schon immer blonde Strähnchen gewünscht, wovon mir meine Friseurin aufgrund der trockenen und spröden Haarstruktur immer abriet. Jetzt aber ist es vielleicht doch noch möglich, diesen Traum zu erfüllen.
Heute bin ich etwas optimistischer gestimmt, wie ihr vielleicht aus meinen Zeilen heraus lesen könnt. Wir hatten ein sehr schönes Wochenende mit liebem Besuch und gutem Essen. Tatsächlich hatten wir auch nach vielen Wochen mal wieder S.. Es war zwar wieder nur S. light, also rein manuell aber immerhin. Vielleicht muss ich einfach nachsichtiger werden mit mir und meinem Mann. Immerhin haben wir etwas, was viele sich wünschen und schmerzlich vermissen: eine stabile Ehe, wunderbare Kinder, ein Haus und ein finanziell sorgenfreies Leben. Und wir sind gesund! Also relativ gesund für unser Alter. Vielleicht sollte ich mir das immerwieder mal vor Augen führen und dankbar dafür sein, anstatt zu mosern.
Das habe ich mir vorgenommen und so will ich die gemütliche Vorweihnachtszeit genießen und es mir und uns gut gehen lassen.
Euch lieben Dank für alle eure Anregungen und Gedanken. Sie haben mich sehr bewegt! Ich wünsche euch alles Gute!