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Mein Mann erdrückt mich!

A
Nein natürlich hat er sich nicht mit dem Thema Koabhängigkeit befasst. Der Therapeut hat es einige male direkt angesprochen. Er versteht es aber wohl so wie die meisten hier, das er mein Opfer ist oder war. Es ist aber wohl so das wir uns gegenseitig nach unten gezogen haben. So lange er seine Anteile nicht bearbeitet und versteht, wird er weiter klammern. So wird das nichts, das ist mir längst klar. Ich will ihn natürlich nicht verlieren. Der Gedanke an ein Leben ohne ihn macht mir Angst. Wenn ich an unsere Anfangszeit denke habe ich auch noch sowas wie Hoffnung das wir es schaffen können. Er war damals so stark und selbstbewusst. Dann ist im Laufe unseres Lebens einfach sehr viel passiert und ich habe meine Kindheitstraumata zusätlich noch viel zu lange mit mir rum geschleppt. Ich habe den Kontakt zu meiner Familie auch nie abgebrochen. Als meine Eltern starben fiel ich in ein sehr sehr tiefes Loch. Ich musst alle ungelösten Konflikte mühsam in der Therapie aufarbeiten. Jetzt habe ich den Kontakt zu der übrigen Familie unterbrochen und gehe auch nicht mehr zum Friedhof. Ich habe alle Wurzeln gekappt. Er und unser Kind ist alles was mir von meinem alten Leben noch geblieben ist. Aber wenn mich das weiterhin krank macht, muss ich auch diese Verbindung lösen. Es ist alles sehr schwer zu verstehen, das weiß ich. Wie gesagt, für meinen Mann wäre es wohl leichter, ich hätte mich tot gesoffen. Dann hätte er mir in aller Ruhe die Schuld geben können und das Mitleid seiner Familie genießen. So muss er sich mit mir auseinander setzen. Mich betüddeln bringt da nichts. Dadurch versucht er immernoch, mich auf meinen Platz zu verweisen. Er weigert sich anzuerkennen, das ich ihm auf Augenhöhe begegnen kann. Diese Anhänglichkeit ist sein Weg mich zu unterdrücken, bzw. mich in die Nische zu drücken die ihm passt. Doch für diese Nische bin ich viel zu groß geworden und ich mag mich auch nicht mehr verbiegen.

08.06.2020 13:12 • x 1 #46


bifi07
Besteht denn vielleicht die Möglichkeit, dass dein Mann ebenfalls in Kur geht, in der Zeit, wo du weg bist? Vielleicht weiß sein Arzt Rat, oder habt ihr schon mal darüber gesprochen und es würde ihm mehr helfen, wenn er in dieser Zeit alleine zurechtkommen muss?

08.06.2020 13:39 • #47


A


Mein Mann erdrückt mich!

x 3


A
er will ja unbedingt mit mir in Kur. Natürlich würde es ihm alleine auch viel besser helfen können. Aber irgendwie scheint er Angst zu haben, das wir uns dann noch mehr entfremden. Er kennt mich nur klein, hilflos, traurig oder eben besoffen. Die Therapie hat mir weitgehend mein Selbstbewusstsein zurück gegeben. Gerade indem ich meiner Familie posthum den Rücken gekehrt habe und ihnen nicht mehr hinterher laufe, habe ich mein Hauptproblem überwinden können. Seitdem geht's aufwärts mit mir und seitdem klammert mein Mann und zieht mich damit runter. Während ich bereits viel in meinem Leben angepackt und verändert habe, befindet er sich auf dem absteigenden Ast. Sein beruflicher Zenit ist ebenfalls überschritten und man drängt ihn, sich auf eine Vorruhestandsregel einzulassen. Ich dagegen habe mich beruflich neu orientiert und werde sicher nicht vor 67 in Rente gehen. Ich arbeite sehr gerne in meinem neuen Beruf und überlege sogar, mich nochmal weiter zu bilden. Mein Mann muss sich erst noch orientieren. Seine Hobbys werden die freie Zeit nicht füllen und sein Ego nicht pushen. Deshalb hält er mich lieber klein. Ich bin ihm aber längst entwachsen. In einer Kur könnte er für sich neue Wege suchen und finden. Ich würde ihm das sehr wünschen. Er befasst sich aber lieber mit mir...

08.06.2020 13:49 • #48


S
Zitat von ally02:
Aber irgendwie scheint er Angst zu haben, das wir uns dann noch mehr entfremden


Eine solche Angst kommt doch nicht aus dem Nichts. Ich sag jetzt mal ganz plakativ: es ist Dein Job dafür Sorge zu tragen, dass Deine Engsten sich bei Dir emotional sicher und geborgen fühlen.

Und nein, ich sehe die Verantwortung in ihrer Gesamtheit natürlich nicht nur bei Dir. Er hat sicher auch Eigenanteile, die er unbedingt aufarbeiten muss. Da kann er sich ruhig Dich zum Vorbild nehmen! Aber auch hier - wie für Dein eigentliches Problem mit alleine auf Kur - hilft einzig und allein reden, und seinem Gegenüber die Entscheidungsgrundlage offen, ehrlich und wohlwollend kommunizieren.

08.06.2020 13:53 • #49


Clara1111
Na das wäre gerechte Verteilung gewesen. Er startet durch, Du darfst Hausfrau und Mutter sein.
Jetzt startest Du durch und er darf vielleicht die Beine hoch legen...
Aber soweit geht die Liebe wohl doch nicht.
Jetzt bist Du durchgestartet und denkst an Trennung, nur nicht teilen wollen.

Bedenke mal, Du darfst ihm dann vielleicht einen Trennungsunterhalt zahlen, wie fein wäre das denn?

08.06.2020 13:57 • #50


A
Ich finde es sehr gerecht, mich nun endlich nach der langen Familienzeit beruflich neu zu finden. Aber keine Sorge. Wenn man wie ich mit Ende 40 wieder einsteigt, noch dazu in einem völlig anderen Bereich, fliegen einem die gebratenen Tauben bestimmt nicht in den Mund. Ich arbeite viel auch noch nach Feierabend und eigne mir ständig neue Fähigkeiten an. Bezahlt werde ich aber im Mindestlohnnivea. Es wird also sicher nicht dazu kommen das ich ihm einen Unterhalt bezahlen muss. Er dagegen hatte zwischen 30 und 45 ständig neue Karrieresprünge gemacht, die sich auch finanziell auszahlten. Ich habe mit profitiert klar aber dafür musste ich die Klappe halten. Alle großen Entscheidungen traf er alleine. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich wieder über neue Schikanen meiner Familie zu ärgern und darüber zur verzweifeln. Ihm war es recht. Er hatte freie Hand.

08.06.2020 14:05 • #51


Clara1111
Irgendwie glaube ich hier kein Wort mehr.
Im ersten Artikel warst Du Mitte 50, jetzt Ende 40...

Aber schreib ruhig weiter und mache Deinen Ehemann schlecht.
Der Therapeut scheint nicht mehr zu zuhören?

08.06.2020 14:26 • x 2 #52


Clara1111
Zitat von ally02:
Ich finde es sehr gerecht, mich nun endlich nach der langen Familienzeit beruflich neu zu finden. Aber keine Sorge. Wenn man wie ich mit Ende 40 wieder einsteigt, noch dazu in einem völlig anderen Bereich, fliegen einem die gebratenen Tauben bestimmt nicht in den Mund. Ich arbeite viel auch noch nach Feierabend und eigne mir ständig neue Fähigkeiten an. Bezahlt werde ich aber im Mindestlohnnivea. Es wird also sicher nicht dazu kommen das ich ihm einen Unterhalt bezahlen muss. Er dagegen hatte zwischen 30 und 45 ständig neue Karrieresprünge gemacht, die sich auch finanziell auszahlten. Ich habe mit profitiert klar aber dafür musste ich die Klappe halten. Alle großen Entscheidungen traf er alleine. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, mich wieder über neue Schikanen meiner Familie zu ärgern und darüber zur verzweifeln. Ihm war es recht. Er hatte freie Hand.



Traurig und trotzdem unglaubhaft.
Wer mich ärgert, dem drehe ich den Rücken und wer mich schikaniert, den kenne ich nicht mehr.
Und wenn es die eigene Familie ist, so etwas muss man sich nicht bieten lassen, es sei denn, man ist gerne Opfer.

08.06.2020 14:28 • x 1 #53


bifi07
Es gibt immer einen der macht und einen, der es mir sich machen lässt!
So wie ich das lese, ward ihr beiden nie auf einer Augenhöhe. Durch dein erworbenes Selbstbewusstsein ist die Waage in die andere Richtung gekippt und dein Mann ist jetzt der Bedürftige. Schwierig....
Gut möglich, dass er deine Hilflosigkeit gebraucht hat, um sich groß zu fühlen. So wie du dich jetzt ihm gegenüber überlegen fühlst, da er hilflos ist. Leider kann man aber niemandem helfen, der keine Hilfe will...
Zudem seid ihr wohl die ganzen Jahre nicht zusammen glücklich gewesen, was in schwierigen Lagen dem Schwächeren Halt und dem Stärkeren Umsicht und Kraft gibt.
Ich sehe da, ehrlich gesagt, kein Licht für euch am Horizont.

08.06.2020 16:17 • #54


F
@clara1111: sie ist jetzt Mitte 50 und mit Ende 40 nochmal beruflich neu eingestiegen. Wo ist das Problem? Der berufliche Neueinstieg war offenbar nicht vorgestern.

08.06.2020 20:23 • #55


B
Kein wunder mit dem Trinken! Irgendwie musstest du ja flüchten.
Ich kann dir nur raten es immer wieder offen anzusprechen und Grenzen zu setzen zb ALLEIN dinge zu machen
Falls er angst hat dass du heimlich trinkst dann soll er tests besorgen oder sowas dann machst du ihm zuliebe mal einen.

09.06.2020 07:04 • #56


A
ja, das mit dem Grenzen setzen lerne ich gerade. Habe nächste Woche einen Therapietermin. Mein Mann soll mit. Der Therapeut will ihm nochmal erklären, warum es wichtig ist, das wir getrennt in die Kur fahren. Ich hoffe das fruchtet dann mal. Darüber hinaus mache ich gerade Pläne für eine Weiterbildung. Auch die soll mir mehr Freiraum verschaffen. Ich werde 7 Wochen lang 4 Abende die Woche in die Schule müssen und dann will ich mir damit neben der Teilzeitstelle eine Selbstständige Nebentätigkeit aufbauen. Wie gesagt, ich fühle mich noch nicht als altes Eisen. Er dagegen würde lieber heute als morgen in Rente gehen und dann nur noch auf dem Sofa liegen. Die Coronakrise hat das noch verschlimmert. Die letzten 12 Wochen war ich fast sein einziger Zwischenmenschlicher Kontakt. ich musste ihn dazu drängen doch mal wieder seine Familie zu treffen. Das wollte er nicht ohne mich also musste ich mit und mir das Gequatsche anhören und zum 100sten Mal seine Kinderbilder ansehen. Ich habe meiner Familie den Rücken gekehrt und deshalb fällt mir das nicht leicht. Ich gönne ihm seine intakte Familie natürlich aber wenn meine Schwägerin die alten Geschichten bis zum Erbrechen wieder aufwärmt und glorifiziert muss ich eine Faust in der Tasche machen.

09.06.2020 07:15 • #57


I
Zitat von Ally02:
Ich gönne ihm seine intakte Familie natürlich aber wenn meine Schwägerin die alten Geschichten bis zum Erbrechen wieder aufwärmt und glorifiziert muss ich eine Faust in der Tasche machen.

Ich habe eher das Gefühl, dass du ihm seine heile Familie und die schöne Kindheit nicht gönnst.
Er nimmt dich mit zu seiner Familie als ein Teil von ihr und wirst dort herzlich aufgenommen. Es ist auch deine Famile.

Dein Mann war früher der bestimmende Teil und du hast über dich bestimmen lassen. Er war aber auch der Versorger und Beschützer. Und du hast dich versorgen und beschützen lassen.
Insoweit war alles gut.
Wenn du das aber alles so schlimm findest , warum bist du diesen Zustand denn nicht schon viel früher angegangen? Du merkst erst um die Zeit der Silberhochzeit, dass du damit unglücklich bist und fängst an zu trinken?

Jetzt löst du allmählich deine inneren Fesseln. Aber anstatt dass du es gemeinsam mit seinem Mann tust fährst du einen Egotrip. Aber die Entwicklung betrifft euch beide.

Kein Wunder, dass er jetzt klammert. So wie du dich verhältst kommt er nicht mehr mit. Er spürt wie du dich von ihm und der Familie entfremdest und will zu dir stehen.

Dein neues Selbstbewusstsein präsentierst du als boshaftes Umdichbeißen. Du wertest alles ab was einmal war. Es ist zu begrüßen, dass du aus dem Dornröschenschlaf erwachst. Aber so wie du das durchziehst kann es nicht der richtige Weg sein.

Deinem Mann gebe ich in einem Punkt recht. Ihr braucht Therapie... und zwar gemeinsam. Er kann sonst mit deinem Tempo nicht mithalten. Wenn dir noch was an ihm und eurer Ehe liegt muss er mit ins Boot.
In einer gemeinsamen Therapie könnt ihr Strategien entwickeln, wie ihr beide mehr eigene Freiheiten verwirklichen könnt und jeder dem anderen seinen Freiraum von Herzen gönnen kann.
Erst wenn ihr auf Augenhöhe seid, wird auch dein Mann kein Problem mehr damit haben wenn du alleine auf Kur fährst.

09.06.2020 08:13 • #58


A
Mein Mann wird sich meinem Tempo anpassen müssen. Ich habe min. 15 Jahre als Hausfrau und Mutter im Dornröschenschlaf verbracht. Ich bereue die Zeit nicht. Es war nicht anders machbar und die Kinder haben davon profitiert. Aber zuletzt bin ich dabei fast drauf gegangen. Jetzt bin ich dran!

09.06.2020 09:04 • #59


L
Ally, Du hast Dich weiter entwickelt, wenn er stehen bleiben möchte und die Klette machen, so ist das sein Problem. Offenbar hat er weder Freunde noch Interessen außerhalb des Hauses. Er kann sich nur verändern, wenn Du Dein Ding machst - entweder er zieht mit oder er schmort weiter. - Extra zum Therapeuten, weil er auch noch auf DEINE Kur mitkommen will - da er nicht alleine sein will? Na ja. Mach es doch einfach.

Allerdings, dass Du ALLe Kontakte abgebrochen hast zu Deiner Rest-Famili - so eine Radikalität ist kein Zeichen für Souveränität, und dass Du wirklich was abgeschlossen hast - im Gegenteil.
Da wird doch z.B. noch 1 Cousine sein, mit der Du Dich immer gut verstanden hast, und die nun bluten muss - warum?

09.06.2020 12:14 • #60


A


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