Hallo Lukas,
alles, was Du geschrieben hast, hat mich tief bewegt. Ich kann Deine Gefühle und die ganzen geschilderten Situationen so gut nachfühlen... Es tut wahnsinnig weh - und eine große Portion Zukunftsangst ist auch immer dabei. Man hat das Gefühl, nie wieder einen Menschen so lieben zu können... Man ist ohnmächtig, betäubt und kann manchmal nicht atmen - so weh tut es. Und auch ich sage Dir (mein Höllenszenario dauert nun 6 Wochen) es wird Dir jeden Tag etwas leichter fallen, zu atmen. Es wird Dir jeden Tag etwas leichter fallen, Deine Umgebung zu ertragen. Auch ich muß (vorerst noch) in unserer gemeinsamen Wohnung leben... Ich glaube aber mittlerweile, daß ich durch diese ständige Konfrontation mit unserer (wundervollen...) Vergangenheit schneller verarbeiten werde als mein Ex. Sicher - es ist eine Qual - das ganz harte Programm, aber so laufe ich nicht weg, sondern setzte mich mit mir und der ganzen Situation auseinander. Es ist eine (wenn auch wenig tröstende...) Form von Stärke - DAS durchzustehen. Du besitzt auch diese Stärke!!! Im ersten Moment haben es unsere Exe wahrscheinlich leichter - aber irgendwann wird es sie einholen!!! Dann sind wir - die gezwungenen Kämpfer - aber schon ein gutes Stück weiter. Du wirst es schaffen!!! Es ist so schrecklich, sich plötzlich in einem Leben wiederzufinden, das man gar nicht leben will. Aber dieses neue Leben bahnt sich langsam seinen Weg - es wird lebenswerter... Ich kann Dir nur raten, Deine Gefühle nach Außen zu lassen. Es ist so wichtig, zu weinen, wenn man keine Luft mehr bekommt. Du darfst verzweifelt sein!!!!! Du mußt Deinen eigenen Bewältigungs-Rythmus finden. Meine Eltern sagten mir gerade erst Du mußt jetzt endlich loslassen - es bringt ihn Dir doch nicht zurück, wenn du dich hier selbst zerfleischst. Natürlich haben sie recht, daß es mir meinen geliebten Partner nicht zurückbringt... ABER ICH bin noch nicht soweit loszulassen. Ich habe noch meine Hoffnung. Sie wird zwar mit jeder Aktion meines Ex etwas kleiner, aber gerade diese Hoffnung bringt mich durch jeden Tag. Ich muß sie in meinem Tempo langsam abbauen - bis ich loslassen kann. Setz´Dich nicht selber unter Druck!!! Ganz kleine Schritte sind o.k.!!! Mir hat sehr geholfen, zu reden UND zu schreiben. Ich habe meinem Ex einen Brief - eigentlich waren es eher einzelne Kapitel - mit meinen Gedanken geschrieben. Es waren keine Liebeskapitel, sondern Analysen, was - aus meiner Sicht - falsch gelaufen ist. Wie wir es hätten besser machen können. Wie ich mir eine gemeinsame Bewältigung vorstellen könnte. Dabei sind 15 Seiten herausgekommen - die ich ohne endlose Gespräche mit meiner besten Freundin gar nicht hätte füllen können! Nur sie haben dieses große Gedanken- und Gefühl-Wollknäul in meinem Kopf sortiert. Mich weitergebracht und mir die Augen für Probleme geöffnet, von deren Existenz ich vorher bewußt nichts wahrgenommen habe. Ich habe diese 15 Seiten meinem Ex vorgelesen - er sollte sehen, daß ich mich auseinandersetze - und sie ihm anschließend mitgegeben. Wenn er es also wollte, konnte er sich mit mir und meinen Gedanken auseinandersetzen. Worum es mir hierbei eigentlich geht ist folgendes:
Drücke Dich aus! Mir hat es Linderung gebracht - in dieser Form mit meinem Ex zu kommunizieren. Ja - überhaupt zu kommunizieren (...wenn da auch manchmal schmerzhafte Wahrheiten als Antwort kamen...aber sie waren gut gemeint...) Und auch für die Situation und deren Bewältigung ist Schreiben unglaublich befreiend. Wie sagt man immer? Papier ist geduldig - manchmal habe ich auch nur wild auf dem Papier herumgekritzelt - einfach nur, weil ich meine Gefühle nicht mehr verbalisieren konnte. Versuch´es doch mal. Ausdrücken - nicht unterdrücken ist die Devise! In diesem Forum wirst Du immer Beistand finden. Du kannst mir auch immer gerne schreiben.
Ich drücke Dich ganz fest.
Liebe Grüße
Deia
06.08.2001 17:27 •
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