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Mein Freund hat sich völlig anders entpuppt

M
Hallo zusammen,

ich habe heute dieses Forum entdeckt und denke dass es auch mir guttun wird, mir einiges von der Seele zu schreiben und hoffentlich ein wenig Unterstützung zu erfahren.

Nachdem ich vor einigen Jahren geschieden worden bin, habe ich durch Zufall meine Jugendliebe wieder getroffen. Es funkte und wir waren nach diversen Monaten ein Paar.
Durch seine Erzählungen wußte ich, dass er schon seit 20 Jahren an depressiven Verstimmungen leidet, sowie an Angstattacken. Diese hatte er aber recht gut in Griff und durch seine letzte Therapie war davon nichts zu spüren.

Wir hatten ein richtig tolles Jahr. Es war so harmonisch, er sagte mir jeden Tag, wie sehr er mich liebt, wie glücklich er wäre und wie stimmig sich alles in ihm anfühlt. Es war sogar bereits für dieses Jahr ein Zusammenziehen geplant und auch meine Tochter aus meiner früheren Ehe freute sich darauf.

Dann, auf einmal fing er an kleine Eifersuchtsszenen zu starten.
Wenn ich mal am Compi war, warf er mir vor, ich würde hinter seinem Rücken mit anderen Kerlen chatten. Kleinigkeiten brachten ihn zum ausflippen. Er meinte, dass nur er immer daran interessiert sei andere glücklich zu machen, dass nur er versuchen würde sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Alles war auf einmal so krampfig und es war nicht mehr möglich auch nur eine Stunde ohne streiten auszukommen. Für mich war er auf einmal ein anderer Mensch. Der, der sonst ao ausgeglichen und die Ruhe selbst war, war auf einmal eine tickende Zeitbombe für mich.

Er selbst erkannte das auch und meinte, dass er wirklich versucht hätte sich jetzt ein Jahr zusammenzureissen. Dass es ihm nicht gelingen würde, da er einfach ein völlig anderer Mensch wäre. Ich selber falle aus allen Wolken.

Die Gefühle sind bei uns beiden noch füreinander vorhanden, jedoch ist uns beiden klar, dass es einfach nicht funktioniert.
Ich kann und will mich nicht verbiegen und er will es auch gar nicht verlangen. Er ist der Meinung, dass er anderen immer nur wehtut und es besser wäre, wenn er alleine bleibt.

Dazu möchte ich noch sagen, dass er das ganze Jahr ein Antidepressivum genommen hat, welches er jetzt zuvor abgesetzt hatte.

Ich bin so traurig dass es einfach nicht geklappt hat.
Ich dachte wirklich, ER wäre der Mann für mich - fürs Leben, quasi.

Nun sind wir also getrennt, doch bekomme ich von ihm immer noch sms. Ich kann einfach noch nicht loslassen. Ich antworte ihm also. Jedoch wühlt mich jede sms erneut auf. Aber zu sagen hey, nun laß mich einfach mal in Ruhe das schaffe ich noch nicht.

16.06.2012 21:27 • #1


R
Hm, schwierige Angelegenheit , ich denke das alles hat viel mit seiner Krankheit zu tun , aber auf keinen fall ist eure Beziehung am Ende, eher am Scheitelpunkt, lasst euch professionell helfen!

16.06.2012 22:07 • #2


A


Mein Freund hat sich völlig anders entpuppt

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Perla
Hallo Mona,
wenn Du denkst, dass du die Beziehung weiterführen willst, dann wirst du nicht drumrumkommen, dich mit seiner Krankheit auseinander zu setzten.
Eine psychische Erkrankung ist immer für beide Partner ein Kraftakt und der Gesunde muss extrem stabil sein.
Warum hat er das Antidepressivum abgesetzt?
Meistens tritt in diesem Falle eine Verschlechterung ein, da eine Depression nicht von alleine verschwindet.

Wenn dir etwas an ihm liegt, dann mach dich über diese Krankheiten schlau, da er ja anscheinend nicht nur an einer Depression leidet, sondern auch eine Angststörung hat. Es gibt auch Angehörigengruppen von psychisch Kranken, wo man sich Rat und Hilfe holen kann.

lg
Perla

17.06.2012 08:35 • #3


M
Lieben Dank für eure Antworten,

nein ich kann diese Beziehung nicht weiterführen.
Ich bin vor drei Jahren selber an einer Angststörung erkrankt. Diese habe ich mit viel Arbeit zum größten Teil überwunden. Doch weiß ich auch, dass sie immer wieder durchkommen kann.

Ich habe Angst, dass mich diese Beziehung mit ihm und der damit verbundene Kampf, zu weit runter ziehen könnte.
Und ja, ich mag auch nicht jeden Satz den ich sage, 3x vorher überdenken weil er ihn wieder falsch auffassen könnte.

Es ist also eigentlich klar, dass wir keine Zukunft haben.

Es macht mich aber trotzdem traurig. Weil ich eben auch seine guten Seiten kenne, weil ich ihn liebe und mir seine Nähe unglaublich fehlt.

Blöd, was?

Kann das jemand verstehen? Ich schau oft auf mein Handy, ob er geschrieben hat. Hoffe auf ein Lebenszeichen. Und dann wenn er nicht geschrieben hat, bin ich doch erleichtert.

17.06.2012 09:23 • #4


Traumtänzer
Hallo Mona,
ich kann deine Beweggründe schon nachvollziehen, warum du trotz deiner Gefühle da einen Schlussstrich gezogen hast. Da muß man dann auch an sich selber denken. Denn ihr hättet beide nichts davon, wenn ihr euch dann gegenseitig runterzieht. Ich stecke gerade in einer ähnlichen Situation fest und muß einsehen, daß das nie eine Zukunft gehabt hätte. Trotz der Gefühle, die auf beiden Seiten vorhanden sind. Wäre das wirklich was geworden, hätten wir das Ende nur in die Länge gezogen und uns dadurch gegenseitig noch mehr weh getan.

Die Dame, um die es bei mir geht, weiß selber nicht wer sie eigentlich ist. Sie verdrängt zu viel und lässt sich viel zu sehr von ihren Ängsten und Zweifeln leiten. Aber anstatt jetzt endlich mal daran zu arbeiten, schiebt sie eine Sache vor, warum das zwischen uns nichts werden kann und geht somit wieder den leichteren Weg. Im Grunde hat sie mein Mitgefühl, weil sie innerlich so zerissen ist. Aber solange sie da nicht gezielt dran arbeitet, wird das auch in Zukunft mit niemandem funktionieren.

lg
Traumtänzer

17.06.2012 09:48 • #5


Perla
Menschen, die an psychischen Störungen leiden, brauchen einen sehr stabilen Partner. Gerade wenn sich die Krankheit wieder bemerkbar macht, Ängste auftauchen, braucht man einen Partner, der einem Sicherheit gibt.

Ich weiß, wie es dir geht Mona. Wenn du beschlossen hast, die Beziehung nicht weiterzuführen, dann wirst du an dir arbeiten müssen. Durch dieses Jammertal gehen müssen. Natürlich ist man in dieser Phase immer dazu verleitet, auf eine Nachricht vom Ex zu warten. Schließlich lassen sich die Gefühle nicht von heute auf morgen abstellen. Es ist ein Loslösungsprozess, der dauert.
Wenn man an einer psychischen Störung leidet, ist es oft so, dass noch weitere Störungen dazu kommen können. Es ist nichts ungewöhnliches, dass Depressive im Laufe er Zeit an Ängsten und Zwängen leiden. Um solche Krankheiten in den Griff zu kriegen und das Leben einigermaßen wieder lebenswert zu machen, gehört ein unglaublicher Wille, Disziplin und Arbeit an sich selbst dazu. Wiederkehrende Klinikaufenthalte sind hier auch normal, gerade bei schweren depressiven Episoden.
Meist kommt noch eine Benzo-Abhängigkeit dazu, was viele Dinge noch zusätzlich erschwert.
Als Gesunder kann man sich es kaum vorstellen, dass diese Menschen nicht einfach an ihren Ängsten arbeiten, wie man das selbst vielleicht tut. Aber so einfach ist es nicht. Die Betroffenen leiden am allermeisten, richten sich innerlich selbst. Haben oft dazu latente Suizigedanken. Sie sind Meister im Verdrängen und Ausweichen, gehen den für uns scheinbar einfacheren Weg.
Wie Traumtänzer richtig erfasst hat, diese Menschen müssen selbst die Initiative für eine Besserung einleiten. Man kann sie nur unterstützen, aber der erste Schritt muss von den Betroffenen ausgehen. Ja, Selbstschutz ist hier angesagt und auch wenn es weh tut, ich habe auch einen absolut liebenswerten Menschen loslassen müssen, aber in der Nachschau kann ich sagen, mein Leben hätte sich nur noch um seine Krankheit gedreht und ich wäre selbst daran kaputt gegangen.
Ja und ebenfalls richtig erfasst Traumtänzer, es wird bei den Betroffenen immer auf das Gleiche hinauslaufen, dass eine Beziehung nicht funktioniert.
Letzter Satz am Telefon meines Ex: Einsam aber keine Angst......

lg
Perla

17.06.2012 10:35 • #6


M
@ Traumtänzer
Ja, Du hast Recht - man muß leider auch auf sich aufpassen und notfalls die Notbremse ziehen. Auch wenn es weh tut. Aber wie gesagt, war das auch sein Wille, weil er wohl weiß, wie verletzend er sein kann und mich damit kaputt machen würde.

@Perla
So wie der letzte Satz Deines Ex gelautet hat - so ähnlich hat sich auch mein Exfreund ausgedrückt. Er meinte aber auch, dass er auch lieber diesen Weg gehen würde, weil er sich so besser fühlen würde.


Es ist aber so, dass ich mir wirklich Sorgen um ihn mache!
Er hat wirklich keine großen sozialen Kontakte. Keinen Freund - nicht einen!
Er hat nur guten KOntakt zu seiner Familie.
Frage mich, was nur nur jetzt machen möchte? Nur noch arbeiten gehen und anschließend in der Wohnung abhängen? Davon wird er doch erst recht krank! Oder wie seht ihr das?

Ich weiß, jeder Mensch hat immer eine Wahlmöglichkeit. Er kann diesen Weg gehen, er kann sich aber auch dazu entschließen, daran zu arbeiten.

Wie kann ich nur damit klarkommen, dass ich mich mehr um MICH kümmere und mir nicht in einer Tour Sorgen um IHN mache?
Wie bekomme ich das hin?

17.06.2012 11:13 • #7


Traumtänzer
Zitat von Mona:
Wie kann ich nur damit klarkommen, dass ich mich mehr um MICH kümmere und mir nicht in einer Tour Sorgen um IHN mache?
Wie bekomme ich das hin?


Wenn ich das wüsste, könnte ich dir wirklich einen Rat geben. Mir geht es ja gerade kein Haar anders. Ich weiß im Grunde oder denke zumindest das ich weiß, wo ihr eigentliches Problem liegt. Sie kann nicht so recht vertrauen und glaubt nicht an sich selbst und verurteilt sich ständig, bishin zum Selbsthass, wenn sie mal einen Fehler macht. Auf meine Frage, warum sie nicht von Beginn ehrlich zu mir war, sagte sie mir, daß sie einfach nicht glauben konnte, daß ein Mensch sie wirklich so mögen könnte wie sie nun mal ist. Mit all ihren Seiten und Facetten.

Dabei habe ich ihr das ewig und 3 Tage versucht zu verstehen zu geben. Hab ihr sogar in meiner allerletzen Mail an sie noch mal die Hand gereicht. Hab sie gefragt, ob sie wirklich wieder weglaufen will oder nicht doch mal endlich anfangen will, daran zu arbeiten. Na ja, sie wird sich wohl eh nicht mehr melden und ich werde es auch nicht mehr tun. Irgendwann wird schon wieder die Sonne für mich scheinen.

lg
Traumtänzer

17.06.2012 11:47 • #8


Perla
Einer Angststörung kann man weder mit Logik noch mit Ratio begegnen. Wenn man nicht selbst so eine Angsterkrankung durchgemacht hat, kann man nur erahnen, wie es dem anderen geht.
Wie gesagt, man kann hier nur stützen und die Hand entgegen halten, aber mehr kann man nicht ausrichten.

Einen Kummer überwinden ist bei jedem individuell. Ich war 2 Wochen regelrecht krank. Konnte weder essen noch schlafen. War ein Wrack. Man muss die Trauer verabeiten, den Schmerz zulassen. Man muss versuchen, sich wieder auf andere Dinge zu konzentrieren, so schwer es auch fällt. Auch wenn dies am Anfang nur Momente sind, die einen ablenken. Das Entlieben dauert halt, leider.
Ich bin jetzt in der 9. Woche und ich denke, ich hab das Schlimmste hinter mir. Hab trotzdem immer wieder Sachen gemacht, obwohl ich weder Spaß noch Lust hatte, irgendwas zu tun. Es braucht einfach Zeit.

Perla

17.06.2012 13:01 • x 1 #9


M
Das ist z.B. auch so ein Ding...

Wieso eigentlich ist das persönliche Glück von einem einzigen Menschen abhängig? Wieso schaffen es die meisten Menschen nicht, eine Partnerschaft nur als Sahnehäubchen anzusehen?

Ich bemerke ja auch, dass ich zu vielen Aktivitäten nicht arg viel Lust verspüre. Mit meinem Partner hatte ich so viele Ideen was man nicht alles unternehmen kann. Jetzt, mit meinen Freundinnen macht es mir aber nur halb so viel Spaß. Und nicht, weil ich noch in einer Trauerphase stecke. Nein, es fehlt mir irgendwie immer das Gefühl von Zweisamkeit die ich nur zu einem Partner fühlen kann.

Richtig ist das ganz und gar nicht.

17.06.2012 20:28 • #10


A


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