Hallo ,
zu Deinem Post „Von der Schwierigkeit zu lieben“
Ja, sicher habe ich gelernt, wie jeder, meine wahren Gefühle, Emotionen und Ängste im geeigneten Augenblick hinter einer Mauer zu verbergen. Das lehrt einen das Leben, die Reaktionen der Menschen. Es gelingt mir aber zu selten, was mir allerdings eher im Job auf die Füße fällt. Überschwänglichkeit, Impulsivität, Unüberlegtheit, Sprunghaftigkeit waren/ sind? bei mir recht ausgeprägt und werden nach wie vor recht häufig von meiner Umwelt geahndet. Lege ich mich bei Dingen, die ich gerne tue und die mir liegen richtig ins Zeug, bei Anderen, nicht minder wichtigen, bohre ich das dünnste Brett. Dadurch habe ich oft ein Gefühl von Unzulänglichkeit. Der Ursprung darin liegt sicher, wie ich erzogen und „zurecht gestutzt wurde“. Aber es gelingt mir immer besser, mich zurück zu lehnen und mich zu nehmen, wie ich bin.
In meiner vergangenen Beziehung: Meine Wünsche und Ängste stießen auf taube Ohren, Unverständnis, Hilflosigkeit oder Unmut. Insgesamt fühlte ich mich abgelehnt, abgewiesen, dabei war er vielleicht einfach nur unfähig und überfordert oder aber auch nur anders. Sicher war ich sichtbar traurig. Die Lösung wäre eine Trennung gewesen, bereits ziemlich zeitig, am Anfang. Stattdessen habe ich mich zurückgenommen, habe begonnen um die Ecke zu denken, ihn zu nehmen, wie er ist, um diese Beziehung vor mir zu rechtfertigen. Erfolgte eine Kommunikation erst nur einseitig, machte ich irgendwann alles nur noch mit mir aus, mit Familie oder Freunden. Er war hilfloser, ich war stärker. Dafür kann keiner, aber die Beziehung war unausgewogen. So, ich war also die, die unterstütze und die Initiative ergriff, bei seiner beruflichen Umstellung, seiner Krankheit, im Leben allgemein. Dabei war ich bemüht, verständnisvoll, liebevoll, Mut machend…meine Sicht…seine kenne ich nicht. Seine Begründung der Trennung war: „Weil es nicht mehr so ist, wie es mal wahr“. Stimmt, ich wahr viel mehr Mutter als Freundin.
Dabei kann ich jetzt doch mal seine Sicht spekulieren. Wie können Mütter trotz aller Liebe erscheinen? meine zum Beispiel: dominierend, besserwisserisch, bevormundend, erdrückend, respektlos, wenn man sie tun lässt und keine Grenzen aufzeigt
Jetzt die neue Beziehung. Ich bitte um Hilfe oder er sieht es von alleine. Das sich Öffnen ging nur langsam, weil eine gewisse Verwunderung spüre ich schon auf seiner Seite, ob meiner Gefühle und Ängste. Er hat diese einfach nicht, scheinbar. Oder kann für diese für sich viel besser eine Lösung finden. Er muss es nicht artikulieren.
Über meine Ängste spreche ich Beispielsweise, wenn es um meinen Job und meine Existenz geht. Da sagt er dann, was er an meiner Stelle denken und tun würde. Wenn ich nur schwarz sehe, findet er die geeigneten Worte die aus einer, für mich aussichtslosen Situation das Positive und die Möglichkeiten aufzeigen.
Auch habe ich ihm von vergangener Beziehung, meiner Trennung erzählt, wie es mir ging und das ich das nie wieder erleben möchte. Das ist ja auch ein gewisses Eingeständnis von Angst.
Aber im Großen und Ganzen versuche ich nicht alles, was mir begegnet und mich negativ berührt, ihm gegenüber verbal zu äußern. Aber, ich fürchte in mir kann man lesen, wie in einem offenen Buch.
Ich bin recht emotional, was ja oft ein Eigentor werden kann. Habe für mich gelernt, lieber dreimal zu schlucken, einige Stunden vergehen zu lassen oder eine Nacht darüber zu schlafen, um zu sehen, was bleibt. Oft wird dann der Elefant zur Mücke. Allerdings gelingt mir das nicht immer.
Das letzte Beispiel sind ja meine Reaktionen in Bezug auf die Hochzeit. Stundenlanges Heulen, immer wieder öffneten sich die Schleusen (übrigens, ich heule auch bei „Bambi“).
In der Zeit rief gerade ein Kumpel an und bat mich, einen Brief für ihn zu verschicken. Auch ihm gegenüber konnte ich meinen Zustand nicht verbergen. Er konnte gar nichts damit anfangen. Ich, am selben Tag abends. Auch für mich, vollkommen unverständlich, meine theatralische Reaktion vom Morgen. Ich hatte mich irgendwie wieder auf das Tatsächliche und wirklich Wichtige besonnen. Meine Gegenwart und meine Zukunft und den tollen Menschen, der jetzt an meiner Seite ist.
„Bist du dir da sicher, dass dein jetziger Freund seine Gefühle und Empfindungen unbewußt überprüft? Sprichst du ihm dass ab, oder sind das Erfahrungwerte?“
Ich nehme es an, dass er sich nicht sicher ist. Muss er ja auch nicht. Ich bin mir aber sicher, dass ich ihm gut tue, denn er möchte so viel, wie möglich mit mir zusammen sein.
Mal ehrlich, ein Mann, der seine „Traumfrau“ getroffen hat, versucht sie doch über seine Schulter zu werfen und in seine Höhle zu schleppen… Das, was mein Ex jetzt tut, er heiratet sie. Oder schleppt sie ihn in ihre Höhle? Naja, egal.
Das wir auf einem guten Weg sind und ich ihm wichtig bin, das denke ich schon. Er nimmt ja aktiv teil an meinem Leben und ich an seinem. Wir sprechen miteinander und bewerten auch gemeinsam Erlebtes und Handlungen und lernen uns so immer besser kennen.
„ Könnte es nicht sogar dazu kommen, dass er bedingt durch dein Handeln und dein Verhalten ihm gegenüber die Beziehung ganz in Frage stellt und sie auflöst? Wäre so ein Verhalten dann schändlich, oder würdest du es aus deiner Sicht der Dinge gut verstehen und akzeptieren können? „
Bei ihm bin ich mir sicher, dass es vorher Gespräche geben würde. Wir haben vereinbart, dass jeder dem Anderen sagt, was ihn stört an der Person und/oder Beziehung. Das wurde auch schon beidseitig in Anspruch genommen. Auszuschließen ist das sicher nicht. Schändlich ist ein respektvoller Umgang miteinander nie.
“dass du Angst vor einem offenen Dialog mit deinem Freund über das Thema hast. Und du wirst mit Sicherheit auch Angst vor den Konsequenzen haben, welche daraus entstehen könnten.“
Ja, sicher ich möchte ja meinen Partner nicht verletzen. Und möglichst nichts dazu beitragen, dass sich unser Miteinander verschlechtert. Das Problem wäre ja auch, was könnte er zu diesem Dialog beitragen? Würde ich das Thema ansprechen, ist es ganz sicher, dass sich unsere Beziehung nicht verbessern wird.
Manche Wahrheiten sind einfach verletzend. Typisches Beispiel: Mann sieht eine schöne Frau und sagt: Schatz schau mal die sieht toll aus, eigentlich ist sie hübscher, als Du, nicht das ich Dich jetzt tauschen wollte, aber toll sieht sie aus.
Was sollte ich denn dazu sagen??? Es ist die Wahrheit, aber sie ist überflüssig und würde mir weh tun.
“Und wie oder warum sollte er dir dann sagen, dass ausgerechnet du die Frau bist, mit der er alt werden möchte? Ist dies eine einseitige Forderung und wie sieht es bei dir aus?
Bei mir kommen da im Moment meine „Altlasten“ zum Vorschein. Teile ich ihm zwar mit, was mir an ihm gefällt, was mir gut tut, mich begeistert, so will ich jedoch dieses Lippenbekenntnis der Liebe und Unendlichkeit, ihm gegenüber nicht abgeben. Ich kann es nicht mehr bedingungslos geben, wie vorher, komme mir vor wie eine Bilanz, wo Soll und Haben immer ausgeglichen sein muss und ich erst sicher sein will, dazuzugeben, wenn mein Partner vorlegt. Hoffentlich ändert sich das. Hoffentlich kann ich es irgendwann. Ich werde daran arbeiten.
„Und was wird sein, wenn dich in ein paar Monaten eine andere Frage beschäftigt. Wirst du dann euere Beziehung wieder nicht damit belasten? Dient diese Beziehung nur dazu, um die schönen Dinge im Leben gemeinsam zu genießen? Eine Zweckbeziehung!? „
Bei allen Fragen und Problemen, die ich habe, die mir schwerwiegend erscheinen, wiege ich ab, ob und wie ich mit ihm darüber spreche. Besonders wenn es Dinge sind, die ein Mann leicht als Kritik empfinden könnte oder persönlich nehmen könnte. Ich reagiere nicht oder nur selten ihm gegenüber aus dem Impuls heraus. Bisher waren die Reaktionen seinerseits immer bestärkend und hilfreich, wenn ich mich ihm gegenüber mitgeteilt habe. Auch sieht er Dinge, die ich an mir als negativ empfinde, als positiv. Er nimmt mich quasi, wie ich bin. Wünscht sich das nicht jeder?
„Und was wird sein, wenn du dich in ein paar weiteren Monaten gefühlsmäßig erneut überprüfst und zu der Überzeugung kommst, dass er doch nicht der Mann ist, welchen du gerne in ihm gesehen hättest.“
Ich bin soweit, dass ich ihn recht gut einschätzen kann und ich bin mir bewusst, dass eine Änderung ins Negative natürlich auch an mir liegen muss. Wenn wir beide nicht stumm oder ignorant werden, in unserer Beziehung, sollte o. g. Szenario nicht eintreten.
„Wirst du dann das Gefühl haben, dass du ihn für deine Zwecke mißbraucht hast? Und was wird sein, wenn er sich in der Zwischenzeit dann wirklich in dich verliebt hat und es auch ausdrücken kann. Bist du dann nicht auf derselben Stufe wie dein EX angekommen? „
So wie mein Ex, parallel zeitweise zwei Partner haben, dass kann ich für mich ausschließen. Dafür bin ich zu „gut erzogen“, das verbietet mir meine moralische Grundeinstellung. Ich würde aber heute nicht mehr um jeden Preis eine Beziehung aufrecht halten, die mir nicht gut tut und wo sich das auch nicht ändern lässt.
Insgesamt ist es schon so, dass es besser wäre, würde und könnte ich auch über dieses Thema mit meinem Partner sprechen, ihm diesen Thread in die Hand geben ohne zu befürchten, es könnte ihn belasten. Sollte sich die Gelegenheit einmal wieder ergeben, wo es um unsere vergangenen Beziehungen geht, werde ich das Thema und meine stundenweisen Gefühle vorsichtig Ansprechen und hören was er dazu zu sagen hat.
Ach ja, sollte ich während meiner Arbeitszeit weiterhin Energie in arbeitsfremde Dinge stecken, habe ich bald wirklich einen Grund zum heulen, dann kommt hier bald ein Post: „Habe meinen Job verloren und ich heule…“ Ein anderes Forum wäre dann wahrscheinlich angebracht. Aber ich hätte dann sehr viel Zeit zum Schreiben…und Grübeln…
Liebe Grüße bibbi
31.07.2006 15:21 •
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