Vielleicht ist es so schwer, weil du es schon so lange mitgemacht hast. 8 Jahre sind eine lange Zeit, ich glaube wenn ich so lange an der Seite dieses Mannes gelebt hätte, hätten sie mich einweisen müssen.
Das Schlimme ist ja: sie berieseln einen mit negativen Äußerungen so schleichend und wirksam wie die Werbung im Fernsehen, es ist das gleiche Prinzip: man muss etwas nur oft genug hören, dann glaubt man es am Ende selbst. Es ist ja nicht so, dass ich am Anfang nicht oft gedacht habe: hat der Typ nicht mehr alle Latten am Zaun?. Aber so wie sich auch Wasser langsam in einen Stein fressen kann, können Herabwürdigungen, Anschuldigungen und negative Botschaften sich auch in die Psyche eines Menschen hineinfressen.
Und sie haben ja ein sehr gutes Händchen dafür, die Schwachpunkte des anderen gezielt anzugehen. An allem, was mein Narziss mir vorwarf, war ja auf die eine oder andere Art was dran. Aber das war auch leicht, denn niemand auf der Welt ist immer perfekt. Und in diese Unperfektheit schießen sie gezielt ihr Gift. Deshalb hat es auch verhältnismäßig lange gedauert, bis ich kapiert habe was er da mit mir macht: ich habe es SELBST geglaubt! Ich dachte er hat ja Recht! Aber: nach einem Tag sind halt Stoppeln auf den Beinen, nach zwei Kindern ist der Bauch nicht mehr so straff wie bei einer 20jährigen, auch ich habe mal Tage, an denen ich nach 10 Stunden Arbeit und anschließendem Sport NICHT noch den Haushalt mache - wohlgemerkt in meiner eigenen Wohnung, was ihn ja im Grunde überhaupt nichts angeht ob es da unordentlich ist.
Und ich denke das Reflektieren bringt schon was. Denn es ist ja schon ein riesen Schritt überhaupt zu MERKEN, was der andere da für ein perfides Spiel treibt. Und zu wissen: es ist eben NICHT Liebe was man da macht. Ich hab auch die ganze Zeit geglaubt, das es ein BEWEIS meiner Liebe zu ihm sei, dass ich dieses ganze Spiel mitspiele Weil ich ihn so LIEBE, nehme ich dieses Opfer in Kauf, mache ich mich klein, stelle ich meine Bedürfnisse hinten an um ihn zu retten...so ein Blödsinn. Liebe ist doch etwas anderes, oder etwa nicht? Liebe ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen - und zwar Geben was der andere braucht, nicht was der NARZISS denkt, was der andere braucht. So zumindest bei mir gewesen: er hat ja bestimmt, welches meine Bedürfnisse sind und was ich brauche
Alles was wir hier schreiben legt doch eigentlich nur eine einzige Lösung nahe: man muss aus dem Spiel aussteigen und sich selbst retten. Ich hab ihm auf Facebook geschrieben, dass wir jetzt bitte den Kontakt abbrechen. Dazu habe ich seine eigenen Argumente aufgegriffen: weil wir uns gegenseitig kaputt machen Dann habe ich noch geschrieben: block mich, dann weiß ich das du das hier gelesen hast - finde den Fehler Ich hab mich schon wieder selbst beschissen - und ihn geblockt als ich es gemerkt habe, ich bin sehr stolz auf mich. Beim Merken geholfen hat mir übrigens das Bild von dem Wartezimmer am Anfang dieses Blogs Da er weit weg ist, besteht zum Glück wenig Gefahr, dass er hier auftauchen wird - und wenn er das tut weiß ich, dass ich wieder schwach werde und wieder mit ihm in der Kiste lande.
Und deshalb der nächste und wichtigste Schritt: das eigene Selbstwertgefühl wieder aufbauen. Hab mal über den Begriff Selbstvertrauen nachgedacht. Es bedeutet doch: sich selbst vertrauen können. Sich selbst schützen können, sich um sich selbst zu kümmern und zu sorgen. Das fängt bei ganz kleinen Banalitäten an: ich nehme die schöne Tasse, wenn ich mir einen Tee koche. Ich setze mich hin zum Essen und richte mir meinen Teller hübsch an. Ich mache Sport, gehe in die Saune und lege mich mit einer Kuscheldecke aufs Sofa und lese ein Buch - das sind alles Dinge, die ich so nie gemacht habe. Ich hab immer nur funktioniert und war perfekt - aber es ist ja ein Kampf gegen Windmühlen, weil man Perfektion ja eh nie erreichen kann.
Ich glaube Reue bringt uns nicht weiter. Wir haben uns auf diesen Typen eingelassen. Punkt. Es ist passiert, wir haben unseren Teil dazu beigetragen - aber es ist halt passiert. Jetzt dürfen wir anfangen, uns selbst gut zu tun. Und alles was wir uns antrainiert haben, können wir uns auch wieder abtrainieren - auch einen Narzissten
Das Buch wenn Frauen zu sehr lieben hab ich schon mal bei mir in der Bücherei gesehen, ich hols mir gleich nach den Feiertagen. Ich hab auch noch einen Buchtyp - mit einem fürchterlichen Titel, aber der Inhalt ist genial: In zehn Tagen ein neues Selbstwertgefühl von einem Dr. Burns. Der kommt aus der Verhaltenstherapie und er zeigt einem sehr konkret auf, wie man aus diesem Gedankensumpf wieder herauskommt. Ohne dieses Buch wäre ich glaub ich aus dem Fenster gesprungen. Wie gesagt: der Titel ist schrecklich - amerikanisch halt - aber vom Inhalt her großartig! Das mit den zehn Tagen halte ich zwar für ein Märchen, aber das eigene Selbstwertgefühl kann man definitiv damit wieder aufbauen.
SOS: ist dein Narziss denn jetzt aus deinem Leben verschwunden? Wer ist gegangen? Meldet er sich noch? Und wenn du es geschafft hast ihn dir vom Hals zu halten: WIE um Gottes Willen?!?!
Hab auch noch was für dich: Gerald Hüther (aus der Hirnforschung) hat mal gesagt: es gibt zwei Dinge, die kann einem niemand nehmen auf der Welt, egal was einem nach der Geburt an schlimmen Erfahrungen zustößt, selbst wenn man gleich als Baby misshandelt, missbraucht und gequält wird, zwei Dinge sind in JEDEM Menschen vorhanden: das Gefühl von Geborgenheit aus dem Mutterleib und der Drang nach Entwicklung, der in uns allen steckt. Beides haben wir, auch wenn es bei uns zuhause besch***** zuging und damit können wir es auch schaffen, es gibt ein Leben NACH dem Narzissten