Jetzt habe ich mir doch wirklich die Mühe gemacht und den ganzen Roman durchgelesen. Und ich komme nicht umhin, als mit den zwei Herren Mitleid zu haben. Sogar großes Mitleid.
Zum einen ist da Glen, der seine große Liebe gefunden hat. Ein tolles Mädchen, welche schon Erfahrungen mit Jungs hatte, während er als pickliger, jungfräulicher, schüchterner Kerl auf der Suche nach dieser einen! Ein junger Mann mit Träumen, ganz viel Gefühl, sensibel für alles was kreucht und fleucht auf dieser Welt und noch viel mehr Ehrgefühl. Nicht wie viele Jungspunde auf die schnelle Nummer ohne tiefergehende Gefühle aus. Ein junger Mann, der Ziele im Leben hat und alles dran setzt, um sie zu verwirklichen. Glen, der einen Job findet und mit seiner großen Liebe zusammenzieht. Der stets für sie da ist, und seine Zeit mit ihr verbringt, als es ihr schwer fällt in der neuen Situation (Job, Wohnort, etc.) Fuß zu fassen, anstatt etwas nur für sich zu tun. Der seine Partnerin immer noch sehr liebt und Verständnis für ihre Situation hat als sie auseinandergeht wie ein Hefekuchen und kaum mehr etwas aus sich macht. Doch er liebt sie, hat sie geheiratet, gerade weil sie ist wie sie ist. Weil seine Gefühle tiefer gehen, jeder seine Blicke sie mit Liebe streift, es nichts an ihr gibt, was er nicht mit positivem verbindet. Er denkt, er habe den Hauptgewinn gezogen, ist glücklich, gibt ihr Freiheiten, die sie braucht, vertraut ihr bedingungslos.
Viele würden nun den Kopf vehement schütteln, ob der vermuteten Dummheit. Oder eher Naivität? Sowas gibts doch garnicht, obwohl Glen als so feinfühlig beschrieben wird, kann er denn wirklich so unbedarft sein und sich nach Strich und Faden verarschen lassen?
Uns Leser hier erschließt es sich sofort. da ist eine junge Frau, Marie, die vorgibt glücklich zu sein. Glen, als die Liebe ihres Lebens betitelt, sich in der Sicherheit ihrer Beziehung wiegt, sich jederzeit auf ihn verlassen kann. Als sie abnimmt, etwas drastisch an sich und ihrem Leben verändert, verändert sich jedoch auch ihr denken. Sie hat etwas verändert, möchte mehr Pep in ihr Leben bringen. Geht ihren Interessen verstärkt nach ohne vielleicht Kompromisse zu schließen. Bemängelt, dass Glen sie in ihrem Leben einschränkt, indem er andere Interessen und Vorlieben hat als sie selbst. Lässt Glen aber vollkommen unwissend darüber, einfach in dem Glauben, dass für sie das bisher gelebte Weltbild immer noch erstrebenswert ist.
Und dann ist da, wie hieß er doch gleich? - Joe. Ein junger, dynamischer Kerl, der schon einiges erlebt hat und so ganz anders ist, als der Mann zuhause. Der vielleicht auf den ersten Blick mehr Ecken und Kanten hat, viel erlebt hat. Zwischen beiden Männern gibt es nur eine Parallele, nein zwei... sie sind beide selbständig und stehen somit fest mit beiden Beinen im Leben und finden beide Marie klasse.
Marie, inzwischen selbstbewusst gefällt sich erst einmal in der Lage, Objekt der Begierde zweier Männer zu sein und verfällt dem Irrglauben, dass aufgrund der veränderten, neuen Situation ihr Wert so sehr gestiegen ist, dass sie die Auswahl hat. Die quälende Wahl zwischen dem Reiz des neuen, das sie verwöhnt, Anerkennung bringt, zum Lachen und auf andere Gedanken bringt. Das Neue, welches dem Alten den Glanz nimmt und verblassen lässt. Ein Abenteuer, bei welchem man das Ende noch nicht weiß. Wird man in diesem Abenteuer die richtigen Wege beschreiten? Werden genau diese Wege im Sonnenlicht enden und Schätze geborgen werden? Hoffnungen auf etwas noch besseres, schöneres werden geweckt und streuen Zweifel an allem bisher schon erlebtem, bekanntem.
Leider ist Marie selbst nicht gefestigt, schwankt zwischen dem altbekanntem, sicherem. Das Leben mit Glen ist an sich gut. Keine Probleme fianzieller Art, alles geht in schönster Regelmäßigkeit seinen Gang. Probleme, sollten denn welche auftreten werden schnell und unbürokratisch gelöst. Man kennt sich als Paar, kennt alle Vorlieben und Abneigungen, muss sich nicht mehr neu definieren und lebt danach. Es läuft, so dass keine Kompromisse in Frage gestellt werden und somit neu definiert werden müssen. Das Leben mit Joe könnte auch mit Abnehmen der rosaroten Brille, aufregender sein. Es könnte mit noch mehr Gefühl und Liebe gefüllt sein. Diese neue Liebe könnte sehr wohl auch finanziell gesichert im eigenen Häuschen mit im Garten herumtollenden Kindern und Familienhund enden.
Doch das bittere Ende wird wohl erwartungsgemäß so kommen: Glen, wird sich in absehbarer Zeit von Marie abwenden. Denn selbst die tiefste Liebe kann in ihren Grundfesten erschüttert werden. Selbst der liebende Mensch, in dem Fall Glen, lernt eines Tages, dass die eigenen Bedürfnisse großen Stellenwert haben. Selbst seinem liebenden Blick wird eines Tages nicht mehr entgehen, dass seine Marie ihn nicht nur köprerlich, sondern auch seelisch betrügt und belügt. Ihre Gedanken mehr um den anderen kreisen, als um ihn selbst. Er nur noch den Stellenwert des besten Freundes innehat und dieser Stellenwert sich aber nur darauf beschränkt, dass er ihre Gefühle, Sehnsüchte, Gedanken erkennt udn dementsprechend Trost spendet. Ein Freund für schlechte Zeiten sozusagen, denn die schönen Momente erlebt Marie lieber mit Joe. Joe, der sie zum Lachen bringt, das Leben in vielen bunten, schillernden Farben erscheinen lässt.
Wann wird Marie lernen, dass auch wenn der beste Freund der Ehemann ist, dennoch alle Facetten des besten Freundes haben sollte? Was ist ein bester Freund für Marie? Eine Person bei der man seinen Seelenmüll abladen kann? Immer mal wieder hervor holt, wenns einem schlecht geht? Oder wenn man akut das Gefühl von Mitleid aus schlechtem Gewissen heraus hat?
Nur anhand des hier von Marie geschriebenem gewinnt man den Eindruck, dass sie alles will. Alles ohne Kompromisse. Ohne Rücksicht auf andere. Sie bleibt bei Glen, weil sie sonst ihr Auto nicht weiter finanzieren könnte? Weil sie sonst ihren besten Freund verliert? Weil das angelehnte Hintertürchen dann ins Schloss fällt und sich nicht mehr öffnen lässt?
Sie lässt aber auch von Joe nicht ab, weil er eben der Gegensatz zu Glen ist, den sie scheinbar dringend benötigt. Und somit beginnt der Kreislauf, der immerzu nur im Kreis läuft... ohne Ende, ständig wiederkehrend.
Marie sollte anfangen ehrlich zu sein. Zu allen Beteiligten und zu allererst zu sich selbst. Sie sollte ein Gefühl dafür entwickeln, dass sie anderen Menschen schadet. Sie muss dringnd lernen, dass nicht nur sie Bedürfnisse hat und muss aus ihren Gedankenkreisen ausbrechen und anfangen sich in andere zu versetzen. Denn nicht nur sie allein hat das Recht auf Glück, auf das Beste schlechthin, nein auch Glen und Joe haben es.
Ich als Aussenstehende sehe es so, dass das scheinbar tiefe Gefühl Liebe zu Joe, eher oberflächliche Verknalltheit ist. Ein Ausweg aus dem Leben, was zwar schön aber eben nicht schön genug ist, und man zu feige ist selbst etwas zu ändern. Es ist einfacher als Statist in einem Film mitzuwirken, als die Vorlage für den Film zu liefern. Vielleicht sollte Marie von der ProContra-Liste beider Männer weg gehen und sich darauf besinnen, was in ihrer Ehe bisher gut war, sie gerne beibehalten möchte und was geändert werden muss. Und die vermeintliche Liebe zu Joe und Sehnsüchte, die er stillt, zu hinterfragen und Lösungen mit Glen finden. Kompromisse schließen und Eigeninitiative bringen. Marie fotografiert gerne, Glen arbeitet gern am PC. Passt doch hervorragend. Sie knipst Motive und er bearbeitet das Ganze am PC.
Ist jedoch der Wille nicht da, die Ehe wieder aufleben zu lassen und im Partner das zu sehen was er einmal war, dann ist es besser einen Schlusstrich zu ziehen. Es ist ehrlicher und vor allem befreiender, für alle.