The man had killed the thing he loved
So he has to die
Und ich auch.
In den letzten beiden Wochen habe ich mich gehäutet. Ich habe mich ganz auf mich konzentriert, die Fingerabrücke restlos von meiner Haut abgewaschen und die Last der Erinnerungen von meinen Schultern genommen.
Ich schlafe wie ein Baby und freue mich sogar darauf, abends ins Bett zu kriechen, mich einzukuscheln und alles an mir zu entspannen.
Morgens stehe ich auf (manchmal fluchend über die frühe Uhrzeit), mache mich zurecht und begrüße den Tag mit schöner Musik. Dann mache ich mich auf den Weg, lächle jeden an, der mir begegnet und mache das Beste aus allem.
Ich nehme all das in Empfang, was mir andere geben und wachse daran. Um innerlich zu überleben, musste ich offener werden und zu mir selbst finden. Diese Suche wird nie abgeschlossen sein (zum Glück? Veränderung bedeutet Bewegung!), doch ich bin gerade sehr im Einklang mit mir. Ich komme aus mir heraus, lache über die albernsten Dinge und mache einfach mal, anstatt bloß zu denken Soll ich?.
Ich lasse alles auf mich zukommen, ohne Pläne zu schmieden und diese neue Gelassenheit wird belohnt. Meine Entspannung färbt auf andere ab und macht den Umgang miteinander sehr leicht.
Es gibt Menschen, die mich genau so mögen, wie ich bin. Aber auch welche, die mir offenbaren, wo meine Ecken und Kanten liegen. Beide Puzzleteile nehme ich in mich auf und setze sie zusammen, um zu erfahren, wer ich bin, wie ich wirke und was ich möchte.
Doch eine Eigenschaft wurde mir bereits jetzt oft zugeschrieben: Ich bin eine zurückhaltende, aber starke Persönlichkeit. Das bedeutet nicht, dass alles an mir gut ist, aber es bedeutet, dass ich mich durchschlagen kann und die Kraft habe, aufzustehen, auch wenn es manchmal länger dauert. Diese Erfahrung macht mir Mut.
Die lethargische Frau, die ich bis vor kurzem noch war, ist zugänglicher geworden. Das sture Funktionieren mit zusammengebissenen Zähnen ist zu einem offenen Lachen geworden, das ab und zu mitten aus meinem Herzen kommt.
Mein Leben hat sich eigentlich nicht verändert - es gibt immer noch Tage, an denen ich Durchhänger habe und es gibt immer noch Momente, in denen ich keine Lust auf irgendwas habe und mich selbst zwingen muss, meinen Hintern hochzukriegen. Manchmal mache ich zynische Witze, bin unleidlich, fühle mich einsam und niedergeschlagen. Was sich jedoch verändert hat, ist meine Einstellung zu den Dingen.
Ich lerne, nicht nur das wertzuschätzen, was ich hatte, sondern vor allen Dingen das, was ich jetzt habe, egal wie klein und unbedeutend es auf den ersten Blick erscheint. So sollte es immer sein - mit und ohne Partnerschaft.
Ich sehe die Trennung nicht mehr nur als schmerzhafte Erfahrung, die mich erschüttert und gebrochen hat, sondern auch als Chance aus diesem Elend etwas Gutes zu machen.
Pathetisch gesprochen erhebe ich mich gerade aus der Asche, um zu versuchen, in neuem Glanz zu erstrahlen.
Meine Zuversicht ist zurückgekehrt. Ich warte nicht mehr darauf, dass jemand kommt, an dem ich mich festhalten kann. Stattdessen besinne ich mich auf das, was ich anderen Menschen, aber auch mir selbst geben kann. Lauter Kleinigkeiten, die den Tag gut machen. Sonne im Gesicht, Wind in den Haaren, ein verbaler Schlagabtausch mit Augenzwinkern, Freundlichkeit im Beruf, Tanzen in den eigenen vier Wänden, die Wertschätzung der Fähigkeiten, die ich habe, aber auch die Akzeptanz gegenüber meinen Fehlern und Macken.
Ich habe mich gehäutet und versuche ein unbeschriebenes Blatt zu sein, das ich neu bemalen kann. Meine Vergangenheit musste ich loslassen, um vorwärts zu kommen. Manchmal zieht sie mich noch am Rockzipfel zurück, doch ich bin stärker geworden und schneide mit jeder weiteren Woche eine weitere Fessel durch.
Dieses Wochenende ist das erste seit 77 Tagen, an dem ich mich wohl fühle. Danke.
12.08.2012 08:02 •
#96