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MaraLous Abschied in Momentaufnahmen

M
Zitat von Engel13:
Wenn er aber sagt, dass er dich liebt, kann es ja auch eine andere Art von Liebe sein, und bei seiner neuen, die wird er auch noch nicht lieben, da ist er eventuell nur verliebt. Mein Ex sagt mir ja auch nach wie vor ich bedeute ihm mehr, als diese Frau, aber ist ist eben nicht mehr dir Liebe, die zu einer Beziehung gehört. So verstehe ich das zumindest.


Das zu lesen, hat mir noch ein kleinen Stich versetzt, weil es so klar ausgedrückt ist. Aber ja, so wird es wohl sein, auch wenn er selbst das nicht mal sagen konnte.

Manchmal habe ich das Gefühl, alleine und mit euch/dir die Arbeit zu leisten, die wir (er und ich) eigentlich leisten müssten. Schon irgendwie krass.

08.07.2012 11:04 • #46


E
So lange er nicht mit dir redet, sind das alles nur Vermutungen. Du wirst es nie genau wissen.
Hast du mal darüber nachgedacht, ihn anzurufen, dann kann er doch nicht ausweichen, und du kannst besser abschließen, wenn er dann mit dir reden würde. Doch auch du mußt diu immer bedenken, er kann lügen und es kommen wieder neue Fragen. Oder du triffst dich mit ihm auf neutralem Boden. Wenn er das nicht macht, dann ist er es wirklich nicht wert, noch lange drüber nachzudenken. Oder wie siehst du das?

08.07.2012 11:27 • #47


A


MaraLous Abschied in Momentaufnahmen

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S
Hallo,
man steht da und weiß manchmal ganz klar - da gehts lang, lässt los für einen Augenblick und es fühlt sich fast befreiend an. Der Glaube, dass man jetzt bei sich ist, wieder bei seinen Kindern, keine traurigen Tage mehr, weil man in einer Beziehung steckt, in der nur Angst ist.
Ich war der Grund für einen Mann sich von seiner Frau und seinem Familienleben zu trennen. Ich hab mich da nicht reingesteckt, war keine Geliebte, wollte nichts kaputtmachen, hab mich zurückgezogen von diesem Mann - aber er kam nach, suchte mich in meiner Stadt, an den Plätzen zu denen ich musste. Er war so präsent. Ich konnte irgendwann nicht mehr lassen. Sein Wesen versprach Ankommen, zu Hause sein. Er war ganz nah bei mir, hielt Einzug in meinen Alltag, mein Leben und das Leben meiner Kinder.
Ganz tief in mir war da immer diese Stimme, die sagte, dass ich nicht für die Ewigkeit für ihn sein werde, nur ein Grund um gehen zu können aus der Ehe. Da war noch eine andere Stimme, die sagte, dass hier ist besonders, der ist es, auf den ich so lang gewartet habe.
Ich ließ meine Angst los und er ging zurück zu ihr. Ich war verzweifelt. Hab all die Dinge erlebt, die man durchlebt, wenn man verlassen wird. Hab an seine Frau gedacht und mich erneut gefragt, wie sehr sie gelitten haben muss - damals... als er zu mir ging.
Er kam zurück zu mir. Ich konnte es nicht fassen. Ich war so glücklich. Hab daran geglaubt, dass es seine Art ist, mit diesem schrecklichen Verlust einer Ehe/Kinderalltag, seiner Frau so weh tun zu müssen...klarzukommen. Ich hab immer auch an sie gedacht und es tat mir ohne Ende leid, aber dieser Mann hat so viel getan, um meine Türen alle aufzumachen, dass ich keine Kraft mehr hatte mich gegen dieses Lieben zu wehren. Er kam und ging - immer wieder. Ich ließ mich immer wieder auf ihn ein. Alles war voller Angst. Ich deutete kleinste Rückzüge schon, ob er wohl wieder an uns zweifelt. Er wohnte 1,5 Jahre bei mir und meinen Kindern und ich konnte nicht mehr durchschlafen, essen, mit den Kindern glücklich sein... Ich liebe diesen Mann so sehr, dass ich bei all dem Schmerz, der Unsicherheit, der Angst mein Leben nicht mehr leben, aber ihn einfach nicht loslassen konnte. Ich hatte das Gefühl, wir wären füreinander bestimmt. Er trug mich für kurze Zeiten in seiner Hand durch die Welt, beschützte mich, gab mir das Gefühl von absoluter Sicherheit, um dann im nächsten Moment fort zu gehen - allein sein zu müssen, dann wiederzukommen. Immer und immer wieder.
Dieses Mal ist es anders. Er ist gegangen und er wird nicht zurückkommen. Da ist Erleichterung und ganz viel Trauer. Warum die ganze Zeit all das Leid, all die Angst, all die Zweifel, wenn wir am Ende nichts gewonnen haben. Da ist eine Antwort, die sagt, eine Beziehung hat einen Sinn und wenn sie diesen Sinn erfüllt hat, muss sie einen neuen Sinn bekommen, oder sie zerbricht. Manchmal ist der Sinn mit dem Kinderkriegen erfüllt und man findet nichts Neues. Ich begreife wohl, dass ich den Sinn für ihn erfüllt habe, aus der Ehe zu gehen, an die er, wie er sagte, nicht mehr geglaubt hat. Er hatte mich irgendwann lange vor unserer Zeit gesehen. Ich hab ihn nicht wahrgenommen. Wir saßen in der Notaufnahme mit unseren Kindern. Er dachte, ich wäre die eine Frau mit der er leben will. Er hätte es in meinen Augen gesehen. Er hat mich ein Jahr später wiedergefunden, war glückllich und hat alles getan, damit wir uns kennenlernen. Von seiner Frau hat er sich getrennt, bevor es mit uns losging. Ich habe das nicht gewollt und ich habe es absolut verdient, dass er mich nun auch für eine andere verlässt.
Vor einigen Wochen kam ich an einem Fenster vorbei, indem sinngemäß stand Perspektivwechsel! Wenn sie immer das tun, was sie schon immer getan haben, werden sie auch immer da stehen, wo sie jetzt schon sind. Ich dachte damals, ich müsste ihn endlich loslassen, damit meine Kinder nicht wieder und wieder erleben müssen, dass ich traurig und mit leerem Blick dasitze, weil mal wieder die kleinen Rückzüge begannen und ich voller Angst und Druck war und nicht mehr denken konnte. Ich konnte den beiden Menschen, die alles für mich sind nicht mehr zuhören, nicht mehr bei Ihnen sein, nicht mehr bei mir sein, weil ich nur noch Angst hatte diesen Mann an meiner Seite zu verlieren.
Es war nicht alles schlecht. Er gab mir für Augenblicke das Gefühl, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Ich wusste von Anfang an, dass die Umstände so schwer sind, dass es nicht leicht wird, aber ich habe geglaubt, wir werden irgendwann über diese Schwere lachen.
Ich dachte auch allen Ernstes, dass auch seine Frau irgendwann sehen wird, dass sie anders glücklicher wird. Ich bin auch so realistisch, dass ich jetzt für mich denke, dass bei all dem Schmerz und Unbegreiflichen alles gut ist wie es ist, sonst wäre es anders. Am Ende wird doch alles gut, sonst ist es noch nicht das Ende, oder wie heißt es?
Im Moment ist es auszuhalten. Ich muss aufhören an Bestimmung füreinander zu glauben. Muss an meine körperliche Unversehrt heit denken. Ich zwinge mich sogar daran zu glauben, dass er jetzt seine inneren Zweifel los ist, die Anspannung und das er genau wie ich ein Recht auf Glück hat. Es ist nur so unbegreiflich, wie schnell es geht, dass man gerade noch alles voneinder gesehen hat, sich ganz nah war - und dann geht man aus dem Leben das anderen in eine neue Beziehung und der einst besondere Mensch ist ganz weit weg, vergessen. Ich quäle mich selbst mit den Gedanken, dass ich kein Recht habe, traurig zu sein. Ich habe eine Ehe kaputtgemacht werden viele sagen - ich habe das verdient, aber ich bin doch gar nicht schuld. Ich habe diesen Mann doch gar nicht angesprochen. Ich habe mich nicht dazwischengestellt. Ich war nur da, hab nur in dieser Stadt gelebt und er hat um mich gekämpft, gewonnen am Ende und mich doch wieder losgelassen. Vorbei die großen Worte seinerseits Guten morgen mein Schatz, ich liebe dich.
Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut. Verlass mich nie, du bist meine Frau.
Er geht und sagt, er will alleine und frei sein und er hofft, ich werde das irgendwann verstehen und nicht böse auf ihn sein.
Ich verstehe das jetzt schon, aber es tut so schrecklich weh! Immer wieder diese Träume von uns und dann wachwerden - allein. Immer wieder die Fragen, warum...
Sein Geruch in der Luft, die Musik, sein Lachen, immer überall er....
Was haben wir nur getan? So viel ist kaputtgegangen. So vielen Menschen hat es weh getan.
Ich fühl mich schrecklich. Seine Frau fühlt sich schrecklich. Ihre Kinder fühlen sich schrecklich. Meine Kinder fühlen sich schrecklich.
Er hat so oft Angst gehabt, wenn ich enttäuscht war, leer dasaß, dass ich denken könnte, dass es besser gewesen wäre, wenn wir uns nicht getroffen hätten für mich. Bei all dem Schmerz hab ich das nie gedacht.
Aber es wäre besser für seine Frau gewesen, dachte ich. Ich würde die Zeit gern zurückdrehen, an diese Stelle, wo ich hätte abbiegen können. Wäre er dann glücklich bei ihr? Aber sein Wesen hat meinen Widerstand gebrochen und sein Lächeln hätte mich nicht abbiegen lassen können. Ich liebe diesen Mann, auch wenn ich nicht begreifen kann warum.
Jetzt ist er ganz woanders.

08.07.2012 11:45 • #48


M
@ Engel

Ich habe schon darüber nachgedacht. Doch so widersprüchlich sich das anhört, aber ich glaube, ich möchte es nicht.

Dafür gibt es viele Gründe:
Ich möchte nicht mit ihm telefonieren, wenn sie dabei ist und alles mitbekommt.
Ich möchte das, was ich mir jetzt aufgebaut habe, nicht durch ein Treffen oder einen Anruf einstürzen lassen und wieder von vorne anfangen müssen.
Ich glaube nicht, dass bei einem Treffen etwas Neues herauskommen würde, weil er in meiner Anwesenheit wahrscheinlich etwas ähnliches sagen würde wie bei unserem letzten Gespräch. Wenn er sieht, was er aufgegeben hat, fühlt er sich schlecht, was nicht bedeutet, dass er sein Verhalten danach ändert. Es ist nur in der Situation so, weil ich ihm so vertraut bin. Dadurch, dass wir uns so selten sehen, kommen diese Emotionen in einem solchen Moment geballt hoch, weil er sich der Konfrontation nicht so entziehen kann wie jetzt. Danach bin ich wieder vergessen.
Ich möchte ihm nicht hinterherlaufen müssen. Die Wahrheit muss von ihm kommen und wenn er dafür zu feige ist, dann behalte ich meine eigene Wahrheit.
Ich fühle mich noch nicht sicher genug und ich habe Angst, dass ich zurückfalle, wenn ich ihn sehe oder höre, doch dahin, wo ich vor wenigen Wochen noch war, möchte ich nie wieder.

Vielleicht rufe ich ihn an, wenn ich Frieden geschlossen habe. Dann kann ich sagen, dass ich ihm für unsere Zeit danke und es jetzt vorbei ist. Dass es schade ist, dass wir es nicht hinbekommen haben, aber dass ich ihm jetzt viel Glück für sein Leben wünsche.
Vielleicht rufe ich aber auch nie mehr an und werde nie mehr auf etwas reagieren, das er mir sagt.

Ich bin zu unsicher und zu stolz, um mich jetzt zu melden. Ich sollte seiner Ehrlichkeit nicht hinterherrennen und sie erzwingen müssen. Sie muss aus ihm selbst herauskommen, wenn er ein anständiger und guter Mensch ist. Solange er das Schweigen vorzieht, ist er es nicht und an so jemandem möchte ich mich nicht länger aufreiben.
Ich ertrage lieber die Kämpfe mit mir selbst als die Kämpfe mit ihm, bei dem ich mir nie sicher sein kann, woran ich bin.

08.07.2012 11:47 • #49


S
Keine Antwort ist manchmal die Antwort. Ich würde ihn nicht anrufen!
Du gewinnst nichts, wenn er dir klar sagt, dass er dich nicht mehr liebt. Du würdest dir nur andere Fragen stellen. Er ist mit einer anderen Frau zusammen - das ist die Antwort! Vielleicht kommt er nach der ersten Verliebtheit zurück, aber du wirst nie mehr deine Beziehung mit ihm, die ihr zuvor hattet mit ihm aufnehmen können. Da geht so viel kaputt in dir, dass du nicht mehr der Mensch bist, den er mal kennengelernt hat.

08.07.2012 11:53 • #50


M
@ Sefa

Ich danke dir für die Einblicke in deine Gefühle aus der für mich anderen Perspektive, auch wenn das, was wir jetzt fühlen oder gefühlt haben, sehr ähnlich ist.

Ich verurteile dich nicht. Ich bin zwar der Meinung, dass jede Frau, die in deiner früheren Lage ist, durchaus Stop sagen kann, indem sie alle Versuche rechtzeitig abblockt und sich den Schmeicheleien und Schwüren entzieht, also bevor es zu spät ist und Gefühle wachsen, doch dazu gehören letztlich zwei.
In erster Linie hätte er anders handeln müssen. Er hätte sich sauber von ihr trennen müssen, erstmal selbst klarkommen müssen, bevor er mit dir etwas Neues anfängt.

Ich weiß, dass das manchmal leichter gesagt als getan ist. Wären alle Menschen so vernünftig wie ich es mir hier wünsche, gäbe es weniger Leid. Doch wir bestehen eben nicht nur aus Vernunft und Verstand, sondern auch aus Gefühlen. Wir haben Schwächen, sind auf der Suche nach dem persönlichen Glück und hegen Wünsche, denen wir uns schwer entziehen können, wenn sie zum Greifen nahe scheinen.
So weh es mir auch tut, dass sie einen Platz zwischen uns ergattern konnte, so kann ich es aus deiner Sicht auch irgendwie verstehen, dass du dich irgendwann nicht mehr gewehrt hast.

Ich habe mich bereits früher mit einer Freundin darüber unterhalten, was ich denke, wenn Männer fremdgehen oder sich plötzlich einer anderen Frau zuwenden. Meine Antwort darauf lautete immer, dass ich nicht ihr den Vorwurf mache, sondern meinem Partner. Sie ist frei, kann tun und lassen, was sie möchte, auch wenn es moralisch verwerflich ist. Doch er kann entscheiden. Er tut weh. Er betrügt und belügt. Er trägt eine Verantwortung und er missbraucht Vertrauen.

Deswegen ist sie mir als Person auch relativ egal. Ich sehe sie nicht als jemanden, der mir mutwillig den Freund ausgespannt hat. Ich sehe sie allerdings als jemanden, der egoistisch ist und dumm. Sie versagt auf der mitfühlenden Ebene. Sie reißt das Glück an sich, ohne darüber nachzudenken, wie viel Unglück das an anderer Stelle auslöst. Sie nutzt das Unglück anderer, um ihr eigenes Glück aufzubauen und tut auch aktiv etwas dafür. Sie hat sich nicht gewehrt, sondern ist direkt darauf eingestiegen, ohne Rücksicht auf Verluste. Das weiß ich, weil es nicht mal zwei Wochen gedauert hat, bis sie alles an sich riss und allen Menschen, die ihr nahe stehen, ihn als neuen potentiellen Partner vorgestellt (sie hat von ihm als solchem erzählt) hat. Da waren er und ich noch nicht mal getrennt!

Menschlich gesehen ist das unterste Schublade. Aber sie ist es wirklich nicht wert, dass ich Wut für sie aufbringe. Mit ihr hatte ich keine lange Beziehung. Für sie habe ich nichts getan. Für sie empfinde ich nichts. Ich habe ihr nie mein Vertrauen geschenkt, also konnte sie es auch nie missbrauchen. Sie kennt mich und meine Träume nicht. Sie weiß nicht, wie verletzlich ich bin.
Das trifft alles nur auf ihn zu.

Weißt du, es tut mir Leid, dass du zu seinem Sprungbrett wurdest. Das meine ich nicht böse, sondern ehrlich.
Ich schüttle mit dem Kopf, wenn ich daran denke, wie manche Menschen handeln und dass dieses Handeln so viel Trauer und Schmerz auslöst.
Doch vielleicht müssen diese Menschen auch erstmal in unsere Lage kommen, bevor sie verstehen, was sie eigentlich anrichten.

08.07.2012 12:20 • x 1 #51


M
Mein Motto des Tages: Geduld.
Es wird alles seine Ordnung finden, doch du darfst nicht zu ungeduldig sein. Lass die großen Schritte außen vor und mache die kleinen. Konzentrier dich auf dich selbst anstatt auf ihn und lass die Wut abflauen. Atme tief durch.
Es wird alles seine Ordnung finden, egal was er tut oder nicht tut.
*einatmen* ausatmen*

Und jetzt geht es raus in die Sonne.

09.07.2012 09:33 • #52


M
Heute war ein komischer Tag. Ich habe zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass ich ihn nicht mehr mag. Ja, richtig, ich hatte das Gefühl, ihn nicht mehr zu MÖGEN.

Das ist eine ganz andere Kiste als die Liebe. Den Mann, mit dem ich zusammen war, habe ich geliebt. Doch der Mann, der er jetzt ist bzw. zu dem er geworden ist, den mag ich nicht mehr so richtig.
Es gibt Menschen, denen man zum ersten Mal begegnet und man denkt ganz unverbindlich aus dem Bauch heraus: Irgendwie mag ich den nicht.
Und so ging es mir heute, als ich an ihn dachte.

Er wird zu einem Fremden. In meinem Kopf wird er zu jemandem, den ich nicht gut kenne und dessen Verhalten ich einfach nur blöd finde. Das liegt sicherlich daran, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun habe. Würde ich ihm noch begegnen oder mit ihm reden (bzw. er mit mir, denn ich habe ja ab und zu geredet), würde ich ihn bestimmt wiedererkennen. Doch so ist er einfach weg.
Der Mann, den ich geliebt habe, ist weg. Seiner statt ist dort nun ein Mann, den ich nicht erkennen kann.

Das ist schwer zu erklären und ich weiß auch nicht, ob ich das gut finde.
Einerseits fühlt es sich an, als sei von gestern auf heute ein Schalter umgelegt worden. Ich bin müde, aber ich bin nicht wegen ihm müde, sondern weil ich nicht tief genug geschlafen habe. Ich war heute etwas gereizt, doch das liegt nicht an meiner Situation, sondern weil ich keine Lust auf Arbeit hatte.

Ich bin heute zum ersten Mal allein mit mir gewesen. Eine Frau ohne Partner, die durch ihren Alltag geht. Eine Frau, die mit Kunden zu tun hat und ihre Aufgaben erledigt. Eine, die mal nachdenklich, mal lächelnd durch die Straßen geht und die Leute, denen sie begegnet, unbekannterweise grüßt und anlächelt.
Ich war heute keine Verlassene, sondern ich.

Doch es gibt etwas, was ich an der ganzen Sache beunruhigend finde und zwar genau den Punkt, dass ich ihn, den neuen Ihn, nicht MAG.
Er wird sich in den zwei Monaten nicht von Grund auf verändert haben. Er wird immer noch der Mensch sein, den ich mal sehr geschätzt habe. Doch ich schätze diesen Menschen trotzdem nicht mehr. Ich schaue ihm in Gedanken nicht in die Augen, ich schaue leicht von oben herab.
Mir ist heute ein wenig die Achtung verloren gegangen und auch der Wunsch, dass es ihm gut gehen möge.

So bin ich normalerweise nicht. Eigentlich stehe ich trotz meines Schmerzes über den Dingen und achte den Menschen, dem ich so nahe war. Ich bleibe freundlich und im Herzen gut.
Heute bin ich es nicht. Ganz ohne Schmerz, Trauer und Wut.
Ich denke bloß: Der ist echt arm dran, dieser Mann, der nichts auf die Reihe bekommt und immer wegläuft - in allen Lebenslagen und schon seit so vielen Jahren. Was will ich denn mit so einem?
Er ist nicht stark. Er steht nicht sicher auf beiden Beinen. Er ist nicht konsequent. Er ist nicht verantwortungsbewusst. Er hat keine Ziele. Er kann mich nicht tragen und beschützen, wenn es darauf ankommt.
Er ist einfach zu schwach.
Und diese Schwäche, vor allem charakterlich, MAG ich nicht.

10.07.2012 18:24 • #53


M
Ich glaube, das ist das Resultat der riesengroßen Enttäuschung und der tiefen Verletzung, die er mir zugefügt hat. Das ist die Folge seiner wochenlangen Ignoranz und Missachtung.
Mein Verbundenheitsgefühl schwindet. Die Tür, die ich so lange für ihn offen ließ, schließt sich ganz, ganz langsam und ich möchte sie eigentlich nicht aufhalten. Manchmal denke ich, dass ich sie offen lassen möchte, aber mein Gefühl lässt mich immer stärker zögern.

Sein Schweigen trägt nicht dazu bei, dass ich Frieden mit ihm schließe. Es trägt dazu bei, dass ich eine Abneigung gegen ihn aufbaue.
Seine neuen Verhaltensweisen rufen Verachtung in mir hervor. Keine boshafte Verachtung, sondern eher die Ansicht, dass er keine Würde besitzt.
Ach, ich kann das so schwer in Worte fassen.
Er macht sich selbst einfach ziemlich schlecht, indem er so handelt. Er handelt unter seiner eigenen Würde und ganz und gar nicht so, wie ich es dem Menschen, den ich so sehr geliebt habe, zugetraut hätte.
Das Rückgrat fehlt einfach und das macht das ganze so armselig.

10.07.2012 18:39 • #54


M
Würde er heute schreiben, dass er mich liebt und einen Fehler gemacht hat, alles bereut und er sich schlecht fühlt, mir so weh getan zu haben, dann würde ich denken: Werd erstmal erwachsen und finde dich selbst.

10.07.2012 18:44 • #55


M
Die Tage scheinen so schnell zu vergehen, dabei sind seit meinem letzten Eintrag nur drei vergangen. Ich war wirklich überrascht, als ich das eben gesehen habe, denn es fühlt sich heute so an, als sei es mindestens eine Woche her, dass ich hier zum letzten Mal geschrieben habe.

Ich habe Meilenstiefel an, die mich gedanklich immer weiter fort tragen und manchmal frage ich mich, ob ich mich wirklich entferne oder doch bloß verdränge.
Ich möchte an dieser Stelle nicht leugnen, dass ich in manchen Momenten noch traurig bin. In diesen Momenten glaube ich, ihn zu vermissen, doch mittlerweile hinterfrage ich dieses Gefühl. Es fällt mir zunehmend schwerer zu unterscheiden, ob ich wirklich ihn vermisse oder einfach nicht so genau weiß, wo ich hingehöre.

Zudem lasse ich ein paar Gedankengänge nicht mehr zu. Ich befasse mich nicht mehr damit, was in den Tagen der akuten Trennung passiert ist und was er wohl mit ihr gemacht hat und immer noch macht. Hin und wieder springt der Film in meinem Kopf noch an, doch ich stoppe ihn zwischen Vorspann und Hauptteil. Und ich höre auf, mich konkret und intensiv zu erinnern, wie er sich angefühlt hat und was wir erlebt haben.

Ist das Verdrängen? Ist es bloß Selbstschutz? Oder einfach die Einsicht, dass diese Gedanken zu nichts führen außer zu Schmerz und Wehmut?
Ich habe in den letzten Wochen schon so oft daran gedacht, so vieles zum hundertsten Mal durchgekaut und immer und immer wieder die Repeat-Taste gedrückt. Vielleicht ist es jetzt einfach genug. Vielleicht beginnt mich dieser Film zu langweilen, weil er keine Überraschungsmomente mehr in sich birgt und ich ihn auswendig kenne. Und letztlich muss ich zugeben, dass ich gar nicht weiß, was derzeit überhaupt abläuft oder wie es ihm damit geht. Es sind alles nur Spekulationen und Reime, die ich mir selbst zusammenschreibe. Mit Tatsachen hat das nichts zu tun.

Manchmal glaube ich, ihn zu vergessen. Nicht ihn als Ganzes, aber die kleinen Details, die ich so gut kannte. Mein Mann (in Anführungszeichen) wird zu einer Erinnerung in meinem Herzen, zu einem schemenhaften Gefühl, das ich so tief empfunden habe, wohingegen der Mensch, der er jetzt ist, zu einem Fremden wird.

Ich habe mir vorgestern Bilder von ihm angeschaut. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich sie habe. Sie sind von unserem letzten Ausflug, bei dem wir uns noch sehr nahe waren. Diesen Ausflug haben wir nur wenige Wochen vor der Trennung gemacht.
Es fällt mir immer noch schwer, diese beiden Welten unter einen Hut zu kriegen. Im einen Moment sind da Wir, die Zärtlichkeiten, das Lachen und das Kribbeln, im nächsten Moment Er und sie und diese komische, plötzliche Distanz. Merkwürdig, wie schnell das ging.

Nun, ich habe mir also diese Bilder angeschaut. Im ersten Moment schlug mein Herz ein wenig schneller und ich habe mich gefragt, ob es gut ist, mir diese Bilder anzusehen. Doch dann habe ich Minute um Minute darauf gestarrt. Ich habe sein Gesicht herangezoomt und jedes Fältchen darin studiert. Ich habe mir sein Lächeln angesehen und seine Augen. Nichts davon wirkt falsch. Es passt so. Das ist der Mann, den ich liebte.

Sein Anblick berührt noch etwas in mir. Er sorgt für kleine Momentaufnahmen: Die weiche Stelle an seinem Hals, meine Hand in seiner, die Wärme, die von ihm ausging, sein Geruch.
Doch dieser Anblick haut mich nicht um. Viel mehr seziere ich ihn, nehme mich und meine Stimmung dabei wahr und beäuge neugierig, wie dieser Mann auf mich als Fremde wirkt. Er sieht müde aus, ganz anders als zu dem Zeitpunkt, als ich ihn kennenlernte, aber immer noch vertraut. Ein netter Mann, der nett schaut. Wie ein guter Freund, ein guter Partner, dem ich vertrauen konnte, auch wenn ich es jetzt nicht mehr tue.

Ich denke weniger nach, habe jedoch nicht aufgehört zu reflektieren. Vielleicht betrete ich eine neue Stufe in diesem ganzen Prozess des Lösens und Verarbeitens, denn ich beginne nicht nur ihn und sein Handeln zu durchleuchten, sondern auch mich und das, was ich in der Beziehung nicht so gut hinbekommen habe.
Dabei geht es nicht um Schuld, sondern viel mehr darum, was ich besser gekonnt hätte, es aber aufgrund eingefahrener Muster und meiner Bequemlichkeit nicht gemacht habe.

Ich weiß nicht, ob ich diese Muster so einfach loswerde. Vielleicht haben sie sich in all den Jahren meines Lebens schon so sehr in meinem Wesen verankert, dass sie ein Teil von mir geworden sind. Doch allein die Tatsache, dass ich darüber nachdenke und glaube, manches zu erkennen, fühlt sich richtig an, denn dadurch finde ich zu mir - ganz ohne Trauer und ohne Vorwürfe an mich oder ihn.

Es ist noch nicht vorbei. Ich habe noch nicht alles überwunden und ich kann noch nicht verzeihen. Ich werde immer mal wieder traurig und manchmal auch noch ein bisschen wütend. Aber wenn ich das neue Gefühl, was derzeit hinzukommt, benennen müsste, dann hieße es versöhnlich.
Mir selbst gegenüber. Nicht ihm.

13.07.2012 22:01 • #56


Heavy83
Hallo MaraLou

Ich finde es bewundernswert, wie du mit deiner Verarbeitung umgehst. Ich habe nicht alle Kommentare gelesen, aber ebenso finde ich, dass du eine sehr starke Persönlichkeit hast und bist. Zu deiner Frage, wie man so eine Erfahrung verarbeiten kann: Du tust es bereits, auch wenn du die ersten Wochen alleine durchhalten musstest. Du hast das - bis jetzt - ganz wunderbar gemacht. Verarbeiten kann man erstens durch Abblenkung (ein Buch lesen, Freunde treffen, usw.) oder zweitens indem man die Fragen stellt, die einem quälen. Bei dir kämen womöglich nur weitere Lügen als Antwort heraus. Deswegen nutzte Ablekung 1.^^ Ist auch eh die bessere Wahl.

Eine Beziehung hat keinen Bestand, wenn sie nur auf Lügen aufgebaut ist - das sehe ich selber bei mir, jeden Tag - Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Jedenfalls wünsche ich dir, dass du dein Leben weiterhin so durchdacht meisterst und dass du hier die nötige Unterstützung bekommst, die du brauchst.

Alles Gute

13.07.2012 22:59 • x 1 #57


M
Hallo Tief,
schön, dass du mal wieder vorbei schaust. Ich hatte mich schon gewundert, dass ich so lange nichts mehr von dir gehört habe.
Ich kann ja verstehen, dass es für dich gerade unheimlich einladend wirkt, dass ich hier so alleine in meiner Wohnung hocke und nichts mit mir anzufangen weiß, aber eigentlich möchte ich dich nicht so gerne reinlassen.
Wenn du mich besuchst, wirst du immer so anstrengend und verwüstest meinen ganzen Kopf und mein Herz, sodass ich nachher immer schrecklich lang aufräumen muss. Bisher fand ich es manchmal sogar ganz hilfreich, dass du da warst, aber heute habe ich einfach keine Lust auf dich. Also geh weg!
Du könntest zur Abwechslung mal bei der anderen Hälfte reinschneien. Das wäre eine viel größere Herausforderung für dich und somit sicherlich abendfüllend.
Also, dann mach's mal gut!

*Türzuknall*
*Musiklautaufdreh*
*tanz*

14.07.2012 18:01 • #58


E
Hallo MaraLou,

ich habe gelesen, dass du dir Bilder angucken kannst von ihm, ohne große Trauer. Dann bist du schon sehr weit. Ich habe vor Wochen ein Trauerritual gemacht, habe alles raus geholt, was mich an ihm und an schöne Momenten erinnert und so lange geheult, bis keine Träne mehr kam, bzw. bis ich eben beim Anblick nicht mehr weinen mußte. Damit läßt man auch los.

Heute ist mir was eingefallen, ein Tag später, wo er das erste mal mit dieser Dame im Bett war, da waren wir zusammen mit meiner Tochter und ihrem Freund essen. Der Freund meiner Tochter gab ihr, obwohl sie in Sachen Beziehung auch durch schlechte Erfahrungen sehr zurückhaltend ist, Geborgenheit. Die habe ich am Tisch gespürt, ganz deutlich, und ich weis noch, dass ich dachte, er gibt mir das nicht, er ist zwar da, aber mehr auch nicht. Und ich bin ziemlich traurig gewesen, weil mir eben das Gefühl bei ihm fehlte. Auch die Wochen danach, habe ich immer so eine gewissen Distanz bei mir beobachtet, obwohl er sich nicht anders gegeben hat, bis er es mir gesagt hat. Ich merke also doch viel mehr, als ich sehe. Und ich möchte dieses Gefühl der Geborgenheit irgendwann wieder haben, das hatte ich schon so lange nicht mehr, vielleicht noch nie so richtig.

Auch wenn ich nocht sehr traurig bin, und auch noch lange keinen an meinem Herzen dran lasse, so habe ich heute einen winzigen Moment wieder so was wie Vorfreude gespürt, auf das was im Leben noch kommen kann.

Ich hatte ihm ja letzte Woche die Lügen verziehen, und es ist immer noch so, ich fühle mich viel leichter und versöhnlicher.

Liebe Grüße
Engel

14.07.2012 18:39 • #59


M
Liebe Engel,

die Bilder sind das einzige, was ich noch habe. Alles andere habe ich bereits nach der Trennung entsorgt - so gut wie alles.
Nein, Trauer empfinde ich beim Ansehen nicht mehr. Das hat mich selbst ein wenig erstaunt.

Was jedoch unabhängig von den Bildern immer mal wieder hochkocht, ist die Enttäuschung über sein Schweigen und damit verbunden auch Wut, in die ich mich hineinsteigere. Dagegen komme ich gerade auch heute schwer an, weil ich seine Ignoranz einfach unter aller Sau finde. So verhält man sich einfach nicht.
Dementsprechend kann ich so auch nicht verzeihen, denn verzeihen bedeutet, dass man diese Wut ablegt, aber die sitzt im Moment noch viel zu tief und ich befürchte, dass es auch erstmal so bleiben wird.

14.07.2012 19:24 • #60


A


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