13

MaraLous Abschied in Momentaufnahmen

E
Hallo MaraLou,

genau das habe ich ihm auch immer gesagt, er kann ja machen was er will, nur wenn er mit mir nicht mehr zufrieden ist und eine andere Frau kommt, dann möchte ich es wissen, weil ich so was nicht ertrage, logischerweise. Er wußte, dass er der einzige Mensch ist, dem ich wirklich immer vertraut habe.
Ich kann alles verzeihen, aber nicht so was. Ich habe neben ihm gelegen , ihn berührt und da war schon die andere. Warum sind Männer so feige?
Er denkt ja auch jetzt, ich wäre verletzt wegen der anderen, nicht wegen der Lügen, von daher würde ich ihm das wirklich noch mal geren mitteilen. Aber dazu muss ich wieder Kontakt aufnehmen. Und das möchte ich auch nicht. Wenn man mal immer wüßte, was richtig und falsch ist.

01.07.2012 11:46 • #16


M
Oh ja, die Berührungen, obwohl er mit dem Kopf schon irgendwie woanders ist, haben mir auch sehr zu schaffen gemacht.
Wenn ich zu dem Zeitpunkt gewusst hätte, dass für ihn bereits eine andere Frau eine Rolle spielt, hätte ich die Berührung nicht mehr zugelassen. Doch ich wusste es nicht und da kam gerade in den ersten Tagen ein großes Ekelgefühl in mir auf. Nicht, weil er sie zu dem Zeitpunkt vielleicht auch schon berührt hatte (er meinte, dass nichts Körperliches gelaufen sei, als wir noch zusammen waren), sondern weil das, was wir in diesen Momenten teilten, von seiner Seite nicht mehr ehrlich war. Weil es so einseitig war und ich rein gar nichts bemerkt habe. Weil er sich etwas nahm, was er eigentlich nicht mehr hätte nehmen dürfen.

Sein kleinlautes Geständnis, dass er bereits ein, zwei Wochen nach unserer Trennung mit ihr geschlafen hat, hat mir in dem Moment den Rest gegeben, weil dadurch unsere Momente so bedeutungslos wurden. Ich habe gezittert, musste von ihm weggehen (wir saßen bei dem Gespräch nebeneinander) und ich war wegen dieser Leichtigkeit, mit der er mich ausgetauscht hat, einfach nur geschockt.
Für andere hört sich das sicher nach Überreaktion an, aber für mich war es unbegreiflich, wie er sowas so schnell mit einer anderen Frau teilen kann. Vor drei Wochen noch mit mir und drei Wochen später direkt mit ihr. Oh mann.

01.07.2012 11:58 • #17


A


MaraLous Abschied in Momentaufnahmen

x 3


L
@mara

echt hart was ich da lesen muß...
kann dich gut verstehe,ich hätte auch nicht anders reagiert.


fühl dich mal ganz doll gedrückt!

01.07.2012 12:13 • #18


M
Danke!

01.07.2012 13:02 • #19


M
Je öfter ich einen Gedanken denke, desto abgenutzter wirkt er irgendwann.
Ist das bei euch auch so?

Ich wälze ja ziemlich viel hin und her und eben ist mir aufgefallen, dass mich manche Gedankenbruchstücke weniger berühren als vorher. Ich beginne schon mir selbst zu sagen, dass diese Leier jetzt so langsam aber auch mal nervt.
Vielleicht liegt es daran, dass mir die Worte ausgehen und ich ständig nur alles wiederhole, sodass am Ende nur Worthülsen übrig bleiben, die nicht mehr viel bewirken.
Es ist nicht immer so, aber manchmal schon.

Zum Beispiel der Satz: Ich wollte mit ihm alt werden.
Das war so und ist auch jetzt noch ein bisschen so, aber wenn ich diesen Satz heute denke, dann wirkt er irgendwie leerer als vorher.
Am Anfang hat dieser Gedanke nur Schmerz und Angst in mir hervorgerufen, weil er mich schmerzlich vermissen ließ, was ich mir zuvor ausgemalt hatte und weil ich unglaubliche Angst davor hatte, jetzt ohne ihn alt zu werden.
Doch wenn ich mir den Satz nun vorsage, dann tut es noch ein bisschen weh und macht ein bisschen Angst, aber da schleicht sich auch ein frustriertes? gelangweiltes? genervtes? Ja, das wissen wir ja nun! ein.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das nun positiv werten soll oder ob es einfach nur ein Zeichen dafür ist, dass ich aufgebe und in meiner Ratlosigkeit abstumpfe. Es kann sich auch bloß um eine Empfindung für den Moment handeln und morgen sehe ich das schon wieder anders. Ich weiß nicht.

Allerdings kann ich dadurch ein bisschen besser nachvollziehen, was ein Verlassender denkt, wenn der trauernde Expartner immer wieder solche Sachen in verzweifelten SMS schreibt. Man weiß es ja schon längst, bekommt es aber trotzdem immer wieder vorgekaut. Wozu? Bringt doch nix und nervt irgendwann. Nur diesmal kaue ich mir eben selbst was vor.
Wisst ihr, was ich meine?

01.07.2012 16:04 • #20


M
Ich habe die Schnauze sooo voll!
Ich bin es Leid, wie ein Häufchen Elend vor mich hinzugammeln. Ich bin es Leid, immer nur Traurigkeit zu fühlen und diese Angst, nicht zu wissen, wie es weitergehen soll. Ich bin es Leid, mich ungerecht behandelt und einsam zu fühlen und so dermaßen verwirrt und durcheinander zu sein, dass alles nur weh tut.

Es nervt mich unheimlich, dass er so unfähig ist, Stellung zu beziehen. Ich meine, wie passiv und weinerlich kann man denn sein, dass man nur rumheult und seinen Hintern bequem vom einen Bett ins andere schiebt, anstatt einfach mal die Konsequenzen zu ziehen und seine Chancen zu ergreifen?

Er könnte so ein schönes Leben mit mir haben, der Frau, die ihn gut kennt und die ihm so vieles geben und alles dafür tun würde, dass das gemeinsame Leben wieder ein bisschen schöner und liebevoller wird.
Er könnte aber auch mit ihr durchstarten, wenn er sich zu ihr bekennt (nicht nur öffentlich zum Schein, sondern auch im Herzen und vor mir).

Macht er aber nicht - beides. Stattdessen macht er am Wochenende auf schön und lustig und kämpft im Inneren weiter mit sich und seinem Leben und all den Gewissensbissen, die er tief in seinem Herzen vergräbt.

Soll er doch machen, was er möchte. Wenn er glaubt, dass es richtig ist, alles kaputt zu machen, dann bekommt er, was er möchte und es ist für immer kaputt.

Im Moment habe ich einfach keinen Bock mehr darauf, hier rumzusitzen und zu hoffen, dass noch irgendwas passiert. Irgendwann ist auch mal Schluss, Chaos und Druck hin oder her. Sechs Wochen sind keine lange Zeit, aber sie sind lang genug, um auf sein Herz zu hören und langsam danach zu handeln.
Ich gehe kaputt, wenn ich so sehr daran festhalte, ich gehe ein wie eine vertrocknete Blume, die alles hängen lässt und auch wenn mein Herz immer noch soo gerne festhalten möchte, ich ihn immer noch liebe und überhaupt nicht mehr weiß, woher ich die Kraft zum Loslassen nehmen soll, kann das so nicht weitergehen.

Ich habe mir eine Art Frist gesetzt. In einer Woche findet ein Fest statt, zu dem ich gehe. Das ist etwas, was ich im Moment überhaupt nicht gerne tue, weil ich mich überhaupt nicht danach fühle, aber ich zwinge mich dazu und habe zugesagt, um auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht wird der Abend eine Qual, vielleicht aber auch ganz nett.
Diese Zusage sehe ich als Anfang von etwas Neuem. Es ist der erste kleine Schritt, den ich trotz Überwindung gehe. Danach möchte ich weitere kleine Schritte machen. Das wird dauern und ich bin nicht so dumm, mich selbst zu belügen. Ich weiß ganz genau, dass ich immer mal wieder weinen werde und schwache Momente kommen und dass ich noch so vieles vermissen werde. Das werde ich rauslassen und ich werde traurig sein, aber ich werde mich nicht mehr nur daran festklammern, sondern stattdessen auch an der Hoffnung für mich allein.

Solange er mir keine Klarheit gibt, muss ich sie mir selbst geben und das bedeutet: Er lässt es kaputt gehen und macht sich damit zu meiner Vergangenheit. Da kann ich hoffen und weinen soviel ich will, er wird sich nicht ändern und die Situation auch nicht.
Wir sind getrennt. Er hat das Band, von dem ich glaubte, dass es so stark sei, auf schmerzhafte und verletzende Weise durchschnitten und will es so.
Jetzt liegt es an mir, dass ich irgendwie dadurch komme, egal ob sicheren Ganges oder schwankend. Hauptsache, ich komme irgendwie weiter. Ich muss einfach weiterkommen, denn sonst bleibe ich stehen und falle irgendwann um. Und wie sich das anfühlt, weiß ich bereits: Unerträglich.

02.07.2012 14:39 • #21


M
Und wenn ich alleine bleibe, bleibe ich halt alleine und werde eine hutzelige alte Oma, die dann wenigstens zum Herbert aus dem Seniorenheim sagen kann: Ach weißt du, Herbert, damals, da hatte ich eine wunderbare, große Liebe. Das waren die schönsten Jahre meines Lebens und was wir alles gemacht haben...
Und Herbert wird sagen: Ach MaraLou, das Leben ist schon komisch, nicht wahr?
Und dann wird er meine fleckige, alte Hand tätscheln und wir werden wehmütig vor uns hinstarren, bis wir uns im Schneckentempo auf den Weg zur Bridgerunde machen.

02.07.2012 14:53 • #22


NovaScotia
Liebe Mara,

fühl Dich mal gedrück.

Ich weiß, all das hilft momentan nicht viel.
Ich weiß, man hat selbst all die Gedanken von denen man weiß, sie sind richtig - aber man ich noch nicht fähig danach zu handeln.
Man fühlt sich ab und an als ob man in verschiedene Welten wohnen würde.
Mal Hü, mal Hott.
Man ist macht- und hilflos, kann nicht mehr, will aber doch.
Ein Hin und Herr der Gedanken und der Gefühle.
Man ist auf seine Art ungeduldig, man möchte einfach nur aus dieser Lage raus.
Man weiß so vieles, man liest und hört so vieles. Ja, alles ist auf seine Art Richtig, man weiß es - aber das wahr haben hindert einen klare Gedanken auch in Taten folgen zu lassen.

Mara, Du weißt wie ich über vieles denke, Du kennst meine Geschichte. Wir alle hier teilen diese Gefühle, den Schmerz, die Gedanken - jeder auf seine Art und Weise.
Genauso wie jede Hoffnung, jeden Strohhalm nach dem man greift.

Wir alle hinterlassen unsere Spuren im Buch des Lebens, wir alle müssen unsere Narben tragen.
Aber keiner kann uns unsere Seele nehmen.
KEINER - auch nicht die Menschen die man mal geliebt hat.

02.07.2012 14:56 • #23


M
Zitat von NovaScotia:

Wir alle hinterlassen unsere Spuren im Buch des Lebens, wir alle müssen unsere Narben tragen.
Aber keiner kann uns unsere Seele nehmen.
KEINER - auch nicht die Menschen die man mal geliebt hat.


Liebe Nova,
genau das spukt mir gerade im Kopf herum. Dass ich ja trotzdem noch wer bin - auch alleine - und etwas kann. Dass ich immer noch eine Persönlichkeit habe, die nicht von uns als Paar und unseren Gemeinsamkeiten abhängig ist.
Ich spüre das im Moment nicht so deutlich, wie ich es eigentlich sollte, weil ich ein bisschen verloren bin und mich noch nicht so richtig wiedergefunden habe, aber ich nähere mich dem ein klitzeklein wenig an.

02.07.2012 15:30 • #24


M
Ich glaube, euch Mitleser werden die folgenden Ausführungen nicht so sehr interessieren, doch ich brauche sie für mich, um ein wenig zu reflektieren und mir meine Gedanken von der Seele zu schreiben, weswegen ich das hier tue.

Im Moment schlage ich mich tapfer. Ich halte alles aus, versuche Anschluss zu knüpfen, verlasse auch mal meinen platt getrampelten Pfad und gebe mir Mühe, mich in mein Umfeld zu integrieren.

Während der Beziehung habe ich das vernachlässigt. Ich war sehr auf mich, uns und meine Arbeit konzentriert. Drumrum gab es nicht viel. Ich bin zwar immer mit allen gut klar gekommen, aber ich hatte kein Interesse daran, engere Kontakte zu knüpfen - teils, weil ich durch die vielen beruflichen Aufgaben echt kaputt war, teils aber auch, weil ich bequem geworden bin.
Es war mir genug, eine schöne Beziehung, einen Job und ein eigenes kleines Zuhause zu haben. Aber auch das ist eine Form des Einigelns und ich beginne zu verstehen, warum ihn das gestört hat. Wobei es ihn nicht wirklich gestört hat, er konnte es nur nicht ganz verstehen.

Ich kenne den Grund für mein Einigeln. Meine wichtigsten Freundschaften sind vor einiger Zeit aus verschiedenen Gründen zerbrochen. Meistens war Unehrlichkeit auf der anderen Seite im Spiel, manchmal auch Vernachlässigung meinerseits.
Er und ich hatten immer sehr wenig Zeit füreinander, weswegen ich mich sehr auf die wenige Zeit, die wir hatten, konzentriert habe. Eben weil es so wenig davon gab, wurde sie mir wichtiger als alles andere.

Wir mussten einander immer teilen - mit unseren Jobs, unseren Familien und der Müdigkeit durch all das. Deswegen wollte ich nicht auch noch teilen, wenn wir Zeit zu zweit hatten. Ich wollte diese Momente voll auskosten und war glücklich, sie für uns ganz allein zu haben. Das ist nachvollziehbar, doch es war auch ein Fehler.
Ich habe mir einen Kosmos geschaffen, der mir überaus wertvoll, aber eben auch sehr klein war.

Ich bin der Meinung, dass jeder auf seine Art glücklich werden soll und ich war auf diese Art auch sehr zufrieden, doch ich glaube, ich habe in der letzten Zeit angefangen, vieles als selbstverständlich hinzunehmen und weil ich nie damit gerechnet hätte, so bald ganz alleine dazustehen, habe ich nun natürlich einen großen Berg vor mir. Vorher lief es einfach und jetzt muss ich mich anstrengen, damit überhaupt irgendwas läuft oder in Gang kommt.

Ich habe kaum Freundschaften. Ich gehe kaum weg, was auch daran liegt, dass ich nun in einer Stadt lebe, die mir noch recht fremd ist. Ich kenne zwar einige Leute, habe viele neu kennengelernt und unterhalte mich auch gerne mit ihnen, aber ich hatte nie die Lust, mich dauernd und regelmäßig mit ihnen zu treffen. Mal zusammen einen Kaffee trinken, mal frühstücken gehen, mal zusammen zu Mittag essen - ja. Aber ich war und bin doch sehr zurückgezogen und distanziert.

Ich will das nicht verteufeln. So bin ich im Wesentlichen einfach. Ich hatte schon immer nur wenige, aber dafür richtig gute Freunde. Und ich war schon immer ein Einzelgänger und ruhiger Mensch. Das hat nichts mit der Beziehung zu tun, denn ich habe mich nicht an ihn geklammert, auch wenn es sich so liest.

Ich bin ein Mensch, der in Beziehungen und Freundschaften sehr gut Zeit alleine verbringen kann und kein Problem damit hat, dem anderen seine Freiheiten zu lassen. Es war okay, wenn wir uns mal ein Wochenende gar nicht gesehen haben und ich hatte nie was dagegen, wenn er bis morgens um 5 um die Häuser zieht. Andersrum genauso.

Aber dadurch, dass die Beziehung mein einziger Bezugspunkt wurde und der Rest nur so nebenher lief, ist es nun natürlich schwierig.
Ich finde es unglaublich anstrengend, andere Leute kennenzulernen oder diesen dämlichen Small Talk zu machen. Nur leider schafft man es nur so, jemand anderem ein wenig näher zu kommen. Doch selbst wenn man das tut, so sind doch nur wenige Glücksgriffe dabei - also jene Menschen, bei denen man sagt: Wow, mit der/dem kann ich mich richtig gut unterhalten und auch ein bisschen mehr in die Tiefe/ins Private gehen! Wie schön!

Wie auch immer, ich beginne anderen Menschen von mir zu erzählen. Ich rede mit Arbeitskollegen darüber, was mir passiert ist. Das hätte ich mir vor einem Monat nicht vorstellen können, weil ich mit niemandem darüber reden wollte, den ich kaum kenne. Doch jetzt tue ich es einfach. Ich bin offen, gebe etwas von mir preis und bekomme dafür sogar etwas zurück. Mal ist es ein Angebot, mir bei diesem oder jenem Problem im Alltag zu helfen. Seltener ist es eine Einladung. Mal sind es auch einfach bloß Fragen.

Heute wurde ich gefragt, ob ich denn wirklich wieder mit ihm zusammensein wollte oder könnte?
Ich habe wahrheitsgemäß geantwortet, dass ich es schon gerne würde und wahrscheinlich im Moment nicht nein sagen könnte, wenn er zu mir kommen würde. Trotz dieser Aktion liebe ich ihn noch und ich würde versuchen wollen, dass es wieder gut zwischen uns wird.

Doch ich habe auch Sätze gesagt, die einfach so aus mir raus sprudelten und in mir selbst hängen geblieben sind:

Vielleicht denke ich nur jetzt voller Sehnsucht an ihn, weil ich so vieles vermisse und alleine bin. Und auch weil es für mich endete, als ich alles als sehr schön und gut empfand.
Doch vielleicht möchte ich überhaupt nicht mehr mit ihm zusammensein, wenn er wirklich vor mir steht und wir es dann noch mal probieren. Vielleicht sind die Gefühle dann auch schon so kaputt, dass ich es gar nicht mehr kann und nur jetzt glaube, es noch zu können, weil es jetzt nicht so ist und auch kaum Hoffnung besteht, dass es so kommen wird.

Ich bin wahrscheinlich in genau dasselbe Muster gefallen, wie so viele andere, die verlassen wurden: Ich klammere mich an das Schöne, blende das Schlechte vollkommen aus und vergesse dabei die Realität.

Realistisch betrachtet:
Mit welchen Augen würde ich ihn sehen, wenn er jetzt tatsächlich vor mir stände, um mir zu sagen, dass er mich liebt und doch mit mir zusammensein möchte?


Ich versuche es mir vorzustellen und fange dabei folgende Emotionen ein:
Ich würde mich zunächst freuen und Herzklopfen bekommen. Ich würde mich darin bestätigt fühlen, dass wir etwas Besonderes hatten und er einfach einen großen Fehler gemacht hat. Ich wäre im ersten Moment sehr glücklich.
Ich würde ihn herein bitten und wir würden reden - vielleicht an einem lauen Sommerabend auf dem Balkon mit einem kühlen B..
Das alles wäre gut. Es würde sich alles richtig anfühlen.

Doch ich muss weiterdenken.
Er möchte mich berühren, mich vielleicht küssen. Ich würde mich darauf einlassen, weil ich seine Berührungen so sehr mag, aber ich würde innerlich auch zurückschrecken. Weil er mir sehr weh getan hat und das bedeutet, dass ich davor zurückschrecke, dass er mir zu nahe kommt, denn Nähe bedeutet wiederum Verletzlichkeit. Ich kann mich nicht vorbehaltlos jemandem öffnen, der mir schon mal ein Messer ins Herz gestoßen hat, denn diese Erfahrung hat Angst in mein Herz gebracht. Es will so gerne, aber es zögert wie jemand, der zu oft geschlagen wurde und sich duckt, sobald der andere auch nur die Hand hebt.

Würde er mit mir schlafen wollen, könnte ich mich nicht fallen lassen. Vielleicht würde mir seine Berührung gefallen, doch meine Gefühle wären blockiert, weil er all das mit ihr gemacht hat und ihre Spuren an sich trägt.

Würde er nach Hause fahren, würde ich mich fragen, ob er sich trotzdem mit ihr trifft, ohne es mir zu sagen. Wären wir ein Wochenende getrennt, was vorher gar kein Problem war, würde ich ich heute dasitzen und innerlich verrückt werden, weil ich mir nicht sicher bin, ob er mein Vertrauen genießen darf oder es ausnutzt.

Würde ich ihn fragen, wie es ihm geht und er sagt es mir, so würde ich zweifeln, ob es wirklich das ist, was in ihm vorgeht, weil er vorher wochenlang nicht mit mir darüber geredet hat.

Ich würde unter dem Druck stehen, ihm besonders aufmerksam zuhören zu wollen, damit er sich von mir verstanden fühlt. Ich würde glauben, dass wir besonders viel unternehmen müssten, damit die Beziehung lebendig bleibt.
Ich würde aber auch ihn indirekt unter Druck setzen, dass er mir ständig seine Liebe beweist. Er müsste auch aufmerksamer sein, müsste zeigen, dass er für uns kämpft und wäre meinen stillen Zweifeln zunächst ständig ausgesetzt. Ich würde mehr Fragen stellen als vorher und mehr Bestätigung brauchen.

Und ich würde mich fragen: Wann kommt zum zweiten Mal der Knall?

All diese Probleme zeigen mir, dass etwas in mir wirklich zerbrochen ist. Das bedingungslose Vertrauen ist weg. Die Liebe ohne Zweifel ist weg. So blöd sich das auch anhört, aber unsere Beziehung hat ihre Unschuld verloren.

Stattdessen hege ich Misstrauen. Ich liebe mit Skepsis. Ich wundere mich über den Mann, der er durch die Trennung geworden ist.
Und offen gestanden, halte ich ihn im Moment für ein A...l..., weil er noch nicht mal mehr mit mir redet, sondern sich in Schweigen hüllt.
Es ist, als redete ich mit einer Wand, als würde es ihn gar nicht geben, als hätte es uns nie gegeben.

Vielleicht müsste ich ihm für sein Schweigen sogar dankbar sein. Aber ich bin es nicht. Weil es noch mehr kaputt macht, weil es noch mehr Spekulationen in mir auslöst und weil es mich noch mehr daran zweifeln lässt, dass wir uns einmal wirklich geliebt haben. Es vermittelt mir das Gefühl noch einsamer zu sein.

Sein Schweigen macht mich nicht richtig traurig. Eigentlich gleicht das Gefühl eher Wut und Enttäuschung. Doch gerade letzteres kann auch unglaublich bitter schmecken.

Ich bin heute nicht müde. Ich denke nach und dieses Nachdenken empfinde ich zwar als sehr anstrengend und es fühlt sich auch nicht wirklich gut an, aber es scheint mir einen Sinn zu haben. Und das ist im Grunde gar nicht schlecht.

03.07.2012 17:21 • x 3 #25


M
Ich möchte mich korrigieren:
Sein Schweigen lässt mich nicht daran zweifeln, dass wir uns wirklich geliebt haben. Vielmehr gibt es mir das Gefühl, dass er mich als Mensch hängenlässt. Es geht nicht darum, dass er als Partner nicht da ist, sondern darum, dass er sich als Expartner nicht mehr mit mir auseinandersetzt und meine Gedanken und Fragen ignoriert, obwohl es so einfach wäre, einfach nur irgendwie darauf zu antworten - egal, ob gut oder schlecht.
Er lässt mich einfach stehen und allein damit und das finde ich respektlos, weil er mich missachtet.

03.07.2012 18:55 • #26


G
Liebe MaraLou,

zunächst möchte ich Dir mal sagen, dass Du wirklich wunderschön schreibst!

Es ist so angenehm jemanden zu lesen, der der deutschen Rechtschreibung mächtig ist! Und ich finde, es drückt einfach deine Wertschätzung aus! Dir selbst gegenüber! Das alles, was gerade passiert ist wichtig für Dich, Du nimmst Dir Zeit für deine Gedanken und Gefühle!

Mach bitte auf jeden Fall so weiter!

Meine Trennung liegt nun knapp 8 Monate zurück.
Wir hatten in dieser langen Zeit wenig bis keinen Kontakt, wir haben uns zuletzt Anfang des Jahres gesehen.

Vor etwa 7 Wochen hat es sich aber ergeben, dass wir telefoniert haben!
Wir sind uns mit den Autos begegnet, haben im Anschluss ein paar Emails getauscht und ich hatte das Gefühl, es ist an der Zeit und eine gute Idee mal zum Hörer zu greifen.

Und was soll ich Dir schreiben, wir haben über 2 Stunden telefoniert, es war ein nettes Gespräch, wir haben zusammen gelacht, über alles mögliche gesprochen und waren uns einig das wir wieder gelegentlichen Kontakt wollen. Auch, haben wir uns vorgenommen, uns bald mal wieder zu treffen.

Eine Woche später habe ich Ihr noch eine SMS geschrieben und ein schönes Wochenende gewünscht. Ich hatte damit nicht mehr im Sinn, als es war.

Was glaubst Du, was passiert ist?

Ich habe seit 6 Wochen keinen Ton von ihr gehört?!

Und so richtig keine Ahnung, warum?

Aber, und Du schreibst es selbst - es schmerzt uns, dass unser Ex uns keine Wertschätzung mehr zeigt! Und wir verstehen es nicht, weil wir selbst noch anders darüber denken.

Verändere weiter die Gedanken in Dir selbst! Lenke die Wertschätzung für deinem ExPartner - auf Dich selbst. Versuche Positiv über Dich selbst zu denken! Versuche zu Dir selbst so gut zu sein, wie es Dir möglich ist.

Es dauert sein Zeit, aber irgendwann kommen deine eigenen Gedanken auch in deinem Herzen an! Unsere Gedanken bestimmen unsere Gefühle, es dauert nur eben seine Zeit...

Ich drück Dich und wünsche Dir alles Gute auf deinem Weg!

Liebe Grüße, Gandalf

05.07.2012 19:54 • x 1 #27


M
Lieber Gandalf,

es ist schön, dass du gerade heute etwas schreibst, denn gerade heute habe ich ein kleines Tief.

Doch es ist schon wieder anders als zuvor, weil ich zwar sehr traurig bin bzw. heute einige Momente hatte, in denen ich plötzlich sehr traurig wurde, doch es ist nicht mehr diese aufbäumende Traurigkeit, sondern viel mehr eine melancholische, ruhige, die mich begreifen lässt, wie oft ich noch in Situationen geraten werde, die mich ihn und das, was wir hätten haben können, vermissen lassen.

Ich weiß nicht, was da im Moment passiert und möchte auch gar nicht hinterfragen, doch ich merke, wie sich etwas in mir verändert. Es ist immer noch schwer, doch ich höre auf die Tage zu zählen. Stattdessen denke ich zwar zurück, versuche jedoch gleichzeitig Fuß zu fassen.

Es ist nicht einfach und ich weiß, dass es das noch für eine lange Zeit nicht sein wird. Ich werde noch oft traurig werden, mich immer mal wieder hängenlassen und bestimmt auch noch mal weinen müssen, doch ich versuche sowohl den Schmerz als auch das Neue zu akzeptieren.
Vielleicht nennt man das sich mit der Situation arrangieren, obwohl es oft eher einem Jonglieren gleicht.
Aber vielleicht ist es auch bloß meine Art, meinen inneren Frieden zu suchen.

Wie erging es dir emotional damit, dass sich deine Expartnerin dann doch nicht mehr gemeldet hat?
Auf mich wirkt ihr Verhalten oberflächlich. Sie stellt sich gut mit dir für den Moment und dann ist es doch wieder vergessen. Ich weiß nicht, ob ich das schade finden soll oder nicht, weil ich es einerseits gut finde, dass ihr euch wieder/noch normal unterhalten könnt, doch andererseits hat so eine Begegnung langfristig keinen Gehalt.
Wobei ich mir sowieso nicht sicher bin, ob sowas geht bzw. ob es möglich ist, unvoreingenommen mit jemanden zu reden oder etwas zu unternehmen, wenn man für eine Zeit in seinem Leben so nah beieinander war und mehr als bloß Worte geteilt hat.
Mir steht da oft die Vergangenheit und deren Bedeutung für mich im Weg.

Ich bin noch nicht soweit. Ich schwanke zwischen Ich möchte einfach nichts mehr von ihm hören. und Ach, könnten wir doch noch mal so richtig miteinander reden..
Ich habe also noch nicht aufgegeben oder losgelassen, aber immerhin nehme ich innerlich ein wenig Abstand. In kleinen Schritten...

Einen schönen Abend und auch dir alles Gute,
MaraLou

05.07.2012 20:31 • #28


L
@mara lou

wollte dir nur sagen,das ich deine ausführungen auch immer lese!
du bist also nicht allein!leider kann ich dir wenig helfen und ich
verstehe dich nur zu gut.aber ich lese mit und schreibe dir,
das hilft dir hoffentlich.

05.07.2012 20:47 • x 1 #29


M
Danke, LDG! Ja, das hilft.
Auf manche Fragen kann mir niemand eine Antwort geben und auch mit dem Helfen ist es schwierig, aber meistens tut es einfach gut zu wissen, dass man gehört wird und nicht bloß mit sich selbst redet und Gedanken ins All schießt. Das erweitert mein kleines Universum, indem ich merke, dass es auch noch Menschen außerhalb meines Kopfs und meiner Erinnerungen gibt.
Ich hoffe, dass es dir heute Abend soweit gut geht und wünsche dir eine gute Nacht mit tiefem Schlaf!

05.07.2012 20:53 • #30


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag