@Küstenperle
Sorry, dass ich erst jetzt antworte. Ich war neulich sooooo müde.
Einerseits möchte ich noch einmal klar stellen, dass ich eingeräumt habe, dass es sich hierbei möglicherweise um eine Form von Liebe handelt, die mir verschlossen bleibt.
In meiner Welt ist es tatsächlich ein Denkfehler, sich nicht frei zu strampeln und sich zumindest theoretisch alle Möglichkeiten zu verschaffen, Wunden heilen zu lassen und sich den Raum zu nehmen für ein neues, wenn auch anderes, Leben und vielleicht auch Glück. Wenn man es nie probiert hat, kann man doch gar nicht wissen, ob das Leben nicht noch etwas anderes - vielleicht schöneres - bietet. Es wäre ja auch eine Option zu sagen: Pass mal auf, du hast mir jetzt insb. in den letzten Jahren einiges zugemutet und ich möchte daher jetzt ausprobieren, wie es ist allein zu leben. Vielleicht komme ich zurück. Vielleicht auch nicht - je nachdem, wie sich das bewährt. Und dann wird mal für ein oder zwei Jahre woanders gewohnt und vielleicht stellt sich heraus, dass das gar nicht so schlecht sondern viel besser ist.
Das hat den Vorteil, dass der werte Gatte auch mal genießen darf, wie es ohne Rundumversorgung ist und es umso mehr zu schätzen weiß, wenn man zurück kommt, statt immer die schmutzige Wäsche mit offenen Armen zu empfangen, egal was er sich gerade wieder geleistet hat.
Funktioniert natürlich nur, wenn man in der Lage ist, dass auch mit Überzeugung und glaubwürdig durchzuziehen. Aber wenigstens gedankglich durchspielen kann man solche Möglichkeiten ja mal.
Darüber hinaus:
Elke hat die Chance, ihre Situation zum Positiven zu verändern, indem sie Grenzen setzt. Sie muss nicht mit einem Mann zusammen sein, bei dem sie sich nie sicher ist, ob er sich nicht wieder übermorgen himmelhochjauchzend verliebt und sie wieder mit wehenden Fahnen für einen Jüngling verlässt. Ja, das kann auch passieren, wenn jemand hetero ist. Da würde ich genauso raten, Grenzen zu setzen und dieses Kommen und Gehen nicht länger zu dulden. Je öfter man das tut, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass das immer wieder passiert. Geht ja schließlich.
Elke hat die Wahl, diesem Zustand ein Ende zu machen. Aber sie wählt die Option, dort zu bleiben.
Aus meiner Sicht begrenzt sie sich in ihren Möglichkeiten für die Zukunft, weil sie sich nicht frei macht von dieser Konstellation. Und die Zukunft wird immer kürzer, wie wir wissen.
So, hier hatte ich zunächst noch etwas zu den Konfliktfeldern in meinem Leben geschrieben, aber ich finde, das gehört nicht in diesen Thread. Darum nur kurz:
Natürlich wirken sich Veränderungen nicht von heute auf morgen himmelhochjauchzend aus. Dafür bin ich das beste Beispiel. Wie ich mein Leben wahrnehme oder darüber schreibe, hängt eben auch mit der mir in die Wiege gelegten Schwermut zusammen, auf der ich mich nicht ausruhe, sondern gegen die ich bis hin zum Kontaktabbruch ebenfalls kämpfe, wie Du weißt.
Es gibt es einen weiteren Punkt, mit dem ich einfach ein riesiges Problem habe. Da fehlt mir tatsächlich wirklich das Verständnis. Einerseits so sehr unter der Situation zu leiden, aber nicht alles zu tun, um dieser zu entrinnen, ist für mich nicht nachvollziehbar und ein Ausdruck einer sehr großen Lebenslüge, die einem irgendwann auf die Füße fällt oder einer sehr materialistischer Denke. Das würde ich anders sehen, wenn nicht dieser Leidensdruck wäre. Dann, hey, warum nicht nehmen, was man kriegen kann.
Bei einem Mann zu bleiben, der eigentlich gar nicht mehr mein Mann ist, der mir zwar Blumen mitbringt aber mich im Gegenzug sehr verletzt hat und wieder zu verletzten droht, der zahlt und ich putze, der seine Probleme mit anderen Männern mit mir besprechen will und das, obwohl ich eben nicht ausschließlich freundschaftliche Gefühle für ihn habe, ist für mich neben der Angst vorm Alleinsein o.ä. eben auch er Ausdruck einer sehr materialistischen Denke.
Ich glaube, ein 1-Zimmer-Appartement (oder eine WG) und der Chance auf Genesung und endlich die Wäsche von dem Kerl los zu sein, wäre dem Seelenheil wirklich (!) zuträglicher, statt zu bleiben, zu hoffen und zu bangen, den Haushalt zu schmeißen und dafür in einer neuen Küche und im großen Garten zu sitzen. Gärten gibt es überall.
Geistige und emotionale Gesundheit ist schwerer zu erlangen, wenn man immer in eine Atmosphäre von bestehenden Verletzungen, Misstrauen und befürchteter Zurückweisung bleibt als in räumlicher Unabhängigkeit.
Btw.: Auch ihm würde ich empfehlen, der Situation ein Ende zu machen, denn wie soll er denn so jemals frei im Lieben und Denken und von Schuldgefühlen sein?
Als Alternative sehe ich noch die Möglichkeit, gemeinsam eine Therapie zu machen und zu schauen, wie an ein gutes Miteinander im Alter (denn so sieht Elke sich und ihren Mann ja offenbar) kommen kann, ohne sich gegenseitig zu verletzen.
Elke ist eine kluge, warmherzige Frau, die sicher alles versucht hat, was sie als Handlungsmöglichkeiten sieht. Aber manchmal sehen andere eben noch mehr Optionen.
Letztlich bleibt es ihre Entscheidung.
14.05.2018 08:35 •
x 3 #1122