Du hast jetzt doch schon einige Rückmeldungen bekommen. Meine Überlegungen gehen grundsätzlich in dieselbe Richtung.
Dein Mann war 22, Du 29 Jahre alt, als ihr euch kennengelernt habt.
Er mitten in der Ausbildung, Du versehen mit einem sicheren, gutbezahlten Job. Eine glückliche, angenehme, stabile Situation.
Nächste Station nach 4 Jahren: Ausbildung beendet, Heirat. Weiterhin gute, stabile und unbelastete Situation.
Nach einem weiteren Jahr: das erste Kind. Weiterhin eine gute?, stabile Situation. Was wir nicht wissen: bist Du zu der Zeit schon zuhause geblieben?
Und dann: nach weiteren zwei Jahren das zweite Kind. Dein Mann geht weiter arbeiten, Du bleibst nun definitiv zuhause. Vollzeit-Mami mit dem dazugehörenden Stress. Dann kommt noch Corona, Dein Mann im homeoffice.
Hier nun weiterhin eine stabile Situation (stabil beschreibt immer den wirtschaftlichen Aspekt, ein Haus wurde gekauft, am Anfang noch Urlaub, Reisen, Restaurant; dies geht mit zwei Mini-Kindern einfach nicht mehr). Ob die Situation zu der Zeit noch gut war, wissen wir nicht und Du vielleicht im Nachhinein auch nicht; unbelastet war sie - im Gegensatz zum Beginn eurer Beziehung - nicht mehr (zwei kleine Kinder), und die persönlichen Freiheiten massiv eingeschränkt.
Nun macht sich dies bei Dir bemerkbar. Es gibt eine Vereinbarung: Dein Mann hilft abends (nach der Arbeit) und nachts mit den Kindern und ermöglicht Dir damit Freiraum. Du nutzt diesen und kommst so auch wieder zu Dir. Machst auch Urlaub bei Bekannten.
Vorerst letzter Akt: Du zurück aus dem Urlaub, gestärkt für die Familie, hat er einen neuen Plan entworfen, allerdings diesmal für sich alleine.
Ich habe dies bewußt so im Zeitablauf auseinandergenommen, weil ich finde, man kann eine Entwicklung ablesen.
Und ich fürchte, daß auch die weitere Entwicklung so absehbar ist.
Dein Mann ist noch sehr jung, Du natürlich auch, aber doch entscheidende Jahre und zwei verantwortungsvolle Aufgaben weiter. Natürlich sind das auch seine Aufgaben, versteht mich bitte richtig.
Was ich glaube: ihr habt beide eine gute Ausbildung. Ihr hattet eine wahrscheinlich ungewöhnlich gute Zeit mit Deinem guten Einkommen, Du erfolgreich und selbstbewußt, er mit erleichterten Vorzeichen während seiner Ausbildung, daneben Zeit für viele gemeinsame Unternehmungen, ein vibrierender junger Freundeskreis mit seinen Freunden und andererseits Deine vielleicht schon etwas gesettelteren. Der Weg war klar: Ausbildung abschließen, Jobsuche Deines Mannes, die Hochzeit, dann schon bald Schwangerschaft und auf einmal ein süßer Moppel, der aber auch kräht. Nun ja, Familienplanung war, die Kinder sollen nicht zuweit auseinander sein im Alter, also zweites. Ein Haus, zwei Autos, zwei Kinder, Bilderbuch.
Aber Du hast den Beruf gewechselt und bist auf einmal in einer ungewohnten, für Dich vielleicht nicht so aus- oder erfüllenden (ich unterschätze nicht der Zeit und Nervenaufwand!) Situation. Dies wird Dir alles zu viel, es gibt Absprachen, Erleichterung für Dich (Sport - ohne Deinen Mann, Treffen mit Freunden - ohne Deinen Mann, Urlaub - ohne Deinen Mann ...; es läßt sich aus der Ferne so schlecht einschätzen, verzeih, wenn ich etwas falsch sehe).
Aber auf einmal - habt ihr teilweise einen Rollentausch.
Zusätzlich: versuche rückblickend einzuschätzen, was Du im Alter von 22 bis 29 Jahren gemacht hast. Erst als das fertig was, hast Du Deinen Mann kennengelernt. Er ist nun gerade in dem Alter wie Du warst, als ihr euch das erste Mal gesehen habt.
Und abschließend noch: das verflixte siebte Jahr!
Vorangegangene Ratschläge sind meiner Meinung nach wichtig: alle Kraft zusammennehmen, das ganze Selbstbewußtsein von vor 7 Jahren wieder herauskramen, Konzentration auf die Kinder und dazu Unterstützung (KiTa, Eltern).
Umso selbstständiger (ohne Mann, meine ich), besser geregelt und funktionierend Du diese Lebenssituation meisterst umso besser geht es Dir wieder.
Und wenn überhaupt, ist das der einzige Punkt, der Deinem Mann wieder etwas Vertrauen geben kann, daß er doch nicht vollständig auf sein vorheriges Leben und seine Geliebte, Gefährtin, Freundin ..... verzichten muß. Weil er das nicht möchte (glaube ich zumindest).
Und wenn nicht, schadet es der möglichen Entwicklung in eine andere Richtung auch nicht, wenn Du wieder mehr bei Dir und aufgestellt bist. Du hast dann wieder Kraft, eigene Entscheidungen zu treffen und diese durchzuführen.
Und kurz noch zu Beziehungspause: wer's mag? Ich würde mit einem Kerl nicht weitermachen können als sei nix, wenn anderweitig was gelaufen ist. Sorry, aber das macht doch was kaputt, was für eine wirkliche Beziehung unabdingbar ist. Das ist mein Standpunkt. Gilt nur für mich, jeder ist frei, es anders zu sehen.
Entschuldige die lange Ausführung. Ist bei mir immer so. Ich glaube nie, daß solche Planänderungen aus der Hüfte geschossen werden, da gibt es immer eine lange Vorlaufzeit. Leider.
PS: ihr lebt in der Schweiz, oder war nur Dein Arbeitsplatz dort?
04.01.2021 15:10 •
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