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Mann hat sich total verändert

E
Hallo,
mein Mann und ich sind noch nicht soooo lang verheiratet, kurz nach der Hochzeit bekam er einen schweren Herzinfarkt, seitdem ist er sehr verändert. Dafür habe ich selbstverständlich auch Verständnis, es ist nur so, daß ich mich plötzlich in meinem persönlichen Albtraum wiederfand.
Er ist seither sehr aggressiv, cholerisch, lässt an niemandem ein gutes Haar, hat Probleme mit Kollegen, Freunden, Bekannten, den Nachbarn und uns, sprich mir, seiner großen Tochter und auch unserer Kleinen.
Er ist einfach mit der wahnwitzigen Idee unterwegs, alle müssen sich ändern und sich seiner Arbeitsweise (workaholic) anpassen, da dies ja richtig so ist, wir und die Gesellschaft im allgemeinen bewegen sich zu langsam, sind zu bequem, faul, schaffen nichts.
Gerade wieder drüber gesprochen, er meint er müsse sich doch nicht zurück entwickeln, wir müssen mehr Gas geben.
Ich stehe kurz vor dem Burnout, weil ich seit 2 Jahren versuche das Tempo mitzugeben, durchzuhalten, aber langsam halte ich es nicht mehr aus.
Wir sind total isoliert, alle versuchen ihn möglichst zu meiden.
Ich weiß eigentlich gar nicht was ich jetzt hören will.
Hab mich nebenbei auch noch fremdverliebt, keine Sorge, alles harmlos, nichts gewesen und wird auch nicht sein, bin loyal meiner Familie gegenüber, aber es fällt mir mittlerweile schwer.

Geht es jemandem ähnlich? Kann mich jemand aufbauen?
Nicht wundern über spätes Antworten, mein Tag wird minutiös verplant. Muß ja was bei rumkommen

03.06.2020 13:24 • #1


unbel-Leberwurst
Zitat von Elfie81:
Er ist einfach mit der wahnwitzigen Idee unterwegs, alle müssen sich ändern und sich seiner Arbeitsweise (workaholic) anpassen, da dies ja richtig so ist, wir und die Gesellschaft im allgemeinen bewegen sich zu langsam, sind zu bequem, faul, schaffen nichts..


Dann ist der nächste Infarkt doch nur noch eine Frage der Zeit...

Und wie wehrst Du Dich dagegen?
Warum gehst Du sein gewünschtes Tempo mit?

03.06.2020 13:32 • x 1 #2


A


Mann hat sich total verändert

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CaveCanem
Zitat von Elfie81:
alle müssen sich ändern und sich seiner Arbeitsweise (workaholic) anpassen, da dies ja richtig so ist, wir und die Gesellschaft im allgemeinen bewegen sich zu langsam, sind zu bequem, faul, schaffen nichts.


Tritt in den Hintern.

Kollektiv streiken.

Keinen seiner Pläne je umsetzen oder auch nur anschauen.

Und ihm mal servieren, dass er den Infarkt WEGEN seiner Haltung zur Arbeit hat.

Und dass, wer in die Arbeit flüchtet und dieser einen Stellenwert über anderen Menschen einräumt

a) ein großes Problem mit sich selbst hat
b) dieses behalten darf
c) das sein zu lassen hat, die Umwelt zu terrorisieren
d) rausfliegt, wenn er sowas nochmal tut

Er ist seiner eigenen Sterblichkeit begegnet. Ihm dürfte aufgefallen sein, dass er noch soooo viel machen wollte.

Und jetzt probiert er, noch mehr in den Tag zu quetschen, als reinpasst.

Und wo seine Ressourcen ausgeplant sind benutzt er die Familie.

Ab in Therapie mit dem. Nach Infarkt ENTschleunigt man, sonst ist man irgendwann tot.

Depp, das. Sorry. Mannometer.

Aber warum lasst Ihr Euch das gefallen?
Warum seht Ihr zu, wie der sich umbringt?

Soll er halt mal was toben!

Beim nächsten Ausbruch geh in die Küche, hol seine Lieblingstasse, lass sie ihm vor die Füße fallen.

Dann frag ihn, ob Du ihm sonst noch irgendwie helfen kannst.

Ruhig bleiben. Stirn bieten. Wäre mein Tipp.

WARUM um Gotteswillen machst Du das mit? Das ist irre! Er selbst ist schon kaputt. Du machst Dich kaputt. Bzw lässt Dich kaputtmachen.

03.06.2020 13:36 • x 3 #3


DieSeherin
ein schwerer herzinfarkt ist für die meisten ein traumatisches erlebnis, das sie aus den gewohnten bahnen reißt. gerade männer setzen sich danach aber selten damit auseinander, sondern versuchen mit noch mehr energie und arbeit zu beweisen, dass sie absolut unverändert leistungsfähig sind!

hat er denn einen arzt, mit dem du mal darüber sprechen könntest, wie du da intervenieren könntest?

03.06.2020 13:41 • x 1 #4


I
Wie alt ist denn dein Mann?
War er schon vorher ein 'Workoholic' ?
Mich wundert, dass der Infarkt für ihn keine Warnung war sondern offenbar das Gegenteil in ihm bewirkt hat.
Hatte er eine Reha?

03.06.2020 13:51 • #5


unbel-Leberwurst
Zitat von CaveCanem:
Ab in Therapie mit dem. Nach Infarkt ENTschleunigt man, sonst ist man irgendwann tot.


Mich überrascht auch, dass er weiter auf der Überholspur leben will.
Die mir bekannten Fälle haben (wenigstens anfangs) deutlich Tempo rausgenommen.

Problem:
Wenn er sich als nicht therapiebedürftig ansieht, wird er auch keine machen.

03.06.2020 13:54 • x 1 #6


CaveCanem
Es sei denn, seine Umwelt verweigert endlich mal die Coabhängigkeit.

03.06.2020 13:56 • x 1 #7


unbel-Leberwurst
Zitat von CaveCanem:
Es sei denn, seine Umwelt verweigert endlich mal die Coabhängigkeit.


Hm, das kann den Prozess zur Selbsterkenntnis natürlich beschleunigen, muss aber nicht.
Aber dann ist ihm schlicht nicht zu helfen

03.06.2020 13:58 • #8


D
Dein Mann tut mir zwar Leid, aber es ist ja sein Wunsch, früh zu sterben, deshalb gilt es das zu akzeptieren.

Was Dich betrifft: Warum lässt Du es zu, dass er den Takt der Trommel schlägt? Warum akzeptierst Du ihn als Einpeitscher und Vorantreiber?
Es muss Dir ja irgendwie gefallen, sonst würdest Du nicht fleissig mitmachen?

Ich würde mich, wenn er anfinge zu predigen, demonstrativ mit Entspannungs-Musik auf den Ohren und einem guten Buch auf die Couch legen.
So für 5-7 Wochen. Fürs Erste.

03.06.2020 15:16 • x 2 #9


E
Ehrlich gesagt, haben wir die Kämpfe schon durch, ich hab es aufgegeben, es gibt immer mal wieder Phasen der Erleuchtung in denen es gut läuft und dann kommt ein Stressfaktor und er dreht wieder an....
Mich hat es auch gewundert, daß in der Reha keine Psychotherapie gemacht wurde, aber es war so... In Arbeitsdingen war er immer so, in Familie und Freizeit nie...

03.06.2020 16:27 • #10


K
Mein Vater hatte mit 35 seinen ersten Herzinfarkt. Von dem Moment (bis heute) haben wir die von Dir beschriebene Hölle erlebt, weil meine Mutter dem keinen Einhalt gebieten konnte. Es herrschte eine Atmosphäre der Angst vor dem nächsten unkontrollierten und niemals sachlich logischen cholerischen Ausbruch. Immer waren und sind an allem die Anderen Schuld.

Es folgten weitere Infarkte, Bypass-OPs, das Setzen von Stents und ein ewig langer physischer und psychischer Leidensweg für alle.

Heute weigert er sich, einen Herzschrittmacher zu bekommen, weil er Angst und genug von OPs hat. Folge: ewige Thematisierung seiner Gesundheit.

Mein Bruder und ich haben beide Schäden fürs Leben davon getragen, was das Führen von Beziehungen und das Bedürfnis nach Handlungssicherheit angeht. Als Kind durfte ich meinen Vater nie aufregen, war ja schlecht für sein Herz. Also machte ich Missbrauchserlebnisse mit mir selber aus.

Willst Du so etwas den Kindern nicht antun, mach ihm sehr deutlich klar, dass Du gehst, wenn er sich keine professionele Hilfe sucht.

03.06.2020 17:57 • x 4 #11


CaveCanem
Zitat von Elfie81:
Ehrlich gesagt, haben wir die Kämpfe schon durch, ich hab es aufgegeben, es gibt immer mal wieder Phasen der Erleuchtung in denen es gut läuft und dann kommt ein Stressfaktor und er dreht wieder an....


Du lässt Dich umbringen.

Hör auf damit, Mensch! Das war fast tödlich für ihn.

Jetzt wird es eng für Dich.

03.06.2020 18:50 • #12


E
So ihr Lieben,
ich hab jetzt umgeschaltet... Ich gehe jetzt nur noch gegenan.... Für unsere Beziehung scheint das zu funktionieren, zwischen uns läuft es deutlich besser, allerdings ist es für mich total anstrengend...
Ich hoffe einfach, daß es mit der Zeit doch ein Einsehen gibt, wenn ich es ihm immer wieder vorhalten und mich nicht unterbuttern lasse....
Ich liebe ihn und wir haben schon so viel zusammen durch....
Ich hoffe das wird was... Ein befreundeter Arzt sagte mal ganz lapidar, der ist so gestrickt, dem kannst du höchstens Beruhigungsmittel unterjubeln, sonst ändert sich da nix...
Ich bin gespannt...

22.06.2020 21:15 • #13


CaveCanem
Lass ihn doch mal gucken, ob Marathon ihn zahmer kriegt. Der braucht was um sich auszupowern.

22.06.2020 21:25 • #14


E
Marathon, mit 5 Stentswohl eher walkender Weise

22.06.2020 21:34 • x 2 #15


A


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