Zitat von Pfeifchen: Aber dass er mir nicht sagte, wie schlimm er es empfand, das wurmt mich. Das ist schon irgendwie der Beginn der Unehrlichkeiten.
Jioah, das kann man so sehen. Im Prinzip ist das doch die Grätchenfrage bei allen Geschichten. Man kann es aber wohlwollender sehen und sagen: Es ist oft auch ein Nichtkönnen, eine offene Partnerschaftskommunikation zu führen- überhaupt klar und wahrhaftig mit dem Gegenüber zu kommunizieren. Und auch ich, der sich auf seine Kommunikation mit seinem Umfeld eigentlich einbildet, das ganz gut hinzukriegen, schaffte es erst heute, nach 10 Jahren (oder so) seinem Bruder zu sagen, dass das selbst gemachte Quittenbrot bei uns keiner isst, und wir so jedes Jahr ein Beutelchen im Geschenk hatten. Überlege mal, so eine Kleinigkeit- die Familie meines Bruders mag das Zeug gerne und gibt uns gerne etwas ab, weil sie denken, sie tun uns etwas Gutes, und wir haben nicht den Mut, klar zu sprechen.
Wieviel schwieriger ist es, mit seinem Partner so klar und offen zu sprechen, wohlwissend, dass manches, was man zu sagen hat halt auch verletzend sein kann, oder man weiß es sogar, dass dem so ist.
Weiterhin ist es eine menschliche Eigenschaft, nicht schuldig dazustehen. Es ist so viel leichter und bequemer, die Verantwortung abzuschieben- wenn Du die Schuld trägst, dann bin ich ja unschuldig und mir geht es gut.
Wie Du richtig feststellst, seid ihr beiden kein Paar mehr. Solange ihr die Scheidung und ihre Folgen fair über die Bühne bekommt und eine gute Elternebene aufbauen könnt, ist es eigentlich schon recht gut.
Ich verstehe aber, dass Du für deinen eigenen Abschluss und Frieden Antworten möchtest. Immerhin hast Du den Menschen geliebt, hast mehrere Kinder mit ihm und ein gemeinsames Leben aufgebaut. Das bedeutet, dass auch er Dich geliebt haben wird.
Von daher ist an Dir als Partnerin gar nichts Schlimmes, was dazu geführt hat, dass Du ihn von Dir entfernt hast, es ist auch seine Entwicklung, die ihn von Dir entfernt hat. Zieh Dir bitte nicht den Schuh an, dass -überspitzt- Du daran die Schuld trägst, dass er fremdgehen musste. Das war alleine seine Entscheidung. Es war seine Verantwortung Dir zu sagen, dass ihm ein Schuh drückt. Hat er nicht. Seine Verantwortung.
Und wenn er nun sagt, das war alles ganz schrecklich mit Dir- dann ist das seine Wahrnehmung und hat erst einmal nichts mit Dir zu tun. Du bist das Pfeifchen, eine ganz tolle Persönlichkeit mit ihren Ecken und Kanten, und ihren tollen Eigenschaften. Das, was Dich einfach ausmacht. Da ist gar nichts Schlimmes dran. Natürlich machst Du Fehler- Du bist ein Mensch!
Und die Antworten auf Deine Fragen, Widersprüche, die andere als normale Schwierigkeiten in einer Beziehung sehen- ja mei, das ist doch auch normal- weil wir Menschen nun einmal so sind, und die kritischen Themen überall gleich sind:
Wertschätzung, S., Ordnung, Konsumverhalten.... Nur- bloß, weil etwas typisch ist, heißt es nicht, dass jeder es auch als Lappalie sieht. (Im Gegenteil- wenn man es nicht schafft, diese Probleme anzugehen und gemeinsam zu lösen, wird die Partnerschaft scheitern.- aber das führt hier zu weit)
Auch da, wird es Dir besser gehen, wenn Du den Versuch, Dir die Schuld zu geben endgültig bei ihm lassen kannst.