Manischer Freund macht plötzlich Schluss!

Vor etwa 2 Monaten habe ich (21) einen netten jungen Mann (24) übers Internet kennengelernt und seit etwa einem Monat sind wir ein Paar.
Bis vor etwa 3 Wochen, ging alles ganz gut, er war sehr liebevoll und hat gesagt, dass er wegen mir immer mehr Selbstbewusstsein hat, was ich als positiv aufgefasst habe, doch jetzt deutet das auf den Anfang seiner Manie hin.

Nun wurde er vor etwa zwei Wochen überraschenderweise in eine Psychatrie zwangseingewiesen, von seinem Arbeitgeber aus, mit Polizei, weil er angeblich eine Psychose hatte.
Er wird dort medikamentös behandelt, ist aber krankheitsuneinsichtig.
Es deutet alles bei ihm auf eine Manie hin. Früher hatte er lange depressive Phasen.
Das ist das erste mal wo er in eine Psychiatrie muss.
Der Arbeitgeber hat angeblich die Polizei gerufen, weil er irgendwelchen Grössenwahn und eine grosse Selbstüberschätzung an den Tag gelegt hatte.
Ich habe ihn gestern besucht und er hat ohne Punkt und Komma über alles mögliche gequatscht, er beteuert, dass es ihm gut geht und die Medikamente bei ihm nichts bewirken. Er meinte, dass alle Arbeiter in der Psychiatrie Schauspieler sind und dass uns überall Kameras beobachten, mit 14 Spionen dahinter.
Ausserdem soll er angeblich das neue Werbegesicht seines Arbeitgebers werden, deshalb stecken sie ihn hier hin.
Auch hat er fremde Menschen auf der Strasse einfach angequatscht, was nicht seine Art ist, er war allgemein sehr aufgedreht.
Mir war sein Verhalten unangenehm und machmal hat er mich bei unserem Gespräch auch nachgeäfft, und allgemein war er wie ausgewechselt.

Er muss bis Mitte Juni dort bleiben, und seinen Arbeitsplatz wird er wahrscheinlich auch verlieren, was ihn im Moment aber nicht zu stören scheint.
Er schrieb mir die Tage davor aus dem nichts, dass er mich schützen will.
Ich habe ihm gestern auch Geschenke mitgebracht, worüber er sich sehr gefreut hat.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, hat er mir geschrieben, dass er auf Wolke 7 schwebt, aber etwa eine halbe Stunde später, dass er eine Beziehungspause braucht. Sein Grund war, dass er sich auf die Champions League konzentrieren will.
Also ganz lächerlich und als ich ihn darauf ansprach ob er das ernst meint, sagte er dass er doch Schluss machen will und wir Freunde bleiben können.
Allgemein war er sehr gereizt am Telefon und meinte, dass es nur diesen Grund gibt.
Es ist eine schwierige Situation für mich, weil ich erkenne ihn nicht wieder und reden kann man mit ihm auch nicht vernünftig.

Ich hoffe ihr könnt meine Situation verstehen und wollte fragen, ob man die plötzliche Trennung mit seiner Manie erklären kann.
Und denkt ihr so eine Beziehung hat eine Chance, obwohl er uneinsichtig ist und die Medikamente ihm nicht helfen?
Ich weiss dass wir beide noch jung sind, aber ich glaube ich werde niemals wieder so einem einzigartigen Menschen über den Weg laufen, und sein jetziger Zustand ist ja nicht das eigentliche er.

Lauf. Lauf so schnell du kannst. Ich habe Erfahrungen mit manisch-depressiven (neuerdings bipolare affektive Störung)) Menschen. Um meine Ärztin zu zitieren: das ist für Angehörige die schlimmste aller Erkrankungen in dem Bereich. Sie hat über 20 Jahre Berufserfahrung. Solange er in der Manie ist, wirst du nicht an ihn rankommen. Keine Chance. Er nimmt grade alles viel extremer wahr und kennt keine Grenzen. Das kannst du nicht nachvollziehen. Was du beschreibst ist typisch für die manische Phase. Er wird derzeit nichts von aussen annehmen, nur sich und seiner Wahrnehmung vertrauen. Lies sich auch mal in einschlägigen Foren ein.

Du kannst ihm weder helfen noch retten. Mach nicht den Fehler zu glauben, dass du oder genug Liebe das kann. Unbehandelt und nicht eingestellt, sind diese Menschen unberechenbar und sehr verletzend, ohne dass sie es böse meinen. Es gibt leider auch viele, die auf Lithium nicht anschlagen und selbst wenn - die Nebenwirkungen sind nicht ohne.

Lauf und schütze dich! Ansonsten bist du ganz schnell auf der depressiven Seite und selbst kaputt. Es gibt erkrankte Menschen mit denen kann man (behandelt und eingestellt) eine Partnerschaft führen - dafür muss man aber stark genug sein, sich abgrenzen können und auch mal den Partner verletzen. Ich glaube nicht, dass du das leisten kannst. Dafür bist du zu jung und wahrscheinlich auch zu unerfahren. Das mache ich nicht nur am Alter fest. Ich glaube von 100 Menschen, kommen im sozialen Umfeld, geschweige denn Partnerschaft, 5 bis 10 Menschen damit klar. Und das ist eine sehr optimistische Schätzung.

Zitat von OvoSara:

Und denkt ihr so eine Beziehung hat eine Chance, obwohl er uneinsichtig ist und die Medikamente ihm nicht helfen?
Ich weiss dass wir beide noch jung sind, aber ich glaube ich werde niemals wieder so einem einzigartigen Menschen über den Weg laufen, und sein jetziger Zustand ist ja nicht das eigentliche er.

Wieso ist er einzigartig? Das kannst nach 2 Monaten doch noch gar nicht beurteilen. Demnach weisst ja auch gar nicht was Ereigentlich ist. Und klar hat das ne Chance....wenn Du bereit bist das alles mitzumachen...aber mal ehrlich...Beziehungspause wegen Champions League...pfft....alberner gehts ja nicht

Ich habe selbst die gleiche Diagnose wie Dein Freund und glaube, ich kann ein bisschen mitreden. Ich habe in einer manischen Phase mistgebaut, die Depression kam aber sehr schnell um die Ecke und hat das erledigt.

Dein Freund muss es behandeln mir Psychotheraphien, im Krankenhaus und danach ambulant.
In dem Zustand wie Du ihn beschreibst muss er die verdammten Medikamente nehmen, die tatsächlich sehr schwer erträglich Nebenwirkungen haben können.

Wenn er sich besinnt und sich helfen lässt, würde ich die Gespräche und Besuche mit ihm nicht abbrechen lassen.
Dann kann auch Eure Partnerschaft irgendwann wieder stabilisiert werden. Mit den Medikamenten sogar relativ schnell.

Aber aus meiner Erfahrung ist hier viel Skeulation von uns Fohrungsteilnehmener dabei.

Kannst Du ein Angehörigengespräch haben, mit den behandelten Ärzten? Wie sie die Lage sehen?

Auf gar keinen Fall lass Dich anstecken mit einer Depression. Das geht, wenn er Dich nur lange genug mies behandelt.

Wenn Dir das schreiben hier im öffentlichen Forum nicht angenehm ist schick mir eine PM, kann auch gerne unter 3 Augen weitererzählen.

Ich glaube einfach, sie ist zu jung und unerfahren für so eine Partnerschaft. Das kann sie definitiv nicht wuppen, da sie auch noch in der Persönlichkeitsbildung steckt. Um ehrlich zu sein ist es ja so, dass es keine wirkliche Partnerschaft ist. Sie kennen sich seit 2 Monaten. Sowas fällt bei mir unter kennenlernen.
Ja, Angehörigengespräche sind wichtig, aber sie ist eigentlich keine.

Zitat von TinTin1980:

Um meine Ärztin zu zitieren: das ist für Angehörige die schlimmste aller Erkrankungen in dem Bereich

Das hat mir der Chefazt in meiner Klinik auch mehrfach eingebleut und erschreckenste Gescichten erzählt, wo Menschen mit meiner Störung nicht Familie völlig zerstört habe. Mit Aufklärung jetzt wird sich das hoffentlich verbessern. Ich habe jetzt eine Schublade voller Phasenmedikamente und meine Angehörigen passen auf mich auf, falls ich manische Anzeichen zeigen würde.

Zitat von TinTin1980:

Lauf. Lauf so schnell du kannst

Kann ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Ich leide selber unter dieser bipolaren Störung, es hat Jahre gedauert, mit Medikamenten Ruhe reinzubringen. Für Familie und Freunde war es der blanke Horror, ich weiß zum Glück so gut wie nichts mehr.
Um das durchzustehen, musst du schon extrem belastbar sein und richtig einstecken können.
Ich würde die Finger davon lassen, egal wie hart es auch ist

Tja was soll ich sagen. Meine beiden Frauen in den beiden fiesen Phasen Anfang zwanzig haben schnell einen neuen Mann gesucht, der Normal war.

Mich hart das extrem schwer getroffen, trotzdem beglückwünsche ich die Frauen zu ihrer Entscheidung.

Zumal wenn wie in diesem Fall noch gar kein Krankheitsinteresse da ist.

Ich glaube auch nicht, dass dir klar ist, worauf du dich einlässt. Das ist kein Schnupfen, der vorbei geht. Ich durfte Erfahrungen im engeren Umfeld mit diesem Krankheitsbild sammeln - und alle PartnerInnen, die das versuchten, landeten selbst über Jahre in psychologischer Behandlung. Ausnahmslos. Sei da bitte realistisch und überschätze dich nicht.