Hallo Manfredus,
ich habe meine Geschichte nun noch einmal nieder geschrieben. Leider ist diese (sowohl hier als auch vor allem in real) sehr lang geworden… Aber wenn man einmal schreibt, sprudelt es wieder aus einem heraus.
Hier meine Geschichte:
Ich bin jetzt seit 14 Monaten getrennt (seit April letzten Jahres), auch erst im Guten, nach 5 1/2 Jahren. Dann fassten beide Seiten den Beschluss, es noch einmal mit einander zu versuchen, nachdem ich gerade dabei war es zu akzeptieren, nach zwei Monaten, meine Sachen holen wollte, gab er den Anstoß. Dann begann die nach außen hin geduldige Warterei meinerseits, bis Oktober. Bis dahin nur intensiver Schreibkontakt, Treffen wurden verschoben, ich war diejenige welche immer fragte. Er derjenige welcher, der immer sagte, dass er mich zurück wolle, aber in seinem momentanen Zustand nicht gut für mich wäre. Ende Oktober hielt ich meinen Zustand dann nicht mehr aus und fragte ihn erneut, aber dies mal etwas bestimmter und ob wir uns in diesem Jahr überhaupt noch sehen würden, oder erst noch ein weiteres halbes Jahr an Zeit vergehen würde. Er meinte, er wisse es nicht, er hoffe es (obwohl es ja in seiner Hand lag…). Ich bin natürlich aus allen Wolken gefallen, weil er mir, nach über einem halben Jahr, nicht sagen konnte, wie es weitergehen soll... Er brach dann einfach den Kontakt ab, reagierte nicht mehr. An meinem Geburtstag Ende November schrieb er mir dann. Er wünschte mir alles Gute und viel Spaß in meinem Leben. Auf meine Antwort keine Antwort mehr. Ich schrieb ihm am nächsten Tag an seinem Geburtstag auch, bis auf ein „Dankeschön“ und auf die Frage wie es ihm gehe ein „Gehe so“ dann auch nichts weiter von ihm.
Seitdem versuchte ich nun weiter damit klar zukommen. Schrieb' ihm noch eine lange Mail ohne Antwort seinerseits und holte dann nach Weihnachten meine Sachen, die er, wie von mir (schriftlich) (eine Antwort folgte nicht) vorgeschlagen, vor die Tür stellte. Es fehlte jedoch einiges, weshalb ich ihm schrieb. Plötzlich die erste Antwort seit langem von ihm, er wollte nachsehen. Auf meine Frage, wieso nun alles so kam, ein Ich weiß es nicht seinerseits, er brauche noch Zeit, auch wenn er schon so viel hatte. Dann wieder Funkstille.
Ich habe sowas in meinem Leben noch nie erlebt und konnte diesen Kontaktabbruch kaum ertragen.
Je einen Kontaktversuch habe ich dann im Februar und Ende März noch gestartet. An Valentinstag hatte ich ihm eine Kleinigkeit in den Kasten geworfen (wie bekloppt im Nachhinein). Nach zwei Tagen bedankte er sich, nachdem ich ihm geschrieben hatte. Im März schrieb ich ihm einfach so, und es kam wieder nichts, sodass ich nun wirklich anfing zu akzeptieren, dass es so ist wie es ist, weil ich mich entscheiden musste, ob ich noch so weiter machen oder in allen anderen Bereichen wieder klar kommen möchte, ohne andauernde Weinkrämpfe. Irgendwann ist man diesen Zustand so Leid...Ich habe dann wie von selbst Strategien entwickelt, wieder raus zu finden, mich vor zwei Monaten begleitend aber auch nach einer Therapeutin umgesehen, weil ich aus einer tagelangen Heulkrampfschleife nicht herauskam, nachdem es mir eigentlich langsam besser ging. Mehrmals hatte ich darüber nachgedacht mir Hilfe zu suchen, es dann in Momenten der Besserung aber leider wieder verworfen, die weise Voraussicht fehlte, dass es ja in ein paar Monaten schon wieder anders sein könnte (man kennt das ja von sich noch gar nicht), wenn ich eh erst einen Termin hätte.
Bis vor drei Wochen ging es mir in Millimeterschritten täglich besser. Mit der Zeit stellt sich da im Kopf etwas um, ich durfte erfahren, man lernt, wenn auch nur mühselig, den Blick auf sich zu richten. Der Weg ist, zu sich selbst zu finden. Nun ja, vor drei Wochen meldete er sich dann an Herrentag, angeblich nicht betrunken. Ich antwortete ihm leider, weil ich so nicht bin. Wir haben zwei Stunden geschrieben, es tat ihm Leid usw., er wollte viel ändern und sich bald bei mir melden. Er hätte sich eingeredet, er wolle nicht mehr, er hasse sich selbst. Er wolle wieder Teil meines Lebens sein... Im Grunde war es wie ein Dejavue... Aber ich war ziemlich stolz auf mich, weil ich sehr souverän und mit viel Abstand geschrieben habe, auch dass ich ihm nicht böse bin, er seine Gründe gehabt haben wird. Ich habe ihm sogar gedankt, dass er mir nun Antworten gegeben hat. Er fiel aus allen Wolken, dass ich dabei bin abzuschließen. Ich schrieb ihm aber auch, dass wir uns gern mal treffen könnten. Er meinte, dass er sich darüber sehr freuen würde.
Die ersten paar Tage danach, war ich erstaunlich ruhig, sagte mir immer wieder, dass er sich eh nicht melden wird. Was er dann auch nicht tat...Leider schrieb ich ihm dann ein paar Tage später, beim Nachtangeln, (die Stimmung rief das in mir hervor) weil ich es nicht mehr aushielt. Ich fragte ihn, ob es doch nur der Alk. war, der aus ihm sprach. Dann schickte ich ihm auch noch ein Lied. Eine Antwort gab es nicht. Am nächsten Tag war wieder die bekannte Hilflosigkeit und Verzweiflung zurück. Ich schrieb ihm noch mal, entschuldigte mich für das Lied, erklärte ihm den Grund des Schickens, hoffte, dass er diesen nicht falsch verstanden hatte. Ich zeigte mich glaube beinahe unterwürfig. Dann schrieb ich noch mal, wieso er so sei, was ich ihm getan hätte, wieso er nicht wenigstens antworten könne, dass er doch schrieb, sein Verhalten wäre feige und unfair gewesen, und er sich nun wieder so verhalte. Am nächsten Tag hatte ich das erste Mal Wut, auf mich, aber auch endlich mal auf ihn, vorher habe ich ihn innerlich immer noch in Schutz genommen, mir Gründe zurecht gelegt, dass er vielleicht einfach nicht anders konnte. Plötzlich holte mich dann alles wieder ein, nachdem ich doch schon so weit gekommen war. Man selbst sieht die Schritte gar nicht, die man bereits aus eigener Kraft gegangen ist. Es ist wirklich erstaunlich, was die Hormone so mit einem machen, ohne dass man es steuern kann. Von ihm kam wieder keine Antwort. Ich rate allen, den Kontakt nicht zu suchen, es geht einem danach hundertfach schlechter. Ich hatte das Gefühl, das Gesicht vor mir selbst verloren zu haben, weil ich an Herrentag so souverän schrieb und dann, anderthalb Wochen später, ganz gegenteilig und verzweifelt und ihm zeigte, wie es mir damit geht, was ich nie mehr wollte. Nur diesmal habe ich diesen Zustand dann sehr schnell, noch an diesem Tag beendet, nachdem ich mich wieder mal Auf Arbeit kaum konzentrieren konnte. Ich habe ihm dann nach der Arbeit, ein letztes Mal geschrieben und um die restlichen Sachen gebeten, ihm geschrieben, dass ich ihn ab sofort wieder in Ruhe lasse sowie Alles Gute. Dann habe ich ihn in einer letzten Community gelöscht.
Das ist nun schon wieder über zwei Wochen her und ich gewann seitdem langsam wieder Abstand. Zudem versuchte ich nun noch einmal erneut, mir egal sein zu lassen, dass er mir meine Sachen nicht zurückgibt, was nicht leicht war. Ich ging jeden Tag mit einem mulmigen Gefühl an den Briefkasten, mit dem Gedanken, eine Abholkarte der Post würde darin liegen. Doch leider war das bis dato nicht der Fall und wieder zermatert es mir meinen Kopf, weil ich dieses Verhalten nicht verstehe...
Letzten Sonntag/ Montag fiel ich in meinem Loch dann noch einmal ein paar Meter weiter.
Ich saß auf Arbeit, 19:30 Uhr, musste meinen Urlaub wieder wegarbeiten und wollte, kurz bevor ich ging, noch mal nach E-Mails gucken. Leider ging ich auch auf sein Profil und erschrak, denn er hatte ein neues Bild von sich gepostet. Das was mich so unendlich traurig war, war die Tatsache, dass ich diesen Menschen nicht mehr erkannte. Zuletzt hatte er sein Bild vor einem Jahr geändert. Vergleicht man diese beiden Bilder, so sieht man zwei unterschiedliche Menschen. Diese Feststellung hat mich so dermaßen fertig gemacht, dass ich kaum losgehen konnte. Ich habe erst einmal versucht mich zu beruhigen, um mit halbwegs normalem Gesicht in eine Bahn steigen zu können. Die ganze Nacht hatte ich dann zu tun. Mein Hirn zermaterte sich wieder, wieder eine Endlosschleife. Und dann schrieb ich ihm, um 2 Uhr nachts... Ich schrieb ihm, dass mich sein Bild so schockiere (ja ich zeigte ihm auch noch, dass ich noch immer nach ihm sehe:(), dass es solch eine Leere ausstrahle. Ich fragte ihn, was mit ihm passiert sei, wo er sei. Ich schrieb ihm, dass mich alles noch immer so unendlich traurig mache, dass ich dachte, bereits weiter zu sein, bis wieder nichts mehr von ihm kam seit Herrentag. Und ich schrieb, dass ich trotz allem noch immer wenigstens im Guten mit ihm auseinander gehen wolle. Dass ich ihm danke, für die gemeinsame Zeit und ihm alles Liebe wünsche, dass er glücklich ist oder wird. Ich ihn nochmals bitte, mir meine Sachen zu schicken. Und ich doch bloß endlich halbwegs klar kommen wolle.
Vorgestern, an dem Tag danach, habe ich dann bewusst die Reißleine gezogen, und bin zu Hause geblieben. Ich habe mich die ganzen Monate bis zu diesem Zeitpunkt nicht krankschreiben lassen, weil meine Kollegin genau zur Trennung im April ging, wegen Elternzeit, und ich seitdem für zwei Personen arbeitete. Vorgestern wusste ich aber, dass alles andere nicht gut wäre, habe auf Arbeit angerufen und bin wieder ins Bett. Für einen Arzttermin am Nachmittag habe ich mich dann aufgerafft. Seit gestern geht es mir schon wieder viel besser.
Ich bin diesmal viel schneller aufgestanden und denke, dass der Zustand der Hilflosigkeit und Ohnmacht und Trauer auch mit jedem Mal kürzer wird. Nun kämpfe ich weiter und meine Gedanken verändern sich auch immer weiter merke ich. Nachdem ich dann hier noch meine Meinung kundtat und Menschen traf, die selbiges Ziel haben, geht es mir wiederum stetig besser. Das Verhalten, zu sagen was mich stört, lebe ich seit diesem Jahr auch auf Arbeit. Offenheit. Und ich beginne, an mich zu denken. Ich sehe endlich positive Erfahrungen und Entwicklungen an mir selbst und schöpfe daraus Kraft. Am Dienstag nicht zur Arbeit gegangen zu sein, war das Beste was ich machen konnte. Andernfalls hätte ich mir monatelange, harte Arbeit, endlich wieder als halbwegs normal angesehen zu werden, zunichte gemacht. Ich ging Mittwoch hin, ohne meinen Absturz auch nonverbal jedem zeigen zu müssen:).
Ich versuche nun Kraft zu schöpfen, aus meinen bisherigen Erfahrungen, aus der Erinnerung an den Zustand, den ich erreicht hatte, bevor er mir wieder schrieb. Und ich versuche, das Positive in allem zu sehen, denn ich weiß nun wieder, was mir wichtig ist im Leben und was ich mir wünsche. So langsam meine ich auch so etwas wie Hoffnung zu erhalten, aber erstmalig seit langem eine ganz andere Hoffnung. Nämlich nicht die, dass er sich noch einmal meldet, sondern die Hoffnung, dass ich irgendwann wieder, vielleicht sogar erstmalig, in mir ruhe und zu mir finde, auch ohne Partner und dennoch irgendwann jemanden finde, der zu mir passt.
Liebe Grüße
die Schwalbe
27.06.2014 22:20 •
x 2 #478