Also ehe hier nun die großen Enttäuschungen und Muttergütegefühle losberechen, gestehe ich lieber gleich: NEIN, ich habe natürlich nicht wirklich Angst vor Frauen! Von mir sind im Lauf des Lebens mehr oder weniger alle Angstgefühle abgefallen, und gerade vor Frauen hatte ich auch nie Angst. Warum sollte mann auch?
Ich neige etwas zur Satire, ohne jemanden damit absichtlich in die Irre führen zu wollen - nur glaube ich immer, es sei so formuliert und besmilt, daß es auch als satirisch erkennbar sei.
Ich hoffe, damit ist auch Deine Frage, @sonne-5273 , beantwortet. Tut mir leid, wenn Du deshalb etwas in Zweifel geraten bist!
Allerdings ist es durchaus wahr, daß es Frauen gibt, die in gewisser Weise verschlingend sind, so wie es Männer gibt, die ebenfalls keine Grenzen kennen und eine Frau an sich reißen wie ihren Besitz. Frauen sind hier eher subtiler und manipulativer, Männer hingegen meist machtvoller und direkter.
Ich halte beides für einen ziemlich dreisten Übergriff, gegen den man sich auch zur Wehr setzen sollte, wenn es das erträgliche Maß überschreitet. Sonst blüht einem nichts anderes, als daß man vollends unter die Räder kommt, und mit Beziehung und Austausch oder gar Liebe hat das für mich dann nichts mehr zu tun.
Bei Dir, @sonne-5273, scheint es halt so zu sein, daß Du solche Übergriffen von Deiner Mutter erlebt hast, und dann entsteht sozusagen natürlicherweise eine Abwehr und Abneigung dagegen.
Ja, die Generation vor uns, die Kriegsgeneration, war allgemein doch noch deutlich verstockter, in allem. Wenn Emotionen überhaupt gezeigt worden sind, dann vor allem zwei: Wut und Trauer. Aber von Liebe war weit und breit nichts zu sehen, und wäre Liebe nicht etwas, das ganz natürlicherweise irgendwann hervorbricht, sondern müßte man sie durch Nachahmen erlernen, würde es wohl sehr düster aussehen.
Auch über S. ist ja das vollkommenste Stillschweigen gewahrt worden. Lange Zeit hatte man gar keine Ahnung davon, daß es so etwas überhaupt gibt und geben darf , und wir mußten uns als spätere Kinder noch gegenseitig aufklären. Wobei es auch zu der einen oder anderen Fehlinformation gekommen ist. Zunächst (und das ist jetzt kein Witz, darauf muß ich ausdrücklich hinweisen!) waren wir z. B. der Überzeugung, Kinder würden aus dem Darm geboren werden, also gleichsam - nein, das wage ich nicht auszusprechen - werden. Wobei es uns jedoch ein Rätsel war, wie es die Babys schaffen, so lange im Darm zu bleiben und darin heranwachsen zu können, ohne nicht zuvor, etwa bei einem Durchfall, bereits, sagen wir, geboren zu werden. Zumindest hat dann einmal ein Freund, der um ein Jahr älter und damit natürlich auch wissender war als wir Übrigen, das Geheimnis gelüftet, wie Kinder überhaupt entstehen: nämlich indem der Vater heimlich drei Tropfen Urin in die Suppe der Mutter gibt. So einfach geht das! Wir waren richtiggehend erleichtert , weil mir damals ja nicht ahnten, was da in Wahrheit auf uns zukommt! .
Und auch den Unterschied zwischen Frau und Mann haben wir zu gegebener Zeit untereinander ganz selbstständig festgestellt. Klar war, daß bei der Frau etwas fehlt. Aber klar war auch, daß offenbar gerade das Fehlende eine enorme Anziehungskraft besitzt, wie immer es das überhaupt geben kann - Magie wahrscheinlich.
Diese Zustände damals erklären nun wohl auch, daß unsereins lieber gleich im Wald lebt, weitab von allem Fehlenden .
@pferdediebin
Was dachtest Du, das zu den Männerträumen gehört? Verschlungen zu werden? Naja, auf s...eller Ebene mag das auch zutreffen. Aber wenn das ganze Leben verschlungen wird, stelle zumindest ich mir das nicht gerade traumhaft vor.
Das, was Du schreibst, ist eben das Dilemma: Daß die Menschen jeden natürlichen Umgang miteinander (oder auch mit der Natur) verlernt haben, sowohl was Partnerschaft, als auch, was die Kinder betrifft. Es ist alles schon heillos verkopft, und viele stopfen immer mehr und mehr von diesem ganzen Wahnsinn, was nun gut, was falsch sei, in sich hinein und verwirren sich dadurch immer noch mehr.
Ich weiß gar nicht: Kann noch jemand umschlungen unter den Sternen stehen und nichts denken, sondern einfach fühlen? Oder rattert es da immer gleich im Köpfchen, ob das nun womöglich ein narzisstischer Angriff sei oder ob das auch ewig andauere oder ob man so viel Gefühl überhaupt zulassen dürfe usw.?
Und ebenso ergeht es mir mit diesen ganzen Theorien zur menschlichen Seele (die es in einem wissenschaftliche Sinne ja nicht einmal gibt), den Verhaltensweisen und den entsprechenden Diagnosen.
Worauf es doch ankommt, ist, kann ich mit etwas leben oder nicht, macht mich etwas glücklich oder unglücklich, baut es mich auf oder ab, bringt es Entwicklungen mit sich oder zerstört es mich.
Abgesehen einmal von den echten schweren Psychopathen, die unter Umständen nicht nur lästig, sondern auch lebensbedrohlich werden können, geht es doch lediglich um Verhaltensweisen oder auch Gesinnungen, psychische Muster, Anlagen, Emotionen usw., die entweder gedeihlich oder schädlich sind. Sind sie, für einen selber als Partner, schädlich, dann steht es einem in letzter Konsequenz ja frei, sich zu trennen. Man muß sich nicht beleidigen, niedermachen, bevormunden, beschränken, mißbrauchen, aller Energie berauben lassen, und macht man es dennoch, dann sollte man eben nicht bei diesem bösartigen Partner suchen, an welcher Störung oder Abartigkeit oder Defizitstruktur der leidet, sondern viel sinnvoller ist es, sich selber zu erforschen, warum man sich das alles bieten läßt (andernfalls besteht nämlich auch die Gefahr, daß man es sich beim nächsten Mal wieder bieten läßt).
Du schreibst etwa von Komplementärnarzissmus.
Ich glaube, man muß hier bedenken, daß jede Beziehung hochgradig auf Komplementarität beruht, auch wenn das großteils auf unbewußten Mustern beruhen mag. Ansonsten nämlich käme es erst gar nicht zu einer Beziehung, nicht einmal zu einer Anziehung. Ein Mensch, bei dem man mehr oder weniger nichts Komplementäres instinkthaft wahrnimmt, interessiert einen gar nicht, zumindest nicht als Partner.
Das heißt, wenn man nun in der realen gelebten Beziehung am Partner dieses und jenes Verhalten wahrnimmt, das einen nicht gefällt, das auch etwas Schwerwiegenderes ist und man sich dennoch nicht lösen kann, dann wäre man gut beraten, sich zu überlegen, welches Verhalten, welche Anlage zu diesem störenden oder auch unaushaltbaren des Partners komplementär ist. Denn das liegt dann in einem selber vor.
Opfert man sich etwa auf, stellt den Partner dauernd auf den Sockel, unterstütz man ihn in seinem Streben bis aufs Äußerste, auch wenn man dabei nahezu zusammenbricht, pusht man ihn, läßt man ihm soviel Energie zufließen, wie es nur geht, ordnet man sich ihm willenlos unter, usw., so fehlt es einem, oft bei durchaus vorhandenem Ehrgeiz, selber wohl am nötigen Selbstbewußtsein, so daß man versucht, gewissermaßen in seinem Licht mitzuglänzen.
Aber all das sind Dinge, die man nur in sich selber verändern kann (nachdem man sie zunächst einmal aufgespürt hat). Jede destruktive Beziehung ist eine Quelle der Erkenntnis. Mehr sogar, als eine konstruktive. Dessen sollte man sich bewußt sein. Denn nur dann ist Entwicklung möglich.
Aus diesem Grund halte ich es eben nicht für gar so sinnvoll, sich über Gebühr mit irgendwelchen Diagnosen und Benennungen zu beschäftigen. Wie gesagt, geht es dabei um Verhaltensweisen, die es schon seit Ewigkeiten gibt, und irgendwelche Umetikettierungen ändern nichts an den Verhaltensweisen. Wenn einen ein anderer Mensch schwerwiegend zusetzt, dann ist es völlig gleich, ob man den nun einen Narzissten oder einen eitlen und selbstsüchtigen Spinner nennt. Das Einzige, das wirklich interessieren sollte, ist, was einen selber daran angezogen hat, wo hier die Hunde in einem selber begraben sind. Denn nur diese kann man auch verjagen.
Ein wieder anderes Problem ist aber auch, daß der Raster der Normalität immer enger wird. Der Mensch soll heute nur noch funktionieren, ganz berechenbar, ganz brav, so wie ein Taschenrechner (in der Wirtschaft und Gesellschaft sowieso, aber zunehmend auch im privaten Umfeld). Und jede kleinste Abweichung, alles, was die Produktivität und den Mitmachwillen in diesem Irrenhaus stört, wird als pathologisch, zumindest als auffällig angesehen. Und das halte ich für eine echte Tragödie, eine immer weiter hochgezüchtete Monokultur, der, weil sie die das reale Menschsein gar nicht mehr berücksichtigt, wohl bald und auch hoffentlich die Puste ausgeht. Wer braucht denn einen solchen menschlichen, immer schön gestutzen und geputzten englischen Rasen? Erst die Vielfalt macht Welt und Leben interessant. Deshalb halte ich es wirklich für höchst bedenklich, wenn immer mehr pathologisiert wird (was ja nur das Ziel der Ausmerzung, verbunden glücklicherweise mit dem Vorteil der Ausbeutung, verfolgen kann).
Wenn man etwa hört, daß sich die Hälfte der Bevölkerung (und oft auch schon Kinder und Jugendliche) völlig überfordert fühlt, ausgebrannt, sinnentleert und gleichzeitig die Verschreibung von Antidepressiva und Beruhigungsmitteln drastisch und kontinuierlich zugenommen hat, dann sagt das eigentlich schon alles.
Der Mensch ist einfach seines Lebens beraubt und gilt nur noch als Humankapital als etwas Brauchbares. Daß das zu einer maßlosen psychischen und emotionalen Verelendung führt, wundert zumindest mich gar nicht. Und wie man nun die einzelnen Erscheinungen dieser Verelendung nennt, die sich am Induviduum zeigen, spielt ja nicht einmal eine sekundäre Rolle.
04.08.2017 02:56 •
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